Re: Deutsche Bahn - es ist zum heulen

von: Falk

Re: Deutsche Bahn - es ist zum heulen - 15.06.23 00:36

Rate mal, wie es denen geht, die die Arbeiten ausführen und die vom Netzbetreiber gewollt wie Idioten und Kinder aus der Dummschule behandelt werden. Man traut und nicht mehr zu, bei einer zweigleisigen Strecke das Arbeits- vom Betriebsgleis zu unterscheiden. Selbst bei Nachtpausen wird seit etwa zwei Jahren im Baubereich ein Sperrzaun angebaut. Selbstverständlich muss der am Betriebsgleis angebracht werden und weitere Kollegen müssen das dann unter kurzzeitigen Sperrungen tun. Das Grundproblem ist hier schon die Arroganz der Akademiker. Sie halten alle anderen für völlig denkunfähig. Ich werde die Überzeugung nicht los, dass der direkte Bildungsweg über Gymnasium und Hochschule das Hauptproblem ist. Wir sollten tatsächlich zurück zur Lehre und anschließender Berufsausübung als Zugangsvoraussetzung. Vor allem bei Studiengängen, die zu höheren Leitungsfunktionen führen.

Fahren und Bauen bekam die Deutsche Reichsbahn hin. Heute wären die Voraussetzungen durch den Gleiswechselbetrieb auf vielen Strecken ungleich besser. Nur fehlen eben die Fertigkeiten und dass viele Eisenbahnberufe ab 1990 für etwa zwanzig bis fünfundzwanzig Jahre einfach nicht ausgebildet wurden, kommt dazu. Die Schuld liegt hier zu hundert Prozent bei den noch dazu hochnäsigen Schlipsträgern, die das echte Arbeiten nie gelernt haben und die in dieser Zeit für die, die die Eisenbahn am Laufen hielten, nur ätzende Verachtung übrig hatten.

»Arbeit« und »Büro« wird in der deutschen Gesellschaft mindestens solange gleichgesetzt, wie meine Erinnerung reicht. Die setzt etwa 1965 ein. Zumindest tun das die (in der Regel selbsternannten) Meinungsführer.

Vollsperrungen für Änderungen an elektronischen Stellwerken sind genauso peinlich. Die waren schon absehbar, als die Entwicklung begann. Man wollte das nicht sehen. Mit Relaisanlagen ist sowas unvorstellbar. Auch in Fahrstraßenstellwerken, wo die Änderungen mit grünem Schaltdraht, einem Stoß Pläne und einem Lötkolben ausgeführt werden, geht es dabei immer weiter und in dem Zeitraum, ab dem zum Ändern von Fahrstraßen Strompfade getrennt werden bis zur Kontaktprüfung, sind zumindest die durchgehenden Hauptgleise mit Ersatzfahrtbegriffen nutzbar. Auch hier klebt Pack an Pack und wie die Stundensätze für einen Projektant und den Planprüfer bei einer Relaisanlage im V‌ergleich zu den Programmierern sind, die für die Rechneranlagen bei jeder noch so kleinen Änderung neue Programme schreiben (müssen), dürften sich viele vorstellen können. Politisch ist das gewollt und mir geht immer dann das Kabelmesser in der Arbeitshose auf, wenn wieder Saubermänn*innen (zum ersten und einzigen Mal gedschendert) von »digitalen Stellwerken« palavern. Wer nur etwas von der Sache versteht, der weiß, dass es analoge Stellwerke weder gibt noch geben kann.