Winkelschleifersicheres Bügelschloss!

von: Ozzy

Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 03.01.22 13:17

Hi,

Hiplok hat es wohl geschafft, ein Bügelschloss zu entwickeln, welches Winkelschleifern widersteht. Wenn das funktioniert, wovon auszugehen ist (wurde schon von Sold Secure getestet), wird das die Zweiradsicherung revolutionieren.

https://www.kickstarter.com/projects/airlok/hiplok-d1000-anti-angle-grinder-bike-lock

Auslieferung ab März 2022. Kostenpunkt 275€.

Viele Grüße, Ralf
von: Toxxi

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 03.01.22 14:00

So lange, bis jemand einen Winkelschleifer für genau dieses Schloss entwickelt. schmunzel Dafür gibt's doch bestimmt auch ein Crowdfunding-Projekt. lach

Spontan fällt mir auf, dass dieses Schloss vermutlich zu kurz ist, um ein Fahrrad "in sich" anzuschließen, d.h. die Drehung eines der Laufräder zu verhindern. Mann kann also nur ein Rahmenrohr irgendwo festschließen. Es würde dann einfacher sein, dieses Objekt durchzuflexen. Danach kann man mit dem Rad wegradeln, egal ob noch das Schloss dran hängt oder nicht.

Warum ich so skeptisch bin? Nun ja - versprochen wurde schon vieles...

Ich muss dann immer an Monkey Island denken. Dort sperren die Eingeborenen den Haupthelden in eines Bambushütte mit Tresorür... (aus der man durch ein loses Holzbrett im Unterboden flüchten kann grins ).

Gruß
Thoralf
von: sugu

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 03.01.22 14:06

In Antwort auf: Ozzy

Auslieferung ab März 2022. Kostenpunkt 275€.

Viele Grüße, Ralf

Der Vorbesteller ("Super Early-Bird" mit 40% Rabatt) zahlt nur 175 € (sofern noch verfügbar), ansonsten werden es 331 €. Es ist kein Leichtgewicht, aber das sind die vergleichbaren Bügelschlösser auch nicht.
von: Ozzy

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 03.01.22 14:34

In Antwort auf: Toxxi
Warum ich so skeptisch bin? Nun ja - versprochen wurde schon vieles...


Das Hiplok hat eine Sold Secure Bicycle Diamond und v.a. Motorcycle Diamond Zertifizierung. Besonders die zweite bekommen nur ganz wenige Schlösser.
von: Gerhardt

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 03.01.22 14:39

Hallo in die Runde.

Mir wäre das Schloss zu teuer. Für den Preis gibt's beim Discounter ein komplettes Rad. Gegen Vandalismus hilft kein Schloss.
Gruß, Gerd
von: Juergen

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 03.01.22 14:46

In Antwort auf: Ozzy
Das Hiplok hat eine Sold Secure Bicycle Diamond und v.a. Motorcycle Diamond Zertifizierung. Besonders die zweite bekommen nur ganz wenige Schlösser.
Was zum Henker ist das bitte und welche Auswirkung hat dieses Sprachungetüm auf die mögliche Zertifizierung deutscher Versicherer?
Wenn Du so etwas findest, dann her damit. Aber bitte mit aussagekräftigem Link.
von: Ozzy

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 03.01.22 16:16

Warum so aggressiv?

Sold Secure ist ähnlich dem deutschen VdS, sie zertifizieren Schlösser und teilen sie in Kategorien ein für die britische Versicherungswirtschaft.
Die Kategorien sind Bronze, Silver, Gold, Diamond. Bei Fahrrädern (Bicycle) und Motorrädern (Motorcycle) ist Diamond die höchste erreichbare Zertifizierung.

Britische Versicherungen verlangen bei Fahrrädern mindestens ein Sold Secure Bicycle Gold Zertifikat.
Um ein Motorcyle Diamond Zertifikat zu erhalten, sind die Anforderungen nochmals höher als bei Fahrrädern.

