Re: Von Wernigerode nach Nürnberg

von: Radschabe

Re: Von Wernigerode nach Nürnberg - 12.07.13 20:00

20.Juni, Tag 32
132 km nach Osterreinen

Etwas früher als geplant sitze ich wieder auf meinem Velo. Der Wetterbericht verspricht einen weiteren heißen Tag mit Gewittern ab dem Abend. Ich folge dem Innradweg nach Imst. Die Landschaft ist einmal mehr zum verlieben und die Beschilderung gut. Einmal auf einer langen Brücke entlang der Bundesstraße ist der Weg etwas schmal geraten. Ich hoffe, dass jetzt niemand von vorne kommt. Eine große Gruppe von Rad fahrenden Frauen kreuzte gerade hier den Weg. Irgendwie bekamen sie aber alle ihre Räder an meinem vorbeigezwängt. In Imst mache ich dann das, was seit über 4 Wochen geplant war. Beim großen Schnellrestaurant gibt es ein üppiges Menu. Allerdings gibt es jetzt hier den großen Milchshake nur noch als 0,4 Liter-Becher. Vor einem Jahr war es noch ein halber Liter. Dann machte ich mich auf zum letzten Alpenpass meiner Reise. Der Fernpass ist auf der einen Seite stark befahren, aber dafür ist er nicht sehr schwer und schnell erledigt. Durch ein paar Seen unterwegs ist er sogar Landschaftlich durchaus reizvoll. Die Straße nach Reuthe nervt etwas. Die Pistenradwege sind hier nicht unbedingt so, wie ich sie heute gebrauchen kann. Da aber kurz vor Reuthe Stau ist, komme ich nicht drum herum sie zu benutzen. Ab Reuthe über Füssen bis zum Zeltplatz habe ich dann aber wieder beste Radwege und kaum noch Steigungen. Auch mit dem Wetter komme ich gut hin. Nur auf den letzten Kilometern regnet es etwas. In der Ferne sehe ich immer wieder größere Schauer und Gewitter. Es hätte mich weit schlimmer treffen können. Auf dem Campingplatz kann ich mir einen Platz auf der Campingwiese aussuchen. Hier ist schon einiges los und später kommen noch reichlich Motorradfahrer dazu. Bei Minztee genieße ich noch einmal den Blick auf die Alpen.
































21.Juni, Tag 33
186 km nach Wemding

In der Nacht werde ich vom Gewitter geweckt. Es ist etwa 2.30 Uhr. Für eine Zeltevakuierung ist es schon zu spät. Der Regen prasselt herunter und den Blitzen folgt ziemlich zeitnah das Donnergrollen. Etwas mulmig ist mir schon, aber es geht alles gut. Am Morgen sind es ausgerecht die Motorradfahrer, die sehr früh ihre Zelte abbrechen. In folge der Unruhe ist an Schlaf nicht mehr zu denken. So sitze ich auch recht früh wieder auf dem Rad und genieße die schönen Radwege hier im Süden von Bayern. Der Tag ist dann viel flacher, als ich es erwartet habe. Rund um Landsberg am Lech kann man die Auswirkungen eines Unwetters vom Vortag sehr gut sehen. Hagelkörner haben hier viel Laub von den Bäumen geholt. Ab und zu sieht man auch umgestürzte Bäume. Es geht gut voran und so möchte ich heute noch richtig Kilometer fressen. Viel beeindruckendes gibt es heute nicht mehr zusehen. Lediglich Harburg gefällt mir sehr gut. Wegen der schlecht stehenden Sonne und weil ich schnell zum Campingplatz will, mache ich hier keine Fotos. Am Ende habe ich einen schönen ruhigen Zeltplatz, bin aber doch recht platt. Ein paar Kilometer weniger hätten es wohl auch getan.
















22.Juni, Tag
92 km nach Nürnberg

Die ersten 30 km waren alles andere als leicht. Immer mehr verliere ich die Motivation. Der Plan war ja, noch bis morgen zu radeln, aber irgendwie mag ich nicht mehr. Auch die Vorstellung an einem Sonntag noch hunderte Kilometer mit Nahverkehrszügen der Bahn zu fahren, bestärkte mich in dem Gedanken, mich schon an diesen Samstag irgendwo in den Zug zu setzten. So checkte ich via Internet die Zugverbindungen und beschloss noch bis Nürnberg zu radeln. Jetzt hatte ich keine Motivationsprobleme mehr. Erst wollte ich ruhig machen, dann aber probiere ich, Nürnberg für eine noch frühere Verbindung zu erreichen. So gebe ich noch mal alles und profitiere auch davon, dass es eher bergab als bergauf geht. Dann muss ich immerhin noch 7 ½ Stunden in verschiedenen Zügen sitzen. Im Prinzip sind alle so leer, dass ich mit meinem großen und schweren Velo gut nach Potsdam komme. Es war auf jeden Fall richtig den Samstag zur Rückreise zu wählen.

















Fazit: Es war eine geile Runde. Viel Natur, nette Leute und ich liebe Frankreich!