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#1334925 - 02.05.18 10:37 Carretera Austral / Nordpatagonien / Atacama
abenteurer54
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 7
Dauer:3 Monate, 13 Tage
Zeitraum:3.1.2018 bis 15.4.2018
Entfernung:4000 Kilometer
Bereiste Länder:arArgentinien
clChile
Externe URL:http://cyclechile.wordpress.com

Meine Reise bestand aus 3 Teilen:
1. Carretera Austral inclusive Calafate, Torres del Paine und Punta Arenas 40 Tage,
2.Nordpatagonien 17 Tage
3.Atacama / Nordargentinien- 38 Tage

]Carretera Austral

Am 3. Januar kam ich in Puerto Montt an, wo ich nach einigem Suchen meinen Couchturf-Host Samuel in St Anselmo fand. Auf dem Weg zu ihm wurde ich erst einmal von einigen Regenschauern überrascht. Die bergige Stadtlandschaft war für mich etwas ungewohnt, aber das Klima entsprach durchaus dem sommerlichen Wetter Norddeutschlands.
Den ersten Tag nutzte ich, um die notwendigen Lebensmittel und Gas zum Kochen zu kaufen und es blieb auch etwas Zeit, noch ins Museum zu gehen. Vor allem in den Außenbezirken der Stadt standen viele Holzhäuser, die den Standard einer deutschen Schrebergartenhütte hatten, bessere Viertel waren die Condominiums, also eingezäunte Viertel mit Wachpersonal. Die Hauser dort entsprachen mitteleuropäischen Standards.In einem Fahrradladen wollte ich eine Fahrraddecke kaufen, um einen Ersatz zu haben - aber es gab keine, die Standardgröße in Chile ist offenbar 27'' ! Also musste meine Bereifung für die Dauer meines Aufenthalts ausreichen. [bild][/bild]

5. Januar Hornopiren 100km

Am 5. Januar startete ich bei gutem Wetter und guten Strassenverhältnissen in Richtung Hornopiren. In Cala la Arena musste ich eine Fähre für den nächsten Abschnitt nehmen. Nach gut der Hälfte der Strecke endete der asphaltierte Teil. es kamen etwa 25 km Matsch und Schotter auf moorig weichem Untergrund mit kaum zu bewältigen Steigungen. Relativ spät kam ich in Hornopiren an und zeltete auf dem kleinen Zeltplatz am Fluss. Für 4 € hatte ich eine warme Dusche und vor Einbruch der Dunkelheit hatte ich meine Nudeln gekocht. Auf dem Platz lernte ich einen Schweizer kennen, dem man schon auf dem Flughafen in Santiago eine Tasche mit seinen Geldkarten geklaut hatte. Aufpassen war also angesagt.

6. Januar Chaiten / Raul Marin Balmaceda ca 70km

Der Tag begann mit Sprühregen und so bereute ich, dass ich mein Zelt nicht unter einem Unterstand aufgestellt hatte. Um 10 war ich an der Fähre, die uns in 3 Stunden nach Leptepu bringen sollte!Die Fahrt war sehr angenehm, denn in der Lounge konnte ma gemütlich Kaffee trinken und frühstücken, während der Regen an die Scheiben schlug. Danach ging es auf einem 10km Korridor auf einer angenehmen Schotterpiste zur nächsten Fähre zu radeln. Dort musste ich mit weiteren 9 Radlern, 6 junge Chilenen, einem Paar aus Südafrika und dem Schweizer über eine Stunde warten, während der Regen immer stärker wurde. Diese Überfahrt war nicht so angenehm. Während die Autofahrer warm in ihren Autos saßen, fanden die Radler nur ein wenig Schutz unter der Brücke und mussten den zugigen Wind aushalten. In Caleta Gonzalo warteten die meisten auf ein Ende des Regens in einem Wartehäuschen - ich entschied mich im Regen weiterzufahren, denn ich wollte Chaiten noch im Hellen erreichen. Die Fahrt durch den Pumalin NP auf der Schotterstraße war ein ständiges Auf und Ab durch den Regenwald, die Straße flankiert von Farnen und riesigen Nalca-Stauden. Der Regen wurde immer stärker, ich fror und meine Wanderstiefel liefen trotz Gamaschen voll. Um 22:00 kam ich in Chaiten an, die Fähre lief um 23:00 aus. Normalerweise fährt man von Chaiten auf der Straße weiter, aber in Santa Lucia hatte es am 16. Dezember einen Bergsturz mit 50 Toten gegeben und die Straße war bis auf weiteres gesperrt.

