Re: Wer will mitradeln von Gotland nach Nepal

von: fema

Re: Wer will mitradeln von Gotland nach Nepal - 21.04.23 08:52

In Antwort auf: joese
Ich habe mir die erwähnte Seite mal angesehen.

Dort kann man lesen:

1. I will save the contact data of people I meet on the bike trip who own less than 55.000 €
2. The total sum of donations will be shared equally among them.

Zu 1: Wie findest Du heraus, ob Jemand weniger als 55000 besitzt? Lässt Du Dir die Kontoauszüge zeigen? träller Werden Schulden gegengerechnet? Wenn Jemand eine Million besitzt, aber 1,2 Mio Schulden hat, ist er dann empfangsberechtigt? Zählt nur der absolute Betrag, oder wird das Vermögen mit dem Lebenshaltungskostenindex verrechnet? Schliesslich dürfte ein Inder mit 40.000€ als reicher gelten als ein Deutscher mit 60.000€

Zu 2: Heißt das, daß Jemand mit 54.000 € Vermögen den gleichen Betrag bekommt wie Jemand mit 0 € Vermögen?

Fragen über Fragen....Auf mich wirkt das alles reichlich unausgegoren, um nicht zu sagen: Naiv.

Ich möchte zu dem, was joese geschrieben hat, noch folgendes anmerken: Du schreibst, dass du die Spenden erst nach deiner Rückkehr zu gleichen Teilen unter denen, die du unterwegs triffst und welche weniger als 55000 Euro besitzen, verteilen möchtest. Dabei solltest du evtl. bedenken, dass viele Menschen in ärmeren Teilen der Welt kein Bankkonto haben und einige auch keine sonstige Möglichkeit, Zahlungen beispielsweise über Micropayments empfangen zu können. Das insbesondere dann, wenn sie nicht einmal ein Smartphone besitzen. Teilweise ist es als Ausländer ohne feste Aufenthaltsgenehmigung auch nicht ohne weiteres möglich, sich bei Micropayment-Systemen anzumelden.

Spätestens ab Delhi wird der überwiegende Teil der Menschen, die du unterwegs triffst, definitiv weniger als 55000 Euro besitzen. Viele davon werden sogar nicht einmal 55 Euro besitzen, selbst wenn man die Kleidung mitrechnet, die sie tragen. Wenn du die eingenommenen Spenden unter den vielen Menschen zu gleichen Teilen aufteilen möchtest, dürfte der Anteil wohl sehr gering ausfallen.

Du schreibst auch, dass du eine Wohltätigkeitsorganisation finden möchtest, die prüft und bestätigt, dass die Spenden wie vorgesehen verteilt werden. Ich denke, das wird sehr schwer werden. Auf meinen Reisen bin ich desöfteren auf durchaus renommierte Organisationen getroffen und war gelinde gesagt überrascht, wie viel Geld dort offensichtlich für Dinge ausgegeben wird, von denen bei den Bedürftigen vermutlich eher weniger ankommt - beispielsweise sehr teure Fahrzeuge oder unglaublich große Anwesen. Daher kann ich mir kaum vorstellen, dass eine Organisation diese (sicherlich durchaus aufwändige) Arbeit kostenlos übernehmen wird. Dafür dürfte dann schon ein nicht unerheblicher Teil der Spenden draufgehen.

Für mich selbst habe ich beschlossen, definitiv nicht mehr über Organisationen zu spenden, sofern ich die Möglichkeit habe, selbst direkt etwas zu tun. Und während du unterwegs bist, hast du diese Möglichkeit. Du siehst, wie es den Menschen geht, was sie brauchen und wo du sinnvoll helfen kannst. Ich kann dir daher echt nur raten, das Geld bereits unterwegs zu verteilen und zwar eher nach deinem persönlichen Gefühl anstatt zu versuchen, es nach gleichen Teilen zu verteilen. Das ist gegebenenfalls "gerechter". Und ich finde auch, dass es manchmal eventuell angebrachter ist, weniger Menschen substanziell zu helfen als vielen Menschen mit einem Tropfen auf den heißen Stein. Na ja, das nur mal als meine persönliche Meinung zum Denkanstoß.

Wie auch immer, ich wünsche dir eine gute Reise mit vielen interessanten Begegnungen und Eindrücken. Gute Fahrt weiterhin! party