Re: Auf dem Donauradweg nach Skandinavien

von: veloeler

Re: Auf dem Donauradweg nach Skandinavien - 10.09.13 21:22

Finnland 2*, Tage 24-26
Völlig unvernünftig beschliesse ich trotz Gegenwind bis Muonio zu fahren. Auf dem Weg dorthin sehe ich mehrmals grössere Rentierherden.

Beim Einchecken auf dem CP werde ich angefragt, ob ich Lust hätte gegen ein Bier ein Interview zu geben. Nach knapp 200 km gegen den Wind (12.5h Fahrzeit) habe ich natürlich nichts mehr dagegen... ...es bleibt nicht bei dem einen Bier, ich erlebe sehr amüsante ?vier? Stunden mit Bernd direkt am Fluss und sehe erstmals die Mitternachtssonne.

Leider sind wegen verschmutzter Linse die Fotos auf einem Grossteil der heute wieder traumhaft schönen Landschaft nicht gelungen genug für hier traurig


vor 05:00 Uhr


Baustelle


Abendstimmung auf dem Weg nach Muonio

Es regnet. Das Thermometer des CP zeigt 10°C. Ich beschliesse statt weiter zu fahren mir die nahegelegene Huskyzucht anzusehen. Beim Anblick der Reisebusse, deren Insassen alle das Gleiche vorhaben mache ich rechts umkehrt und fahre nach Norden.

Die Strecke ist trotz Dauerregen wunderschön schmunzel .

Keiner der entgegenkommenden Velofahrer macht Anstalten anzuhalten, was mir angesichts des Wetters auch recht ist (mache ich ja genauso).

Erstmals(?) auf der Tour ist es kalt (Handschuhe!) und ich quartiere mich auf dem CP in Leppäjärvi ein, der gleichzeitig Tankstelle, Supermarkt, Restaurant und Siedlungszentrum ist.

In der Küche mache ich es mir gemütlich und warte mehrere Stunden darauf, dass der Regen aufhört. Zuerst haben sie allerdings die Heizung abgeschaltet - Schuhe kann man mit etwas Geschick auch auf Herdplatten trocknen...

Das Zelt stelle ich im abendlich-nächtlichen Sonnenschein auf.

Keine Bilder heute

Es ist weiterhin kühl (Handschuhwetter).

Hügelig geht es weiter durch das schöne Lappland.

Norwegen, Tage 26-43
Die Landesgrenze zu Norwegen ist unscheinbar.

Vor dem Supermarkt in Kautokeino esse ich gemeinsam mit einem Velofahrer aus CZ - wir verstehen uns sehr gut. Schade fahren wir in die entgegengesetzte Richtung.

Eine der weiteren Pausen mache ich auf einem Rastplatz, von welchem aus ich mit wenigen Schritten eine super Aussicht auf einen Wasserfall habe. Erinnert stark an den Rheinfall (Höhe, Wassermenge, Insel in der Mitte) mit dem Unterschied, dass hier auch die Landschaft darum herum zum Bild passt.

Das Zelt schlage auf an einem weiteren Rastplatz auf Moos auf.


Impression Lappland


Impression Lappland


Impression Lappland


Pikefossen


nordischer Bremsasphalt


erste Nacht in Norwegen

Der Tag beginnt mit einem netten Gespräch mit einer Landsfrau, die mit ihrer Familie auf dem gleichen Rastplatz übernachtet.

Auf der Abfahrt nach Alta zeigt der Tacho ohne zu treten ich an einem steilen Stück dank Wind eine Geschwindigkeit von 15 km/h...

Seit ein paar Tagen bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich wirklich zum Nordkapp fahren will und so schiebe die Entscheidung bis Alta heraus. Dort kommt der starke Wind von links: Ich biege nach rechts ab...

Die nun folgende Hochebene hat es in sich. Die Steigungen halten sich angenehm zurück, aber der Wind... Ja der Wind... Bei entgegenkommenden Fahrzeugen brauche ich die gesamte rechte Spurbreite um auszubalancieren.

Einer Böe gelingt es mich von der Strasse zu fegen.

Die hier getroffenen Velofahrer (3 Teams) haben folgendes gemeinsam: Sie sind alle Norweger, sie sind alle am Nordkapp gestartet, ihr Equipment ist top, sie fahren alle nach Lindesnes.

Ich bin hungrig aber hier ist nichts mit Essen: Lange genug anhalten ist bei diesem Wind sehr(!) unangenehm und während dem Fahren essen geht aus Balancegründen und wegen (zum essen) ohne Handschuhe viel zu kalten Fingern nicht. Ich bin froh, dass es in ein Tal geht, wo auch ein Rastplatz ist (Rücklehne des Sitzbanks=Windschutz).

Ich beschliesse bei einem Blick auf die Karte morgen Abend am Nordkapp sein zu wollen. Das heisst, heute noch so viel Strecke wie möglich zu machen...

In der Nacht hat es auf der Strasse noch viel weniger Verkehr und ich habe alles für mich alleine. Die Atmosphäre ist unbeschreiblich (zum Glück fehlt auf den Bildern der nachts intensive Geruch nach Algen).

Um 02:30 Uhr lege ich mich dick eingepackt an einem speziellen Ort ins Zelt: Ausserhalb einer Tunneleinfahrt (Steinschlagschutz): super erreichbar (Umweg <50m und bis zum letzten Meter fahrbar), ruhig, windgeschützt, tolle Aussicht sogar noch nach Osten.


Fahrt nach Alta


Rentiere (einmal mehr...)


