Re: Neues Rad: ja, nein, vielleicht?

von: irg

Re: Neues Rad: ja, nein, vielleicht? - 29.11.19 07:39

Hallo Grimbol!

Stabilität bis 60km/h wäre für mich ausreichend, auch wenn das andere vielleicht anders sehen. Darüber steigt der Bremsweg schon stark an, das verringert den Spielraum für Unvorhersehbares. Ich denke also, du müsstest nicht viel ändern, um dein maxcycles ausreichend zu stabilisieren.

Deine Beschreibung lässt eine ziemlich klare Hypothese zu: Der Schwerpunkt deines Rades dürfte zu weit hinten liegen. Wenn du am Rennlenker bergab untern greifst, verschiebst du den Oberkörper nach vorne und unten. Mit dem neuen Lenker hast du den Schwerpunkt nach hinten und oben versetzt. Das Gepäck hinten hebt das Vorderrad wahrscheinlich zusätzlich an, auf jeden Fall verschiebt es den Schwerpunkt nach hinten. Das erhöht die Seitenwindanfälligkeit und das Risiko, zu schwingen.

Lowrider und Front Roller wiegen natürlich mehr, ohne Not tut sich das niemand an. In deiner Lenkertasche wirst du, anders als ich, kaum Gewicht unterbringen. Eine relativ einfache, leichte und billige Möglichkeit sehe, wenn du einen Frontgepäcksträger montierst (den kannst du auch leicht, billig und stabil selbst bauen, siehe Wiki, Packtaschen im Forum, unter Selbstbau von Packtaschen) und darauf entweder etwas Gewicht wie das Zelt, oder in zwei kleineren Packtaschen seitlich. Wobei Lowrider die ideale Position für das Gepäck haben. Eine größere Lenkertasche selbst bauen wird dir wahrscheinlich zu viel Aufwand sein. Ich stecke auf Touren ohne Front Rollern gerne ein paar schwerere Dinge hinein, das genügt auch bei meinen sehr agilen Rädern.

An das Zwischenteil denke ich als Ursache für das Schwingen nicht. Stabil wird es sein, ein winziges Bisschen zusätzlicher Schwingungsmöglichkeit kann das Kraut nicht fett machen. Du verschiebst damit nur den Schwerpunkt noch einmal minimal nach hinten, das ist alles.

Theoretisch gäbe es noch die Möglichkeit, mit einer anderen Gabel das Verhalten des Rades zu beeinflussen. So wurde der Lauf meines Tourenrades für flottes Gleiten, ein Cross-Trekkingrad, bei dem ich die Federgabel durch eine Starrgabel ohne Federgabelgeometrie ersetzt habe, weit weniger agil und für Tourenradeln auf Asphaltstraßen eigentlich ideal. Nur der Lenker wurde dadurch ein wenig tiefer gelegt, das lässt sich aber ausgleichen. Wenn der Rahmen schon auf eine Starrgabel ohne Federgabelgeometrie ausgelegt ist (die Federgabel baut höher), kannst du gegen eine Gabel mit einer anderen Biegung tauschen. Wie diese am besten ausschaut, wissen andere besser als ich.

Ob Serie oder Maßrahmen, der Knackpunkt liegt in der Geometrie von Rahmen und Gabel. Die Länge des Hinterbaues dürfte wie der Radstand nur wenig mit spielen, weit mehr werden Faktoren wie der Vorlauf und die Neigung des Steuerrohres ausmachen. Da kennen sich andere besser aus.

Ich würde nur bei Empfehlungen etwas vorsichtig sein, weil nur, weil etwas bei jemand anderem funktioniert, muss das nicht unbedingt auf dich zutreffen. Und Radhersteller bauen ohnehin immer die besten und unkompliziertesten Räder am Markt, völlig ohne Fehl und Tadel. So weit ich das mitbekommen habe, gab es sogar dezidierte Tourenräder von einem Maßrahmenbauer, die beladen eine deutliche Tendenz zum Aufschaukeln entwickelten, an die Einzelheiten kann ich mich aber nicht mehr erinnern.

Wenn du ein Rad mit Maßrahmen bestellst, könntest du es so designen lassen, dass du einen längeren Vorbau benützt. Das hätte den Nachteil, dass der Radstand sinken würde, was Schwingen grundsätzlich leicht begünstigt, dafür stabilisierst du mit dem längeren Hebelarm über den Vorbau und den Lenker die Fuhre. Der zweite Effekt ist meines Wissens deutlich stärker als der erste. Auch kurze Rahmen- und Gabelsets lassen sich so bauen, dass sie stabil laufen. Wenn du später einmal aufrechter sitzen müsstest, hättest du mit einem kürzeren Rahmen mehr Spielraum.
Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass du mit etwas Tüfteln das aktuelle Rad so beladen oder umbauen kannst, dass du es nicht austauschen musst.

lg!
georg