Re: Vom Altai zum Baikal über die Mongolei

von: dcjf

Re: Vom Altai zum Baikal über die Mongolei - 05.01.13 13:11

Nun geht es mit der ersten Mongolei-Woche weiter.
Erst einmal müssen wir da aber rein.

Erste Mongolei-Eindrücke

An sich haben wir vor dem Übergang nicht so viel Respekt, wie andere. Wir hatten am Vortag ein Kiwi-Pärchen getroffen, welche noch eine kleine Ehrenrunde hier radelten, da ihre in die Mongolei bestellte Felge noch etwas Zeit brauchte (eine Felge hatte Risse und beim Basteln ist ihnen auch noch der Ring, der die Kasette anzieht kaputt gegangen). Die hatten sich schon mehr den Kopf um die Grenze gemacht, weil man mit dem Rad da bekanntlich nicht rüber kommt. Die Beschreibung von ihrem Grenzübertritt im Nachhinein auf ihrem Blog liest sich auch so, als ob das ein ganz grosses Highlight war. Nun ja, je näher wir auf die Grenze zukommen, desto mehr hoffen wir auf Verkehr, weil irgend jemand muss uns ja mitnehmen. Der erste LKW hat keine Lust, aber schon das nächste Fahrzeug, ein Uazik mit Pritsche, nimmt uns mit. Wir sitzen hinten samt Rädern unter der Plane. Aber wir hätten gar keinen Stress machen brauchen, an der Grenze warten schon ein paar Fahrzeuge auf die Öffnung. Insgesamt verzögert es sich noch etwas, zumal Ausländer noch an anderen Orten zur Immigration müssen. Als wir schliesslich im Inneren der Abfertigung sind, wollen die russischen Rechner auch nicht mehr, so dass es noch etwas dauert bis wir auf der Pritsche weiterfahren dürfen.
Die Russen waren recht korrekt, im Gegensatz zu den Mongolen, welche uns vorne und hinten das Geld rausziehen wollten. Im Niemandsland (es sind 25 km zwischen den Posten) wird noch ein LKW-Fahrer abgesetzt, der Reparaturmaterial für seinen dort liegenden LKW holen war.
Am Eingangstor der Mongolen werden wir abgesetzt, unser Fahrer hatte wohl genug Zeit um sich bei Kollegen zu erkundigen, was man für den Mitnahmedienst verlangen kann, er versucht es erst einmal mit dem Taxipreis von Kosh Agatsch bis Ölgi, aber wir geben ihm nur so viel, wie uns fair für die Strecke erscheint und nach ein paar Mal Nachhaken ist er zufrieden damit.
Bevor wir rein dürfen sollen wir erst einmal ein Formular ausfüllen, ausserdem will der Wachmann eine Art Eintrittspreis. Das Formularausfüllen wird zur Qual, da hier Myriaden von kleinen Sandflies herumfliegen. In Russland hatten wir die nicht und versuchten sie zunächst zu Ignorieren, jedoch beissen diese, solange man ihnen zu viel Zeit gibt. Wir waren also froh, als alles ausgefüllt war und wir auch ohne zu Zahlen rein durften. Drinnen ging es dann weiter, einer der Beamten wollte Geld für das Ausfüllen eines Formulars, mit ein bisschen Warten ging der Betrag immer weiter runter, so dass es wohl keine offizielle Gebühr war. Als Nächstes ist das Geldwechseln dran, zuerst wollen wir gar nichts wechseln, nachdem die Beamten jedoch meinen, dass heute Samstag die Bank nicht offen hat, gehen wir doch drauf ein. Der Kurs ist grottenschlecht und wenig später können wir dennoch in der Bank wechseln, wir mussten nur im Dorf die zuständige Frau ausmachen.

