Re: Vom Altai zum Baikal über die Mongolei

von: dcjf

Re: Vom Altai zum Baikal über die Mongolei - 05.02.13 21:53

So, nun geht es weiter mit dem Bericht in der Mongolei.

Unerwartete Übergänge - Von Tosontsengel zum Tsagan Nur

Wir waren hinter Tosontsengel noch bei wunderbarer Abendstimmung in ein Tal hinein gefahren und wollten am folgenden Tag einen der drei möglichen Übergänge rüber ins Tal des Tsagan Nur (Touristenanziehungspunkt) machen. Uns hatte gestern ein Autofahrer dieses Tal empfohlen.
Der Morgen begann so schön, wie der Abend endete und so fuhren wir in das saftig grüne Tal hinein. Immer wieder stehen Jurten herum und tummelt sich Vieh an den hängen, auch Verkehr hat es noch, insbesondere kommt immer mal wieder ein Holz-LKW daher. Weiter drinnen stossen wir sogar auf die Zelte einer Gruppe russischer Touristen. Weiter hinten im Tal verzweigt sich dann der Weg, wir müssen nach Osten weg zu unserem Pass. Die Gegend wird schlagartig einsamer, keine Jurten mehr, nur noch die ein oder andere Holzstange, welche einen Zeltplatz markiert. Beim Mittagessen am Bach kommt uns ein herrenloses gesatteltes Pferd entgegen. Erst viel weiter taleinwärts treffen wir auf drei Leute auf zwei Pferden, womit die Herkunft des Pferdes geklärt ist.


Schöne Morgenstimmung

In das Tal geht es hinein

Yaks sind hier neben Schafen das typische Weidevieh

Sogar Brücken hat es hier

Hier wird es einsamer

An einer schlammigen Stelle an einem Bach ist ein Anhänger voll beladen mit Holz aufgegeben worden, den haben sie wohl nicht mehr frei bekommen. Wenig später biegt die Piste ein kleines Seitental ein. Eigentlich hatten wir erwartet im Haupttal zu fahren, doch dort ist kein Weg mehr zu sehen. Also werden erst einmal Höhenmeter gemacht. Weiter oben scheint auch ein Gefährt unterwegs zu sein. Als wir bei ihm sind, entpuppt es sich als eine Art Minitraktor mit einem Tankanhänger. Sie laden uns in ihre Jurte ein, für welche sie gerade Wasser holen. Dort soll es auch eine Karte geben. Wir haben nämlich das Problem, dass unsere gute topographische Russenkarte gleich aufhört und wir daher dem Autoatlas nachfahren, welcher aber hier in der Feinorientierung nutzlos ist.
An der Jurte nach einigen weiteren Höhenmetern angekommen wird erst einmal Tee gemacht. Sie sind hier wohl als illegale Holzfäller da, deshalb auch so versteckt gelegen. In der Jurte hat es dann allerdings doch keine Karte und auch der hinzukommende Vater meint, dass unser Weg nicht machbar wäre, wir sollten umkehren oder über den Bergrücken ins andere Tal fahren, dort kämen wir dann auf eine andere Passstrasse. Das entmutigt uns ziemlich, zumal der Bergrücken noch einige hundert Höhenmeter abverlangen würde, eventuell weglos.
Wir folgen also erst einmal den Wegspuren, eine Piste ist es nun leider nicht mehr. Irgendwie müssen wir jetzt wohl noch weglos durch den Wald über den Rücken, am Kartenrand sehen wir noch, dass es wohl bis 2700 m gehen sollte. Nachdem wir über einen nahen Rücken gekommen sind, entscheiden wir uns doch wieder um und queren erst einmal, in der Hoffnung, dass die Strasse im Nachbartal wieder ins Haupttal geht. Plötzlich sehen wir einen Holz-LKW einen ziemlich steilen Hang hinabfahren. Eigentlich hatten wir nicht mehr erwartet hier jemanden zu treffen.


im Schlamm versunken

Hier geht es doch nicht geradeaus weiter

Der Pfadfinder, gibt uns einen guten Rat

Der Fahrer des LKW spricht sogar ein paar Brocken russisch und so können wir ihn doch noch nach dem Weg nach Zachir fragen, der Name des Passes Sagastain Daba scheint hier weniger bekannt zu sein (erinnert auch eher an Bad Gastein). Wir bekommen eine halbwegs ermutigende Antwort, die Strasse existiert zwar nicht, aber es soll möglich sein mit Pferden über den Pass nach Zachir zu kommen. Also machen wir uns dankend in die Richtung des Passes auf, wir werden aber gleich zurückgepfiffen, weil wir nicht den richtigen Weg (welchen Weg??) einschlagen. Mit der Zeit kriegen wir ein Gefühl für die Wegfindung. Es hat hier tatsächlich einmal eine Piste gegeben, wie man teils an der Grasfärbung, aber auch an den Hängen an manchmal sehr zarten Trassierungen erkennt. Manchmal kann man im hohen Gras sogar radfahren und jeder Pferdeapfel wird bejubelt, da er als Wegmarkierung dient. Wir arbeiten uns so bis zur Dämmerung an einen grösseren Flussverzweigungspunkt vor, wo wir übernachten. Es hat sogar Überreste von Feuerstellen hier.