Hochebene zwischen Alta und Skaidi. Hier kommt der Wind von hinten (siehe Gestrüp rechts), später wird er von links kommen...


Nacht an der Küste Nordnorwegens


Nacht an der Küste Nordnorwegens.

Als erstes reisse ich mir Kleider vom Leib. Eingepackt fuer 0°C sind die wahrscheinlich etwa 25°C im Zelt (dank Sonne und Windschutz) nicht auszuhalten.

Die Sonne war allerdings nur temporär. Das Wetter ist sehr unbeständig und es ist weiterhin kalt.

Die Landschaft ist wunderschön. Ich geniesse jeden Meter am rechten Fahrbahnrand (direkt am Meer).

Ein paar Km vor dem Nordkapptunnel hole ich einen deutschen Velofahrer ein. Ich fahre zuerst in den Tunnel und sehe ihn nicht mehr obwohl ich das Velo 2 km stosse.

In Honningsvåg buche ich das Schiff, welches in 12 Stunden hier ablegen wird.

Die kurze Strecke zum Nordkapp hält wie von jedem angekündigt einige Höhenmeter bereit und ich stosse das Velo grösstenteils.

Am Kap angekommen stehe ich zuvorderst an die Reling und mit warmen Kleidern esse ich erst einmal zwei Bananen und eine Rolle Guezli.

Ich warte bis die Reisebusse weg sind und vertreibe mir die Zeit mit einem Bier, Postkarten/Tagebuch/Blog schreiben, nichtstun, kochen und essen (was viele erstaunte Blicke auf sich zieht). Auf eine grosse Besichtigung der Touristeninfrastruktur verzichte ich - schliesslich habe ich auch nicht dafür bezahlen müssen...


Zeltstandort gleich nach dem Erwachen


es geht nordwärts


Impression Finnmark


Impression Finnmark


Impression Finnmark


Impression Finnmark


Ich fahre in den Nordkapptunnel (ich habe natürlich noch einmal umgedreht um die Kamera zurückzubekommen). Das Licht ist noch nicht eingeschaltet und es fehlt noch die nach hinten rot blinkende Stirnlampe am Helm und das Gelbe Gilet unter der Jacke (die ich zuunterst ausgezogen habe) ist nicht sichtbar...


Nordkapp: Ein eigenartiger Ort.

Um 02:00 Uhr fahre ich wieder zurück. Die erste Pedalumdrehung (gleich nach dem obigen Foto) zurück ist ein unglaubliches Gefühl.

Da ich genügend Zeit habe mache ich unterwegs viele kleine Pausen statt am Schiffsanleger eine lange. Ich geniesse die nächtliche Ruhe in vollen Zügen.

Übermüdet nehme ich mir auf dem Schiff eine Kabine (sauteuer!) und verschlafe einen grossen Teil der Fahrt nach Tromsø&#8206;. Die restlichen Stunden verbringe ich mit einem schon am Vorabend getroffenen deutschen Velofahrer hinter der schützenden Scheibe. Wir beobachten Delfine (oder Wale) und Puffins und tauschen uns ein wenig aus.

Gegen Mitternacht (erstaunlich dunkel!) verlasse ich das Schiff im Regen und nehme unbeabsichtigt nicht den kürzesten Weg zum Campingplatz. Dort werde ich von meinen Eltern, die mit dem Camper in die entgegengesetzte Richtung unterwegs sind, gebührend empfangen.

Im Wohnmobil schläft es sich auch ganz gut.


Magerøya&#8206; by Night

Das Frühstück ist im Vergleich zu bisher (meist fahrend auf dem Velo mit dementsprechend Auswahl/Kombinationsmöglichkeit) gigantisch.

Erstmals(!) auf der Tour habe ich durch Anstrengung verursachte körperliche Beschwerden: Muskelkater im linken Schienbein. Ich vermute das viele Stossen als Ursache.

Wir machen zu dritt einen Stadtbummel durch das sonnige und doch nur ca. 15°C warme Tromsø&#8206;.

Auf dem Beifahrersitz des Wohnmobils lasse ich mich auf den CP Nordkjosbotn chauffieren - eine ganz ungewohnte Perspektive!

Dort angekommen werde ich kulinarisch verwöhnt.


Tromsø&#8206;


Ungewohnte Perspektive auf der Fahrt nach Nordkjosbotn&#8206;

Wieder super Zmorge, einkaufen, Velo zusammensetzen, pumpen, Taschen montieren, Foto machen (lassen), losfahren. Ganz so emotionslos wie es geschrieben ist geht es nicht von statten...

Zwei Stunden lang fahre ich in der Sonne. Danach wechseln sich starke Bewölkung und Regen ab.

Am Rastplatz, wo ich um 18:00 Uhr das Nachtessen koche beginnt es auch gerade wieder zu regnen und ich beschliesse gleich hier zu bleiben.

Erstmals stelle ich das Zelt im Regen auf (in Klaip&#279;da hat es auch geregnet aber dort habe ich es unter dem Vordach zusammengebaut und an den Übernachtungsplatz getragen). Erstaunlicherweise bleibt der obere Teil des Innenzelts dabei trocken: Die Regentropfen werden durch das Gewebe säuberlich auf den Zeltboden zerstäubt...


Abschiedsfoto. Vielen Dank für die 1.5 Tage Verwöhnung!


Hier ist es noch trocken. Die Landschaft bleibt so schön.


auch hier ein trockener Abschnitt


Übernachtungsplatz

Das andauernde Prasseln macht es mir leicht mich mehrmals nochmals umzudrehen und weiter zu schlafen.

