Rundtour Niederösterreich

von: Bettinako

Rundtour Niederösterreich - 04.08.21 14:45

Hallo,

spät, aber doch, kommt hier mein Reisebericht von meiner NÖ-Tour im Juni schmunzel!

Abfahrt war am Sonntag, den 6. Juni, am Nachmittag. Zuerst bin ich noch in die Teststrasse zum Corona-Test, dann habe ich noch kurz eine Freundin besucht, und dann bin ich gemütlich am Euro Velo 9 von mir zu Hause nach Schwechat gefahren. Dort habe ich auch gleich im Hotel Albrecht übernachtet. Tagesstrecke nur 16,42km

Am Montang, den 7. Juni habe ich mir viel vorgenommen. Um 8h starte ich auf dem Triestinggau-Radweg Richtung Leobersdorf. Da mehrere Radwege gesperrt sind (unter anderen wurde ein Hochwasserschutz gebaut) muss ich immer wieder umplanen und auch Bundesstraßen fahren. Um 11h erreiche ich nach 45km Leobersdorf und fahre gleich weiter nach Berndorf, wo ich Mittag esse. Ab hier komme ich am Triestin-Gölsen-Radweg nur langsam voran, weil es permanent leicht bergauf geht. Am Nachmittag komme ich dann zu einem richtigen Berg, dem Kollmannhof (750m Seehöhe im Gegensatz zum Startort Schwechat mit 180m), den ich teils schiebend in praller Sonne bewältige. Die steile Abfahrt ist leider oft unübersichtlich, so dass ich viel bremsen muss. Nach über 110 Tageskilometern will ich in Traismauer ein Quartier suchen, aber alles ist voll. Ein Wirt ruft einen Kollegen in der nächsten Ortschaft an, der noch was frei hat. Als ich dort ankomme zeigt mein Tacho 115,84 Tageskilometer und ich bin hundemüde.

Von Rothenau ob der Traisen geht es am landschaftlich sehr schönen Traisentalradweg Richtung Sankt Pölten, wo ich wieder einen Corona-Test machen muss. Mein Navi schickt mich falsch und ich suche über eine Stunde nach der Teststrasse, die ich erst nach 10 Extra-Kilometer finde. Der Test dauert hingegen keine 5 Minuten, Ergebnis bekomme ich aufs Handy. Also weiter am Traisentalradweg bis Traimauer. Von dort wollte ich eigentlich am Kamptalradweg weiter nach Krems fahren, aber nach dem Berg gestern entschließe ich mich spontan für die gemütlichere, ebene Variante am Donauradweg. Ich buche telefonisch einen Platz in der Jugendherberge in Krems, die ich schon um 15h45 erreiche. Dann habe ich noch Zeit, im Hallenbad eine Runde schwimmen zu gehen.Tagesstrecke heute 76,49km.

Da neben meiner Jugendhergberge gleich eine Teststation ist mache ich gleich am nächsten Morgen vor der Weiterfahr einen weiteren Corona-Test. Weiter geht es auf dem Kamp-Thaya-March-RAdweg durch die Weinberge Richtung Zwettl. Mein Weg führt ständig auf und ab, und zeitweise muss ich sogar schieben. Ich weiß dass vor mir ein Berg ist und will mir mein Mittagessen erst dann gönnen, wenn ich ihn bewältigt habe, also in Altenburg.Aber der Ort ist eine einzige Baustelle, wo kein einziges Gasthaus geöffnet hat. Also fahre ich weiter bergauf und bergab, durch viele kleine Orte. Bei Neupölla und Altpölla verfahre ich mich einmal und bin plötzlich wieder dort, wo ich schon vor 8km war - in Altpööa. Dort hat aber zumindest ein Gasthaus offen, wo ich mir einen Tee und einen Kuchen gönne. Kurz nach der Weiterfahrt gerate ich auf offenem Feld in ein Gewitter, wo ich mich bei einem Marterl nur notdürftig unterstellen kann, und klatschnass werde. Bei der Weiterfahrt quitscht dann mein Rad, aber nur, während ich NICHT trete.Über booking.com reserviere ich in Zwettl ein Zimmer, welches ich erst gegen 21h totmüde erreiche. Ich bin 106,54 Kilometer gefahren, hatte aber wegen der vielen Berge eine Fahrzeit von fast 9 Stunden.

