UR 2: Walfahrt

von: dogfish

UR 2: Walfahrt - 10.02.08 17:50

................................................................................."Es gibt Landschaften,
..................................................................Regionen, die einfach so faszinierend sind..."

.................................................................

......................................................"dass man das Gefühl hat, immer wieder dort hin zu müssen."

.................................................

..................................."Die große Weite, die karge Landschaft, die unglaublich klare Luft, die intensiven Farben."

.................................


....................."Das ist es, warum wir unbedingt ein zweites Mal dorthin wollten, in eine Region, die doch eher unwirtlich ist -
..................ewiger Wind, Kälte, intensive Sonnenstrahlung, in eher ungastlicher Höhe. Diesmal noch weiter ins Unbekannte."


..................


................."Und in Kombination mit Bergsteigen, wollte ich schon lange mal tun, einen gletscherbedeckten 6000er besteigen."

...............Nochmal ganz herzlichen Dank an Waltraud und Andy ("wal") für alle zur Verfügung gestellten Bilder und ihren Beitrag:
...............Und für alle, die sich für den Anfang ihrer beiden Räder interessieren => UR 2: Dunkle Schneewolke und Westwind

......."Noch ganz am Anfang der Tour, die ersten 93 km waren geteert. Vorne in den Packtaschen ist vor allem Proviant untergebracht,
...die hinteren Packtaschen dagegen sind relativ leicht bepackt mit Klamotten und natürlich auch Proviant. Im Packsack auf den hinteren
Taschen sind die Bergstiefel, zwei Paar, zusammen ca. 5,5 kg. In den Rucksäcken im Anhänger ist die Bergsteiger-Ausrüstung verstaut..."





"Alles was man so brauchen könnte, von Gletscherseil bis Eisschrauben. - Erster große Pass, 3300m hoch. Für den 12 km langen Anstieg
und die knapp 1000 Höhenmeter benötigten wir ganze drei Stunden. Wir nutzten die frühen Morgenstunden, es ist dann noch nicht zu heiß,
dafür war es im Schatten noch ordentlich kalt. Die gelben Schlaufen an unseren Rädern habe ich extra angebracht, eine praktische Sache."





"Sie dienten in mancher Situation als Schiebe-/Zieh-Griff. Jeder hat 3 Flaschenhalter, für normales Wasser/Mineralgetränk, Thermoskanne
und Benzinflasche für den Kocher. - Die Thermoskanne war echt super, mittags was Warmes trinken war besonders dann wichtig, als uns
später auf der Tour die normalen Flaschen immer wieder einfach so einfroren. - Unser Benzinverbrauch: Etwa 100 ml pro Tag fürs Kochen."





Kurzer Strecken-Überblick: "Start und Ende der Tour war Kashgar. Zunächst auf dem Xinjiang-Tibet Highway (Straße 219) bis ca. km 715.
Dann auf kleinen Pisten, Fahrspuren und off-road zum Toze Kangri, von dort zum Memar u. Aru Co. Vom Aru Basin zurück nach Domar."

Zurück zu "Unsere Räder" schmunzel : "Auf dem Aksai Chin in 4800 m Höhe. Nachts immer Frost, habe aber in dem schönen Daunenschlafsack
nie gefroren. - Allerdings in den Nächten, in denen es nur knapp unter Null Grad war, wurde er öfters mal feucht durch Kondenswasser..."





"Trocknete aber schnell in der trockenen Höhenluft und der Morgensonne. Der zweite Zeltplatz seit Verlassen des 'Highways', etwa 5200 m.
Wir haben uns an einem verlassenen Nomaden-Lagerplatz niedergelassen, was durch den herumliegenden Müll deutlich zu erkennen war...
Ziegenhörner, Knochen, Glasscherben, alte Schuhe. Dennoch ein sehr guter Platz, windgeschützt und an einem Süsswassersee gelegen."





"Ein Tag mit Schneegestöber, er fing schon verdächtig diesig an, aber wir sind trotzdem los. Die Sicht war teilweise sehr schlecht, aber die
Richtung, in die wir mussten, war klar und die Oberfläche des Bodens so weich, dass wir fahrend und schiebend etwa gleich schnell waren."





"Ganz tückisch: Sieht aus wie eine vegetationsfreie Salzfläche, ist aber fieser Schlamm vom Feinsten und je länger man drin stehen bleibt,
auch wenn man sich nicht bewegt, desto tiefer sinkt man ein - ist auch sehr klebrig. Wir konnten die Räder erst wieder reinigen, nachdem..."





