Re: Vom Altai zum Baikal über die Mongolei

von: dcjf

Re: Vom Altai zum Baikal über die Mongolei - 15.01.13 16:07

Nun gibt es die nächste Mongoleiwoche im Schnelldurchgang. Im ersten Post des Blogs habe ich noch eine Karte mit der Route eingefügt, welche auch mit den Einträgen verlinkt ist.

Durch die Wüste nach Urgamal

Einen Kilometer hinter der Restaurantjurte machen wir Mittagspause, dummerweise ist der Saft in Dinas Tasche aufgeplatzt und die Ortliebs halten dicht. So wird der gesamte Inhalt über ein paar dürre Büsche zum Trocknen gelegt. Wir versuchen ein bisschen was vom Schatten dieser Büsche abzubekommen.
Dank GPS verlassen wir die Hauptpiste und folgen einer Nebenstrecke. Zunächst rollt es sich super über eine Tonebene. Dann folgt ein Anstieg, welcher immer wieder von sandigen Abschnitten unterbrochen ist, welche uns zwingen zu schieben oder im Schritttempo zu fahren. Da in der Russenkarte ein Brunnen eingezeichnet ist, halten wir nach ihm Ausschau. Die Brunnen heute früh waren allerdings trocken. Es hat tatsächlich einen Brunnen, wenn auch an anderer Stelle und er führt Wasser. Sogar ein Eimer liegt bereit, samt Schnur. Damit holen wir das kühle Nass nach oben, es ist klar und kalt. Gefiltert wird trotzdem, es hat allerhand Insekten reingeblasen. Damit sollten wir genug Wasser für morgen haben.
Der Weg wird nicht leichter und so schlagen wir an einer angedeuteten Passhöhe unser Lager auf. Ziemlich einsam ist die Piste hier, erst um Mitternacht werden wir aus dem Schlaf gerissen, als ein beleuchtetes Auto an unserem Zeltplatz vorbei fährt.
Vom Pass aus fällt die Piste nun fast unmerklich ab, am Anfang hilft das noch ein bisschen, später wird die Piste immer tiefer und wir lassen ein wenig Luft aus den Reifen. Das verhindert nicht jede Schiebestrecke, aber vielleicht bringt es ja trotzdem etwas. Während wir gestern noch über das Wellblech der Hauptpiste geschimpft haben, freuen wir uns heute darüber. Denn wo im Sand Wellblech ist, kommen wir meist noch ohne Schieben voran, wenngleich langsam und oft kurz vor dem Umfallen. Am Vormittag treffen wir dann die ersten Touristen seit der Grenze. Und was für eine Menge, eine Gruppe französischer Rentner auf ihrer Tour von Paris nach Ulan-Bator ist mit 14 Fahrzeugen unterwegs, welche an uns in 1er oder 2er Gruppen vorbeiziehen und meist halten. So bekommen wir noch ein bisschen Orangensaft aus dem Kühlschrank und Mineralwasser, leider ist kein Cola dabei. Nach einer Stunde ist das letzte Fahrzeug vorbei, komische Art in einer Gruppe zu fahren. Die Strecke wird monotoner, daher ist ein weiterer Brunnen eine willkommene Abwechslung, leider ist er trocken. als wir am Nachmittag einen Jeep in weiter Entfernung sehen, denken wir zuerst an die Franzosen, doch er entpuppt sich als einheimischer Jeep, der einen Haufen Jugendlicher zum Khargas Nur transportiert. Sie scheinen grosses Mitleid mit uns zu haben, sie deuten auf den Boden, was wohl heissen soll, es kommt noch mehr Sand. Dafür bekommen wir sogar eine grosse Pepsi von ihnen geschenkt. Leider sollen sie Recht behalten, wir hatten es schon fast vermutet, auf der Karte sind Dünen eingezeichnet. Die können schon was mit Sand zu tun haben. so mühen wir uns noch den ganzen Nachmittag auf der sandigen Piste ab und sind froh, als wir am Abend das rettende Ufer erreichen, hier fliesst ein wunderschöner Fluss am Rand der Dünen. Entsprechend belebt ist es hier, viele Jurten stehen herum und auch viel Vieh.


Wilde Kamele?

