Re: Von Potsdam nach Basel

von: Radschabe

Re: Von Potsdam nach Basel - 20.06.12 21:53

Tag 6, Ried im Innkreis – Melleck, 131 km
Das Motel hatte natürlich auch etwas Gutes. Es gab ein sehr gutes Reichhaltiges Frühstück. Begleitet wurden meine Tage morgens und abends durch meinen Weltempfänger. Mit Ö3 hatte ich genau den Sender, den es braucht, um die gute Laune oben zu halten. Das musste einfach mal gesagt werden. Auch heute entwickelte sich wieder ein sehr welliger Tag nach Km 797 meiner Tour wurde ich dann mit einem ersten Blick auf die Alpen belohnt. Endlich rückte das Ziel in greifbare Nähe. Zusätzlich an diesem Sommertag gab es die wirklich traumhaft schöne Ortdurchfahrt von Salzburg. Ich war wirklich begeistert, weil man es fast nicht besser machen kann. Ein paar Fotos später ging es weiter Richtung Deutschland. Der erste Alpenberg stand nun genau vor mir. Was würde mich erwarten? Als erstes mal ein Anstieg unten hinter Fürstenbrunn mit 22 %. Nach ca. 150 Metern schieben wurde es flacher und ich nahm das Ding in Angriff. Wieder kam ein Rennradler daher und begleitete mich bis oben und ein Stückchen bei der Abfahrt. Er wusste auch genau wo „mein“ Weg dann weitergehen würde. Ich fand es immer toll, wenn Leute das Gespräch mit mir suchten. Das gab an diesen langen Tagen immer ein gutes Gefühl. Ein paar Km weiter hatte ich noch mal ein ähnliches Erlebnis. Der Radweg, der nun durchs Deutsche Eck führte, war nicht immer ganz einfach, aber auch wieder sehr schön verkehrsarm. Wenig später kam dann das, was die Wetterberichte angekündigt hatten. Unwetter brauten sich am Himmel zusammen. Hier hatte ich dann das Glück des Tüchtigen. Ein älterer Radler lud mich ein, zu sich mitzukommen. Dort konnte ich im Gästehaus übernachten. Sie wohnten direkt an der Grenze und das Haus lag wunderbar an der stillgelegten Bundesstraße. Hinter dem Haus plätscherte das Bächlein. Es war eines der Highlights meiner Fahrt, ein toller Ort für eine Übernachtung.





























Tag 7, Melleck – Hall in Tirol, 140 km

Wie vom Wetterbericht schon seit Tagen vorhergesagt sollte es heute ein richtig schöner Regentag werden. Dazu kam dann noch der Umstand, dass praktisch 20 Grad kälter waren als noch am Vortag. Trotzdem ging ich wieder voll motiviert an den Start. Ich konnte mich am morgen noch von meiner Gastgeberin verabschieden und dann ging es los. Außer den etwas kalten Fingern ging es zunächst gut voran. Bis ich nach Söll kam. Dort führte der eigentlich wunderschöne Radweg in eine Sackgasse. Wegen Bauarbeiten an einer Brück ging es nicht weiter. Man hatte eine Umleitung eingerichtet. Hier hätte ich mein Zeug einen steilen Wanderweg hochwuchten müssen. Darauf verzichtete ich und suchte mir einen anderen Weg. Das ganze kostete mich so einiges an Nerven und Zeit. Dann ging es weiter und am Nachmittag erreichte ich den Innradweg. Ab dem Zeitpunkt konnte ich endlich mal wieder eine Weile flach durchs Land radeln. Alles war schick und das Wetter wurde besser. Jetzt sah man sogar wieder den ein oder anderen Radler. An einer vom Inn überfluteten Unterführung überlege ich kurz und denke mir, so tief wird es schon nicht sein. Tja, auf einmal war ich mit meinem Fahrrad einen halben Meter im Wasser. Na toll, hatte man durch den Regenschutz sich extra die Füße gut trocken gehalten, war das nun alles hinfällig. Ich fuhr dann noch bis Hall und quartierte mich dort auf dem Zeltplatz ein. Später fischte ich mir aus dem Altpapiercontainer noch eine alte Zeitung für die Schuhe und legte eine Flasche warmes Wasser zu den Füßen in meinen Schlafsack. So wurde alles wieder gut.
















Tag 8, Hall in Tirol - Pettneu am Arlberg, 117 km

Heute sollte das Wetter sich wieder von seiner besseren Seite zeigen. Zwar hingen in den Bergen oft noch dicke Wolken. Aber für mich ging es ja durch das Inntal. Und da war alles Paletti. Ich genoss es, mal wieder ein bisschen flach dahinradeln zu können. So oft war das bisher ja nicht der Fall. Ich bewunderte die Landwirtschaft, die hier durch Vielfältigkeit bestach. Hier bekommt man all das im Anbau zu sehen, was man dann auch im Supermarkt findet. In Brandenburg sehe ich immer nur Raps, Getreide und Mais. Ein Stückchen begleitete mich heute eine Radlerin und wir hatten ein schönes Gespräch. Kurz vor Imst wurde dann der Radweg wellig aber auch fürs Auge noch interessanter. Nach einer Verpflegungspause in Imst ging es dann weiter in Richtung Arlberg. Wie geht es eigentlich meinem Rad? Nunja, zugegeben, seit diesem Tag war klar, dass das Mittlere Kettenblatt nicht mehr zum festen Antreten geeignet war. Ein Wechsel war unausweichlich. Aber nicht jetzt. Ich stellte mich darauf ein und fuhr noch Vorsichtiger. Für die Berge brauchte ich es ja eh nicht. Ich kam noch ein Stück gut voran und fand dann in Pettneu einen Zeltplatz, den mein Navi nicht kannte. Dort traf ich noch 2 Holländer, die ebenfalls mit dem Rad in die andere Richtung unterwegs waren. Mein Kocher war heute so gnädig und gönnte mir noch mein Abendessen. Dann ging nix mehr. So gab es Tee heute bei meinen Zeltnachbarn. Für mich war klar, jetzt muss Ersatz her.