Auswirkungen hat das auf die deutsche Versicherungswirtschaft noch nicht, da das Hiplok Schloss hier wohl noch nicht zertifiziert ist. Das dürfte aber nach Verkaufsstart nur eine Frage der Zeit sein, wenn es wirklich so gut ist.

Hier noch der Link, aus dem die Sold Secure Zertifikate ersichtlich sind: https://hiplok.com/d1000-anti-angle-grinder-bike-lock/

Alles klar? 😉
von: Ozzy

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 03.01.22 16:27

Ob Sold Secure an sich von Dt. Versicherungen anerkannt wird, weiß ich nicht. Müsste man direkt bei der Versicherung fragen.
von: StephanBehrendt

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 03.01.22 17:08

In Antwort auf: Ozzy
Sold Secure ist ähnlich dem deutschen VdS, sie zertifizieren Schlösser und teilen sie in Kategorien ein für die britische Versicherungswirtschaft.
Die Heimseite schreibt Anderes.

Der Verband der Versicherungswirtschaft VdS betreib in Köln ein herstellerunabhängiges Prüfinstitut, das aber wenig in Anspruch genommen wird, da man als Hersteller zahlen muss und die Versicherer leider wenig Interesse zeigen. Sold Secure ist Teil des Verbands der englischen Schlosshersteller und damit herstellerabhängig.

Die Aufbruchskriterien und / oder Bewertungen von Sold Secure scheinen mir lascher zu sein als die von der StiWa (Test).
von: Ozzy

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 03.01.22 17:37

Diese englische Seite schreibt das:
https://www.halfords.com/motoring/advice/what-is-sold-secure.html

Aber das ist nicht wirklich relevant. Entscheidend ist, dass ein Schloss, welches ein Sold Secure Motorcycle Diamond Zertifikat erhalten hat, recht sicher sein muss.

Welches Testinstitut aus welchem Land jetzt die härteren Tests durchführt, ist doch nebensächlich. Sold Secure ist jedenfalls in Großbritannien ähnlich anerkannt, wie VdS in Dtld. und ART in den Niederlanden.

Nichts anderes habe ich geschrieben.
von: Ozzy

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 03.01.22 18:01

Ich war gerade auf der Sold Secure Seite. Wenn ich es richtig gesehen habe , dürfen zZt 26 Produkte ein Motorcycle Diamond Zertifikat führen, und als einziges Bügelschloss das Hiplok D1000.
Selbst das Kryptonite Fahgettaboutit Mini Bügelschloss, was allgemein als das sicherste Fahrradbügelschloss gilt, hat nur ein Motorcycle Gold Zertifikat.

D.h. dass Sold Secure das Hiplok D1000 als sicherer einschätzt als das Kryptonite Fahgettaboutit Mini.

Also MIR reicht das!
von: panta-rhei

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 03.01.22 18:33

Salut Ozzy


Danke fuer den Link.


In Antwort auf: Ozzy

D.h. dass Sold Secure das Hiplok D1000 als sicherer einschätzt als das Kryptonite Fahgettaboutit Mini.


Mich interessiert v.a. die dahinter stehende Technologie - wie stellt man das an? Dachte bis jetzt, mit dem Trennschneider geht alles auf.

ON-Topic:
Für eine Radreise finde ich es wie auch andere dicke Bügelschlösser völlig überdimensioniert und zu kurz. Da nehme ich lieber ein Seilschloss mit Kombination statt Schlüssel.
von: Wuppi

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 03.01.22 18:46

Ich habe eine Rad-Versicherung bei der Ammerländer Versicherung. Diese erkennt das Hiplok-Schloss nicht an. Somit wäre mein Rad mit diesem Schlos unversichert.
Also nichts für mich.
von: Ozzy

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 03.01.22 20:02

Der interessanteste Test des Hiplok D1000, den ich gerade gefunden habe:

https://www.cyclingweekly.com/products/w...-was-hard-going

Ich finde das Material, welches auf den Bügel aufgetragen wurde, faszinierend. Leider hab ich erst jetzt davon Kenntnis erhalten, zum Earlybird Preis hätte ich es vielleicht gekauft, aber 300€ ist mir dann doch zu viel. Das lohnt sich nicht bei dem Alter meiner Räder.