Wir sind froh als wir das Grenznest verlassen können und freuen uns auf die erste echte Piste der Reise, allerdings ist es oft angenehmer kleine Wege neben der Piste zu nehmen. Die Landschaft ist so, wie man sich die Mongolei vorstellt, Wiese, Hügel und ab und an eine Jurte (bzw. ein Ger, wir haben uns aber an den Begriff Jurte gewöhnt). Als wir nach ein paar Stunden beim nächsten Ort sind, wollen wir uns dort auch um Wasser kümmern, einen Brunnen sehen wir nicht, weshalb wir nachfragen. Und prompt führt uns ein Dorfbewohner zu sich nach Hause und füllt uns von seinen Vorräten die Flaschen auf. Er zeigt uns sogar einen Stein, mit dem er das Wasser desinfiziert. Zur Sicherheit geben wir trotzdem noch unser Certisil dazu. Auf dem Weg aus dem Dorf heraus verfahren wir uns etwas und müssen querfeldein auf die richtige Route fahren/schieben. Wir verlassen bald wieder die Hauptpiste, zum einen um abseits einen Zeltplatz zu finden, zum anderen weil wir für den Folgetag eine Alternativroute eingeplant haben. Am Abend bekommen wir noch Besuch von ein paar neugirigen Hirtenjungen, die wohnen auch der Reparatur des Wasserfilters bei. Die ist ziemlich nötig, da wir hier ja nicht immer auf sauberes (klares) Wasser stossen werden und nicht immer wählerisch mit der Wasserwahl sein können. Die defekte Kartusche wird daher mit Zweikomponenten-Uhu geklebt und über dem Kocher erhitzt, um den Kleber schneller härten zu lassen. Das ganze klappt zu unserer vollen Zufriedenheit, schon am folgenden Tag können wir den Filter brauchen.

Im Niemandsland der Grenze

Der mongolische Grenzort

mongolische Landschaft

Besuch
Die eigentliche Piste geht hier von Tsagannur zum Achitnur in östlicher Richtung und dann dem Achit Nur entlang nach Süden, also ein ziemliches Eck. Zudem soll es teils recht sandig werden. In alten Russenkarten haben wir auch Pfade gesehen, welche direkt nach Südosten an den Ausfluss des Achit Nur führten, diesen Wegen wollten wir folgen. Wir folgen daher erst einmal einigen Fahrspuren einen See entlang, bis diese steiler einen Gebirgszug hoch gehen. Hier verzweigen sie sich etwas, aber es hat noch genügend Spuren, welche in Richtung unseres GPS-Tracks gehen. Oben wird es so steil, dass wir schieben müssen, doch dann haben wir es auf das Hochplateau geschafft, auf dem die Piste wieder gut fahrbar weitergeht. Es ist wundebar zu fahren, zumal hier lauter kleine Blumen der Landschaft eine zarte Färbung einhauchen. Zwischendurch treffen wir sogar einmal auf eine Jurte und als wir einen Abschnitt eher weglos nehmen kommt uns noch einmal ein Hirte mit seiner Kuhherde entgegen. Wir folgen einem Trockental, welches uns wieder ins Becken des Achit Nur bringt, den man in der Ferne schon glitzern sieht. Anstatt zum See runter, fahren wir lieber weiter oben eine Querung weiter, welche wohl eine alte Piste ist. Es hat allerdings kaum frische Spuren. Dafür ist die Landschaft besonders reizvoll mit ihren freigewitterten Felsen. Als wir uns wieder in Richtung Hauptpiste zubewegen fängt leider der Sand an, ab und an muss geschoben werden, am längsten direkt am Ausfluss vom Achit Nur, wo auch einige Jurten stehen. Da es nach Regen aussieht stellen wir uns bei der Brücke etwas unter und filtern Wasser für den Abend.
Nach wenigen Kilometern wird dann einfach neben der Strasse das Nachtlager aufgeschlagen, ein Bus mit neugierigen Insassen hält noch für einen Plausch, doch dann ist Ruhe.

