Weser-Radweg 2013

von: giantnylon

Weser-Radweg 2013 - 06.08.13 23:27


Vor einiger Zeit habe ich mich im Forum über das Alleinreisen als 16-jähriger informiert - dank vielen Tipps bin ich nun in 3,5 Tagen den Weser-Radweg abgefahren. Aber von vorne.

Montag, 29. Juli 2013

Der Wecker reißt mich um 7 Uhr morgens aus dem Schlaf. Bereits am Abend habe ich meine Sachen gepackt, zwei Gepäcktaschen, Schlafsack und Luftmatratze. Erstaunlich schnell komme ich aus den Federn, möglicherweise auf Grund der Aufregung vor der ersten Radreise alleine. Bisher bin ich nur in Begleitung gefahren, aber das soll sich nun ändern. Schnell duschen, ein bisschen frühstücken und dann nix wie los zum Hauptbahnhof Bremen.

Meine Ausrüstung bisher ist eher mager, die Gepäcktaschen fassen 20l (viel zu klein! Vieles habe ich zu Hause lassen müssen), das Vorderlicht musste kurz zuvor notdürftig festgemacht werden - Klebeband sei dank. Unter der Haube steckt eine 21-Gang-Kettenschaltung, und auch die Mäntel habe ich noch ausgetauscht. Nach 3000km waren die alten abgefahren.
Im Bahnhof kaufe ich mir noch etwas beim Bäcker, und dann bin ich auch schon im Zug Richtung Hannover.

Die Fahrt ist ruhig und relativ entspannt, das Radabteil war recht leer. In Hannover unterhalte ich mich mit zwei älteren Damen, die den Werra-Radweg abfahren wollen.


Ziemlich voll im metronom nach Göttingen - wollten zum Glück nicht alle nach Hann. Münden zwinker

Ankunft in Hann. Münden ist gegen 14 Uhr. Die Stadt möchte ich eigentlich schnell hinter mir lassen, am Weser-Stein bin ich bereits vor einigen Jahren mal gewesen.




Der Weg bis Veckershagen wird überwiegend mit einer Landstraße verbunden, danach geht es zum Glück abseits von Verkehr direkt an der Weser weiter. Da gegen Abend schlechtes Wetter angesagt ist, setzte ich mir Bad Karlshafen als Tagesziel. Zumindest jetzt scheint noch die Sonne schmunzel Ich bin überrascht, dass ich erstaunlich wenige andere Radler sehe. Die Strände an der Weser sind dafür umso besuchter. Radfahren bei 30° mag halt nicht jeder cool

Ich erreiche Oedelsheim - es bedeckt sich und es wird spürbar kühler. Zeit, den Baumwoll-Pullover rauszuholen. Doch nur wenige Minuten später beginnt es zu regnen, deshalb: anhalten, Baumwoll-Pulli reinstecken, Soft-Shell-Jacke rausholen. Das war's dann auch mit der Ordnung in den Gepäcktaschen.
Der Regen wird stärker und stärker. Ich fahre aber mit der Hoffnung, dass es bald aufhört, weiter. Pustekuchen. Tatsächlich regnet es bis Bad Karlshafen weiter und ich erreiche komplett durchnässt den Campingplatz. Für insgesamt 9,90€ kann ich mir einen Platz direkt am Wasser aussuchen, wo bereits andere Zelte stehen. Die Motivation ist wohl vom Regen weggespült worden, jedenfalls denke ich gar nicht daran, abzuwarten bis es wieder aufhört zu regnen sondern beginne direkt mit dem Aufbau des Zeltes. Es sollte sich als Fehler herausstellen. Zu meinem 25€-Zelt ist zu sagen, dass es einwändig und lediglich 60cm hoch ist (wenn man die Zeltdecke beim Aufstehen nicht berühren möchte, bricht man sich den Rücken) und sich innerhalb von 3 Minuten aufbauen lässt. Soweit so gut, das Zelt steht, doch der Regen beschwert die seitlichen "Wände" dermaßen, dass ich in der Nacht durchgehend eine nasse, klebrige Polyester-Schicht im Gesicht kleben habe. Der Schlafsack ist mittlwerweile auch nass. Des weiteren lässt sich die Luftmatratze nicht aufpusten - die Ventile wurden einfach nur so auf die Matte aufgeklebt. Trotzdem schlafe ich immerhin 4 Stunden.

30.Juli 2013

Ich wache bereits um 6 Uhr auf und packe meine Sachen. Praktisch: durch die schon erwähnten Probleme beim Aufstehen ist das Aufstehen direkt mit dem Abbau des Zeltes verbunden unschuldig Die ersten Sonnenstrahlen durchbrechen die Wolken.



Nach einem Kaffee und einem Brötchen bei einem Bäcker in Bad Karlshafen mache ich mich um 7 Uhr auf den Weg. Das Zelt nass, ebenso der Schlafsack und einige Kleidungsstücke. Keine guten Voraussetzungen für eine schöne Radtour, ich muss mir etwas einfallen lassen, um die nächste Nacht trocken und möglichst weich zu verbringen. Dem Rücken geht's trotz harter Wiese verhältnismäßig gut.
Ich mache mich also auf den Weg nach Hameln, mein vorläufig erstes Etappenziel heute (90km).