Aber wenn man ein E-Bike oder ein teures Rad kauft, ist das auf jeden Fall eine Option. Jede Versicherung ist auf Dauer teurer.
von: HC SVNT DRACONES

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 03.01.22 20:05

Moin Ralf,

danke für den Link, bzw. den Tipp zum Schloss und auch Deine ganze Recherche und Einschätzung drumherum. Kannte ich alles noch nicht! Das Schloss werde ich im Auge behalten. Eine etwas längere Variante wäre noch toll - ist ja aber in den FAQ sozusagen schon angekündigt ("we plan to expand the line and develop further products in the future")... zwinker

Beste Grüße
Tom
von: huxtebude

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 04.01.22 06:46

Dieses Schloss widersteht einer speziellen Öffnungsmethode.
Ich sehe keine Hinweise, wie es andren Öffnungsmethoden widersteht träller

Die Frage ist auch, wie groß der Anteil der von eingesetzten Winkelschleifern bei Diebstählen ist.


Grüße
Florian
von: Margit

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 04.01.22 07:07

In Antwort auf: Toxxi

Spontan fällt mir auf, dass dieses Schloss vermutlich zu kurz ist, um ein Fahrrad "in sich" anzuschließen, d.h. die Drehung eines der Laufräder zu verhindern. Mann kann also nur ein Rahmenrohr irgendwo festschließen. Es würde dann einfacher sein, dieses Objekt durchzuflexen. Danach kann man mit dem Rad wegradeln, egal ob noch das Schloss dran hängt oder nicht.
wollte ich ein Fahrrad klauen, käme ich niemals auf die Idee zu einem Rad hinzulaufen und weg zu radeln. Würde mit einem Transporter zu dem Rad fahren und das Rad einladen. Abgesehen davon interessiert sich an Plätzen wo Rahmenrohre stehen wohl kaum jemand dafür, ob sich wer mit einem Winkelschleifer, Flex oder Bolzenschneider an einem Rad zu schaffen macht. Die Menschen denken dann wohl eher, schon wieder einer, der seinen Fahrradschloßschlüssel verloren hat.
von: Ozzy

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 04.01.22 08:38

https://gearjunkie.com/biking/hiplok-d1000-bike-lock-review

https://www.bennetts.co.uk/bikesocial/re...-resistant-lock

träller
von: Juergen

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 04.01.22 09:27

Vielen Dank für die superduper Werbeblättchen. Irgendwann kommt dann jemand mit einem Kfz-Kraftschlüssel, einer Bügelsäge oder einem Kältespray und behauptet das Gegenteil. zwinker


von: Toxxi

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 04.01.22 09:29

In Antwort auf: panta-rhei
Mich interessiert v.a. die dahinter stehende Technologie - wie stellt man das an? Dachte bis jetzt, mit dem Trennschneider geht alles auf.

Es kann natürlich nicht per se alles mit dem Trennschleifer aufgehen. Man muss ja "nur" ein Material finden, das härter als eine Trennscheibe ist.

Materialien an sich gibts da einige (Diamant, Korundkeramik, Widia...). Das Problem der harten Materialien sind eher die schlechte Verarbeitbarkeit und die Sprödigkeit. Letzteres war ja ein Klassiker beim Öffnen von Bügelschlössern (Plastik abschälen, mit Spray vereisen, mit Hammer draufschlagen -> zerspringt, obwohl das Material deutlich härter als der Hammer ist).