7. Januar - Raul Marin Balmaceda

Die Fähre kommt morgens um 6:00 an. Meine Schuhe sind immer noch nass und ich fühle mich erschöpft . Die meisten Radler fahren weiter, ich entschließe mich nach langem Zögern für eine Nacht ins Hotel zu gehen, meine Sachen zu trocknen und mich den Tag über zu entspannen.

8. Januar - Puyuhuapi 103km

Der Tag beginnt strahlend und die Schotterstraße zur rura 7, der Carretera Austral, lässt sich super fahren! Ich bin schon mittags in La Junta und genieße wunderbaren Cappuccino mit Calafate-Kuchen, der mir allerdings nicht so schmeckt, den die Beeren sind trocken, wenig aromatisch und enthalten viele Kerne. Ich habe nun Gegenwind, aber der dreht sich auch bald zu meinen Gunsten. Irgendwann endet die Teerstraße und ich befinde mich auf Schotter. Dieser ist sehr unangenehm , denn der Untergrund ist hart und die Steine darauf sehr grob. Einige Kilometer vorPuyuhapi passiert das, was der Alptraum eines jeden Radlers ist: Auf einer Abfahrt verliere ich die Kontrolle und stürze bei vollem Tempo. Ich rappel mich auf, stehe aber unter Schock. Ich blute am ganzen Körper - aber offensichtlich ist nichts gebrochen. Als sich das erste Auto nähert, hebe ich meine Arme, um ein Zeichen zu geben. Der Wagen hält. Es ist eine kanadische Familie in einem größeren Van. Schnell beratschlagen sie, was zu machen ist. Die Frau und der Sohn beschließen zum Hotel zu laufen, der Vater und die Tochter laden meine Sachen ein und fahren mich zur Krankenstation in Puyuhuapi. Es ist niemand da, weil die Sprechstunde schon lange vorbei ist.Ich muss die Notrufnummer anrufen. Die Person am anderen Ende versteht mich. Nach 10 Minuten kommt eine junge schwangere Ärztin mit ihrem Partner angelaufen und behandelt mich. Über eine Stunde säubert sie meine Wunden und verbindet sie. Danach bringt mich ihr Mann in ein Hostel. Ich esse nichts und schlafe schnell ein. Am Morgen ist mein Bettlaken voller Krusten von der Lymphe - nicht alle Stellen mit Abschürfungen konnten abgedeckt werden.

9. Januar

Ich habe kaum Schmerzen, aber im rechten Hals-Schulter-Bereich eine Zerrung. Nach dem Frühstück suche ich wieder die Krankenstation auf. Ich bin der einzige Patient, es kümmern sich 3 Ärzte um mich. Der älteste der Drei macht sich kümmert sich um meine Wunden, reinigt erneut und verbindet. Eine jüngere Ärztin gibt mir Antibiotika , die ich die nächsten 3 Tage wegen der Infektionsgefahr nehmen soll. Ich mache es, obwohl ich die Zerstörung meiner Darmflora fürchte. Am Nachmittag steige ich aufs Rad - nur ein Bremshebel ist abgebrochen und das Metall aufgeworfen, aber die Bremse lässt sich noch betätigen - ich beschließe, am nächsten Tag weiterzufahren.

10. Januar

Villa Amengual - 86 km

Als ich aufbreche, ist strahlender Sonnenschein! Ich muss heute über einen Pass - und davor habe ich ein wenig Angst. Aber es geht alles gut, den 5km Aufstieg schaffe ich, auch wenn ich ab und zu vom Rad muss. Die Abfahrt ist eigentlich viel schlimmer, der Belag ist so wie der, auf dem ich gestürzt bin und so fahre ich im Schneckentempo herunter. Die Landschaft ist grandios, man sieht immer einen schneebedeckten Geipfel, egal in welche Richtung man schaut! Villa Amengual ist ein aufgeräumter Ort mit weniger als 500 Einwohnern, überall gibt es Mülltrennung und es liegt nichts herum. Ich übernachte im Hostel. Mein Zimmer ist ohne Fenster, nur eine Plexiglas-Wellplatte in der Decke gibt Tageslicht. Ich frage nach einem andern Zimmer und bekomme es auch. Abendessen für gut 10€ bekomme ich bei der Nachbarin.