Auf den ersten Kilometern hole ich eine ältere Frau ein. Wir haben uns schon zwischen Alta und Skaidi (in entgegengesetzter Richtung unterwegs) und gestern auf dem CP getroffen: Manchmal sieht man sich eben auch mehr als zwei Mal. Ihr Mann begleitet sie mit dem Auto während sie ganz Norwegen durchradelt. Bergauf sind wir etwa gleich schnell, die Talfahrten sind zu kurz als dass ich viel Vorsprung herausrollen könnte und flach ist es sowieso nie: Wir fahren ein gutes Stück zusammen und trennen uns auf einem Pass an dessen Fuss ich von der E6 abzweigen werde. Durch soziale Medien erfahre ich später, dass sie das Ziel ihrer Reise am gleichen Tag erreicht hat wie ich.

Wieder geht es mit stetigem Auf- und Ab der schönen Küste entlang - Meer rechts und kein Verkehr lach .

Auf einer Brücke wird 9 m/s Seitenwind angezeigt. Ich merke kaum etwas davon und frage mich, was für eine Windstärke mich vor ein paar Tagen nach Alta wohl von der Strasse geblasen hat...

Die E10 begrüsst mich mit Verkehr (kein Vergleich zu anderen Ländern der Tour) und linksseitigem Meer.

Trinkwasser gibt es in den Tälern, die Rastplätze sind auf dem Grat: Das Nachtessen koche ich an einer suboptimalen Stelle. Wenige Km später kommt natürlich der geeignete Rastplatz...

Das Zelt schlage ich auf einer kleinen Landzunge aus. Offensichtlich bin ich nicht der erste, der hier nächtigt.


In der Nähe von Sandtorg

Auf der hügeligen Küstenstrasse hat es viel Verkehr. Hauptsächlich Urlauber.

Ausser Pasta habe ich nichts mehr zu essen und ich beschliesse an einem Aussichtspunkt zu kochen. Zuvor erkläre ich einer französischsprachigen (F/CH) Reisecargruppe das Velo. Der Sprachrefresher sollte sich bald bezahlt machen...

Zwei Tunnelerfahrungen bleiben in Erinnerung:
  • Es kommt mir ein Fischtransporter entgegen und ich merke wie schlecht die Lüftung in den Tunnels tatsächlich ist.
  • Das Licht funktioniert plötzlich nicht (homöopatisches Glühen wie die Akkulampen der meisten Velofahrer hier oben, also nichts nachtfahrttaugliches). Das Problem kann ich relativ einfach lösen indem ich die Sonnenbrille ablege .

In Svolvær ist der mit Sightseeing angeschriebene Bus in komplett leer, was wahrscheinlich an der hohen Anzahl Regentropfen in der Luft liegt.

Ich fahre auf einen CP westlich von Kabelvåg&#8206;. Bis ich schliesslich ins Zelt steige hat sich darunter durch den anhaltenden Niederschlag eine ordentliche Pfütze gebildet...


Ausblick von der E10


E10 (vor einem Unterseetunnel)

(Aufgrund der Umstände (der Text sagt warum) sind die Bilder des nachfolgenden Textes erst am Ende des nächsten Tages zu finden.)

Mit der Pfütze unter mir kann ich nicht beruhigt(=gut) schlafen und so platziere ich in der Nacht das Zelt um. 10 cm Abstand hat es jeweils zu Tischgarnitur, Nachbarzelt, Bollersteine und es steht voll im Wind. Jetzt schlafe ich gut.

Der Wetterbericht sagt ab dem späteren Nachmittag Trockenheit voraus und ich will das kommende Stück keinesfalls im Regen fahren.

Ich schlage die Zeit auf dem CP mit nichtstun/schlafen/... herum und mache auf mürrischen französisprechenden Eigenbrötler um nicht mit den wegen des Wetters äusserst mies gelaunten deutschen Frauen diskutieren zu müssen (hey, ICH kann auch nichts dafür!).

Ab Mittag ist es tatsächlich trocken und ich fahre gegen 18:30 Uhr mit vollem Magen los und werde auf den ersten Km trotz ununterbrochen scheinender Sonne gleich mehrmals nass.

Die schöne Landschaft im Abendlicht ist unbeschreiblich und das Panoramafeeling des Velos lässt sich nicht auf die Linse brennen. Stundenlanger Sonnenuntergang (die Sonne zieht ganz flach über den Horizont).

Zum eigentlichen Sonnenuntergang (00:45 Uhr) bin ich gerade (zufällig) an einem Rastplatz. Sie wird bald wieder aufgehen...

In der Nacht habe ich die Strasse für mich alleine. Unterwegs sehe ich sehr viele (50?) Fotografen. Es werden gerade die Bilder für die Tourismusprospekte 2014 gemacht.

Auf einer alten Küstenstrasse (also nicht im modernen Tunnel) schrecke ich aus 20-30m Entfernung einen Adler auf: Ein Riesenvogel!

Die erste Fähre legt erst in 2 Stunden ab und ich fahre bis Å - das Ende.

Vor der Fähre unterhalte ich mich mit norwegischen Velofahrern. Sie haben verglichen mit mir etwa die doppelte Gepäckmenge dabei und sind vier Tage unterwegs.

Auf der Fähre nach Bodø gönne ich mir zwei Stunden Schlaf. Wirklich ausgeruht bin ich nicht, als ich um 09:00 Uhr den zweiten Teil dieser Etappe in Angriff nehme.

Ich erlebe den Saltstraumen in voller Aktion.

