Re: Polen (Dresden-Danzig) Juli 2013

von: Tom72

Re: Polen (Dresden-Danzig) Juli 2013 - 08.10.13 21:59

5. Tag (09.07.2013), Poznan (Posen)-Torun (Thorn)
Strecke: 86 km (zuzüglich ca. 80 km Zugfahrt)
Fahrzeit: 4 Std. 46 min
Höhenmeter: 258
Durchschnittsgeschwindigkeit: 18,0 km/h


Um 10.48 Uhr geht mein Zug Richtung Thorn, mit dem ich bis Mogilno fahren werde. Ich habe also noch ein wenig Zeit, mich in Posen umzusehen. Ich sehe mir zunächst den Posener Dom auf der Dominsel an, einer Flußinsel zwischen zwei Warthe-Armen. Dies war der Sitz des ersten polnischen Bistums und gilt als Keimzelle des polnischen Staates und auch Posens. 1253 wurde die Stadt nach Magdeburger Stadtrecht neu gegründet und erhielt ihr neues Zentrum mit dem Rynek am linken Warthe-Ufer.



Anschließend frühstücke ich in einem sehr netten Café am Rynek bei strahlendem Sonnenwetter.



Auf dem Weg von der Innenstadt zum Bahnhof liegen weitere Sehenswürdigkeiten. Ich komme durch Viertel mit prächtiger Wohnbebauung aus der vorletzten Jahrhundertwende.



Diesen neoromanischen Komplex (Kaiserschloß, polnisch Zamek Cesarski w Poznaniu) ließ Kaiser Wilhelm II in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg als Residenzschloß nach dem Vorbild einer mittelalterlichen Kaiserpfalz errichten. Später wurde er von den Nationalsozialisten als „Führerresidenz“ ausgebaut und dient heute als Kulturzentrum. Mir fehlt leider die Zeit, es zu besichtigen.



Ganz in der Nähe steht das Opernhaus.



Der Hauptbahnhof (Poznan Glówny) ist gerade Großbaustelle und wird komplett umgestaltet und unter anderem mit einem riesigen Einkaufszentrum „verschönert“.



Hier besteige ich den Regionalzug Richtung Thorn.



Der Zug ist ziemlich voll. Mit mir im Fahrradabteil sitzen zwei ziemlich angetrunkene Herren, von denen einer irgendwann einschläft und aus seinem Sitz auf den Boden kippt, ohne aufzuwachen. Wir fahren durch Gniezno (Gnesen), eine der ältesten polnischen Städte und erste polnische Hauptstadt, sicher sehenswert, insbesondere der Dom, laut meinem Reiseführer das monumentalste gotische Gotteshaus in Polen, aber für eine Besichtigung der Stadt ist mein Zeitplan zu knapp. Kurz darauf, an einer Bahnstation mitten im Nichts, steigen fast alle Fahrgäste aus, was mich ein wenig beunruhigt. Es sind aber Ausflügler aus Posen, die zu einem nahegelegenen See wollen. Ich steige in Mogilno aus, da auch dieser Ort in meinen familiengeschichtlichen Recherchen eine Rolle spielt. Es ist reizvoll an einem See gelegen. Hier genieße ich erstmals Piroggen, gefüllte Teigtaschen, in diesem Fall mit Fleischfüllung, also in etwa das, was andernorts als Ravioli oder Maultaschen bezeichnet wird. Sehr lecker, ich werde sie auf der weiteren Reise noch mehrfach genießen.



Von Mogilno nach Thorn geht es wieder mit dem Rad. Zunächst über die Woiwodschaftsstraße 254 und die Landesstraße 15, dann finde ich endlich wieder, bis kurz vor Inowroclaw, eine Streckenführung über winzige Sträßchen und winzige Dörfer, landschaftlich wunderschön und so gut wie ohne Autoverkehr.







Ab Inowroclaw, einer Stadt ohne besonderen Reiz, aber, natürlich, einem nett herausgeputzten Rynek, wo ich mir ein Piwo und eine Stärkung gönne, gibt es nun keine Alternative zu knapp 30 Kilometern auf der Hauptstraße (Landesstraße 15). Ich kann mich aber nicht erinnern, daß das Verkehrsaufkommen allzu problematisch gewesen wäre.

Ich nähere mich Thorn vom südlichen (linken) Weichselufer her. Die eigentliche Stadt liegt am anderen Ufer, und auf der südlichen Seite der Weichsel befindet sich im Wesentlichen nur der Hauptbahnhof und der recht große Campingplatz, wo ich nun mein Zelt aufschlage. Wieder werde ich von Mücken geplagt.

Nach Zeltaufbau und Duschen fahre ich über die lange Weichselbrücke in die Stadt. Der Fluß ist erstaunlich breit. Von der Brücke hat man einen tollen Blick auf die Skyline der Altstadt. Es dämmert bereits.





Ich werde mir die Stadt morgen etwas näher ansehen, jetzt habe ich Hunger und suche zum Tagesausklang und Abendessen natürlich auch hier den Rynek mit dem prächtigen Rathaus in der Mitte auf, an dem sich zahlreiche Restaurants und Kneipen befinden, vor denen man bei nach wie vor milden Temperaturen draußen sitzen kann.





Fortsetzung folgt...