Re: Ledersattel für kleine, zierliche Frau?

von: Behördenrad

Re: Ledersattel für kleine, zierliche Frau? - 04.06.19 16:12

In Antwort auf: Toxxi

Ich kenne übrigens zwei Frauen, die genauso groß sind wie ich, aber merklich längere Beine haben. Auf denen Fahrrädern kann ich nicht fahren, da muss ich immer den Sattel runterstellen. Also 100% Trefferquote zugunsten längerer Beine bei gleicher Größe.

"Zwei von x Mio Frauen = 100%" schockiert entsetzt zwinker

In Antwort auf: SoyYo
..... der Team Pro oder Swift von Brooks, der Aspin von Gilles Berthoud, der Old Sporting von Selle Montegrappa. .....
Abgesehen von der Sitzposition gelten die genannten Modelle ja großteils als härter und unbequemer als etwa der B17 (den ich weiterhin als Referenz nehmen werde, denn die noch "bequemeren" Modelle mit diversen Arten der Federung kommen einfach nicht in Frage). Und da ich relativ klein und leicht bin – 54 kg auf 1,63 m –, ist das mit dem Einfahren vermutlich nochmal schwieriger, weil einfach weniger Gewicht da ist, das auf dem Leder "arbeitet".
.......
Zur Sattelfrage an sich:
Auch ein (Kern-)Ledersattel passt entweder gleich auf den ersten Kilometern - oder er passt eben nicht.
Wenn man einen Sattel erst in Öl baden, im Ofen aufbacken, bei Vollmond "nackig auf der Lichtung" Geisterbeschwörung betreiben und tausende Kilometer "einfahren" muss, ist es schlicht der falsche Sattel. Wenn ein Sattel erst (übertrieben) so aussehen muss, um als passend bzw. bequem empfunden zu werden, kann ja was nicht stimmen.
Der sog. Komfort eines Kernledersattels durch die frei gespannte Satteldecke ist zugleich sein größter Nachteil: Er hängt durch und fängt an, mit den Stahl-Teilen der Spannvorrichtung / des Sattelgestells vorn / hinten zu drücken. Insbesondere, wenn man sich den weichen B 17 antut. Dem kann man durch die Spannschraube eine Zeit lang entgegenwirken, irgendwann ist dann aber Schluß. Das Problem haben moderne Kunststoff-Sättel nicht - bei möglicherweise gleicher Elastizität in der Sattelschale, je nach Hersteller / Modell.
Das "Einfahren" dient in aller Regel dazu, die Druckspitzen an den Sitzhöckern auf dem harten Leder zu nehmen - durch Einsinken derselben in die Satteldecke, was dann zur Folge hat, dass sich der Sitzdruck einfach nur flächiger "zwischen den Beinen" über die Satteldecke verteilt. Wie in diesem Bild gut zu sehen, liegen die Sitzknochen-Abdrücke (gut daumenbreit vor der vorderen Gestellniete) um >3 cm unterhalb der Satteloberfläche in der Sitzmitte - heißt, der Sattel "wölbt" sich zw. den Sitzknochen entsprechend nach oben. Hinzu kommt der Hängematten-Effekt: Die Sattelnase mit dem Metallgestell drunter steigt um mehrere Zentimeter nach vorne-oben an und drückt ggf. genau dort gegen, wo man es nicht haben will..... entsetzt

Wegen des hinteren Metallrahmens um den halben Sattel sind Ledersättel in der Breite deutlich größer zu wählen (3 - 4 cm) wie normale Sättel, da man sonst Gefahr läuft, mit den Sitzknochen auf dem Stahlrahmen zu sitzen. Und maßgeblich dafür ist der Sitzknochenabstand. Die von Dir ausgewählten Modelle sind alles Sättel für eher schmale Sitzknochenabstände (ca. 8 - 10 cm), ich kann die mit 8,5-9 cm alle fahren (wenn der Rest der Form stimmt), Leute über 10 - 11 cm sollten breitere Modelle wählen, da für den Metallrahmen noch gut 4 - 5 cm von der Gesamtsattelbreite abgezogen werden müssen.
Ledersättel sind also bestimmt kein "One-size-fits-all"-Produkt, welches man nur "ordentlich einfahren" muss, da muss man genauso viel aussuchen, ausprobieren (und ggf. Fehlkäufe riskieren) wie bei jedem Plaste-Sattel auch.


PS.: Ich fahre selbst Ledersättel von Brooks (COLT, Team Pro) und Selle Italia (Mitica Chrome).