Re: 2 Fragen zu Brouter (streckenqualität/Hotels)

von: Gravelbiker_Berlin

Re: 2 Fragen zu Brouter (streckenqualität/Hotels) - 26.07.22 21:14

Hallo Martin, nein, den Gravelbike-Routenplaner, den kenn ich noch nicht, werde ich mir mal anschauen, danke.
Holperpflaster in den Ortschaften im Osten, ja, da hast Du recht, das ist das Normale. Noch schlimmer als Sachsen-Anhalt sind da Mecklenburg und Brandenburg. Da gräme ich mich schon gar nicht mehr, manchmal kann man auf Bürgersteige ausweichen, oft sind die aber auch ziemlich unbefahrbar. Aber Orte sind schnell durchfahren. Ich meine eher die Verbindungsfeldwege bzw. historische Verbindungsstraßen zwischen zwei Orten. Oft genug sind die durchgängig Holperpflaster. Auf meiner letzten Tour hatte ich eher "Glück", es war die befahrbare Sorte Holperpflaster (obwohl die auch keinen Spaß macht, wenn sie länger als 5km währt), aber es gibt wirklich krasse Holperpflasterstraßen, wo man eher umkehren und eine längere Umleitung fahren sollte, wenn solch eine Killer-Holperpflaster-Passage 5km lang ist. Insgesamt bin ich schon in verschiedenen Ecken Ostdeutschlands Rad gefahren, ich kenn' da schon einiges. Kein Bundesland, wo ich noch nicht war. (aber es ändert sich auch viel, Asphalt auf Feld und Waldwegen vermehrt sich durchaus auch im Osten inzwischen sehr stark).

Sand kenne ich von Brandenburg natürlich auch mehr als genug. Eigentlich sogar mit normalem MTB unbefahrbar, vielleicht mit diesen fatbikes machbar (wenn man die Muckies hat, die zu treten).

Das Allerschlimmste sind eigentlich zugewachsene Wege. Die verlangen einem eine harte Entscheidung ab. Es kann sinnvoll sein, sich 500 Meter durchs Dickicht zu kämpfen, es kann aber auch passieren, dass man doch nach einem Kilometer entnervt umkehrt, weil kein Ende in Sicht ist, und dann muss man noch mal durchs Dickicht zurück. Offroad-Radfahren im Osten ist teilweise nur was für Masochisten...

Dübener Heide ist ja wirklich absolut schön. Da geht der RW Berlin Leipzig durch (hab ich letztes Jahr als Teil einer größeren Runde gemacht) und bin ich auch früher da mal mit MTB gewesen. Da kann man jederzeit wieder hin, hat was sehr Eigenes, finde ich. Und ja, tolle präparierte Kieswege, auf denen man dutzende Kilometer lang autofrei heizen kann..

Mit Deiner Art der Gravelbike-Nutzung gehe ich mit. Ich bin auch nicht so der Techniker, dass ich das Gravelbike als vollen Mountainbike-Ersatz nehme. Ich gräme mich nicht, wenn ich mal größere Strecken Asphalt fürs Gravelbike bekomme, der pannensichere Flachland- oder der leichte Berg-Gravelbike-Reifen ist eher für die kurzen Zwischenstück-Nicht-Asphalt-Passagen oder die sehr gute Kieswege. Grade auf Radwegen, die durch Städte geführt werden, bin ich über die kleinen Wege an Flüsschen oder durch Parks sehr dankbar, die mir den röhrenden Stadtverkehr ersparen. Da ist ein Gravelbike auch praktisch.

Nur mit dem stollenbereiften MTB, da ist Asphalt nun wirklich doof.

Die 170km auf unbefestigter Strecke waren auch nur ein Beispiel des Nicht-Machbaren. Auf Asphalt schaff ich das schon mal, aber auf diesen Strecken, wie ich sie jetzt hatte, natürlich völlig undenkbar, keine Frage. Der Schnitt sinkt gleich extrem, und ich glaube, bei längerer 12% Steigung und lockerem Kies steige ich auch ab, auf jeden Fall dann, wenn ich schon etwas erschöpft bin.
Ich wollte damit nur sagen: Man kann eben mit diesen ungewissen und wenig beschriebenen Radwegen absolut nicht planen, und im Zweifelsfall ist es sicherer, nur von 130km auszugehen. (An dem einen heißen Tag sind es sogar nur 100km geworden.) Ich hatte schon den Fall, dass ich an 'nem Hotel vorbeigeradelt bin und dachte: "Nee, weiter, ist noch früh am Abend" und dann kam (auch in Sachsen-Anhalt) ein ziemlich unpassierbares Stück, und dann setzt schon Nervosität ein, wenn man gegen Abend nur noch mit Schrittgeschwindigkeit vorankommt. Diese Radwege sind alle absolut unplanbar.