Für den nächsten Tag ist schlechtes Wetter vorausgesagt und ich beschliesse noch ein Stück zu fahren, auch wenn es zu regnen beginnt.

Auf dem CP treffe ich im Gemeinschaftsraum drei deutsche Frauen, die dort drin übernachten werden weil sie keine Hütte mehr bekommen haben. Sie haben sich für die Norwegenferien auf die Werbeprospektwetterlage eingestellt...

Das Zelt steht auf der mit Wasser gesättigten Wiese und ich schlafe sofort ein.


Beim Losfahren ist das Wetter unbeständig


abends auf der 815


abends auf der 815


abends auf der 815


Leknes am Abend


In der Nähe von Leknes am Abend


no comment


no comment


Strand nach Sonnenuntergang mitten in der Nacht

Es regnet und der Wetterbericht sagt dass es den ganzen Tag so bleibt: Ich bleibe eine weitere Nacht.

Im strömenden Regen mache ich einen Spaziergang und unterhalte mich länger mit einem deutschen Töfffahrer. Ob der CP-Platz-Betreiber weiss, was er tut als er mir das Passwort für den Benutzer "Administrator" des allen zur Verfügung stehenden Computers gibt? Jedenfalls stimmt jetzt das eingestellte Tastaturlayout mit der Hardware überein...

Keine Bilder heute

Bis zur nächsten Fähre werde ich etwa fünf Stunden benötigen. Das Schiff fährt heute nur zwei Mal: 10 und 21 Uhr. Der Wetterbericht meldet zwischen Mittag und 18 Uhr regenfrei und so starte ich am Mittag tatsächlich regenfrei - bis zum Ende des ersten Tunnels nach wenigen hundert Metern. Der Niederschlag hält etwa 20 km an und dank heftigem Gegenwind bin ich danach innert kurzer Zeit wieder trocken. So lässt sich die Landschaft besser geniessen.

Planmässig erreiche ich das Fährterminal am frühen Abend. Erst jetzt begreife ich, warum es so wenig Fährverbindungen gibt: Ein Schiff fährt viele Destinationen an - statt am Pier die nächsten drei Stunden zu warten werde ich gleich für eine Rundfahrt mitgenommen (siehe Trackschnipsel in der Nähe von Ørnes).

Es ist trocken als ich von Bord rolle und so fahre ich in der stillen Abendatmosphäre bis wenige Meter neben das nächste Fährterminal. Dort stelle ich den Wecker...


grau


breiter Radweg

Die 17 Minuten vom ersten Ton des Weckers bis zur Abfahrt der angepeilten Fähre reichen sogar für ein kurzes Gespräch während des Zeltabbaus.

Bis zur nächsten Fähre hat es wenig Verkehr, tolle Landschaft (ich weiss, wird langsam langweilig das stets zu erwähnen) und einen gesprächsfreudigen Briten, der mit dem Velo in die Gegenrichtung fährt.

Die folgende Fährfahrt ist geprägt von einem ausgiebigen Frühstück mit viel Kindergeschrei, aufgrund der Steckdosensituation wollte ich mich nicht anderswo hinsetzen. Diesmal habe ich den Polarkreis motorisiert überquert.

Das Wetter ist wieder super.

Ich werde von einem Landsmann mit Rennvelo und kompletter Wanderausrüstung auf einem Anhänger eingeholt und wir beschliessen bis Sandnessjøen (Folgetag) gemeinsam unterwegs zu sein. Häufig nebeneinander plaudernd fahren wir durch den Abend.


jetzt ist es noch grau


Ob ich mich an die Tafel in der Bildmitte gehalten habe?


Blick nach rechts...


...und nach links


Zu diesem Aussichtspunkt hat mich ein Schweizer über Stock und Stein (ok, Moos und Stein...) verfolgt. Sein Bruder besitzt das gleiche Velo.


Man beachte die Ausrichtung der Blätter


Der in der Bildmitte (Vergrösserung...) auftauchende Kollege war nicht gesprächig (natürlich habe ich das Bild wegen der Landschaft gemacht)


Aussicht


Portrait

Wir lassen uns am Morgen bei herrlichem Wetter viel Zeit bis zum Aufbruch und fahren danach umso rasanter - ich im Windschatten.

Wir trennen uns planmässig und ich werde vom Rückenwind über die plötzlich erstaunlich flachen Küstenabschnitte geblasen.


Brücke. So sieht sie jeder Tourist vom Rastplatz aus.


Gleiche Brücke. Ein Teil des Liegevelopanoramablicks zwinker


Sieben Schwestern


ungewohnt flach


Selbstportrait

Irgendwie komme ich heute nicht richtig auf Touren. Daran ändert auch die wohltuende Rasur und die frisch gewaschenen und somit kühlenden Kleider nichts.

In Hofles auf die Fähre wartend unterhalte ich mich mit Velofahrern: eine Frau (BRA) und drei Männer (2x BRA, F), die die Küstenstrasse in die andere Richtung fahren. So verpasse ich beinahe die zweistündlich fahrende Fähre – zum Glueck lassen sie die Rampe nochmals herunter. Und es kommt gleich noch velofreundlicher: 38 NOK kostet die Fahrt, der Kassier will nur das Münz (~30 NOK).

Trotz Hauptwindrichtung entgegen meiner Fahrtrichtung fährt es sich danach plötzlich viel besser.

Seit gestern fahre ich viel durch von Landwirtschaft geprägte Landschaft: Erstmals(?) in Norwegen kaufe ich Trinkwasser.