............................."das Zeug getrocknet war - als Reinigungswerkzeug hat sich das Horn der Chiru-Antilope bewährt."


.............................


............................."Hier hätten wir vorgewarnt sein können, weil Wasser darüber stand. Es war jedoch noch am Anfang,
...............da wussten wir noch nicht so genau, was geht und was nicht. Jeden Morgen sind wir mit Sonnenaufgang losgefahren..."





"...und wurden mit genial festgefrorener Oberfläche belohnt, super! Am Ufer dieses Salzsees hätten wir nachmittags keine Chance gehabt."





"Die Landschaft erinnerte mich oft an Namibia oder Australien, hier ein Platz mit verwitterten Sandstein-Formationen. - An den Zeltplätzen
parkten wir die Räder meist irgendwie an einem Stein oder so. Nur das aktuell benötigte Zeug wurde mit ins Zelt genommen, die restlichen
Taschen blieben an den Rädern. Im Sack auf dem Hänger sind die Bergstiefel, die wir zum Radfahren nicht nutzten - waren viel zu klobig."





"Es war klar, dass wir nie bis zum Gletscher radeln würden können. Aber die 6km in dem Schotterbett waren dann doch schon ein Kraftakt.
Hier war ich besonders froh über das große Rad des Extrawheel-Hängers, das auch über dicke Steine problemlos folgte. - Im ganz Groben,
auf den letzten 2 Kilometer war nur noch Schieben angesagt, zwischendurch konnte man auf etwas feineren Flusskieseln auch mal fahren."





"Dunkle Schneewolke" mal im Detail: "Vorne Federgabel mit Faiv-Lowrider, hat gut funktioniert. - GPS hatte am Lenker keinen Platz mehr,
die Halterung habe ich auf dem Oberrohr mit Kabelbindern fixiert, konnte zwar manchmal seitlich verrutschen, hat aber nicht weiter gestört.
GPS diente vor allem dazu, unsere Position auf der Karte zu bestimmen. Auch wenn ich markante Punkte vorher einprogrammiert hatte..."





"haben wir uns immer *auf Sicht* orientiert und auch die Route immer nach den Gelände-Beschaffenheiten vor Ort gewählt. - Zu Bild unten:

"Schon fast wieder am Highway, auf der Rückreise. Nach einer eisigen Nacht mit Schneesturm ist das Rad komplett bedeckt mit Rauhreif.
Tags zuvor hatten wir für den ganzen Nachmittag kein Wasser gefunden, nichts. Als dann abends noch ein Schneesturm aufkam, zelteten
wir einfach neben der Piste - und zum Kochen dann Schnee geschmolzen. Aus 20 L zusammengepresstem Schnee wurden 5 L Wasser."





"Es war die Hölle, drei Stunden in diesem Labyrinth aus Bächen, Sumpf, Schlamm - irgendwann festgestellt, dass ich besser vorankomme,
wenn ich möglichst lange in den Bächen fahre/schiebe. Natürlich waren dann bald die Socken komplett nass, gefroren in dem kalten Wind."





"Und morgens wieder gefrorene Socken anziehen. - Auch das Eis an den Speichen hielt sich und fiel dann erst beim Fahren langsam ab."


...


"Sollen wir oder sollen wir nicht? Für den ganzen Tag hatten wir diesen Berg vor uns - 40 km lang. - Irgendwann haben wir beschlossen..."





"...dass wir da noch hoch wollen. Base Camp ist dann später in einer der Kerben am Fuss der Berge. Die Ebene hier ist auf 5200 m Höhe."





"Manisteine und Gebetsfahnen - ein Zeichen dafür, dass wir wieder in besiedelte Regionen kommen. Mittlerweile sind die Taschen auch..."





"schon 'leergefuttert', die Bergstiefel haben jetzt in den Hinterradtaschen Platz.
Und dunkle Wolken im Hintergrund kündigen einen Wetterumschwung an...

Was bleibt nach so einer Tour? Wunden, die in der Höhe nicht heilten,
sind jetzt (fast) verheilt, die sonnenverbrannte Haut ist wieder (fast)
'mitteleuropäisch-bleich', der 'Speck' ist wieder auf den Rippen.

Jedenfalls war es eine sehr, sehr schöne Tour."

Grüße von Waltraud und Andy


u. Mario