Re: Lange Touren mit dem Klapprad

von: redfalo

Re: Lange Touren mit dem Klapprad - 13.09.15 09:32

Ich habe mir vor sechs Jahren ein Brompton gekauft, das ich zu meiner eigenen Überraschung seitdem auch häufig und gerne auf langen Touren nutze.



Gerade im August war ich mit meiner Frau - ebenfalls Bromptonautin - von Lille nach Paris unterwegs, 600 km in acht Tagen durch die Ardennen und die Champagne, die längste Etappe war 115km. Ein Wochenende später bin ich mit Freunden in drei Tagen 250km von Dieppe nach Brügge gefahren. Letzen Sommer (allerdings supported mit einem Auto) in einer Woche von Caen nach Bordeaux (600km) und im Frühjahr von in 2 Tagen von Hoek van Holland ins Ruhrgebiet (280km).

Hier ein paar Bilder:




Richtig ausgestattet eignet sich das Brompton sehr gut für lange Touren, hat aber auch einige Einschränkungen. Wichtig ist m.E. die Sechsgang-Schaltung, weil nur sie das Rad wirklich berggängig macht. Dreigang bietet eine zu geringe Entfaltung. Mit Sechsgang sind aber selbst Mittelgebirge wir die Ardennen kein Problem.



Wichtig ist ein halbwegs ordentlicher Straßenbelag. Feldwege oder nicht asphaltierte Radwege sind schnell die Pest, vor allem wenn es nass wird. Dann nimmt der Rollwiderstand der kleinen Räder exponentiell zu, du hast das Gefühl, durch Pattex zu fahren. Kopfsteinpflaster macht auch keinen Spaß. Weiterer Nachteil ist, dass das Brompton viele Spezialteile hat, die du in einem Feld-Wald-und-Wiesen-Fahrradladen nicht ohne weiteres bekommst. Rad sollte daher gut gepflegt sein vor längeren Touren.


(Platten kannst du natürlich trotzdem haben...)

Die Möglichkeit zum Gepäcktransport sind im Vergleich zu "richtigen" Rädern etwas eingeschränkt, weil du wegen der kleinen Räder keine normalen Packtaschen verwenden kannst. Der geniale Trägerblock vorne am Brompton ist aber eine große Hilfe, und mit Gepäckträger und/ oder einer großen Satteltasche von Carradice oder Apidura kann man genug Zeugs für eine Hotel-basiserte Tour unterbringen, wenn man leicht packt. Campingtouren mit Zelt und Schlafsack sind aber schwieriger. Manche Leute machen das, aber richtig das wahre ist das meiner Meinung nicht.

Bei der Tour von Lille nach Paris hatte meine Frau nur eine kleine Ortlieb-Lenkertasche - unser gesamtes Gepäck war in meiner größeren Fronttasche und der Apidura-Satteltasche untergebracht.




Ging super - in Paris sind wir mit Gepäck sogar auf den Montmarte hochgefahren, ohne zu schieben.



Manche Leute machen mit dem Brompton noch deutlich extreme Touren.

Das ist Nick (wilkyboy im YACF-Forum), der im August den 1230km-Radmarathon Paris-Brest-Paris mit seinen Brompton gefahren ist.



Und hier ein Japaner mit Brompton bei PBP:



Ich habe Nick bei PBP im Ziel wiedergetroffen. Er ist im Zeitlimit von 90 Stunden rumgekommen - sah allerdings so aus:



Ich habe für PBP dann doch lieber mein Specialised Roubaix genommen...

Wirklich genial sind die ganz neuen Möglichkeiten, die dir das Brompton verschafft - es faltet sich in 20 Sekunden in kompaktes Paket kaum größer als eine Aktentasche. Jeder Zug Europas, jeder Bus,jede steht dir offen, ohne dir über Fahrradtransport Gedanken machen zu müssen, oder extra dafür bezahlen zu müssen.


(Wir hätten unseren Lille-Paris-Trip auch mit den "richtigen" Rädern machen können, hätten dann aber insgesamt 120 Pfund extra zahlen müssen für den Gepäcktransport im Eurostar, 30 Pfund pro Rad und Strecke).


(Dieses Bild zeigt unsere beiden Bromptons uns unser gesamtes Gepäck vor dem Boarden des Eurostars in Paris)

Ein guter Ort für mehr Infos rund ums Brompton sind ist das Forum der Bromptonauten: http://www.bromptonauten.de/forum.html

Und auch der London Brompton Club auf Facebook ist eine gute Anlaufstelle:
https://www.facebook.com/groups/LondonBromptonClub/