Radumbau

von: Fundador

Radumbau - 09.02.15 21:28

So richtig sicher bin ich nicht, ob nach dem erfolgten Umbau diese Kategorie noch richtig ist, aber schließlich war das vorzustellende Rad mein erstes „richtiges“ Reiserad. Daher in diesem Faden und nicht unter den „sonstigen Rädern“.



Ein Gudereit Randonneur, ausgestattet überwiegend mit Shimano Exage 400 Komponenten. Gekauft in den frühen 1990er-Jahren für damals nicht unerhebliche circa 1300 DM. Danach hat es mich über einige Jahre durch den Alltag und auch auf mancher Radreise treu begleitet. Einige Teile wurden ausgetauscht, so z.B. der Lenker und das Schaltwerk. Im großen und ganzen war es aber bis zum Schluss dem Urzustand noch recht nahe.



Im Laufe der Zeit bekam der Drahtesel aber auch jüngere und technisch bessere Konkurrenten und rückte daher sogar schon mal in die Nähe der Altrohstoffgewinnung. Doch zu seinem großen Glück haben wir als Familie zwei Wohnorte und so kam es doch wieder zu gelegentlichen Einsätzen. Im Herbst habe ich dann das Projekt „technische Überarbeitung“ gestartet.
Dafür wurde das Rad komplett zerlegt und als ich den nackten Rahmen so vor mir liegen hatte und sich der innere Schweinehund gegen das gründliche Abschleifen der nicht wenigen Roststellen aufbäumte, fiel die Entscheidung, den Rahmen neu pulvern zu lassen auch wenn dadurch die charakteristische und von mir durchaus bis heute als sehenswert eingestufte zweifarbige Lackierung des Originals natürlich passé war.



Als Farbe wählte ich RAL 5013 Kobaltblau glänzend. Der Rahmen wurde bei einem örtlichen Industrieanlagenpulverer gestrahlt, grundiert und neu beschichtet. Das Ergebnis ist nicht perfekt, aber in Ordnung.
Aufgebaut wurde das gute Stück dann soweit sinnvoll mit den alten Teilen. Wiederverwendet wurden allerdings letztlich nur Sattelstange und Sattel, Steuersatz, Dynamo und Seitenständer vom Originalzustand, sowie die früher schon mal ersetzten Schutzbleche. Ein wesentlicher Antrieb meines Umbauvorhabens war die Umrüstung auf STI. Am Reiserad finde ich die Lenkerendschalthebel nach wie vor absolut tauglich, im Stadtverkehr allerdings möchte ich die Unmittelbarkeit des Schaltens und Bremsens mit den STI aus einer Griffposition heraus nicht mehr missen.
Da mich im letzten Frühjahr ein unachtsamer MIVler mit meinem Rennrad auf die Hörner genommen hatte und danach aus Sicherheitsgründen (und auf Haftpflichtkosten des Verursachers) der gesamte Lenkerbereich incl. Schalt-Bremshebel getauscht wurde, hatte ich diese zwar zerkratzt aber noch funktionstüchtig zur Verfügung. Außerdem wollte ich am Rennrad nach 25000 km den ziemlich verschlissenen Antriebsstrang komplett ersetzen so dass auch der bereits da war. Zwar wurde die 3x7 Schaltung dadurch zu einer 2x10, aber für meine geplante Nutzung passt das gut. Also gedacht getan:



Im Keller fanden sich dann noch eine Menge Teile, die entweder von anderen Umbauten übriggeblieben waren oder die ich irgendwann mal „auf Vorrat“ gekauft hatte und die nun ihrer Aufgabe zugeführt werden konnten. Größter Knackpunkt war dann der sich als notwendig erweisende Ersatz der Laufräder. Zum einen kam der alte 7-fach Leerlauf nur begrenzt mit den jetzt zu verbauenden 10-fach Ritzelpaketen zurecht, was ich aber durch Reduktion auf 9 Ritzel sogar noch zum Laufen gebracht habe. Zum anderen waren aber die Lager sowohl vorne als auch hinten weitgehend verschlissen und der Freilaufkörper lief manchmal auch beim treten frei. Dafür alle Ersatzteile zu besorgen war mir zu aufwändig. Aber zum Glück hat auch dafür mein Kellerbestand eine Lösung angeboten. Ich hatte für mein Rennrad einen Tauschlaufradsatz da, der aber nur selten wirklich eingesetzt wurde. Also wurde dieser mit der Tourenbereifung ausgestattet und eingebaut. Die Überlegung, einen neuen Laufradsatz mit Nabendynamo zu kaufen hatte ich auch kurzzeitig, aber da das hintere Ausfallende nur 125 mm Einbaubreite hat, wäre ein heutiger Touring-Laufradsatz nicht in Frage gekommen. Der Rennradsatz mit 130 mm hingegen lässt sich noch halbwegs ohne Gewalt ein- und ausbauen: Passt also!



Herausgekommen ist nunmehr eine Zwitter aus klassischem Stahlrahmen-Randonneur und (fast) modernem Rennrad. Nicht alles daran befriedigt meine technischen und ästhetischen Wünsche zur Gänze. Dennoch bin ich mit dem Ergebnis letztlich ganz zufrieden, hat sich speziell der finanzielle Aufwand doch in für mich akzeptablen Grenzen gehalten. Außerdem wird sich die voraussichtliche Jahreskilometerleistung bei wenigen hundert Kilometern im Stadtverkehr einpegeln.



Ich würde aber auch sofort mit diesem Rad auf eine Radreise in der von mir bevorzugten Form (auf befestigten Straßen mit bis circa 25 kg Gepäck) gehen und wäre ziemlich zuversichtlich, diese problemlos absolvieren zu können. Dafür hat es aber letztlich kaum eine Chance, wie gesagt, es gibt jüngere und bessere Konkurrenz im Stall.

Gruß, Fundador.