Schnell wird es wärmer und ich kann meine Jacke ausziehen. Die Route führt über Beverungen und Höxter nach Bodenwerder, wo ich gegen 13 Uhr ankomme und ausgehungert den nächsten Döner-Laden suche. Dort begegne ich einem anderen Radler, der mich kurz in seine Karten gucken lässt und mir einige Tipps bezüglich guter Zelte gab. Mittlerweile habe ich mir eine Übernachtungsmöglichkeit für die nächste Nacht gesucht: bis nach Bredenbeck (süd-westlich von Hannover) muss ich kommen, zu Bekannten. Ich habe also noch viel Strecke vor mir, insgesamt muss ich 135km fahren. Viel Pause kann ich demnach nicht machen, da ich dort gerne um 19 Uhr ankommen möchte.

Gut, dass ich Klebeband mitgenommen habe zwinker
Hinter Bodenwerder fahre ich bis kurz vor Hameln mit einem anderen Radfahrer zusammen (Er ist von Beruf Lehrer. Ja, es gibt nette Lehrer lach ) . Ein sehr netter Mensch, falls du das liest, hat mich sehr gefreut dich kennen zu lernen.

Das Wetter hat sich wieder gebessert, mittlerweile ist auch einiges los auf dem Radweg. Ich erreiche langsam Hameln und suche mir schon einmal die weitere Strecke heraus.
Nach Hameln wird es über Völksen nach Bad Münder und Springe letztendlich nach Bredenbeck gehen.

Ich verlasse den Weser-Radweg und habe einen erschwerten Weg durch den Deister vor mir, der mir die letzte Kraft raubt. Nur dank einer Passantin habe ich den Weg gefunden und mich nicht verirrt. Das Akku vom iPhone ist ja ohnehin schon leer, aber damit habe ich gerechnet. Gegen 19 Uhr und nach über 135km komme ich dann bei meinen Bekannten an. Noch habe ich keinen Muskelkater.

31. Juli 2013

Ich habe verschlafen. Erst um halb elf, anstatt - wie ursprünglich geplant - um 8 Uhr, wache ich auf. Ich mache mich also fertig, packe meine Sachen und fahre weiter.

Wieder über Springe, Bad Münder und Völksen, jedoch nicht nach Hameln, sondern direkt nach Hessisch Oldendorf. Damit spare ich 10km Weg. Trotzdem lasse ich es heute ruhig angehen, die Sonne blendet nicht und es sind angenehme Temperaturen. So lässt es sich aushalten.


Gegen Mittag erreiche ich Hessisch Oldendorf, trinke dort einen Kaffee und fahre auf dem Weser-Radweg weiter.

Die Strecke heute ist erstaunlich ruhig, kaum Verkehr und auch sonst nix besonderes. Ich suche mir also gegen 19 Uhr den Camingplatz in Vlotho aus und schlage mein Zelt direkt an der Weser auf. Dieses Mal habe ich sogar ein Foto gemacht. zwinker


Tatsächlich lese ich Abends noch, so etwas mache ich zu Hause nie. Aber was will man machen, ich muss ja Akku sparen.

01. August 2013 - der letzte Tag

Glücklicherweise wache ich in einem trockenen Schlafsack auf, auch wenn sich über Nacht am Zeltdach Kondenswassertropfen gebildet haben. Der Rücken tut höllisch weh und der Nacken ist steif. Um halb Acht schwinge ich mich wieder auf's Rad, denn heute stehen insgesmt 160km auf dem Plan. Von Vlotho aus nac Porta Westfalica, Minden, dann Petershagen, Nienburg und Verden. Von Verden aus werde ich mit der NordWestBahn nach Bremen fahren, denn diese Strecke bin ich schon oft mit dem Rad gefahren, weshalb sie für mich weniger reizvoll ist. Wie jeden Tag esse ich in Vlotho einen Kaffee und trinke ein Brötchen. Oder umgekehrt. Im Getränke-Shop fülle ich die Wasser-Reserven auf und dann geht's auch schon weiter.

In Porta Westfalica soll es ja so einen Turm oben auf dem Berg geben - den habe ich aber nicht gesehen.

In Minden muss ich eine kleine Umleitung fahren. bevor ich in Windheim die Fähre über die Weser nach Hävern nehme. Betrieben mit Solarstrom zu einem Preis von 2€.


Langsam wird die Landschaft öde; die Weser kann man nur noch erahnen und auch sonst sieht alles ziemlich langweilig aus. Ich habe deshalb nur noch wenige Fotos gemacht. Als ich Nienburg erreiche, tun meine Beine höllisch weh. Und es sind noch 30km bis Verden, ein Blick auf die Uhr: halb sieben Abends. das kann ja was werden. Da die Hände langsam anfangen, rot zu werden und beim Halten am Lenker schmerzen, krame ich meine Radhandschuhe aus den Tiefen meiner Gepäcktasche heraus.

Jetzt hilft nur noch, Zähne zusammenbeißen und durch. Nicht noch eine Nacht in diesem Zelt. Und dann erreiche ich um halb neun endlich Verden, nach über 150km. Dabei entstand auf einer Brücke dieses Foto, mit welchem ich meinen Bericht ausklingen lassen möchte:


Fazit der Tour:

Hat extrem viel Spaß gemacht. Auch alleine. Gerne weider. Einkaufsliste vor der nächsten Tour: Ergonomische Griffe, ein doppelwandiges Zelt, eine aufblasbare Luftmatratze (Ich habe nicht viele Anforderungen an eine Luftmatratze, aber Luft sollte schon reingehen) sowie ggf. größere Gepäcktaschen. Da spare ich aber lieber direkt auf Ortliebs.

Ich hoffe, mein kleiner Bericht hat euch gefallen!

Gruß
Timon