Auf der Passstrasse

Fahrt durchs Blumenmeer I

Fahrt durchs Blumenmeer II

Hier ist die Trassenführung gut zu sehen

Wohlverdienter Zeltplatz, nach nicht so vielen Tageskilometern

Am nächsten Morgen mussten wir erst einmal herausbekommen, welches Tal wir weitergehen sollen, es hatte an beiden Tälern Wegspuren, wir haben uns dann aber für das richtige Tal entschieden, man hat wieder teils eine Trasse gesehen und so ging es weiter bergan, durch Blumenwiesen und Baumgruppen. Vor dem eigentlichen Pass sah man von weitem schon eine Art Rampe, welche nach oben führte. Der Pass hatte dann sogar einen OVoo, der aber wohl nicht mehr so viel Besucher bekommt. Wir hatten gehofft auf der anderen Seite einen besseren Weg zu finden, doch das Gegenteil war der Fall.


Es geht weiter auf der grünen Trasse

Es hat uns sehr gut gefallen, nur die Ungewissheit des Durchkommens stört

Geschafft, zumindest auf die Passhöhe (inklusive Ovoo)

Nur wie geht es weiter?

Wir spekulierten auf eine Trassenführung, doch die vermeintliche Trasse ging dann durch Sumpfland inklusive Sträuchern und war äusserst mühsam, schiebend, teils tragend mühten wir uns voran, in der Hoffnung wieder auf Wegspuren zu stossen. Es kam aber nur Regen. Zum Glück geht der in der Mongolei meist schnell wieder vorüber. Als wir endlich am See angelangt waren (den hatten wir schon von weiterem gesehen), war immer noch nichts mit Weg. Erst am Hang hinter dem See und nach einer Flussquerung gelangten wir auf einen Pfad, der sich bald zu einer Fahrspur erweiterte. Im Talgrund stiessen wir dann auf die ersten Jurten. Als wir dem Familienoberhaupt erzählten, wo wir gerade herkamen tippte der nur an den Kopf.
Der Rest war dann wieder einfacher, wir trafen auf das Haupttal und folgten kleinen Pfaden am linken Ufer, bis wir einen Schlafplatz fanden.
Nach dem anstrengenden Tag (auch mental ein bisschen, weil man ja nie weiss, ob man gut durch kommt), wären wir am Abend gerne alleine geblieben, aber ein Hirte, der seine Schafe per Moped hütete, interessierte sich sehr für uns. Wir boten ihm etwas von unserem zu scharfen Essen an, doch er wollte unbedingt, dass wir zu seiner Jurte mitkommen. Nachdem wir ihn nach einer Stunde davon überzeugt hatten, dass wir zu müde sind, zog er von dannen. Nur um wenig später mit seiner Frau und seinem Kleinen wiederzukommen und uns Yakmilch und Pferdemilch anzubieten. Hier fehlten uns mal wieder sehr die Sprachkenntnisse, mit Händen und Füssen kann man zwar kommunizieren, aber es ist sehr unbefriedigend, immerhin realisierten wir teilweise am nächsten Tag, über was der Hirte mit uns gesprochen hatte (Zeitumstellung, Naadam...).


Über Stock und Stein

Und auch durch sumpfiges Gelände

Auch am See lässt es sich noch nicht Radfahren

Endlich wieder bei den Gers

Am nächsten Tag geht es zivilisiert weiter zum Tsagen Nur, die Gegend dort ist vulkanisch und hat daher einige schöne Landschaftsbilder. Der Ausfluss des Sees muss sich durch einen Lavastrom zwängen. Bis Zachir sind wir noch auf einer Nebenstrasse, dann kommt man auf die Hauptstrasse von Tosotsengel nach Tsetserleg. Hier wird eifrig gebaut, ein grosser Damm ist schon aufgeworfen, auf dem die neue Strasse verlaufen wird, allerdings ist die Piste am Damm, obwohl recht frisch, doch schon recht unangenehm aufgrund zahlreicher Schlaglöcher. Daher hat es wieder viele Nebenpisten. Wahrscheinlich wird die Dammpiste bald mit einer Teerschicht belegt. Bis zum späten Nachmittag gelangen wir an den Tsagan Nur und nehmen ein Bad. Im Ort wird nochmal eingekauft, aber unseren Schlafplatz suchen wir wieder ausserhalb. Wir fahren ein bisschen weg von der Piste und finden einen sehr idyllischen Schlafplatz an der Schlucht, bei einer alten Brücke, welche nur noch von Mopeds benutzt wird, diese müssen über ein Holzbrett balancieren um über die baufällige Brücke zu kommen.


Helmanprobe, der Junge hat auch ein schickes MTB

Mongolischer Singletrail, die Oberfläche ist besser als auf der Strasse

Bad im Tsagan Nur

Ausfluss vom See

Pferde findet man überall in der Mongolei

Zeltplatz

Der nächste Abschnitt führt dann zurück zur Teerstrasse