Trockener Brunnen

Gut rollende Tonebene

Dieser Brunnen hat Wasser

Hier ist Schieben angesagt

Übernachtungsplatz, um Mitternacht kommt noch das erste Fahrzeug

Die Franzosen kommen

Leider sehr mühsam heute

Die passen alle in das Fahrzeug

Geschafft, Zeltplatz am Flussufer

Am Mongol Els entlang

In der Früh geht es zunächst nach Urgamal, wo wir erst auf die Ladenöffnung warten. Hinter dem Ort löst sich Dinas Gepäckträger vollständig, so dass wir den erst mal wieder fixieren müssen. Dann folgen wir einer Piste immer dem Fluss und den Dünen entlang. Leider nehmen wir wohl eine falsche Abzweigung und folgen einem kurz vorher durchgekommenen LKW. Das führt wieder ziemlich in den Sand. Ein bisschen können wir auf die grüne Ufervegetation ausweichen, bis der Weg dann wieder den Hang rauf geht. Zum Glück zieht, wie gestern, wieder Regen auf, vor dem wir uns in den Velosack verkrümmeln. Dafür sind danach die sandigen Abschnitte deutlich besser zu fahren, feuchter Sand trägt besser. Übernachtet wird wieder im Anblick der Dünen, hier sind sie noch spektakulärer, ein richtiges Dünenmeer. Der nächste Tag wird wieder mühsam und hält so manche Plage parat. Während ein steiler Berg noch das übliche Radlerbrot ist, folgt wieder Sand. Der nächste Ort nach Urgamal ist zwar in Sicht, doch die Strasse scheint hier einen ziemlichen Umweg zu machen. Statt doppelt so lange im Sand zu fahren, wollen wir den direkten Weg nach Zavkhanmandal einschlagen, der zudem mehr Wiese, also tragfähigeren Untergrund verspricht. Doch, oh weh, die grünen Wiesen sind von Büschen bestanden, in denen Myriaden von Mücken nur auf ein Opfer warten. Wir tappen voll in die Falle. Es ist so unerträglich, dass das Rad hingeschmissen wird und die Regenbekleidung aus den Taschen gerissen wird. Es ist zwar über 30 Grad warm, aber die Mücken sind schlimmer. Wir flüchten zurück auf die Sandpiste und sind nun sogar froh, mückenfrei durch den Sand stossen zu dürfen. Der Ort ist dann angenehmer als gedacht und hat auch einen gut sortierten Supermarkt.
Beim Rausweg verfahren wir uns ein bisschen, zum Glück treffen wir unterwegs zwei Familien auf zwei Mofas. Das ist aller Verkehr den wir bis zum nächsten Ort sehen. Sie klären uns über den Weg auf und wir geniessen einsame Pisten, müssen aber vor weiteren Gewittern flüchten. Die Landschaft ist nun so, wie man sich die Mongolei vorstellt, hügelig und Grasland ohne Ende. Schon früh sehen wir den nächsten Ort, doch er täuscht. Es dauert noch Ewigkeiten bis wir ihm näher kommen, er ist grösser als gedacht. Wir gewinnen noch einen Pass hinter dem Ort, wo wir das Zelt aufschlagen, so haben wir Sonnenuntergang und Sonnenaufgang garantiert. Ein paar neugierige Jugendliche vom Ort sind noch raufgekommen. Wir warten mit Zelt aufstellen bis sie wieder verschwunden sind.


Landmarke am Horizont

Fluss mit Dünen

Schöner Zeltplatz

Treffen auf der Piste

Grosse Weite

Auf der Flucht vor Gewittern

Sieht schon wieder besser aus

Egal wo man das Zelt aufstellt, hier gibt es nur schöne Plätze

Nur Fliegen ist schöner - über Lehmpisten nach Jaruu

In der Früh schauen noch Reiter vorbei, die jedoch einen anderen Weg einschlagen. Es folgen heute traumhafte Lehmpisten durch einsame Landschaften. Bis Ölgi hatten wir eigentlich immer relativ viele Jurten gesehen, in der Wüste war dann natürlich fast nichts los, aber hier bei dem saftigen Gras wundert es uns. Wahrscheinlich wird hier doch auch eine Wanderviehwirtschaft betrieben, an anderen Orten sah es oft sehr übernutzt aus, das Gras ist dann sehr kurz rasiert und fast keine Blume zu sehen. Mittags werden wir mal wieder von den kleine beissenden Fliegen genervt, nach einer Bachquerung hatten sie sich an uns geheftet und nicht mehr losgelassen, bis endlich mal wieder etwas mehr Wind aufkam. Ein weiteres Missgeschick ist, dass sich die Öse an der Dinas Gepäckträger angeschraubt ist, verabschiedet. Zum Glück hat das Rad zwei Ösen.
Etwas mehr los ist erst wieder, als wir in Jaruu sind, wo wir auch unser erstes mongolisches Restaurant besuchen. Hier ist nicht viel los und so muss die Inhaberin erst einmal nach draussen um die Zutaten zu besorgen. Daraufhin wird Teig gemacht, aus dem die Nudeln für die Suppe geschnitten werden. Nachdem wir bedient wurden, gibt es den Rest der angemachten Speise auch für die Familie.
Hinter Jaruu geht es ein Tal rein, welches voller Jurten steht. Daher haben wir etwas Mühe einen Schlafplatz zu finden. Wir lassen uns zwischen zwei Jurten nieder, welche jeweils einige Hundert Meter von uns weg sind. Doch gerade hier ist der Bach ausgetrocknet, oberhalb und unterhalb fliesst er. Zum Glück haben wir noch genug Wasser. Wir werden natürlich beobachtet. Jeder Mongole hat ein Ferglas, wir haben mitgerüstet und können zurückzielen. Am Abend kommt noch ein neugieriger Reiter vorbei, der sich vor allem für unsere Räder interessiert. Er kommt bald darauf mit einem Freund zurück. So wie sie sich auch untereinander verständigen, denken wir, dass zumindest einer von ihnen taubstumm ist. Sie dürfen gerne unsere Räder probieren, der Versuch gerät allerdings sehr kurz. Im Gegenzug darf Dina auch mal ausreiten.


