Re: Diskussion - Fahrradmitnahme im Fernverkehr

von: veloträumer

Re: Diskussion - Fahrradmitnahme im Fernverkehr - 04.11.19 10:00

In Antwort auf: iassu
Warum geht das nicht, daß die einfach und offen sagen: Radtransport rentiert sich für uns nicht, fertig. Das wäre glaubhaft und nachvollziehbar. Dieses derzeitige Rumgeeiere hilft doch niemandem weiter. Es ruiniert nur das Image der Bahn noch mehr.

Weil das schlicht falsch ist, auch wenn es hier oben in vielen Beiträgen durchklingt. Wenn ich Bahnkunden bekommen und behalten will, muss ich auch einen Service drumrum anbieten. Dazu gehört auch Gepäcktransport. Das ist übrigens in der noch marktwirtschaftlicher aufgestellten Luftfahrt genauso. Die Flugzeuge habe riesige Transporträume, mit denen sie i.d.R. wenig verdienen.

Man kann da nicht jeden Quadratzentimeter mit Personen zupacken. Die Attraktivität der Bahn wird ja oft bemängelt, auch weil zu unbequem. Das bedeutet, evtl. weniger eng gepackte Sitze usw. In der Luftfahrt versucht man es auch immer mal wieder mit engeren Sitzreihen. Funktioniert im Massenmarkt, nicht aber in der Business-Class.

Wäre das Argument stichhaltig, müsste man auch die Erste Klasse abschaffen. Die ist selten komplett ausgebucht, während in der Zweiten Klasse die Leute stehen. Schließlich braucht es Platz für anderes Gepäck wie große Koffer, Kinderwägen, Rollstühle. Würde man den Raum dafür abschaffen, würde sich die Bahn noch mehr ins eigene Fleisch schneiden. Das wäre erst recht Image-schädigend. Moderne Züge werden auch wieder mit mehr Raum gebaut - genau deswegen.

Das Problem ist eher, das richtige Maß für ein Serviceangebot zu finden. Das gilt auch für den Radtranssport. Die logistischen Probleme wurden oben schon geschilldert. Gewiss ist das Fahrrad im Zug nicht bei jedem Personal beliebt und Rentabilität auch immer auf der Kippe. Aber die Bahnpolitik zeigt auch, dass sie darauf nicht ganz verzichten will. Und das mit Grund, denn in Deutschland (wie auch in der Schweiz usw.) ist die Radmitnahme Teil des Transportkonzepts und auch des Erfolgs. Sogar in Frnakreich, wo jetzt regelmäßig der Radtransport im Fernverkehr abgebaut wurde, ist der Velo-Transport auch immer noch Teil des Images.

Es ist eben so, dass die Angebote die Radler nicht zufrieden stellen. Und die Bahn laviert herum, weil sie nicht immer weiß, welche Strategie sie fahren soll. Es geht aber eher um mehr oder weniger, nicht um Ausstieg. Das Beispiel Nachtzüge hat auch gezeigt, dass manche Rentabiltätsüberlegung schlicht falsch ist. Die ÖBB hat bewiesen, dass die DB nicht gut rechnen konnte.

Tatsächlich gibt es jetzt aber auch Entwicklungen in der gesamten Verkehrspolitik, die das Rad und die Radmitnahme noch näher legt. Fernzüge sind auch Pendlerzüge. Der Wandel ist aber noch sehr zart - gemeint ist der Kunde mit Rad. Eine Bahn muss aber langfristig planen und daher wäre ein Komplettausstieg von Radmitnahme im Fernverkehr töricht. Und zwar aus wirtschaftlichen Gründen. Schließlich ist die DB ein riesgier Betrieb mit vielen Ineffiziezen. Das führt auch zu Widersprüchen, die selbst Renditeüberlegungen widersprechen. Ich würde auch bestreiten, dass die DB nur noch nach Rendite schaut. Das kann sie gar nicht, dafür hat sie mittelerweile wieder zuviel politische Bedeutung bekommen. Es wird auf lange Sicht kein echtes Privatunternehmen Bahn geben.

Noch was: Fern- und Nahverkehr sind nicht völlig entkoppelt, das eine sei Ländersache, das ander Bahn AG. Das ist auch ein Märchen, dass sich hier durchzieht. Beides braucht einander für ein rentables Bahnkonzept, auch wenn die Finanztöpfe unterschiedlich gewichtet und beeinflusst werden.