Wie es so grundsätzlich funktioniert: Dieses Ferosafe ist ein Kompositmaterial aus einem Metall und einer Keramik o.ä. Ähnlich wie Widia (Komposit aus Cobalt als Metall und Wolframcarbid als Keramik). Der Metallanteil senkt die Sprödigkeit, gleichzeitig bleibt es sehr hart.


Anklicken zum Enthüllen...
Wenn nun aber jemand auf die Idee kommt, Trennscheiben aus solchem Material herzustellen, relativiert sich das Ganze wieder etwas.


Gruß
Thoralf
von: nachtregen

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 04.01.22 10:12

Ich sehe den Anwendungsfall nicht. Für die Art Fahrrad, was zum Fahren oder um es für 50 € auf dem Flohmarkt zu verkaufen, geklaut wird, ist das Schloss zu teuer. Bei Fahrrädern, die 3000 € kosten, sägt man halt den Rahmen durch und verkauft hinterher allerlei hochwertige Teile (im ganzen dürften solche Fahrräder eh nur sehr schwer bis unverkäuflich sein).
von: huxtebude

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 04.01.22 18:28

Ist doch klar. Für Fahrräder, bei denen der Rahmen 3000€ kostet.

Grüße
Florian
von: StephanBehrendt

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 05.01.22 14:20

Ferosafe ist wohl der Markennname eines Verbundwerkstoffs Hier die Seite von Tenmat. Als einziges Produkt finde ich das Bügelschloss. Wer kann die Werte aus dem Datenblatt interpretieren? Und ist das Material zäh oder spröde?
von: huxtebude

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 05.01.22 19:25

Wenn man sich mal die Beispielanwendungen ansieht, sind das auch nicht gerade Bereiche in denen man mit Infos zu Material und Zusammensetzung seiner Produkte hausieren geht...
von: Toxxi

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 06.01.22 10:31

In Antwort auf: StephanBehrendt
Wer kann die Werte aus dem Datenblatt interpretieren? Und ist das Material zäh oder spröde?

Puuh... da bin ich zu wenig Ingenieur. Aber zumindest die Härte von 45-55 HRC kann ich einordnen. Das ist vergleichsweise wenig hart, das erreicht ein vernünftiges Victorinox-Messer auch (siehe hier, in der Mitte steht irgendwo HRC 56). Eine Victorinox-Klinge würde man schon ziemlich einfach durchflexen können.

Die Resistenz von Ferosafe gegen die Trennscheibe scheint offenbar nicht nur auf der Härte zu beruhen. Oder die Rockwell-Skala HRC greift bei diesem Material nicht mehr, oder es ist schlicht Irreführung (siehe ganz unten).

Zur Zusammensetzung von Ferosafe - ja, die ist in aller Regel geheim. Aber aus der Dichte von 8.7-9.3 g/cm³ kann man schon einiges ablesen. Klassischer Stahl, egal ob rostfrei oder nicht hat eine Dichte von ca. 7.8 bis 8.2 g/cm³ (je nach Anteil von Vanadium, Mangan, Chrom, Cobalt oder Nickel). In Ferosafe muss auf jeden Fall noch etwas deutlich schwereres drin sein (üblicherweise Molybdän oder Niob als mittelschwere Bestandteile bzw. Wolfram oder Tantal als schwere Bestandteile). Der Hartmetallklassiker Wolframcarbid W2C hat eine Dichte von ca. 15.8 g/cm³.

Da Ferosafe als schweißbar gilt, kann das auch kein rein keramisches Material sein. Irgendwas metallisches ist da sicher drin.

Es wird im Internet mehrfach behauptet, Ferosafe sei ein Graphen-basiertes Material. Diese Info findet sich allerdings NICHT auf der Seite des Herstellers, sondern nur auf Drittseiten. Unter Graphen-basiert verstehe zumindest ist, dass dass das nicht nur 10% sind, sondern eher der Hauptbestandteil.