In Zwettl bringe ich mein Rad am nächsten Morgen zu einem Sportgeschäft, flaniere in der Zeit durch die Stadt, und gehe auch noch ins Hallenbad eine Runde schwimmen. Gegen Mittag kann ich das Rad, welches einen Achter hatte, wieder abholen. Vor der Weiterfahrt esse ich in Zwettl noch zu Mittag, dann geht es wieder am Kamp-Thaya-March-Radweg. Wieder geht es ständig bergauf und bergab, wieder verfahre ich mich, aber schließlich lande ich doch nach 49,28km in Waidhofen an der Thaya, wo ich im City Hotel übernachte.

Leider gibt es hier keine Möglichkeit zum Corona-Test und mein Test aus Zwettl wird ab 9h vormittags ungültig. Die nächste Testmöglichkeit in Raabs an der Thaya liegt zwar auf meiner Strecke, nur bekomme ich dort erst einen Termin am späten Nachmittag. Statt auf dem Kamp-Thaya-March-Radweg zu bleiben fahre ich auf dem landschaftlich sehr schönen Weg entlang einer aufgelassenen Bahntrasse nach Raabs. Unterwegs werde ich wieder von einem Gewitter überrascht, finde aber Unterstand bei einer kleinen, aufgelassenen Radstation, wo ich ein nettes Radler-Pärchen aus Deutschland treffe, mit dem ich das Gewitter verplaudere. In Raabs kommt dann die Sonne wieder raus und die Apothekerin nimmt mich freuntlicherweise schon 2 Stunden vor meinem Termin zum Corona-Test dran. Daher kann ich meine Route noch ein Stück fortsetzen und erreiche das kleine, geschichtlich sehr bedeutende Örtchen Drosendorf, wo ich in einem Gasthaus ein Zimmer bekomme. Heute habe ich nur 44,4kmg geschafft.

Am nächsten Morgen, meinem 50. Geburtstag, fahre ich von Drosendorf mit der Nostalgie-Bahn "Reblaus-Express" weiter nach Retz. Leider ist das Wetter sehr wechselhaft und den Großteil der Bahnfahrt schüttet es. In Retz ist es wieder sonnig, daher schwinge ich mich wieder aufs Rad, um noch Laa an der Thaya zu erreichen. Aber schon nach wenigen Kilometern macht mein Rad immer lautere Geräusche und ich komme nur schwer voran. Telefonisch versuche ich herauszufinden, ob in Retz eine Radwerkstätte ist, die auch am Samstag geöffnet hat - was leider nicht der Fall ist. Da es mir zu riskant ist, weiter zu fahren, beende ich meine Tour einen Tag früher als geplant und fahre mit dem lauten Scher-Geräusch am Rad zurück nach Retz, von wo eine direkte Bahnverbindung nach Hause führt.

Zu Hause hat meine Werkstätte festgestellt, dass "nur" hinten das Kotblech geschliffen hat. Das hat mich dann doch etwas geärgert, vor allem weil ich auf die Idee nicht selbst gekommen bin. Das hätte ich mit etwas ausgeborgtem Werkzeug durchaus selbst beheben können.

Eigentlich hätte es eine Rundtour werden sollen, aber durch die beiden Pannen und die nur sehr zeitaufwändig durchführbaren Corona-Tests habe ich nur knapp 2/3 der Strecke geschafft. Eigentlich hätte die Tour weiter über den Kamp-Thaya-March-Radweg nach Hainburg geführt und von dort weg der Donau entlang nach Wien und über städtische Radwege zu mir nach Hause (wären laut Plan 698km gewesen).

Insgesamt war die Tour eine schöne Erfahrung. Ich weiß jetzt, dass es sinnvoll ist, Power-Tage, wo ich viele Kilometer (100+) fahre, mit Erholungstagen, wo ich nur 40-70km fahre, abzuwechseln. Mittlerweile bin ich auch 2x geimpft und erspare mir dadurch hoffentlich bei den nächsten Touren die Testerei, die doch sehr lästig war, und ohne der ich sicher den einen oder anderen Kilometer mehr geschafft hätte.

Fotos folgen grins!

PS: Sorry, der Bericht ist doppelt, weil ich ihn zuerst mal (falsch) in meinen Thread von vor der Reise unter der Rubrik "Länder" reingeschrieben habe.
von: Hansflo

Re: Rundtour Niederösterreich - 04.08.21 19:58

Hallo,

vielen Dank für den interessanten Bericht. Gibt es vielleicht irgendwo auch Bilder dazu?
War sicher eine schöne Tour, auch wenn sie nicht nach Plan vollendet werden konnte. Schade, dass du dir durch die Pannen und die Testerei so viel Zeit hast stehlen lassen.

