Re: Erfahrungen mit Foss-Schläuchen...

von: Anonym

Re: Erfahrungen mit Foss-Schläuchen... - 24.08.19 09:38

Probestück ist angekommen. Ein paar schnelle Amateurtests, mehr Zeit war heute nicht.

Schweißbarkeit: Das Probestück wurde an beiden Seiten einfach mit Lötkolben zugeschweißt und hält. D.h. statt Flicken reicht auch eine heiße Messerspitze (Feuerzeug), aber wie beim Schweißen von dünnen Blechen: Das muss man können, sonst brennt man nur weitere Löcher. Im Bild ist neben dem Ventil ein umlaufender Kragen zu sehen, wahrscheinlich sind das genau die zwei auf Stoß zusammengeschweißte Enden eines Schlauches bei der Fertigung. Frisch im Bild von oben nach unten, Beurteilung nach ca. 1h:
- Sekundenkleber: Kaum Effekt im Material zu sehen.
- Vulkanisierlösung: lässt sich als Film abziehen, Material darunter etwas gequollen.
- Pattex: lässt sich als Film abziehen, Material darunter etwas gequollen.
- Aceton: spurlos verdunstet. Eventuell bringt es bei längerer Einwirkung das Material etwas zu quellen.
Als Klebstoff könnte Vulkanisierlösung und Pattex gerade reichen, sicher bin ich nicht, weil die Verbindung mit dem Material mir nicht innig genug erscheint. Wobei mir Pattex von beiden den besseren Eindruck machte.
Erstes Fazit:
- Die Foss- (und Tubolito-?) Schläuche müßten (mindestens) die Robustheit von Butyl-Schläuchen haben.
- Sie sind dabei wesentlich leichter als die Butylschläuche.
- Vom Rollwiderstand angeblich auf der Ebene von empfindlichen Lattex-Schläuchen.
- Verarbeitbar ohne die Tubeless-Milchsauerei mit normalen Felgen und Reifen.
- Durch Schweißen reparierbar.
Damit wären sie schon ein guter Grund.

Stechen und Schneiden schaue ich mir noch an. Aber egal, was herauskommt, in wie weit die Pannenanfälligkeit in der Praxis davon beeinflusst wird, weiß ich nicht. Warum:
- Nehmen wir mal an, ein Butyl-Schlauch wird mit einer Testspitze bei 10N durchstoßen. Der Foss-Schlauch mit der gleichen Testspitze erst bei 15N. Aussage: Foss hat 50% höhere Durchstichsicherheit. Wenn reale Durchstiche aber immer mit einem Vielfachen stattfinden - z.B. 100N, ist das für die Praxis irrelevant. Beide sind gleich tot.
- Wenn es nie Durchstiche gibt, kann man auch nicht vergleichen, wie sich das Material verhält. Keinen Platten kann also auch heißen, einfach Glück gehabt. Bzw. man erfährt nie, wie Durchstiche gewirkt hätten, wenn es sie gegeben hätte.
- Bei Tubeless sind Durchstiche sichtbar und wie sie verheilen. D.h. es hat sicher Durchstiche gegeben. Man kann jetzt mal annehmen (hat aber keinen Beweis!), dass Butylschläuche auch mit durchstochen worden wären, wenn sie statt der Milch im Reifen gefahren worden wären - also jedes Mal Platten und Flicken. Noch kniffliger wird es, wenn man beurteilen will, ob statt des Butyl-Schlauches ein Foss-Schlauch einige Durchstiche verhindert hätte. Z.B. weil er einem gerade durch den Reifen durchstechendem Glassplitter ausweicht und sich weniger leicht schlitzen lässt als ein Butyl-Schlauch.
- Bei tubeless ist das "offizielle" Testverfahren von Schwalbe: Steche mit einer Stecknadel in den Reifen, ziehe die Nadel wieder heraus und bei funktionierender Milch muss das sofort wieder verschlossen sein. Mit einem Butyl-Schlauch-Reifen macht man das sicher nie, mit einem Foss-Schlauch-Reifen klappt es vielleicht. Wer traut sich die Probe?