Re: Verschleißverhältnis: Ketten/Nabenschaltung?

von: cterres

Re: Verschleißverhältnis: Ketten/Nabenschaltung? - 29.03.20 13:29

Ach Gottchen, reissen tun die Ketten erst sehr viel später. Die Kilometerleistung bei der Kettenschaltung hängt zunächst mit der Pflege der Kette zusammen. Vollkommen ungepflegt ist in der Tat nach etwa 2000km Schluss. Das bedeutet, die Kette ist um 0,75% (bei 11-fach und höher wird 0,5% empfohlen) gelängt und die Kassette sowie die Kettenblätter erfahren verstärkten Verschleiß, weil der Kontakt mit den einzelnen Zähnen eines Ritzels ungleichmäßiger wird.

Mit Pflege, also Reinigung und Schmierung, kann man die zurückgelegte Distanz bis zu dieser Verschleißgrenze deutlich verlängern. 3000-5000km sind gut möglich, mehr in Ausnahmefällen aber auch. Hängt eben vom betriebenen Aufwand und natürlich vom Material ab.

Hat man aber die Verschleißgrenze überschritten, also nicht rechtzeitig bemerkt das die Kette 0,75% Längung erreicht hat, ist eine neue Kassette nötig. Zumindest die meistgenutzten Ritzel sind dann hin und müssten ersetzt werden.
Eine verschlissene Kassette erkennt man an einer springenden oder durchrutschenden Kette auf selten genutzten Gängen. Diese noch intakten Ritzel halten die ausgeleierte Kette nicht mehr richtig fest.
Das läuft zumeist auf einen Austausch der kompletten Ritzelkassette hinaus.

Dadurch entstehen höhere Kosten für Ersatzteile, eben weil die Kassette und die Kette erneuert werden muss. Auch und gerade Kosten für die Wartung in einer Werkstatt sind natürlich höher.
Ist die Verschleißgrenze aber gerade erst erreicht, genügt ein Tausch der Kette.

Bei der Nabenschaltung gibt es den gleichen Verschleiß, jedoch wechselt man Gänge nicht durch Umstellung auf ein anderes Ritzel, sondern durch ein Getriebe, unabhängig vom Kettenlauf. Auch hier längt sich die Kette und später verformt sich das einzelne Antriebsritzel. Aber nach 6000-10000km ist eine gelegentlich gepflegte Kette auszutauschen, dann ebenfalls mitsamt dem Ritzel.
Die Verschleißgrenze liegt hier bei 1%, die wird zwar auch schon nach etwa 5000-7000km erreicht, aber man kann dann noch deutlich weiter fahren. Übertreiben sollte man es aber nicht, denn man stösst dann tatsächlich in Bereiche vor, in denen eine Kette reisst.

Wichtigster Vorteil der Kette einer Nabenschaltung ist aber, das sie in einem geschlossenen Kettenschutz laufen kann und somit kein Schmutz von Außen an die Kette dringt. Die Wartung ist dadurch erleichtert. Nicht unbedingt durch den Kettenschutz, die Dinger können nervtötend zu öffnen und schließen sein, aber die Intervalle für Reinigung und Schmierung der Kette können starkt ausgedehnt werden. Und man kann die Kette zu fett schmieren, ohne Schutzanhaftungen zu riskieren, was eine Schmierung der Kette sowie den Rostschutz verbessert.

Wartungsfaule Radfahrer geben bei der Kettenschaltung also mehr Geld für Ersatzteile und wahrscheinlich auch die Werkstattkosten aus. Fleißige Bienchen putzen, ölen und messen die Kette regelmäßig und sparen sich dadurch Kosten, genießen aber die höhere Effizienz der Kettenschaltung (Getriebeschaltung kostet Leistung).