Re: Scheibenbremsen oder V- Brake

von: iassu

Re: Scheibenbremsen oder V- Brake - 06.02.23 10:02

In Antwort auf: Ilka
Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht,unterwegs mit Scheibenbremsen. Kann man da viel selbst reparieren, wenn unterwegs was kaputt gehen sollte oder sich verstellt ?
20 Jahre sind ein Drittel, Viertel oder Fünftel des Lebens, da braucht sich niemand zu rechtfertigen, wenn mal Bettvorleger, Winterstiefel oder Fahrrad erneuert werden sollen. Es gibt ganz erheblich banalere Anlässe, die für Erneuerungen herhalten müssen, als unbefriedigende Laufleistungen von Belägen. ["Charles, wir brauchen einen neuen Rolls, der Aschenbecher ist voll!" grins ]

Mit Ausnahme meiner ersten Scheibenbremse, einer Magura Louise, die zum Einstellen einen Satz hauchdünner Unterlegscheiben benötigte und so den Ruf Deutschlands, ibs der Schwaben, technologische Vorreiter zu sein, überzeugend untermauern konnte ( teuflisch ), hatte ich unterwegs niemals Ärger mit hydraulischen Scheibenbremsen.

Und wenn, dann traue ich mir zu, zur Not auch am Straßenrand die mitgeführten Ersatzleitungen zu montieren und bläschenfrei zu befüllen. Etwas Übung ist da natürlich von Vorteil, aber machbar ist das durchaus, auch wenn hier viele eine Phobie vor flüssigen Bestandteilen der Technik am Fahrrad entwickelt haben.

Wenn nach welchem Ereignis auch immer die Scheiben verbogen sein sollten, kann man das ohne weiteres selber wieder richten, vorausgesetzt, die Scheibe hat noch keine Chipform angenommen. Horrorgeschichten sind meist ebenso furchtbar, wie sie exotisch selten sind. Da können auch mal Cantisockel abbrechen oder sogar der ganze Rahmen.

Beläge zu wechseln ist hingegen deutlich schneller erledigt als bei V-Bremsen oder Cantilever.

Und ja, daß man keine tragenden Teile durchbremst, ist richtig, aber hier fehlt auch meistens eine Bezugsgröße. Gefühlt 99% aller Fahrräder mit Felgenbremsen weltweit erreichen eine durchgebremste Felge in ihrem Leben nie. Und in der Tat kollabieren hart und lang beanspruchte Laufräder oft an anderen Defekten, wie Nabenschäden, Ausriß der Speichen aus den Felgen, Unfall, uvm. Dieses Argument sollte man gut abwägen.

Trips around the wörld durch outbäcks, wo man stark abgemagert und hilflos das Rad oben aufs Dach des Überlandbusses wirft, wo es zwischen Kühlschränken, Koffern und Kloschüsseln transportiert wird, können ein Argument sein für keep-it-simple, sprich Seilzugbremsen, aber wen betrifft das in der Menge schon.

Fazit: hydraulische Scheibenbremsen: auf jeden Fall. Der Gewinn beim Verhältnis Handkraft/Verzögerung ist enorm. Gefahr: wenn das einmal Gewohnheit wird, hat frau uU an Seilzugbremsen keine große Freude mehr.