Re: Von Wernigerode nach Nürnberg

von: Radschabe

Re: Von Wernigerode nach Nürnberg - 12.07.13 18:10

31.Mai, Tag 12
177 km nach Yzeures-Sur-Creuse

Am Morgen ist das Wetter noch etwas trüb. Als sich aber der Nebel verzogen hatte, stand dem perfekten Radfahrtag nichts mehr im Weg. Es geht weiter an der Loire, die recht viel Wasser führte. Zu viel für einige Passagen des Radweges. Einmal muss ich umdrehen, da der Weg überschwemmt und ein Weiterkommen unmöglich ist. In der Phase treffe ich 2 Radfahrer aus dem hohen Norden von Deutschland. Nach kurzem Plausch und Pause im wunderschönen Städtchen Blois fahre ich in der Folge eher an den Straßen entlang. Als ich kurz vor Tours wieder Richtung Süden fahre, bekomme ich erneut eine schöne Rückenwindpassage, welche für ein gutes Vorankommen sorgt. Gegen Ende bremsen mich dann aber die Hügel wieder etwas aus. Recht früh erreiche ich meinen angestrebten Zeltplatz. Zunächst ist dort nicht viel los. Dann kommen immer mehr Motorradfahrer und eine Gruppe mit behinderten Kindern. Ein Betreuer kommt zu mir und erklärt, dass der Zeltplatz eigentlich geschlossen ist (Hinweise darauf konnte ich aber nirgends finden). Allerdings darf ich eine Nacht bleiben. Und so kann ich bei bestem Campingwetter den Abend genießen.


















01.Juni, Tag 13
179 km nach Busserolles

Ein weiterer Tag mit tollem Wetter bricht an. Recht zeitig am Morgen sitze ich schon wieder auf meinem Velo. Es entwickelt sich eine recht schwere, aber mindestens genauso schöne Etappe. Malerische Orte wechseln sich mit schöner Landschaft ab, im Idealfall gibt es auch mal beides zusammen. Nach 80 km treffe ich auf 2 englische Reiseradler. Wie Lemminge stoppen die Räder und es wird kurz geplauscht. Zu diesem Zeitpunkt habe ich noch nicht einen einzigen Rennradler getroffen. Muss man sich sorgen um den französischen Radsport machen? Stattdessen begegne ich immer häufiger Ferraris. Eine einfache Erklärung gab es dafür auch – eine Autorennstecke ist in der Nähe und leider muss ich auch daran vorbei. Die Lärmbelästigung ist schon enorm und hält durch den Rückenwind auch noch ne ganze Weile an. Zudem sind nun genau solche Vollpfosten auf den Straßen unterwegs, wie man es auch erwarten kann. Ab und an quietschen da schon mal ein paar Reifen. Später sehe ich, wie ein junges Schaaf mit dem Kopf in einem Holzzaun feststeckt. Ich würde gerne helfen, schaffe es aber nicht. Am Ende des Tages habe ich mal wieder ein Problem, einen Zeltplatz zu finden. Da wo einer auf der Karte sein sollte, ist er nicht. Der nächste ist sehr weit weg und zudem zieht ein heftiger Regenschauer auf. Das extrem wellige Terrain gibt mir den Rest. Zum Glück finde ich einen ausgeschilderten Campingplatz. Hier gibt es keine Rezeption oder Ähnliches. Offenbar kann man hier einfach so für lau zelten. Gerade noch vor dem Schauer komme ich an und kann mich erstmal unter einem aufgebauten Festzelt trocken halten. Ich koche mein Essen und Tee und habe Glück, dass der Regen kurz vor der Dunkelheit verschwindet. Ich baue mein Zelt auf und regeneriere mich von diesem wirklich schweren Tag. Fast 2000 Hm muss man auf einer Flachetappe auch erst mal verarbeiten.