Re: Von Wernigerode nach Nürnberg

von: Radschabe

Re: Von Wernigerode nach Nürnberg - 12.07.13 18:03

29.Mai, Tag 10
34 km in Paris

Heute war der einzige geplante Ruhetag. Es ist auch mal ganz angenehm ohne Zeitdruck aus dem Zelt kriechen zu können. Am Vormittag machte ich mich noch mal auf den Weg zur Tennisanlage, die auch nicht so weit von meinem Zeltplatz entfernt ist. An der Nahe liegenden Metrostation versuchte ich mein Glück auf dem eher überschaubaren Schwarzmarkt. Für ein einfaches Groundticket wollte ein Händler 150 Euro haben. Als ich klar mache, dass es zu teuer ist, soll ich verschwinden. Da war für mich der Drops auch schon gelutscht. Ich fuhr dann ein bisschen durch die Stadt, sah einen alten rostigen Turm und irgendwas mit einer großen goldenen Kuppel. Um es klar zu machen, Paris interessiert mich, genau wie Berlin, nicht die Bohne. So chattete ich im mit einem Kumpel ein bisschen länger im Internet, ging in derselben Dönerbude wie am Vortag essen und legte mich am Nachmittag ins Zelt zum Schlafen. So blieb nur die Hoffnung auf einen Plausch mit den Radlerinnen am Abend. Beide kamen recht spät von ihren kulturellen Ausflügen zurück und waren sehr begeistert. Und so wurde noch bis in die Dunkelheit geredet. Dann ging es ins Zelt mit der Vorfreude, dass es morgen endlich weiter geht.














30.Mai, Tag 11
180 km nach Beaugency

Schon am frühen Morgen weckt mich ein Geräusch vor dem Zelt. Eine Elster versucht mir mein Frühstück zu entwenden. Weil die Einkaufstüte vom Regen nass geworden ist, hatte ich sie einfach vor dem Zelt gelassen. Ich vertrieb den Gauner, behielt mein Essen und schlief dann noch ne Runde. Zügig packte ich dann am Morgen mein Zeug zusammen und kämpfte mich aus der Stadt. Einfach war es nicht, da es zu wenig durchgehende Radwege gibt. Trotzdem war meine Position besser, denn die Autos mussten hier einen Stau nach dem anderen passieren. Als das Gröbste hinter mir lag, machte Radfahren wieder richtig Spaß. Der eine Tag auf Entzug hatte meine Lust voll entfacht. Nach den ersten eher hügeligen 70 km, war das Motto „Kette rechts“. Dank Rückenwind ging es super in Richtung Süden voran. Ich habe meinen eigenen Track nicht weiter verfolgt und fahre eher nach Kompass. Zum Teil nahm ich bewusst die stärker befahrenen Straßen, um den Wind voll mitnehmen zu können. Ab Orleans ging es dann wie geplant an der Loire entlang. Hier ist der Radweg super ausgeschildert. Es hatte einen Hauch von „Flussradweg in Deutschland“. Dazu schönes Wetter am Abend. Die Stimmung war prächtig. Im Prinzip hätte es hier tolle Plätze zum Wildcampen gegeben, aber den Zeltplatz gönne ich mir dann doch, auch wenn mal wieder die Rezeption geschlossen ist. Die Bedingungen hier sind Top – herrlich ruhig. Ich freue mich auf mehr Rückenwind am nächsten Tag.