11. Januar Mañihuales - 60km

Nach dem Besuch der Ärztestation fahre ich nach Mañihuales im schönsten Sonnenschein. Die Fahrt ist unspektakulär, es geht auf und ab, aber es gibt keine Pässe. Ich zelte auf einem wunderschönen Platz am Wasser. Im Ort gibt es eine Kaffeebar/ Eisdiele mit einem erstklassigen Cappuccino!

12.Januar Coyhaique - 75km

Die Fahrt geht durch eine wunderschöne Landschaft. Vor Villa Ortega gibt es allerdings einen langen Aufstieg, den ich bei Gegenwind nur sehr langsam schaffe. Die gesamte Strecke- bis auf die letzten 15 km - sind Schotter mit zum Teil gefährlichen Abfahrten, die ich nur gebremst meistern kann. In Villa Ortega - etwa auf der Hälfte der Strecke - gibt es kein Cafe, in dem man sich ausruhen kann. So bleibt mir nur eine Cola im Stehen vor dem Laden zu trinken. Diese Strecke fahren ich mit Martine und Robert, aber jeder fährt sein eigenes Tempo. Irgendwann lasse ich sie hinter mir und halte in einem nagelneuen Cafe vor Coyhaique, wo ich mit Blick auf die Stadt im Tal Cappuccino trinke und Torte esse. Währenddessen fahren Martine und Robert vorbei, mit denen ich mich locker für den Campingplatz am Fluss verabredet habe. Daraus wird nichts - Ich habe keine Lust, die 100m zum Fluss herabzufahren und nehme mir eine Ferienwohnung mit Waschmaschine und Internet für umgerechnet 40€ die Nacht. Ich lerne Mena aus der Schweiz kennen, die in meiner Anlage wohnt und einen jungen Tierarzt, der mir von den wurminfizierten Hunden erzählt. Er arbeitet in einem 2-Jahres-Projekt zur Aufklärung , aber die Leute interessiert es herzlich wenig. Und so werden immer wieder auch Halter und andere Menschen durch Eier mit den Würmern infiziert.

13. Januar Coyaique

Heute ist Ruhetag und Waschtag, außerdem habe ich mein Rad in die Werkstatt gebracht. Vorher habe ich allerdings meine Wunden behandeln lassen. Das lief nicht ohne Eklat ab. Im städtischen Krankenhaus wies man mich ab und schickte mich zu einer Praxis am Stadtrand- mit falscher Adresse und falschen Praxiszeiten. Ziemlich wütend fuhr ich zurück und beschwerte mich - es half nichts. Auch die zweite Auskunft hinsichtlich der Praxiszeiten war falsch, ich musste eine weitere Stunde bis 12:00 warten. Dann allerdings wurde ich sofort behandelt. Wie alle anderen Male zuvor kostete es mich keinen Pfennig - Peso! Der Fahrradhändler ließ mich aller dings dreimal kommen, immer wieder vertröstete er mich bezüglich der neuen Bremshebel. Um 19:30 hatte er es schließlich geschafft.

14. Januar -Villa Cerro Castillo -100 km

Auf der Strecke nach Villa Cerro Castillo traf ich Robert und Martine wieder! Trotz Asphalt und Sonnenschein wurde die Strecke hammerhart! Immer wieder anstrengende Aufstiege und kaum Abfahrten - und unterwegs kein Cafe für eine ausgiebige Pause! Immer wieder sinkt die Reisegeschwindigkeit auf ca 7 km/h Ich mache eine längere Mittagspause im Schatten am Fluss - mit anderen chilenischen Radlern mit Trailern für das Gepäck. Ich fahre etwas früher und der eine überholt mich bald, aber der zweite liegt hoffnungslos zurück. Ein Japaner mit einem völlig überladenen Rad überholt mich - er erweckt den Anschein, als wolle er Fahrraddecken verkaufen, denn es sind mindestens 4. Am Abend erzählt er mir, dass sein Gepäckträger gebrochen ist. Es wundert mich nicht. Der krönende Abschluss an diesem Tag ist allerdings El serpiente, die Schlage, eine rasante Abfahrt mit etlichen Haarnadelkurven hinab in den Ort. Wir drei finden einen idyllischen Campingplatz mit warmen Duschen, der von einem netten Venezolaner geführt wird. Nur die herumlungernden Hunde nerven.

15. