Re: Kann man noch ein 26 Zoll Rad kaufen,...oder ?

von: veloträumer

Re: Kann man noch ein 26 Zoll Rad kaufen,...oder ? - 14.01.22 17:14

In Antwort auf: Fichtenmoped
26 für Felgenbremsen ist sowas von tot.
...
Schau mal im Netz, da berichtet eine Radlerin asiatischer Herkunft von ihrer 5-jährigen Reise mit erheblichen Beschaffungsproblemen der Felgen sowohl in Südostasien als auch in Australien.

Ich fürchte, das Problem ist nicht exklusiv bei einem Felgentyp, sondern Folge eines allgemein sehr zerplitterten Marktes mit immer mehr Modellvarianten. Ware vorzuhalten ist teuer und wird nur noch bei Bedarf bestellt. Dabei fällt der Anteil immer mehr auf Internethändler, der Händler verkauft nur noch Modeartikel. Das betrifft dann aber auch Schaltungen, Bremshebel u.a.m. Vom E-Bike ganz zu schweigen, wo Reparaturen selbst für ausgebildete Radmechaniker ggf. ausfallen (müssen). Auch das Velo ohne Motor wird immer mehr smart, sprich elektronisch. Da entstehen weitere Probleme. Du wirst weltweit vor Ort im Laden weder immer das neueste noch das ältere Gewerk bekommen. Ein Weltenbummler wird demnächst mehr ein Ersatzteilmanagement für Lieferung an exotische Orte vorhalten müssen. Bestellen im Web und Lieferung mit Logistiker nach Timbuktu.

Ich bin kein Freund dieser Entwicklung und habe das auch zigfach kundgetan. Weniger Läden mit weniger Material, weniger Kompetenz weil weniger Übung, weniger spontane Hilfe trotz Globalsierung. Die Geschichten vom Radschrauber, der einem in der Ferne mit Material und leidenschaftlicher Schrauberakribie zu helfen wusste, werden weniger. Spontane Hilfe geht nicht mehr, alle überfordert, Terminabsprache über Wochen vorher. Schuld sind viele - Teilehersteller, Händler, aber auch die Kunden: die Verlagerung ins Internet der Materialkäufe bei nicht kostendeckenden Discountpreisen, die Do-It-Yourself-Mentalität, überall sparen zu müssen mit dem teuersten und neuestem Equipment aber, die Überall-Besserwisserei, der Technologiehype bei einem simplen Produkt, das bereits unaufgeregt seit fast 200 Jahren so ähnlich funktioniert wie es heute noch tun könnte. Aber nein, auf einmal brauchen alle Edellaufwerke mit der Präzision von Mondraketen, vergoldete Felgenhörner, ein Airbus-Cockpit von Computern, einen Motor zum Fahrradfahren und ein 20-jähriges Velo wird schon als Museumstück bezeichnet. Schnickschnackräder Hyperhyper, aber rückwärts im Kopf gewendet...
omm