Nach dem Znacht mag ich nicht mehr weiterfahren und stelle das Zelt gleich auf dem Rastplatz in überbautem Gebiet direkt an der Strasse auf - ein denkbar schlechter Ort.


...immer der Strasse nach


finde ich irgendwie witzig

An einem solchen Ort stelle ich natürlich einen Wecker. Um 06:00 Uhr bereue ich das. Auch noch um 07:00 Uhr. Gegen 09:00 Uhr erwache ich zum dritten und für heute letzten Mal...

Auf dem nächsten Campingplatz frage ich nach einer Dusche - das hat sich gelohnt!

Ich fahre viel entlang der Kueste, die diesmal leider auf der falschen Strassenseite ist.
Es ist erstmals wieder heiss. Und damit habe ich auch erstmals seit langem wieder ein Wasserproblem: Von den 3 mitgeführten Litern schmecken 1.5 schlecht und sehen 1.5 Liter verdächtig aus. Die 50 km bis zur nächsten guten Wasserstelle bewältige ich mit wenigen Schlücken des leicht gelblichen Wassers.

Die im Internet gefundene Idee via der Halbinsel Fosen nach Trondheim zu fahren stellt sich in der Praxis als sehr gut heraus: Endlich sehe ich einen Elch in freier Wildbahn... ...und ganz kurz danach finde ich auch einen perfekten Platz für Nachtessen und Übernachtung: Am See wie aus dem Werbeprospekt. Dort sind auch nicht die winzigen Insekten zu sehen, die mir die Stimmung etwas vermiest haben.


Fahrt ins Blaue


Teich oder Meer?


Halbinsel Fossen, Blick aufs "Festland"


Übernachtungsplatz direkt am See

Dichter Nebel erwartet mich am Morgen. Er lichtet sich noch auf der Halbinsel.

Mit dem Katamaran aka Personenfähre lasse ich mich nach Trondheim fahren, wo ich das nächste freie Veloabteil in einem Zug nach Oslo reserviere: In neun Stunden.

Die Zeit vertreibe ich mir hauptsächlich mit Nichtstun. Nebenbei plaudere mit zwei äussert gesprächigen Einheimischen und kaufe ich mir ein Buch und eine Europakarte; Ich bereue es angesichts meiner weiteren Pläne, die Karte NL-B-L-D-CZ meinen Eltern mitgegeben zu haben.

Die Bahnfahrt ist entgegen der Erwartung langweilig. Mit einer Stunde Verspätung treffe ich im stockdunkeln Oslo ein - es gibt in der Stadt ungewohnt viele unbeleuchtete Strassen.

Die Reception des CP am Ende des steilen Anstiegs (steil <= Ich bin beim Schieben gerutscht) ist geschlossen...


Nebel auf Fossen...


...einen(?) Kilometer später


Trondheim


Trondheim


Trondheim

...und sie ist es immer noch als ich mich frühmorgens auf den Weg zum Hafen mache. Leider gilt das auch für die Duschen.

Ich bekomme problemlos ein Ticket für die Überfahrt nach Kopenhagen und habe bis am Nachmittag Zeit mir die Stadt anzuschauen. Gerade die Morgenstunden erweisen sich einmal mehr als ideal für Sightseeing.

Am geführten Velo-Sightseeing nehme ich nicht teil, weil ich dadurch die Fähre verpassen könnte. Der nette Herr von Viking Biking (ja, dies ist bewusst Werbung) nimmt sich mit viel Herzblut Zeit mir auf einem Stadtplan eine etwas längere Tour aufzuzeichnen - das war super!

Ein Schwede auf dem Arbeitsweg erzählt mir, er würde mehrwöchige Velotouren mit seinem Singlespeedbike fahren auf dem er gerade sitzt - abgesehen von der fehlenden Schaltung ein High-End-Velo. Muss ich nicht verstehen.

Ganz spontan ergibt sich ein Treffen mit einer sich auch spontan in Oslo aufhaltenden Cousine.

Beim Check In für die Fähre staune ich, dass bei dem bezahlten Preis sogar ein Bett dabei ist. Das Bett stellt sich als Einzelkabine mit Meerblick heraus - Byebye Hochpreisland Norwegen...


Oslo


Oslo


Oslo

Dänemark,  Tage 44 und 45
Ich schlafe schlecht und beim Erwachen regnet es sosehr, dass ich nicht nach draussen sehen kann. Der Regen stellt sich etwas später als Scheibenwaschautomatik heraus. Uff!

Was in Oslo wegen der Fähre nicht geklappt hat ist in København/Kopenhagen wie auf den Fährfahrplan angepasst: geführte Sightseeingtour mit dem Velo. Da die Sonne scheint und Sonntag ist, nehmen etwa 20 Personen an der Führung teil. Das macht es einerseits etwas chaotisch und gibt andererseits viele Gelegenheiten sich mit anderen Touristen zu unterhalten.

Nach zweieinhalb Ruhetagen geniesse ich es am Nachmittag wieder in die Pedalen treten zu können. Dank dänischem Südwind komme ich nicht zu kurz.

Ab hier verwende ich ein neues Modell der Navigation:
  • Bis Lappland: vorgängig am PC recherchierte und erstellte Routen.
  • Norwegische Küste: Im Internet gefundener Track.
  • Jetzt: Automatisch gerouteter Track (offline) mit einer Velokarte als Basis und "Velo" als Fortbewegungsmittel.

Dieses Experiment erweist sich in den verbleibenden Tagen immer mal wieder als interessant.

Zum ersten Mal auf der Tour sehe ich einen anderen Liegevelofahrer. Mangels gemeinsamer Sprache ist die Unterhaltung kurz und gestikreich.

