Re: Paris-Berlin

von: redfalo

Re: Paris-Berlin - 27.11.15 11:57

Interessante Idee - ich hätte grundsätzlich Interesse, werde es aber vermutlich nicht in meinen schon überquellenden Kalender quetschen können.

In Antwort auf: StefanS
Ich habe nochmal genauere Überlegungen zur Organisation einer solchen Fahrt angestellt.

Was die Fahrtgeschwindigkeit angeht, habe ich die mir bekannten Berichte über Berlin-Usedom ausgewertet - gute Vergleichswerte, da Streckenprofil und -charakteristik sowie Etappenlänge ähnlich sind. Die schnellere Classic-Gruppe 2014 war effektiv mit 15 km/h unterwegs, die Sport-Gruppe 2014 und 2015 mit jeweils 16.5 km/h (die teils großzügigen Pausen mitgerechnet). Letzterer Schnitt würde ausreichen, um den benötigten Tagesschnitt unter voller Ausnutzung des Tageslichts zu schaffen.


Vorsicht!

Ich kenne zwar nicht die Details der Berlin-Usedom Tour, aber gehe davon aus, dass es sich um 250, 300 km handelt. Das ist stattlich, aber dennoch nicht zu vergleichen mit einer 1000km-Tour in 4 Tagen. Durch das Thema Schlaf kommt bei den wirklich langen Touren noch eine ganz andere Dimension hinzu. Du kannst das nicht so ohne weiteres skalieren.

Ein konkretes Beispiel: Ich kann ein 300km-Brevet mit 2000 Höhenmeter relativ bequem in unter 16 Stunden fahren, Fahrzeit dabei 13 Stunden (also 23.5km/h Schnitt in Bewegung. Drei Stunden Pause sind relativ großzügig. klick

Das bedeutet aber nicht, dass ich 1000 km auch nur annähernd in einer proportionalen Zeit schaffe. Für die 1235km von Paris-Brest-Paris habe ich knapp 87 Stunden gebraucht, davon 57 Stunden auf dem Rad (Schnitt: 21.8 km/h) klick Von den 30 Stunden Standzeit habe ich zwischen 8 bis 10 Stunden geschlafen.

Nicht ohne Grund sinkt die Mindestgeschwindigkeit bei ACP-Brevets über 600km von 15 km/h auf 13.3km/h - und auch das ist nicht notwendigerweise leicht. Hinzu kommt bei deiner Paris-Berlin-Tour, dass die Strecke anders als bei Brevets nicht vorher getestet wurde, es also mitunter unterwegs Überraschungen = Verzögerungen geben kann.

Ich würde auch davon abraten, zu zelten - für solche langen Touren ist es nach meiner Erfahrung absolut wichtig, mit maximal leichtem Gepäck unterwegs zu sein. Ich würde vielleicht nach 350km oder so ein Hotelzimmer mit 24-Stunden-Check in buchen, und den Rest dann spontan entscheiden. Und ich habe bei solchen Touren immer eine super-leichte Therm-A-Rest-Matte, einen Schlafsack-Inner Liner und einen Bivvy Bag dabei, um zur Not ein, zwei Stunden in einer Bushaltestelle oder so schlafen zu können.