Die geringe Dichte des Graphens von 2.2 g/cm³ passt jedoch nicht mit der eher hohen Dichte des Ferosafe von ca. 9 g/cm³ zusammen. Falls da wirklich Graphen drin ist, dann ist es eher wenig (was nichtsdestotrotz wichtig für die Materialeigenschaften sein kann).

Offenbar setzt da einer was in die Welt und alle anderen schreiben es kritiklos ab... omm

Was fand ich belastbares auf auf der Webseite des Herstellers:

- Ferosafe basiert auf Ferobide
- Ferobide basiert auf Wolframcarbid

Und damit wären wir grob in der Materialklasse, die in Deutschland unter dem Markennamen Widia bekannt ist. Das hatte ich ein paar Beiträge weiter oben schon vermutet. Dann wiederum passt die oben angegebene Rockwell-Härte von 45-55 HRC überhaupt nicht. Widia liegt da bei über 70 HRC.

Die Dichte von Widia ist mit ca. 14 g/cm³ allerdings deutlich höher als die von Ferosafe mit ca. 9 g/cm³. Vielleicht ist Ferosafe ja wirklich ein Komposit aus schwerem Wolframcarbid und leichtem Graphen.


Gruß
Thoralf

PS: Es gibt doch den einen oder anderen Ingenieur hier im Forum, der sich mit solchen Details noch besser auskennen sollte als ich. Vielleicht schreibt ja noch einer was dazu.
von: StephanBehrendt

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 06.01.22 11:20

Danke für deine Mühe, Toxxi.
von: errwe

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 08.01.22 10:23

+1
von: Wolfgang M.

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 08.01.22 17:59

Hallo Thoralf,

ich würde mich dem Materialproblem von anderer Seite nähern. Der Bügel muss industríell hergestellt werden. Ich gehe mal davon aus, dass es sich um Stangenmaterial handelt, dass zunächst auf die passende Länge gekürzt werden muss. Im Normalfall ist das Verfahren dafür Sägen/Fräsen, Brennschneiden/Laserschneiden oder Trennschleifen. Im weiteren Fertigungsprozess müssen die Enden des Bügels noch mechanisch bearbeitet werden. Hier kämen Fräsen und Bohren in Betracht. Zusätzlich muss das Vierkantmaterial noch gebogen werden ohne das es reißt oder bricht. Wenn ich jetzt mal davon ausgehe, dass die verlinkten Winkelschleifertests mit einer geeigneten Trennscheibe ausgeführt wurden, wäre bei der erkennbaren Widerstandsfähigkeit eine Bearbeitung im industriellen Maßstab kaum wirtschaftlich machbar, da zu Werkzeug- und Zeitintensiv. Meine Vermutung ist daher, dass ein - im Rohzustand - noch gut zu verarbeitendes Material gewählt wurde, dass nach der mechanischen Bearbeitung die eigentliche widerstandsgebende Behandlung erhält (z.B. eine spezielle Wärmebehandlung).

Eine weitere Möglichkeit wäre noch 3-D-Druck. Bei dem Fertigungsverfahren können relativ leicht unterschiedliche Materialien kombiniert werden. Wenn sich das Wunderschloss ein Metallurge anschauen würde, wären wir schlauer.
von: harald.m