Die Sonne zaubert einen 180°-Regenbogen in die tief hängenden roten Abendwolken als ich auf den CP rolle.


København/Kopenhagen: geführtes Sightseeing by Bike


København/Kopenhagen


København/Kopenhagen: Gedränge bei DEM Touriobjekt


DK: flach bei Gegenwind


Impression Dänemark

Als ich um 08:30 den CP verlasse ist es dort noch ganz ruhig. Es erwartet mich Rückenwind.

Die letzten 25 km in DK fahre ich auf einer ehemaligen Bahnstrecke. Der gut fahrbare Naturbelag ist oft etwa 30cm breit, was mich dazu verleitet etwas mehr Druck auf die Pedalen zu geben: So machts noch mehr Spass!

Deutschland 3*, Tage 45-48
Zum dritten Mal reise ich in D ein. Diesmal per Fähre. Danach lasse ich mich auf der Tour nur noch zweimal motorisiert fortbewegen - das weiss ich heute allerdings noch nicht.

In Oldenburg in Holstein lasse ich die lockere Bremsscheibe festziehen (merke: Premium bedeutet, dass das Ausfallrisiko klein ist, wenn aber ein Problem auftritt kann man es nicht selbst lösen) und kaufe eine seit der Übernachtung am schwedischen Polarkreis nicht vermisste Glocke - bis heute.

Die drei angefahrenen CP an der Ostseeküste nehmen keine Velotouristen auf und so übernachte ich etwas weiter mit Ausnahme von ein paar Mücken ungestört in einem Waldstück.


ehemalige Eisenbahnstrecke


Insektenfang


Deutschland

Weiter oben habe ich es bereits angekündigt: Der Track hält heute ein paar Überraschungen bereit. Entgegen meiner Erwartung fahre ich nicht durch Hamburg. Das merkte ich allerdings erst, als ich schon an der Grossstadt vorbei bin. Viele Km legte ich auf kleinen Waldstrassen zurück - ruhig und holprig statt flott und heiss.

Erstmals seit tausenden Km (Polen) flicke ich wieder einen Platten.

Der Track führt mich abends durch die Lüneburger Heide: Ich fühle mich landschaftlich und geschwindigkeitstechnisch ins Mittelalter zurückversetzt: Ich bin der einzige Velofahrer ohne MTB.

Wegen nachlassendem (Gegen-)Wind und hereinbrechender Dunkelheit rase ich wie ein Irrer die 40km zum CP in Bothel. Ich erreiche ihn gerade als rechnerisch die Sonne untergeht und real der Regen beginnt: “ab 1.1.2013 geschlossen”. Sh*t. Ich nehme die nächstbeste Wildcampingmöglichkeit…


Lüneburger Heide


Lüneburger Heide

Der Nieselregen hört nach wenigen Pedalumdrehungen auf. Der Gegenwind nicht.

Abgesehen von der mehrköpfigen Gruppe "pro Person ein Faltrad mit Anhänger" in Lettland(?) treffe ich wieder einen anderen Veloreisenden mit einem weit vom Durchschnitt entfernten Reisevelo: Am Liegedreirad hängt ein personenlanger Planwagen. Es ergibt sich nur ein kurzer Schwatz.

Entgegen meiner Erwartungen nach den Erlebnissen der letzten beiden Nächte gibt es heute am Dümmersee einen CP dessen Ansprüchen ich genüge...


Warum ich das Bild wohl gerade aus dieser Perspektive mit diesen Objekten aufgenommen habe?

Das Exil hält mir zum Nationalfeiertag ein spezielles Geschenk bereit: Der Gegenwind der vergangenen Tage hat heute viel an Intensität verloren.

Ein kurzes Gespräch mit einem Veloreisenden an einer Kreuzung finde ich trotz spannendem Thema (was wohl?) um Längen langweiliger als dasjenige ein paar Km weiter mit einem Bauern.

Der (entgegen meiner Erwartung wegen Erfahrungen in heimischen Läden der gleichen Kette) kompetente Mitarbeiter im Elektronikgrosshandel in Rheine hat die Welt nicht mehr verstanden als ich, komplett nassgeschwitzt und mit wahrscheinlich ungewohntem Akzent, ihn mit elektrischen(sic!) Detailfragen zu den angebotenen Akkupacks löcherte, zu denen es nicht schon auf der Verpackung Antworten gab (und die ich teils bis heute nicht kenne).

Währen der letzten Tage (Bericht ab hier) habe ich sehr oft Landesgrenzen passiert (manchmal sogar unbemerkt), weshalb ich im Bericht ab hier auf die bisherige Titelsetzung verzichte.

In den Niederlanden* fahre ich nur wenige Meter und übernachte als einziger Zeltgast auf einem kleinen CP.

Statt über Feuerwerk freue ich mich über eine klare Sicht nach oben und lasse beide Apsiden offen.


Deutschland

Ich werde von zwei um die Wette krähenden Hähnen geweckt - ob sich die über die Landesgrenze hinweg unterhalten haben?

Trotz klarer Nacht ist es noch vor Sonnenaufgang im T-Shirt angenehm warm. Zwei Tage später erzählen mir zwei Niederländer dass heute der heisseste Tag der Niederlanden seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen sei...

Den Grenzübertritt nach Deutschland* bemerke ich nicht.

In der Nähe von Hamminkeln nutze ich die Gelegenheit für ein morgendliches Bad (dank wasserfestem GPS auch auf der Karte sichtbar zwinker ).