Traumhafte Lehmpiste

Yaks

Stark beweidetes Nebental

Pferdetausch


Von Jaruu nach Tosontsengel

Die Nacht wird kalt, und zu unserem Erstaunen sehen wir am Morgen Schnee liegen. Da es dennoch aufklart machen wir uns auf, und die Schneegrenze wandert rasch nach oben.
Wir folgen den Spuren von gestern und gelangen auf eine geschobene Piste, die allerdings wenig befahren ist. Es geht über einen relativ hohen Pass (2500 m) und im Anschluss wieder über weite Wiesenflächen und Täler bis zur Hauptstrasse Tosontsengel/Ulistai. Dort ist es besser die Nebenpisten zu fahren, als die verwellblechte Hauptpiste. Nicht weit von der Strasse schlagen wir das Zelt auf und bekommen noch mehrfachen Besuch. Ein paar Autofahrer schenken uns noch eine Kakteenlimo, hatte ich noch nicht gekannt. Zudem besucht uns eine neugierige Pferdeherde. Einige der Pferde wagen sich besonders nah ans Zelt, aber immer mit grosser Vorsicht.
Die Nacht über werden wir aber nicht mehr gestört und fahren am Folgetag nach Telmen, das einen guten Markt hat. Wir befinden uns nun im Tal des Ider-Gol, dem wir noch eine Weile folgen. Dabei gelangen wir wohl auf eine alte Strasse, es hat keinen Verkehr mehr. Die eigentliche Route nach Tosontsengel geht wohl weiter westlich und nördlich. Das tut der Sache keinen Abbruch, weil die Lehmpiste gut fahrbar ist und hier auch wieder eine Blumenpracht herrscht. Nach einem weiteren Pass und einigen Kilometern Abfahrt gelangen wir auch wieder auf die grosse Strasse. Kurz vor Tosontsengel machen wir kurz Rast am Willkommensschild. Dort ist gerade auch eine Gesellschaft am Picknicken, oder wie man das bezeichnen mag, die meisten sind voll. Aber mit einem älteren Herren können wir uns ganz gut unterhalten, der erste Mongole, der Russisch kann. Wir hatten eigentlich damit gerechnet, dass die Mongolen vom grossen Bruder die Sprache besser gelernt hätten. Er gibt uns noch einen Tipp für die Querung des Gebirgszuges zum Tsagan Nur. Es hat 3 Strecken, er empfiehlt uns die östliche Variante über den Sagastain Daba, da sei er früher schon mal drüber gefahren.
In Tosontsengel kann wieder eingekauft werden, Internet suchen wir erfolglos, auch wenn es angeschrieben ist. Die Computer werden jetzt aber lieber zum Spielen verwendet.
Ein bisschen müssen wir dann noch suchen, um das richtige Tal zu erwischen, die Wetterstimmung könnte nicht besser sein, es hat eine scharfte Wolkengrenze und wir sind unter klarem Himmel, die Sonne zaubert intensive Farbtöne daher. Nahe des Flusses suchen wir uns einen idyllischen Zeltplatz, der nicht einsichtig ist und freuen uns schon auf den Folgetag, da das Tal wirklich wunderschön ist.


Unerwarteter Schnee

Neugierige Pferde

Querung des Ider-Gol

Aufgegebene Gefährte

Abfahrt

Hier gehts rein, ins Tal von Arschant

Abendstimmung I

Abendstimmung II

Abendstimmung III