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 08.01.22 20:07

Wolframcarbid (WC) lässt sich nur durch Sintern verarbeiten, allein ist es zu spröde: Widia zB ist mit Cobalt gesintertes WC. Aufgrund der Schweissbarkeit und Materialeigenschaften des Ferobides handelt es sich hier wohl um WC, das in einer Stahlmatrix versintert wurde.
(Der Wikipedia Artikel "Hartmetall" sei zur weiteren Lektüre empfohlen.)
Den Prozentsatz WC kann sich jeder aus den Dichten selber ausrechnen.
Das macht das Ferobide recht resistent gegen Bohren, Flexen und Sägen, es kann aber aufgrund des geringen Wolframcarbid Gehaltes geschweisst, wahrscheinlich mit Plasma geschnitten und möglicherweise mit Lasern bearbeitet werden.
Man sieht in der Explosionsanimation des Schlosses dass nur relativ dünne Platten des Materials auf einen Kern aus ?Stahl? aufgebracht sind.
Ich würde annehmen, dass das Schloss einem alternativen Angriff mit einer hydraulischen Presse oder einem fetten Mutternsprenger nicht widersteht, Diamantwerkzeuge wären auch performanter als die normalen Flexscheiben.
von: Toxxi

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 09.01.22 15:22

In Antwort auf: harald.m
Wolframcarbid (WC) lässt sich nur durch Sintern verarbeiten, allein ist es zu spröde: Widia zB ist mit Cobalt gesintertes WC. Aufgrund der Schweissbarkeit und Materialeigenschaften des Ferobides handelt es sich hier wohl um WC, das in einer Stahlmatrix versintert wurde.
(Der Wikipedia Artikel "Hartmetall" sei zur weiteren Lektüre empfohlen.)

Ja klar, stimmt schon. Dass Widia keine reines Wolframcarbid ist, hielt ich für eine Selbstverständlichkeit.

Aus materialtechnischer Sicht würde mich trotzdem interessieren, wie das speziell in diesem Falle eines schweißbaren Materials funktioniert. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es nicht automatisch ausreicht, ein härteres Material in ein weicheres einzubringen, um die Gesamthärte zu erhöhen. Da spielen noch mehr Faktoren eine Rolle, ibs. die Bindung (Verzahnung) des härteren Materials mit dem weicheren. Und wie man das beim Schweißen hinbekommt? Nicht dass dort nachher eien Sollbruchstelle ensteht.

Ein Ingenieur, mit dem ich das mal auf einer Konferenz diskutierte, kam mit folgendem Vergleich: Wenn ich Kieselsteine mit Götterspeise mische, dann wird das Material dabei nicht unbedingt härter.

Und die Geschichte mit dem Graphen würde mich auch interessieren. Auf der Homepage des Herstellers findet sich nichts, aber auf Drittseiten wird das immer wieder erwähnt.
von: harald.m

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 09.01.22 19:15

In dem Hartmetall Wikipedia Artikel ist dieses Patent DE000000420689A von 1925 verlinkt, das das Sintern von WC mit Eisen beschreibt. Bis 10% Eisen, Cobalt oder Nickel als Binder brauchts um Hartmetall Werkzeuge herzustellen. Patentanträge für ein Ferobide Material von Tenmat oder deren Mutterfirma hab ich nicht gefunden.
von: harald.m

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 14.01.22 09:31

Das Bügelschloss widersteht leider nur den üblichen Trennscheiben. Der Vorschub einer Diamant Trennscheibe in Hartmetall ist 5-20 mm/min guckst du hier
von: Uwe Radholz

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 14.01.22 17:28

In Antwort auf: harald.m
Das Bügelschloss widersteht leider nur den üblichen Trennscheiben. Der Vorschub einer Diamant Trennscheibe in Hartmetall ist 5-20 mm/min guckst du hier


Ist so eine Scheibe dann mehrfach zu gebrauchen? In den verlinkten Videos werden Beispiele von 5 bzw 2 1/2 Scheiben, vermutlich gewöhnlichen, genannt, die es brauchte, um das Schloss aufzutrennen.

In einem der Videos wurde auch versucht, das Schloss selber aufzubohren. Ich denke, dass ich als Besitzer ein solches Schloss nie wieder mit einem Schlüssel werde öffnen können. Dann brauche ich wohl selbst eine Diamantscheibe, um an mein Rad zu kommen.

