Re: Mitradler finden ?

von: atk

Re: Mitradler finden ? - 18.04.02 22:06

Hallo Jörg,
Das kann durchaus eine heikle Sache sein. Hängt natürlich davon ab, wie genau die Vorstellungen von einer Radreise sind. Wenn man nur seinen Urlaub mit ein wenig Radfahren verbringen will und dabei im wesentlichen nur etwas Spass haben will, und es einem egal ist, wo man eigentlich hinkommt, dann denke ich kommt man leicht mit jemandem aus, auch wenn man ihn nicht kennt, sofern man sich nicht grundsätzlich unsympathisch ist.

Je genauere Vorstellungen man von seiner Reise hat, umso schwieriger wird es. Da sind eine Menge Dinge zu berücksichtigen. Wie viel will man am Tag fahren (kann dem anderen zu viel oder auch zu wenig sein), welche Straßen fährt man, wie übernachtet man, was isst man, wer kocht, kocht man überhaupt, Raucher/Nichtraucher, wann hört man abends auf, wann steht man morgens auf, wie sieht's mit fotografieren aus (kann den Mitradler furchtbar nerven, wann man alle paar Minuten stehenbleibt, um ein Bild zu machen). Auch die Interessen, z.B. hinsichtlich Besichtigungen, sollten nicht zu verschieden sein. Wenn ich in jede Kirche am Weg hineinwill und mein Begleiter dafür überhaupt keinen Sinn hat, ist der Konflikt vorprogrammiert.

Bei mir persönlich war es so, dass ich mit meiner damaligen Lebensgefährtin gemeisam mit dem Radreisen begonnen habe, und wir haben unsere Vorstellungen gewissermasen gemeinsam entwickelt. Für uns stand meistens das reine Fahren im Vordergrund, weshalb eigentlich keiner recht großen Wert auf Ruhetage legte. Unsere Fahrleistung haben wir von etwa 80 km am Tag auf der ersten Tour auf zuletzt über 150 im Schnitt gesteigert, ohne dass es einem von uns zuviel wurde (natürlich hatte ich etwas mehr Gepäck am Rad als sie). Ich muss ehrlich sagen, ich kann mir nicht vorstellen, mit jemandem anderen auf Radreise so zu harmonieren. Nachdem wir uns vor drei Jahren getrennt hatten, sind wir trotzdem noch nachher zusammen eine 2900 km Tour zum Nordkapp gefahren.

Die letzten beiden Jahre bin ich alleine gefahren. Ich muss sagen, bevor ich zu viele Abstriche von meiner Art zu reisen machen muss, fahre ich lieber alleine. Letztes Jahr hab ich übers Internet versucht, einen Reisepartner zu finden, und bin dann mit einem etwa 20-jährigen (also ca. 15 Jahre jünger als ich) eine 150 km-Tagestour gefahren. Er meinte dann hinterher, er sei nicht sicher, ob er mit mir mithalten könne. Ich dachte, ich höre nicht recht, ich hatte nämlich umgekehrt die gleichen Bedenken, schließlich hatte er erzählt, dass er Rennen fährt, und zwar durchaus einigermaßen lange. Naja, wir sind dann nicht zusammen gefahren, und ich denke, das war auch gut so, denn unsere "Rahmenvorstellungen" (s.o.) waren auch zu verschieden.

Das Alleinefahren hat durchaus seine Vorteile, da man auf niemanden Rücksicht nehmen muss und auf niemanden angewiesen ist. Man kann immer spontan das tun, wozu man gerade Lust hat. Ein weiterer Punkt, den ich zumindest bei mir festgestellt habe: Wenn ich alleine unterwegs bin, komme ich viel mehr mit Leuten in Kontakt. Einfach, weil das Bedürfnis dazu nicht so ausgeprägt ist, wenn man sowieso einen Gesprächspartner dabei hat.
Totzdem muss ich sagen, wenn man wirklich zusammenpasst, ist's zu zweit schon schöner als alleine. Aber wenn man einen Reisepartner erst kurz vor der Reise kennenlernt, stellt sich das wahrscheinlich erst während der Reise heraus.

Gute Nacht!
Andreas