Re: Neues Rad: ja, nein, vielleicht?

von: irg

Re: Neues Rad: ja, nein, vielleicht? - 02.12.19 08:35

Hallo!

In Antwort auf: Grimbol
Hallo Zusammen


Erst mal danke für die vielen Gedanken und Diskussionen. Ein paar Dinge kann ich nun wohl bestätigen wie zB die Gewichtsverteilung. Auch habe ich wohl nicht optimal viel Druck auf dem Vorderrad, v.a. wenn der Straße nicht perfekt ist.... das liegt vielleicht am Vorbau.
Alu mag ich nicht mehr, nach nem Rahmenbruch bin ich da ein gebranntes Kind und 40+ kmh muss schon sein, gerade beim Abfahren. Nicht wegen der paar Sekunden/Minuten an Zeitgewinn sondern um die Felgen zu schonen und weils auch Spaß macht.

Ich werde mal ein wenig weiter analysieren und ggf etwas austauschen. Welche Art des Vorbaus wäre denn Geigneter Schwingungen zu vermeiden? Bin da etwas sagen wir mal orientierungslos, da mein Frau ein ähnliches Schwingungsverhalten beobachtet bei gleichem Rahmen aber anderem Vorbau.


Zum Vorbau: Steif werden alle halbwegs Guten sein. Wenn der deine labbrig ist, gehört er ohnehin aus getauscht. Grundsätzlich gilt: Je weiter du dich nach vorne streckst, umso mehr stabilisierst du das Fahrverhalten, weil du den Schwerpunkt nach vorne und unten verlagerst. Dazu drückst du stärker auf den Lenker und erstickst Schwingungsneigungen eher, bevor sie auftreten.

Ein längerer Vorbau ist also günstiger für die Fahrstabilität, desgleichen einer, der den Lenker nicht zu hoch legt. Was meistens mit dem Rücken in einen gewissen Konflikt gerät.

Was jetzt mit dem Vorbau nur mittelbar zu tun hat wäre die Wahl es Lenkers: Der klassische, fast gerade "Besenstiel" kommt aus dem MTB-Sektor und passt dort perfekt hin: Wer riskiert, am Boden ab zu schwingen, will lieber mit dem Lenkerende entlang schrammen, nicht mit der Pfote. Kitzlige Trial-Aufgaben werden mit dem Besenstiel besser zu bewältigen sein. Aber das war es schon ziemlich. Auf das Radfahren spezialisierte Ergotherapeuten plädieren für leicht gebogene Lenker, mit einer Biegung um die 12-15°, wenn ich mich richtig erinnere. (Das prüfst du besser noch nach, wenn du genaue Daten willst.) Diese Lenker schonen die Hände und die Handwurzelgelenke, sowie die Nerven im Karpaltunnel. Da der Abstand von den Griffen zum Sattel relevant ist, bedingt bei gleichem Abstand ein gebogener Lenker einen längeren Vorbau, ohne die Fahrstabilität zu verändern. Mit einem gebogenen Lenker kannst du wahrscheinlich (wenigstens theoretisch) eine sportlichere Position einnehmen, ohne deine Hände zu beleidigen. Das hilft aber dem Rücken nicht.

Zum Unterschied zwischen dem Schwingungsverhalten des Rades deiner Frau und deinem Rad: Wieviel Gewicht hat sie auf geladen, wieviel du, das in Kombination mit eurem Eigengewicht? (Das Gewicht der Räder wird zu vernachlässigen sein.) Vielleicht reicht es am Rad deiner Frau aus, dass sie ihren Gepäcksträger nicht weiter nach hinten versetzt hat (sie hat auch wahrscheinlich kürzere Füße, dazu kürzere Kurbeln), und ihr Gewicht ist geringer. Das versetzt den Schwerpunkt etwas nach vorne und genügt für sicheres Fahren. Bei meiner Frau würde noch mit spielen, dass sie in so niedrigen Geschwindigkeiten bleibt, dass sich ihr Rad gar nicht aufschaukeln kann.
Diese Überlegungen führen wieder zum Ansatz: Bei deinem Rad fehlt gar nicht viel, um ein für deinen Gebrauch sicheres und sorglos zu fahrendes Rad zu bekommen. Du kannst ja, wie du schreibst, mit 55-60km/h sicher abfahren.

Eine einfache Lösung fällt mir ein: Es gibt doch in der Höhe verstellbare Vorbauten. (Andere im Forum haben Erfahrungen damit.) Kannst du dir vorstellen, mit so einem zu fahren? Wenn ihr flach dahin fahrt, kannst du ihn höher stellen und rollst entspannt und rückenschonend dahin, bei häufig zu erwartenden Abfahrten stellt du ihn niedriger und hast gleich die physiologisch richtige Haltung fürs bergauf Treten. Eine einzelne Abfahrt im Flachen zwischendurch ist egal, da kannst du ja bei deinen schon gewohnten 55-60km/h bleiben.

Sonst fällt mir noch ein, dass du, wenn du ungenützten Platz für eine Flasche am Rahmen hast, kleineres, aber relativ schweres Gepäck (wie etwa Werkzeug oder den Kocher-Treibstoff) am Unterrohr transportieren kannst. Dann kannst du dir angewöhnen, die Taschen so zu packen, dass Schweres möglichst weit vorne und unten in den Taschen liegt. Auch Kleinvieh macht Mist.

Ich vermute, dass auch beim nächsten Reifenwechsel breitere Reifen eine Möglichkeit sein könnten, unabhängig vom Schwingungsverhalten für mehr Grip zu sorgen. Grip ist nie schlecht. Stoppelreifen sind dabei auf Asphalt nur bedingt hilfreich. Breiter muss nicht unbedingt stärkeren Rollwiderstand bedeuten.

Wann wird es über 60km/h wild? Ich bin mir nicht sicher, ob wir das selbe meinen, wenn wir vom Gleichen reden.
Bei einem Schlagloch-Marathon möchte ich ohnehin nicht in grenzwertigem Tempo abfahren, und starken Seitenwind verzeihen sehr viele Räder, die an sich sehr stabil fahren, nur schlecht. Selbst mein sehr stabil rollendes Tourenrad für flottes Gleiten kann bei starkem Seitenwind bis Seitensturm, wenn ich die Front Roller zu Hause lasse, ein unangenehmes Eigenleben entwickeln. Das lässt mich am Rad nicht zweifeln. Es ist und bleibt ein gutes und sicheres Tourenrad. Ich denke, ich passe mein Fahrverhalten bei starkem Seitenwind wie bei nasser Fahrbahn ohnehin an die Bedingungen an. 70km/h überschreite ich übrigens immer wieder.

Zum gebrochenen Alu-Rahmen: Mist wird mit allen Materialien gebaut, Stabiles glücklicher weise weit mehr. Du kannst mit jedem Rahmenmaterial Glück oder Pech haben. Ich fürchte Alu in einem halbwegs gut gebauten Rahmen nicht mehr. Nur bei reinen Alu-Gabeln habe ich ein gewisses unangenehmes Gefühl in der Magengrube, wenn es um hohe Belastungen und sehr viele Kilometer geht. Da ist mir wenigstens ein Stahlschaft in der Alugabel lieber, auch wenn das wahrscheinlich nur mehr mein persönliches Gefühlsproblem ist. Stahl steckt Dauerschwingungen weit besser weg als Alu. Im Rahmen lässt sich das leicht kompensieren, bei einer Gabel ist das wohl genauso möglich, aber nicht so einfach.

lg!
georg