Habe irgend wie so ein Gefühl, dass der Wettlauf mit den Dieben nicht zu gewinnen ist.
von: Ozzy

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschlos - 14.01.22 17:46

In Antwort auf: harald.m
Das Bügelschloss widersteht leider nur den üblichen Trennscheiben. De

Woher weißt du denn das? Selbst ausprobiert oder gibts ein Video? Ob die Diamant Trennscheibe bei diesem neuen Material denselben Vorschub hat ist nicht gesagt.
von: harald.m

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 14.01.22 19:19

Mit der Zeit nützen sich natürlich auch Diamantwerkzeuge ab. Wieviele Schlösser man mit der Scheibe durchflexen kann, weiss ich nicht. Das wird einer der schwäbischen Maschinenbauer hier im Forum besser abschätzen können. Gibt auch Diamantscheiben vom Aldi für einen Euro, ich nehme an die haben eine geringere Standzeit als die verlinkte.
von: nachtregen

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 15.01.22 13:30

In Antwort auf: harald.m
Das Bügelschloss widersteht leider nur den üblichen Trennscheiben. Der Vorschub einer Diamant Trennscheibe in Hartmetall ist 5-20 mm/min guckst du hier

Wenn ich das richtig verstanden habe, besteht dieses Bügelschloss aus einem Kern aus Hartmetall (Widerstand gegen Bolzenschneider) und aus einer Außenhülle aus "Ferosafe", einem relativ weichen Material, das auf irgendeine Weise auf Widerstand gegen Angriffe mit schnelldrehenden Werkzeugen (ursprünglich Bohrmaschine, quasi als Abfall auch Flex) optimiert ist.
von: cyclerps

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 16.01.22 08:18

Wer auf irgend einem Flohmarkt oder im WWW. einen Faser günstig kaufen oder ersteigern kann hat so ein Schloss ruck zuck auf. Ein kurzer Lichtstrahl reicht dann schon.
von: Rad-Franz

Re: Winkelschleifersicheres Bügelschloss! - 12.03.22 16:54

Servus Ralf, servus zusammen,

hab gerade den Thread gesehen.
Ist sicher ein interessantes Teil, aber mir stellt sich die Frage,
ob es sinnvoll ist, ein 2,2kg (wenn ich richtig gelesen habe schockiert ) mitzunehmen.
Kaufe ich mir dagegen ein Rad, dass 2kg schwerer ist, wäre es interessant,
ob man dann noch so ein Schloss braucht und sich zusätzlich die ca. 200€ sparen kann.

Zumal der Rahmen vermutlich ja das günstigste ist am Fahrrad und gegen den Rest hilft das Schloss auch nicht viel, fürchte ich. Zumindest sieht man an den Straßenrädern ab und zu Mal Räder, wo Satteln und Räder fehlen.

Die nächste Beüfürchtung habe ich, dass - wenn wirklich jemand dazu bereit ist, in der Öffentlichkeit rumzuflexen - der Dieb dann den Fahrradständer abflext, der vermtlich nicht wirklich aus dichem Material besteht.

Ich nutze immer noch das Baumarktschloss aus meiner Kindheitszeit. Bisher hat noch keiner was geklaut.

Was ich nicht finden konnte auf der Webseite: Ist dann auch ein guter, harter Schließzylinder verbaut?
Wenn ich daran denke, wie schnell der an der XT ausgebohrt war, als ich ihn mangels Schlüssels tauschen musste. Bei der CX500 dauerte das damals mehrere Minuten, bei der XT mit neuemm Bohrer war der komplette Tausch in ca. 30s erledigt, soweit ich mich zurückerinnere...

Aber versicherungstechnisch könnte so ein Schloss evt. schon Sinn machen, kann ich mir vorstellen. Mir persönlich wäre es aber zu teuer und zu schwer, da hab ich lieber ein schwereres Rad, das mir niemand stielt schmunzel .

LG & Danke für den Link,
Franz