Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen

von: lutz_

Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen - 12.09.12 18:05

Nach dem "Ruhetag" mit Campingplatzumzug, Stadtbummel in Susa und abendlicher Animation fällt es uns nicht leicht morgens früh um 6:30 Uhr aufzustehen, aber wir wollen schließlich den 8 Uhr Shuttlebus von Oulx nach Susa erwischen.
Heute darf das Zelt nochmal stehenbleiben, wir wollen mit leichtem Gepäck über die Assietta-Kammstraße. Dir ursprüngliche Planung von Susa Richtung Col de Finisterre und weiter über die Kammstraße nach Sestriere war uns als Etappe zu heftig und die Möglichkeit mit dem Shuttlebus ohne einen Schweißtropfen zu vergießen nach Sestriere zu kommen war doch sehr verlockend. Also radeln wir am frühen Morgen die paar Kilometer nach Oulx, schlagen uns beim Bäcker die Bäuche voll und warten vor dem Bahnhof auf den Shuttlebus. 10 Minuten nach 8 Uhr werden wir langsam nervös und fragen uns, ob der Bus doch in der Stadtmitte hält? Gerade als wir die Hoffnung schon aufgegeben haben biegt der Bus doch noch um die Ecke. Die Räder werden auf den Anhänger gehoben, zwei Bügel über Vorder- und Hinterrad geschoben und mit Spanngurten befestigt. Dann geht es nach Cesana Torinese. Dort steigen wir in den Bus nach Sestriere um, also Räder abladen und wieder aufladen. Dafür haben wir um 9:15 Uhr bereits 1000 Höhenmeter "geschafft" und befinden uns in Sestriere. Sestriere liegt in über 2000 Meter Höhe und war Austragungsort der alpinen Wettbewerbe bei den Winterspielen von Turin 2006. Hier beginnt bzw. endet die über 35 Kilometer lange Assietta-Kammstraße bis zum Col de Finisterre. Die Straße führt als Schotterpiste über mehrere Pässe stets in Höhen über 2000 Meter über den Assietta-Kamm, der das Valle Susa und das Vae Chisone voneinander trennt. Tief unten im Val Chisone sind die Skisprungschanzen von Pragelato zu sehen.
















Während am frühen Morgen fast nur Mountainbiker auf der Kammstraße unterwegs sind kommen nach und nach auch die motorisierten Kollegen aus den Löchern. Geländewagen unterschiedlichster Ausstattung vom Kübelwagen bis zum High-End-SUV vollgepackt mit Familien mit Picknickkörben und viele Motorräder sind unterwegs. Am Denkmal für die Assietta-Schlacht kehren wir um. Auf dem Kamm haben sich im Jahre 1747 Zehntausende Soldaten gegenseitig die Köpfe eingeschlagen, da der Weg durch die Täler nach Osten durch stark befestigte Forts versperrt war. Also wählten die vorrückenden Franzosen den Weg über den Bergkamm. Dieser wiederum war durch die Piemontesen bereits besetzt und teilweise befestigt worden. Unvorstellbar, wie hier oben vor über 250 Jahren Krieg geführt worden war.












Wir fahren zurück zur Abzweigung der Strada dei cannoni. Hier führt uns ein schöner Wanderweg hinunter Richtung Valle Susa. Bis zur Waldgrenze mit schönen Blicken und dann steil hinab zum Weiler Montagne Seu. Ab hier ist der Wanderweg durch den Parco naturale de Gran Bosco für Mountainbikes gesperrt und wir halten uns selbstverständlich an dieses Gebot. Also bleibt nur den Höhenweg nach Montfol und über Sauze de Oulx hinunter ins Susatal. Dort lassen wir den Tag bei einem weiteren Eisbecher (könnte man sich dran gewöhnen), gemütlichem Kochen und Quatschen mit den Enduro-Nachbarn ausklingen. Die Kinderdisco setzt erst ein, als wir gegen zehn Uhr schon im Zelt liegen...

Andere Länder, andere Sitten! ;-)