Re: Rekristallisation

von: GEBLA

Re: Rekristallisation - 13.10.15 07:50

Moin Moin,

man muß da auch noch zwischen den üblichen Legierungen unterscheiden:

6000er Legierungen MÜSSEN nach dem Schweißen lösungsgeglüht, das heißt auf rund 530°C gebracht und dann in Wasser abgeschreckt werden, sonst bleiben sie mehr oder weniger weich. Erst nach diesem Lösungsglühen kommt dann das Warmauslagern. Ohne das bleibt es mehr oder weniger weich. Ich kenne in D keinen, der das komplette Verfahren bei Fahrradrahmen macht.

7000er Legierungen sind anders, da reicht eine Abkühlung an Luft aus, so daß sich die Bereiche der Schweißnaht praktisch automatisch lösungsglühen.
Diese Legierungen KANN man auch kalt auslagern, dann wird nach ein paar Wochen wieder fast die originale Festigkeit erreicht. Der Preis für das Kaltauslagern ist eine hohe Rißempfindlichkeit. Also schreiben alle Rohrhersteller das Warmauslagern in einem zweistufigen Prozeß vor. Dann wird nicht nur die Festigkeit noch höher, sondern auch die Rißempfindlichkeit sinkt deutlich. Wenn man die Auslagerungszeit noch etwas steigert kann man das Material überaltern: Die Festigkeit sinkt wieder etwas, aber die Rißempfindlichkeit sinkt massiv. Wäre meine Empfehlung und mache ich auch bei meinen Rahmen und bei Reparaturen so.
Daß Kaltauslagern nur durch Abwarten eine passable Lösung ist, ist leider Allgemeinwissen im Fahrradbereich und kaum aus den Köpfen zu bekommen. Der Preis dafür ist, daß das Material Aluminium bekannt dafür ist, irgendwann zu reißen. Für eine wirtschaftliche Reparatur kann das OK sein, für einen Neurahmen nicht. Wird natürlich mit entsprechenden Resultaten trotzdem gemacht.

Viele Grüße,
Georg