Reise-Rad aus (für) 1001 Nacht

von: panta-rhei

Reise-Rad aus (für) 1001 Nacht - 02.05.12 21:46

Hallo,

Ich möchte an dieser Stelle gerne mein Selbstbau-Reiserad vorstellen. Mario wollte ich für die Präsentation nicht zu sehr in Anspruch nehmen /drängeln, habe es also einmal selbst versucht (Danke für alle Anregungen).

Nach meiner ersten Nordafrika-Radtour glaubte ich, unbedingt "das Rad neu erfinden" und deshalb ein Reiserad komplett selbst bauen zu müssen. Etwas "Verspieltes" (orientalisch inspiriertes) mit Muffen sollte es sein und von der Geometrie ganz auf mich abgestimmt. Ein lieber Freund mit Autogen-Anlage und Rahmenbauerfahrung hatte mir Hilfe versprochen und so machte ich mich ans Werk.

Damals war ich noch der Meinung ein "anständiges" Reiserad müsse 622er Laufräder haben - nach meiner Pistenerfahrung in Suedmarokko sollten diese aber wenigstens so breit wie möglich bereift sein. 50-622er, also ein 29er zwinker ... habe mich dabei (und beim "lowrider") von Bruce Gordons Rock n Road inspirieren lassen.
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Von der Lenkgeometrie (und der Übersetzung) her sollte es auf "langsam fahren" optimiert sein, da ich gerne im Gebirge unterwegs bin. In Bezug auf die Sitzgeometrie waren mir ein kurzes Oberrohr und ein steiler Sattelrohrwinkel wichtig, da ich damals (beruflich bedingt) derart mit Rückenschmerzen bedacht war, dass ich sehr flache Sitzrohrwinkel kaum mehr fahren konnte (geht heute wieder). Daher die besondere Optik ...
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Die Träger sind aus rostfreiem Stahlrohr und ebenfalls hartgelötet. Wichtig war mir ein robuster VR-Träger, da mir auf Pisten schon 2 verschiedene Lowrider gebrochen waren.
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Der Rohrsatz des Rahmens ist ein Gemisch aus Rohren von Vitus und Mannesmann, die Streben sind von Reynolds. Die Muffen sind mit einem Dremel bearbeitet und (was die nervigste Arbeit war) teilweise um fast 10° gerichtet.
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Das Rad war ursprünglich einfarbig lila pulverbeschichtet und hat mich viele Tausend km auf Reisen begleitet, bevor ich es im jetzigen Design lackieren/verchromen lies.
Der Flaschenhalter am Steuerrohr ist übrigens mitnichten der Bequemlichkeit beim Trinken geschuldet. In ihm steckte (wenn - wie z.B. in Aegypten - mit wilden Hunden zu rechnen war) eine aufgeschnittene Flasche mit "Hunde-Abwehrsteinen", um die, ähem ... lieben Mitgeschoepfe während des Pedalierens auf Distanz halten zu können. Eigentlich sollte auch noch eine Stockhalterung auf dieselbe Seite - sosehr wurde ich Marokko diesbezueglich traumatisiert . entsetzt
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Alles in Allem hat das Bauen viel Spass gemacht und ich habe viel gelernt (Muffen und 28er Laufräder würde ich z.B. nicht mehr nehmen ). Meine längsten Reisen habe ich in den Folgejahren allerdings problemlos auf einem ziemlich banalen Serienrad gemacht - man muss anscheinend nicht jede Schraube persönlich mit Vornamen kennen ... grins

Wenn eines meiner Räder jedoch den Geist aufgibt, würde es mich vielleicht doch nochmal in den Fingern jucken ...