von: veloträumer
Re: Realistische Tageshöhenmeter im Radurlaub - 23.09.11 11:58
In Antwort auf: m.indurain
Also wenn ich eine mehrtägige Tour plane, dann will ich vorher möglichst genau wissen, wieviel Höhenmeter pro Etappe ich zurücklege. Es reicht mir, wenn ich diese Information vom bikeroutetoaster (brt) in der Planungsphase angezeigt bekomme. Die Info muss für mich nicht im Track enthalten sein.
Ich bezweifle, dass das überhaupt eine nutzbringende Information für die Planung ist. Es mag eine schöne Spielerei sein oder die Psyche beruhigen, wie ich sie selbst gerne im Nachhinein mit der barometrischen Messung pflege - ist aber nicht wirklich ein Planungskriterium. Gerade mit etwas Erfahrung weiß ich doch, wieviel Kilometer ich ungefähr in einer schwierigen Bergregion fahren kann. Da ist doch egal, ob 2000 oder 2500 Hm am Ende rauskommen. Ich habe mal für eine Alpentour anhand von Papierkartendaten die Höhenmeter vorausberechnet und musste feststellen, dass es für die Etappeneinteilung keine Bedeutung hatte.
Ich kann auf einer Reise doch nich jeden Hm weniger in mehr Entfernungskilometer umsetzen. Es gibt viel zu viele andere Faktoren, die den Reiseverlauf beeinflussen. Wo übernachte ich? Wo esse ich? Wieviel Berg schaffe ich abends noch - was ja auch von der Tagesverfassung abhängt? Muss ich bei der Etappenplanung bestimmte Zeiten einhalten (z.B. Besichtungszeiten, Treffpunkte)? Es ist bei mir sogar denkbar, dass ich weniger Kilometer auf einer Flachetappe schaffe als auf einer einsamen, potenten Bergetappe. Im Flachland stößt man i.d.R. häufiger auf Besichtigungsziele, es gibt mehr Verkehr, mehr Ortsdurchfahrten, man leidet evtl. an großer Hitze in Tiefebene, geht im Meer baden usw. Die Art der Steigungen oder schlechte Straßenzustände wird durch die reine Hm-Zahl auch nicht erläutert.
Schließlich kann es sein, dass nicht die aufgefahrenen Meter die Distanz limitieren, sondern die Abfahrten. Ich bin auf meiner großen Italienreise an einem Tag mal vier Appeninpässe gefahren, bei denen ich auf allen vier Abfahrten nicht locker runterrollen konnte. Die erste Abfahrt führte über teils aufgerissen Asphalt bei schwierigen Lichtverhältnissen ins Tal, die nächste war mit Rollsplit so belegt, dass ich auch nicht schneller runterkam, bei der dritten musste ich mich vorsichtig an einem Stau mit vielen LKWs vorbeischlängeln, der durch eine Umleitung des Autobahnverkehrs über eine dafür nicht geeignete Landstraße verursacht war, die vierte erfolgte nach unerwarteter Schotterauffahrt schließlich bei Dunkelheit - da musste ich trotz glatter Straße vorsichtig sein - wer weiß, ob ein unsichtbares Loch irgendwo versteckt ist. Was nutzt mich da, wenn ich ermittelt hätte, dass ich noch ein weiteren Berg geschafft hätte?