Die Wege sind gut und ich werde überrascht, als der Track plötzlich ins Wasser zeigt: Den Rhein überquere ich per Personenfähre. Während der Fahrt unterhalte ich mich mit einem Trike-Fahrer.

Die Temperaturanzeige einer Apotheke zeigt 36° C und ich nehme die nächstbeste Möglichkeit für einen ausgedehnten Mittagsrast wahr.

Wiederum über die grüne Grenze fahre ich erneut in die Niederlanden*. Das Land enttäuscht mich mit stinkigen und lärmigen Motorollern auf dem super ausgebauten Radwegnetz. Ein Kanal kommt in den Abendstunden für einen Wasch- und Abkühlungsschwumm wie gerufen.

Vom Schild België* werde ich überrascht. Das kommt dann eben davon, wenn man sich autorouten lässt statt selbst zu planen...

Die zuvor extrem häufigen CP waren auf ein Mal weg und ich übernachte in einem der seltenen nicht eingezäunten Wäldchen.


Eigenartige Signalisation in den Niederlanden


Ich gehe schwimmen

Der super Radweg führt einem Kanal entlang. Dort stehen am Morgen ganz viele Zelte – hätte ich das doch nur schon gestern Abend gewusst…

Ein Bunker mit Infotafel weckt mein Interesse. Ich halte gleichzeitig mit dem Ankommen der beiden Restauratoren und es ergibt sich ein nettes Gespräch. Die Bunkerproblematik ist exakt gleich wie in der CH.

Wieder in den Niederlanden* geniesse ich es fahrend durch Maastricht zu bummeln und nach einem Supermarkt Ausschau zu halten.

Belgien* zeigt mir heute Nachmittag, dass da lange nicht alles flach ist. Die gefahrene (eben nicht alles...) Strecke zwischen Visé und Bévercé hat mich ziemlich gefordert und ich war an diesem Abend auf dem CP in letzterer Ortschaft nicht gut auf das Autorouting anzusprechen... (Nachfahren des Tracks explizit nicht empfohlen!)


Belgischer Radweg


Maas kurz vor Maastricht


Blick zurück...


...und am gleichen Ort nach vorne (hier ist es problemlos fahrbar...)


Ehemalige Bahnstrecke - oft kreuzungsfrei wie hier

Nach den gestigen Strapazen fahre ich erst um 09:30 Uhr los. Schon nach wenigen Metern, in Malmedy, schaue ich gerade in einen Stollen, der während der Ardennenoffensive viele Bewohner aufnahm, als von nebenan aus der Kirche Chorgesang ertönt - für einmal ist der Schweiss kalt!

Wallonien habe ich gestern als Veloland abgeschrieben. Da kannte ich das Angebot von RAVel noch nicht: Aufgegebene Bahntrassen werden zu Fuss- und Velowegen umfunktioniert. Es waren zum Glück keine Zahnradbahnen. Es ist einmal mehr sonniger Sonntag und dementsprechend viel Verkehr herrscht auf dieser Velorennbahn (noch kein Vergleich zur Nida). Ich unterhalte mich mit unzähligen Velofahrern und geniesse es die Frage nach dem "wohin" mit "ich bin doch schon fast zu Hause" zu beantworten...

Für einmal vertraue ich dem Autorouting mehr als einem Einheimischen - mittlerweile bin ich wieder in Deutschland* - und fahre zunächst hügelig weiter (aber garantiert nicht "falsch"). Auf einer weiteren Bahntrasse frage ich einen spazierenden alten Mann darüber aus. Seine Antwort auf die Frage, wann hier zum letzten Mal Züge verkehrt seien hinterlässt bei mir in Zukunft auf diesen Wegen ein zwiespältiges Gefühl.

Luxemburg* ist das letzte Land der Reise, welches ich zuvor noch nie mit dem Velo erreicht habe. Ein nur kurzes Stück durch Deutschland* wähle ich als Abkürzung gegenüber dem vorgeschlagenen Weg (ich halte mich seit Lübeck immer mal wieder nicht exakt an das Autorouting) um nur wenige hundert Meter später wieder auf der luxemburgischen* Flusseite zu pedalen.

Ich finde einen schönen Übernachtungsplatz in der Nähe von Junglinster.


Aussicht in Rheinland-Pfalz

Wie erhofft erwache ich durch Sonnenstrahlen um sechs Uhr. Und schlafe doch noch etwas.

Luxemburg City gefällt mir ausserordentlich gut!

Ein Vollbad in der Mosel und kurz darauf bin ich in… Schengen. Dort – passender geht es kaum – überquere ich Fluss und Landesgrenze zu Deutschland*. Von der Grenze zu Frankreich* nur hundert Meter weiter bekomme ich nichts mit.

Was mir sogleich auffällt: viele Glasscherben. Keine fünf Km dauert es, bis ich erneut Vulkanisierlösung auf den Vorderradschlauch schmiere. Während diese trocknet puhle ich weitere 600 kleiner Glas-/Stein-/Irgendetwas-Splitter aus dem Pneu – also etwa vier pro Zentimeter Lauffläche – es hat noch mehr… Hinten weniger als 10: Den komplett verlöcherten Vorderpneu werde ich zu Hause auswechseln im Gegensatz zum ab- aber noch nicht komplett heruntergefahrenen Hinterradpneu.

Dass ich die Grenzen zu Deutschland* und später wieder nach Frankreich* passiere bemerke ich lediglich an den Beschilderungen und Autonummern.

Am Nachmittag erreiche ich die Saar/Sarre und nutze das gepäckfreundliche Gelände um noch etwas Strecke zu machen; Übermorgen zu Hause scheint realistisch.


