Re: Freude vor, während und nach der Radreise

von: HederaHelix

Re: Freude vor, während und nach der Radreise - 14.08.19 21:28

Bei bisherigen Urlaubsreisen (bis zu drei Wochen) habe ich meist im Vorfeld mehr oder wenig ausgiebig recherchiert und die Reiseroute grob geplant. Dabei habe ich mich in der Regel auch sehr auf die Reise gefreut, endlich Auszeit, Abstand vom Alltag, mal was anderes sehen und erleben, also echt Vorfreude. Die kann dann im letzten Stress des Packens aber auch mal kurzfristig verloren gehen.

Natürlich gibt es dann unterwegs auch mal schlechte Laune, Frust oder Streit. Und morgens finde ich das immer wieder neu alles zusammenpacken, Zelt abbauen schon mal nervig.

Aber sobald ich mich dann aufs Rad setze und losfahre, bin ich erst mal glücklich darüber, dass ich wieder unterwegs bin, also fast jeden Morgen empfinde ich wirklich Glück und Freiheit! Das kenne ich von anderen Urlauben kaum und auch deswegen reise ich gern mit dem Rad. Insgesamt gibt es unterwegs aber natürlich immer auch Höhen und Tiefen.

Anders ist es aber leider im Moment: Die letzten sechs Jahren habe ich mehr gearbeitet, um bald 16 Monate frei zu haben. In der Zeit habe ich mich oft auf die Auszeit gefreut, aber nur ganz grobe Pläne für die Zeit gestrickt, die wir aus unterschiedlichen Gründen wieder ändern mussten. Wir haben in den Jahren unsere Ausrüstung immer weiter optimiert, auch daran habe ich richtig Spaß gehabt, und über mein vor zwei Jahren neu angeschafftes Velotraum bin ich überglücklich, weil ich davon zwei Jahrzehnte geträumt habe!

Allerdings stehen wir nun kurz vor der Reise und ich habe eher das Gefühl, dass ich das alles nicht mehr schaffe. Nicht bei der Arbeit (dort soll alles vernünftig an meine Nachfolgerin übergeben werden und Rückstände müssen noch abgearbeitet werden), nicht zu Hause (in der gleichen Zeit muss die Wohnung aufgelöst werden, Horror) und schon gar nicht irgendeine Reisevorbereitung. Wir wollten eine Homepage haben, aber haben nicht geschafft, die Texte dafür zu schreiben. Wir haben bisher keinen Flug gebucht, keine Route, noch nichtmal einen richtigen Plan, obwohl wir ja nicht völlig unerfahren sind. Impfungen und ein paar ungelesene Reiseführer im Regal haben wir.

Das fühlt sich für mich ganz schrecklich an! Weil ich diese wahrscheinlich im Leben einmalige Chance habe und so gar keine Vorfreude dabei empfinde, sondern nur Druck und Stress und Sorge, dass wichtige Sachen nicht funktionieren (z.B. Medikamente in großer Menge mitführen, die dringend notwendig sind). Das ist echt frustrierend.

Auf zu Hause habe ich mich übrigens bis jetzt eher weniger im Urlaub gefreut, gegen Ende allerdings schon mal auf mein Bett. Aber immer hätte ich lieber noch länger unterwegs sein wollen. Ich bin gespannt, wie das bei der langen Tour sein wird. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich mich irgendwann darauf freuen werde, Familie und Freunde nach langer Zeit wieder zu sehen!