Am Morgen vor dem ersten Pass

Auf der Hochebene

Blumenwiese

Einsame Gegend

Querfeldein zum Achit Nur

Auf Nebenstrecken nach Naranbulag

Am nächsten Tag geht es in die erste grössere mongolische Ortschaft, Khovd (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen grösseren Khovd). Dort ist die Auswahl beim Einkaufen gar nicht so schlecht und auch Wasser ergattern wir am örtlichen Brunnen (nachdem uns erst jemand zum dreckigen Fluss geschickt hat).
Wir folgen nun wieder einer kleineren Piste mit wenig Verkehr, eine Flussquerung ist dabei, aber problemlos (dieses Jahr habe ich von einem deutschen Motorradfahrer erzählt bekommen, dass es unmöglich war über den Fluss zu kommen, zu viel Wasser). Ein Jeep kommt uns entgegen, es sind UN-Mitarbeiter aus Ulan-Bator, welche uns noch ein bisschen vom schweren Leben der Leute hier erzählen. Nach einem Pass geht es zu einem See herunter, wir wollen uns eine Gegensteigung sparen und müssen daher teils weglos am Ufer entlang schieben. Hinter dem See kommt wieder ein Pass, hinter dem wir dann den Weg etwas verlieren, bzw. wir fahren einfach unserem GPS-Track nach, doch die Piste ist schon seit Jahren nicht mehr befahren worden, dennoch rollt sie sich gut. An einer grünen Wiese wird Abend gemacht, die Abendstimmung ist wie so oft in der Mongolei super. In der Ferne hören wir noch einen LKW, der scheint auf der richtigen Piste unterwegs zu sein.
Diese erreichen wir morgen auch wieder und fahren in Ömnögov ein. Dort überrascht uns ein ziemlicher Schauer, so dass wir Unterschlupf in einem Vorraum eines Jugendcenters suchen. Nach einer Stunde warten geht es weiter nach Ölgi (wieder ein anderes, als das bekannte Ölgi). Das ist ein grösseres Zentrum hier, mit grosser Schule und auch einer Tankstelle. Die Tochter der Besitzer ist hier auf Urlaub und spricht ganz passabel Englisch, endlich wieder jemand, mit dem man sich unterhalten kann. Von Ölgi wollen wir weiter nach Naranbulag, dazu muss aber auch erst einmal die richtige Piste in die Berge gefunden werden. Sie ist wieder sehr einsam, dafür gibt es nach Überwinden des Bergkammes eine Stromleitung, welche den Weg weist. Die Abfahrt ist super, es geht immer leicht bergab und rollt sich gut. Die Landschaft wird allerdings immer trockener. Naranbulag ist noch weit und so schlagen wir unser Zelt mal wieder neben der Piste auf.

Khovd

Flussquerung ohne Probleme

So ein grosser Baum ist selten

Hirte

Hier führen verschiedene Wege zum Ziel

Es sieht nach Regen aus

Am Ölgi Nur

Im Anstieg hinter Ölgi

Stromleitung als Wegweiser

Dem Khargas Nur entlang
Am nächsten Tag zieht es sich noch etwas bis Naranbulag, wo wir noch einmal Grosseinkauf machen, da es nun länger versorgungsfrei durch die Halbwüste gehen wird. Es hat sogar Bäume im Ort! wir sind nun wieder auf eine Hauptstrecke, von Norden führt diese ab Ulangom hierher. Dementsprechend hat die anschliessende Piste dem Khargas Nur entlang auch ziemlich viel Wellblech und ab und an überholt auch mal ein LKW oder Kleinbus. Der See ist abflusslos und daher auch eher salzig. Hier in der Gegend muss man mit Trinkwasser aufpassen und daher holen wir an einer besonderen Quellstelle auch nochmal ordentlich Nachschub. Diese Stelle ist kurz vor einem alten Hotel, man sieht am Abhang oben schon viel grün und einen recht ausgetrampelten Pfad nach oben. Aber so viel Arbeit hätten wir uns gar nicht machen müssen, hinter dem Hotel ist auch noch einmal ein Bach, den die Piste quert und die Nacht verbingen wir auch an ein paar kleinen Tümpeln.
Erst am nächsten Tag ist es dann kritischer mit Wasser. Die Piste führt noch ein bisschen den Khargas Nur entlang und am Ende des Sees hat es zwei Restaurantjurten, bei denen einige LKWs halten. Als wir dort nochmal nach Wasser fragen, werden wir zu einem Sumpfloch geführt, in welches schon allerlei Insekten gefallen sind und das auch einen eher modrigen Geruch verbreitet. Als Notreserve nehme ich eine Flasche davon. Zu allem Übel platzt uns auch noch der Apfelsaft und Dina darf ihren gesamten Tascheninhalt trocknen. Hinter den Jurten sollte nun unsere gewünschte Piste abgehen.
Es gibt hier im Norden vor allem 2 Radlerhauptrouten, die eine geht von Ulangom ostwärts nach Mörön, die andere ist die Piste von Naranbulag ostwärts. Hinter dem Khargas Nur soll diese allerdings nicht so spannend sein und zudem ist Wasser selten, sowie kein Ort zu erwarten. Daher hatten wir mal wieder die Russenkarte konsultiert und wollen vom Khargas Nur gegen Süden zu einer anderen ostwärts führenden Piste. Dort wird es auch Dünen haben und ein bisschen mehr Bergland, was die Sache abwechslungsreicher machen sollte. An der Restaurantjurte ist die Route zwar bekannt, sie scheint aber sehr wenig befahren zu sein.

Zum Glück sind die Schiebestrecken hier noch kurz

Naranbulag

WC

Es hat wieder Verkehr

Der Khargas Nur

Quelle

Das Grün ist verschwunden