Wie die zustande kommen, das wüsste ich dennoch mal gern. Die Ost-Bundesländer unterscheiden sich da scheinbar. Sachsen-Anhalt will scheinbar viele Radwege ausweisen, kümmert sich aber nicht groß drum, was das für Wege sind. In Sachsen bin ich mal auf eine Webseite der Landesverwaltung gestoßen, was die alles an Radwegen planen, die Planung war schon Jahre alt, nichts davon war umgesetzt (und noch heute ist davon nichts umgesetzt). Die haben nach wie vor fast keine Radwege in Sachen. Die anderen Ost-Länder scheinen sich eher auf weniger aber dafür eher fahrbare Radwege zu verlegen, die dann auch touristisch beworben werden.
Sachsen-Anhalt sticht da schon irgendwie komisch raus.
Ich meine, ich kann ja als leidensfähiger Gravelbiker nicht die normale Zielgruppe für Radwege sein?? Insofern, so landschaftlich schön wie ein steiler Kiesweg quer über diese hübschen bewaldeten Höhenzüge des Vorharzes (so dass definitiv Steigungen über 12% auftauchen) ist, aber Familien, oder ältere Paare als typische Radweg-Kunden werden sowas eher nicht fahren, denke ich. Mag aber auch wirklich schwer sein, durch Sachsen-Anhalt Radwege zu planen. Die Bauern haben ja die meisten Wege, die früher die Felder geteilt haben, inzwischen auch umgepflügt, so dass oft nur noch die Autostraßen übrig geblieben sind.
Sachsen ist dann offenbar so ehrlich und lässt es gleich beim nie über die Planung hinausgekommenen Status.
Und rund um Berlin will man das Knotenpunkt-System etablieren, aber dazu werden dann teils stark befahrene Straßen ohne RW als Radrouten ausgewiesen, nur um ein Knotennetz zu haben, das ist dann auch irgendwie sinnlos. (aber ich muss aufpassen, das letzte Mal habe ich auf Rund um Berlin geschimpft, da hat sich eine aus Stuttgart gemeldet und gemeint, was glaubt ihr erst, wie schlimm es bei uns ist!)
Man muss sich das mal in Holland anschauen, das muss doch hier auch gehen, wenn es dort geht! Holland ist ein extrem dicht besiedeltes Land, und trotzdem kriegen die das hin.

Mein Wunsch ist aber gar nicht unbedingt eine durchgängig gut fahrbare Route, ich mag es schon auch mal rauh. Glatte Wege kann ja jeder. Aber die Vorauskenntnis, dass es rauh wird und für wie viele Kilometer, die wäre natürlich toll. Dann wüßte man nämlich, ob man doch lieber das Hotel, was 17:30 vorbei kommt, schon nimmt, weil grad 30km hardcore bevorstehen, die man besser erst am nächsten Morgen angeht. Aber soweit ist der Stand von OSM im Osten noch nicht, und selbst wenn, wäre es auch viel digitaler Vorbereitungsaufwand (oder alles aufs Handy übertragen, was auch nicht so meines ist).

Meine Tour hatte ich mir tatsächlich begonnen, mal segmentweise in der beschriebenen Weise anzuschauen. Erst hatte ich nicht mitgekriegt, wie das geht, aber dann hab ich gesehen, dass die Wegbeschaffenheit des gerade markierten Segmentes ja immer in der Tabelle aufgelistet ist. Aber bei den Radwegen, die ich gefahren bin, sind das immer nur ganz kurze Segmente. Da hab ich dann doch erst mal die Geduld verloren, die ganzen 830km zu durchsuchen.

Über eine Mitarbeit bei OSM muss ich aber wirklich mal nachdenken. Man kann nicht nur profitieren. Ich war immer ein totaler Kartenfreak, die Strecke auf der Papierkarte vorher (und hinterher) anzuschauen, war schon immer eine Vor und Nachfreude. Langsam fängt es an, sich auf das Digitale zu übertragen. Es fehlt leider der große Überblick, aber wenn man sich diesen Detailreichtum anschaut, dann kann eine OSM-Karte schon auch Glücksgefühle auslösen. Vielleicht sollte ich sie mal mit Beamer auf die Leinwand projezieren für einen größeren Kartenausschnitt..

Rund um Berlin werden das aber schon genug pflegen, denke ich. Es würde nur Sinn machen, wenn ich meine Urlaubsstrecken auswerte. Naja, ich muss Deinen Hinweisen dazu mal bei Gelegenheit nachgehen. Danke auch dafür. Es müßte aber schon vom PC aus sein, bei stationären Urlauben kann ich ja ein Notebook mitnehmen. Ich bin nicht so der Handy-Typ, das Ding nehme ich nur, wenn es gar nicht anders geht...
Viele Grüße
Christoph