Hans
von: irg

Re: Rundtour Niederösterreich - 11.08.21 18:12

Hallo Bettina!

Danke für deinen Reisebericht! Du hast eine schöne Tour gemacht! Wenn das eine oder andere nicht ganz so geklappt hat, ist das irgendwo zwischen "Teil der Reise" und "fürs nächste Mal weiß ich es". Gegenüber meiner ersten Radltour waren das nur Peanuts. Die andere Seite, das sich Einlassen auf eine Tour, das flexible Ändern, wo es Sinn macht, hast du schön beschrieben, auch, was du sonst erlebt hast!

Dass manches nicht kommt, wie gedacht, ist, finde ich, im Leben wie auf Reisen normal. Diesen Sommerurlaub hat uns die Technik auch Arbeit ein gebracht, aber nicht bei den Fahrrädern. Aber jetzt ist alles erledigt!

Lg!
georg
von: Toxxi

Re: Rundtour Niederösterreich - 12.08.21 13:10

Interessanter Bericht, ich habe ihn mit Freude gelesen. schmunzel Sehr ehrlich geschrieben. Ein bisschen erinnert mich das an meine allerersten Fahrten, damals noch ohne Navi und Booking. lach

Und du bist einfach losgefahren, anstatt ewig darüber zu philosophieren und zu überlegen, welches Ausrüstungsteil dir noch fehlen könnte. Sowas ist man im Radforum gar nicht mehr gewöhnt. omm

Viele Grüße
Thoralf

PS: Was ein "Marterl" ist - dazu musste ich erst mal Google befragen. Das Wort war mir noch nicht untergekommen. Und auch die Wikipediaübersetzung "Bildstock" hätte mir nichts gesagt. In unserer Gegend gibt es sowas einfach nicht.
von: Bettinako

Re: Rundtour Niederösterreich - 17.08.21 11:03

Hallo Toxxi,

naja, was soll mir auf einer Tour, deren Abfahrts-und Zielort mein Zuhause ist, groß an Ausrüstung fehlen zwinker.

Mein Rad kam frisch von Service, ordentliche Ortlieb-Packtaschen habe ich mir schon vor 2 Jahren mal geleistet. Ein Satz Reifenheber, ein Ersatzschlauch und ein Universalwerkzeug war im Gepäck, wurde aber nicht benötigt.

Die Tour selbst war schon ordentlich geplant, aber eben nicht mit fixen Nächtigungsorten und vorgebuchten Hotels. Um festzustellen, ob ich auch kurzfristig einen Schlafplatz kriege, habe ich eine Woche vor der Tour 5 Pensionen bzw. Jugenherbergen auf der Strecke angerufen ob für die nächste Nacht noch was frei wäre, und vier haben JA gesagt. Daher habe ich auch mein Zelt zu Hause gelassen grins . Wenn ich allein unterwegs bin habe ich keine hohen Ansprüche und irgend etwas findet sich schon. War dann auch so.

Marterl gibt es übrigens im Großteil Niederösterreichs sehr viele. Ich weiß nicht, an wie vielen ich täglich vorbeigefahren bin, aber unter 10 am Tag waren es sicher nie. Leider war das Marterl, wo ich mich beim Gewitter untergestellt habe, so gebaut, dass der trockene Innenbereich mit einem Gitter mit Vorhangschloss versperrt war, so dass nur die heilige Maria im Trockenen saß, ich aber ziemlich nass wurde .

Lg Bettina
von: natash

Re: Rundtour Niederösterreich - 17.08.21 11:19

Servus Bettina,
trotz zweifelhaftem Wetter und den Nervereien mit den Tests scheints mir trotzdem eine gelungene Tour gewesen zu sein. Wer alles vorplant (ich ganz sicher nicht) hat zwar höhere Sicherheiten, aber beraubt sich der Freude des Unerwarteten und Überaschenden. Und flexibleler ist es so auch.
Ich kenne die von Dir bereiste Ecke auch ein wenig und fand es dort recht charmant.
Merci für die Eindrücke für die aktuell recht ruhige Rubrik der Reiseberichte.
Ich selbst gehe rund um meinen Geburtstag auch gerne auf eine Tour, sofern möglich.
Gruß
Nat