Re: Vom Altai zum Baikal über die Mongolei

von: dcjf

Re: Vom Altai zum Baikal über die Mongolei - 20.02.13 14:25

Nun geht es endlich zum Baikalsee.

Baikal

Heute ist Sonntag, auch wir haben es daher nicht so eilig. Leider sind daher auch alle Internetcafés geschlossen. Dafür können wir noch in einem grossen Einkaufszentrum Mückenspray und Mückenspiralen kaufen, wichtige Utensilien im Sommer in Sibirien. Erstaunlich rasch sind wir aus der Stadt und müssen einen Waldpass überwinden. Der zieht sich ziemlich und die Asfaltdecke ist an einigen Stellen wieder verschwunden. Als sie bei der Abfahrt wieder da ist, lässt ihre Qualität zu Wünschen. Die Hitze hat zu einigen fiesen Aufwerfungen geführt, die wie Geschwindigkeitsbrecher sind. Ein Auto, das in der Böschung liegt ist dem wohl zum Opfer gefallen. Nach der Abfahrt kommt die Kreuzung, welche nach rechts zum Baikalsee führt. Nur wenige Strassen in der Gegend sind wirklich nahe am See. So ist es auch mit unserer Strasse, wir werden wohl erst am Folgetag das Wasser zu sehen bekommen.
Bislang hatten wir kaum Verkehr auf dem Weg zum See, doch wir lernen sehr bald, dass Sonntag ist. Als einige Kilometer nach dem Abzweig die Teerstrasse aufhört und sich in eine Baupiste verwandelt, geht es langsam los, die Wochenendausflügler drängt es zurück nach Ulan-Ude. Das was in der Ferne nach Nebel aussah, war in Wirklichkeit aufgewirbelter Staub. Und mit dem Verkehr wird er immer dichter. Das ganze Szenario wirkt immer bedrohlicher, zumal die Autofahrer auf der breiten Baustellenpiste auch die ganze Fahrbahn ausnutzen, so kommen einem teils drei Autos nebeneinander entgegen. Wir flüchten uns soweit möglich auf Nebenwege, insbesondere durch die Ortschaften kann man andere Strecken nehmen. Die Dörfer liegen nämlich nicht direkt an der Hauptstrasse, sondern leicht abseits, wohl an einer früheren Route der Strasse. Wegen des vielen Verkehrs haben sie ihre Zufahrten teils abgesperrt, der aufgewirbelte Staub trifft sie trotzdem.
Hinter einem der Dörfer finden wir eine Lichtung an einem kleinen Bach, wo wir zelten können. Die Mückenspiralen bewähren sich dort gleich.


Auf dem Weg zum Waldpass

Oft mit Teer

Schöne grüne Landschaft

Horrormässiger Rückreiseverkehr auf der Baustellenpiste

Schicke Dörfer am Wegesrand

Noch ein Dorf

Der nächste Morgen beginnt nebelig und der Nebel lichtet sich erst nachdem wir den Baikalsee erreicht haben, was aber erst Mittags der Fall ist. Ein Bad im See ist dennoch Pflicht, aber ziemlich erfrischend und das bei mässigen Lufttemperaturen. Dafür bekommen wir von einer Familie, die hier campt, ein paar frisch gefangene und gegrillte Fische in die Hand gedrückt. Wir folgen nun dem See, der allerdings meist durch Wald verdeckt ist, obwohl die Strasse nahe am Ufer führt. Hinter Gorjatschinsk fahren wir noch in den Abend hinein und finden einen ziemlich idyllisch gelegenen und einsamen Zeltplatz. Am Wochenende ist wohl am gesamten Ufer mehr los, wie man unterwegs an den vollen noch nicht eingesammelten Müllsäcken sieht.


Baikalsee erreicht

Feldweg zurück zur Hauptstrasse

Schön gelegener Zeltplatz

Diese Nacht verläuft ruhig


Ins Bargusintal

Den nächsten Tag habe ich in schlechter Erinnerung, vielleicht hatte ich mich an der übergrossen Gretschka-Portion (Buchweizen) übernommen. Auf jeden Fall hatte ich ziemlich Magenschmerzen und mir war übel. Wir fahren noch ein Stück den Baikal entlang und treffen unterwegs auch endlich mal einen anderen Radler, ein Münchner, der vor einem organisierten Radwettbewerb in der Mongolei noch den Baikalsee erkundet. Er berichtet uns, dass er einen Russen getroffen hätte, der unsere geplante Route wohl vor einigen Tagen gemacht hätte und dass die Flüsse momentan überhaupt kein Problem wären, weil sie wenig Wasser führen würden. Während des Gesprächs entleere ich noch diskret den Mageninhalt hinter dem nächsten Busch. Entsprechend braucht es heute eine längere Mittagspause im Liegen. Die "super Strasse nach Ust-Barguzin" (Zitat Münchner Radler) ist dann doch mühsamer, da die Strasse noch ein wenig Wellblech vorrätig hat. In Ust-Barguzin wird noch eingekauft, der Strom scheint hier zwar grossflächig abgestellt zu sein, aber in einigen Geschäften laufen noch Generatoren.
Von Ust-Barguzin setzt man über den Bargusinfluss mit einer witzigen fähre, ein winziges Motorboot zieht das grosse Floss rüber. Da der Tag schon fast vorbei ist schlagen wir uns nach wenigen Kilometern ins Gebüsch, die Mücken warten schon auf uns.


