Re: Radreise - Youtube - Genuss

von: veloträumer

Re: Radreise - Youtube - Genuss - 08.03.18 16:06

In Antwort auf: iassu
In Antwort auf: SmilerEB
Bei YouTube habe ich halt den Eindruck gewonnen, dass Reiseradler gerne viel Strecke in reltiv kurzer Zeit bewältigen. Vielleicht liegt es aber ja auch an YT, weil Zuschauer "unterhalten" werden möchten.

Beim schriftlichen verfassen von Reiseberichten geht es ja meist etwas ruhiger zu, weil das IMHO sehr zeitaufwändig ist.

...
Nebenbei: wenn dir selber schon das Lesen der Reiseberichte hier im Forum, sehr allermeist mit anschaulichen Bildern, zu aufmerksamkeitsraubend ist, frage ich mich, was du eigentlich überhaupt willst. Zu beschäftigt oder zu erschöpft, einen Reisebericht zu lesen und gleichzeitig beklagen, daß es die Reiseradler so eilig haben wirr verwirrt

Den Gedanken hatte ich auch spontan.
Über einige Youtube-Eigenheiten wurde oben schon geschrieben. Der Akzent Selbsdarstellungsdruck kommt von mehreren Seiten, nicht nur von innen. Ein guten Film kann man seltenst allein drehen. Über Videosequenzen von Radreisen, die hier eingestellt wurden, wurde auch schon häufiger diskutiert. Auch wenn manchmal ansprechend gemacht, empfinde ich wenig Spaß daran. Ich bin auch beim Anschauen gebunden - übrigens mehr als beim Lesen odre Fotos betrachten. Da kann ich leichter diagonal lesen, etwas überspringen, gewünschte Schwerpunkte hingegen intensiver lesen/wahrnehmen. Eben mal nebenbei das Video laufen lasssen ist ja keine Erfüllung - vor allem, wenn es gut gemacht sein sollte. Das ist eine Täuschung, wenn man glaubt, das Youtube-Videos kosten weniger Zeit. Meist ist es das Gegenteil. Besionders wenn die Falle der Weiteremfpehelungen grieft - noch eins, und noch eins und... Und ein ätzendes Helm-Kamera-Downhill-Video, für das es keine Aufmerksamkeit braucht, würde ich gleich wieder wegklicken.

Technisch ist ein Video ein Zusammenschnitt, inga-pauli hat das Thema aufgegriffen. Sofern es "spannend" sein soll, werden auch gerne Videosequenzen hart geschnitten, es entsteht eine Art Action-Schnitt von Amateuren (keine Filmemacher). Pausen und in die Landschaft-hineinschauen sind halt wenig action. Ist auch schwieriger filmisch umszusetzen, wenn es wirken soll. Wie filme ich ein gutes Abendessen - evtl. auch ohne Persönlichkeitsrechte im Bild zu verletzen? Wie bringe ich die Empfindungen des Leidens am Berg zum Ausdruck, ohne unrealistisch in die Kamera zu grinsen - die Beschäftigung mit mir selbst, den Gedanken? - Da ist das geschriebene Wort weit überlegen. Manche versuchen das filmisch umzusetzen, wird dann meist eine Gähn-Veranstaltung. Die wenigsten YoutuberInnen stellen sich ernster Kritik. Die digitalen Bewertungsmethoden blenden ja sachliche Kritik aus, es geht nur nach dem römischen Gladiatorprinzip, Daumen rauf oder runter. Das System begünstig die Likes, es entstehen völlig verzerrte Wahrnehmungen von der Akzeptanz/Wertigkeit des Videos. Gewiss, tendenziell gibt es sowas auch bei geschriebenen Berichten im Forum geben.

Für ein Youtube-Video gilt oft noch etwas anderes, was für Reiseberichte zumindest hier im Forum nicht gilt: Sie sollen Klicks und leztlich Geld einbringen. Youtube ist für viele eine Nebenerwerbquelle, manche träumen von dem großen Durchbruch. Schaut man sich die Erfolgsmodelle von YoutuberInnen an, dann sehe ich mich ohnehin auf einem anderen Planeten. Nuschelige Beauty-Tipps, werbegesteuerte Modellpräsentationen, unprofessionelle Gerätetests, Fußballer-Latein für Dumme, Plagiatsgesang für die Kotztütte. Manche bekommen Millionen Klicks. Übrigens: Auch im Forum wird häufig mehr Junk als Kulturklang angeklickt. Youtube-Kuriositäten läuft bestens (steht bei mir auf der roten Liste). Vorsicht also vor Heuchelei, was einige Kollegen hier ins Ohr hauchen. Ist ein menschliche Schwäche für das Abfällige. Auch das Privatfernsehen macht damit Kasse. Es funktioniert. Aber nicht jeder muss alles anschauen, um immer und überall nichts verpassst zu haben. Zeit ist endlich. Auch noch übermorgen und mit künstlicher Intelligenz.