Impression Luxemburg


Impression Luxemburg (finde das Baguette zwinker )


Energie für Maschinen und Vieh

Statt dem Track folge ich dem Wasserverlauf. Auch an Orten, wo es eigentlich keinen Weg gibt und die vielen Km Schotter - auf Bergfahrt habe ich einfach keine Lust. Genau das tue ich allerdings bald und frage mich, wo das auf der Karte genau bei mir verzeichnete Gewässer ist. Die Lösung erfahre ich nach der Abfahrt: Schiffstunnel...

Mit einem italienischen Reiseradler lasse ich mich von der Gewitterfront dem Kanal entlangblasen. Klatschnass treffen wir unter einer Brücke Vater und Sohn am ersten Tag ihrer Reise nach Paris - mit Regen und heftigstem Gegenwind wünsche ich den beiden viel Kraft.

Regen und Wind haben aufgehört und in Strasbourg trenne ich mich wieder vom Italiener.

Vor lauter Windschatten habe ich die Abzweigung verpasst und fahre dem todlangweiligen Rhein-Rhône-Kanal entlang.

Wieder in Deutschland* werde ich von der Fähre zum deutschen Rheinradweg gefahren, wo ich bald in die kühlenden Fluten tauche - herrlich!

40 Minuten nach Sonnenuntergang finde ich einen geeigneten Zeltplatz für die letzte Nacht.


Künstliche Wasserscheide: Étang de Grondrexange


Schiffstunnel


Strasbourg

In der Nacht schlafe ich nicht viel. Nicht etwa weil ich heute Abend hoffentlich wieder im eigenen Bett schlafe und aufgeregt wäre sondern weil zwei heftige(!) Gewitter über das Land ziehen.

Vor dem Losfahren flicke ich das gestern noch nicht bemerkte Loch im Vorderradschlauch.

Die Fahrt auf dem gestern Abend noch hartgepressten Sand des Rheinradwegs ist heute dank den ergiebigen Niederschlägen mühsam. Nebenwirkung ist, dass das Velo erstmals(!) so richtig schmutzig wird.

Am Grenzübergang zur Schweiz*sehe ich erstmals seit Langem wieder einen Zöllner. Ohne auch nur einmal anzuhalten (alle Ampeln sind grün) fahre ich durch Kleinbasel. Mit dem kurzen Abstecher zurück nach Deutschland*, inkl. einem letzten Bad im Rhein, und zurück in die Schweiz* habe ich nun zum letzten Mal eine Landesgrenze passiert. Hier fahre ich ganz bewusst dem Track entlang - die einzige Möglichkeit das Routing mit bekannten Alternativrouten zu vergleichen: eigentlich ganz gut!

In der klaren Limmat gönne ich mir das letzte Bad der Tour. In Zürich gibt es für mich den Schlüssel zurück (siehe Beginn der Tour) und natürlich auch zwei Biere als Stärkung für die letzten Km.

Keine Bilder heute

Statistik
  • 54 Tage (davon je nach Zählweise 5-9 Ruhetage)
  • 7'333 km in ...
  • ... 444 h Fahrzeit
  • 16 Länder (inkl. Åland)

Materialversagen
  • 6 Platten
  • Reifenheber (gebrochen, ersetzt)
  • Steuerlager (mehrfach gelockert, jeweils wieder festgezogen)
  • Bremsscheibe (gelockert, festziehen lassen)
  • Akkupack (Elektronik kaputt, ersetzt)
  • Glocke (durch umfallendes Velo zerstört, viel später ersetzt)

Tiere
  • Störche, Enten, Gänse und viel mehr Vögel
  • Hasen, Igel, Frösche, Füchse, ...
  • Schlange
  • Rentiere
  • Elch
  • Adler

Verloren
  • Ständerkappe
  • Ventildeckel
  • Ventilpositionshalteschraube
  • USB-Kabel
  • 5 kg Körpergewicht

FAQ
  • Q: ??????????? [mangels Sprachkenntnis Unverständliches]
    • A: English?-Français?-Schwitzerdütsch?-Deutsch? (je nach Region und Person auch abgewandelt)
  • Q: Wo kommst du her/fährst du hin?
    • Je nachdem wo gefragt werde lautet die Antwort entsprechend. Viele sind sich nicht bewusst, dass gerade IHR Zuhause auf der Strecke [ein weit entfernter Ort den jeder kennt] und [noch ein solcher Ort in entgegengesetzter Richtung] liegt - so ganz ohne Autobahn weit und breit...
  • Q: Mit DEM Ding?
    • A: Ja, das ist ein Velo/Liegevelo
  • Q: Alleine?
    • A: Ja
  • Liegevelo (Q): Wie funktionktioniert das? Und die Balance? Ist das schneller/kann man damit gleich schnell fahren ...als/wie mit einem normalen Velo? Wird man nicht übersehen?
    • Funktion: Pedalen, Lenker, ... ausser Rahmen und Sitz gleich wie mit normalem Velo
    • Balance: Wie mit normalem Velo
    • Nicht schneller aber bequemer. VIEL bequemer!
    • Nein. Zumindest nicht mehr als mit einem normalen Velo.
  • Q: Wo ist es am schönsten? / Wo hat es dir am besten gefallen?
    • Kommt drauf an...
    • Highlights:
      • Litauischer Küstenradweg
      • Norwegische Küstenroute, insbesondere die Etappe Lofoten by Night
      • Bahntrassen in Belgien/Luxemburg


*Länder, die ich mehrmals besucht habe