Baikalblick

So viele schöne Strände haben wir gar nicht gesehen

Wir kommen wieder keine Frage

Die Fähre über den Bargusin

Zeltplatz

Heute geht es nach Bargusin, dem Hauptort des Tales, die Strasse ins Tal ist hübsch aber steht natürlich im Schatten des Baikals. Der Ort überrascht positiv und hat auch schon einige Tradition, er wurde bereits im 17. Jahrhundert gegründet, kämpft aber wohl heutzutage immer noch mit seiner relativ grossen Abgeschiedenheit, der Weg nach Ulan Ude ist lang, soll aber wohl bald durchgehend geteert sein. In Bargusin flüchten wir uns vor Regenschauern in ein Restaurant. Und auch am Nachmittag werden wir leider immer wieder vom Regen überrascht, der sich wohl in den Bergen festgesetzt hat. Kein gutes Zeichen für unsere noch bevorstehende Querung zur BAM.




Dem Bargusin entlang

Blick ins Tal

Hauptort Bargusin

Hier gab es vor kurzem einen Waldbrand

Der nächste Tag beginnt trocken und zwischendurch bekommen wir sogar noch einmal Asphalt unter die Räder, die Stadt Kurumkan hatten wir nicht so recht auf dem Radar und sind daher überrascht ob des gut sortierten Supermarkts, auch ein Café kommt an Mittag wie gerufen. Nachdem an meinem Stolz-Gepäckträger eine Strebe gebrochen ist, schauen wir noch bei einer Autowerkstatt vorbei. Die Reparatur ist leider nur Flickwerk, es wird nicht geschweisst, sondern eine Alustange in die Röhren des Gepäckträgers gesteckt, leider schlägt der Perforierungsversuch fehl (die Alustange sollte durch quetschen des Stahlrohres wohl fixiert werden. Zum Glück ist es keine sehr tragende Strebe. Der Reparateur will aber auch kein Geld für seine Arbeit annehmen. An der Garage ist immer viel los, so dass wir auch den Zustand des Bargusins erfahren, wir sollen wohl wenig Hoffnung haben ihn morgen queren zu können, er wäre mannshoch an der Furt.
Wir wollen eigentlich die Ostseite des Baikals entlang zur BAM fahren. Der 110 ist ein Simnik, welcher aber auch im Sommer befahrbar ist, allerdings den grossen Haken hat, dass man dann furten muss. Da Dina schon ein Ticket in Uojan in ein paar Tagen für die Heimfahrt hat, müssen wir es aber irgendwie zur Bahn schaffen.
Zurück auf der Strasse treffen wir noch einen LKW-Fahrer der uns noch bis Uljonchan (der letzte Ort im Tal vor dem 110) mitnehmen will. Wir schlagen sein Angebot aus, nehmen aber gerne drei angebotene Limoflaschen an. Mit dem LKW ist er von Ulan-Ude 2 volle Tage bis hierher unterwegs gewesen. Leider erwischt uns am Nachmittag wieder Regen. Dafür treffen wir am Abend noch einen Geländebus mit Letten, welche gerade den 110 gemacht haben. Sie haben insgesamt 12 Tage gebraucht! Das ist natürlich nicht die Normalzeit, ihr zweiter Geländebus, ein Uazik ist genau in der Mitte liegen geblieben und auch ihr Iveco ist ein trauriger Anblick, sie schleichen wegen kaputter Federn die Piste entlang. Sie mussten zu Fuss die 90 km zum nächsten bewohnten Haus raus gehen (Umchei) und dann einen Bergungstruck organisieren. Sie geben uns noch ein paar Tips mit, leider ist ihre Beschreibung zum Furten nicht ganz korrekt, sie meinten wir können ihn vom Heilbad in Umchei ganz einfach überqueren, weil ein Arm schon mit einer Brücke überwunden wird.
Die Gegend ist hier nun deutlich einsamer und der Abstand zwischen den wenigen Dörfern recht gross. So schlagen wir unser Zelt einfach ein paar hundert Meter neben der Strasse im Wald auf.


Immer noch keine Wetterbesserung

Gepäckträgerreparatur

Limonadenspender

Waldpiste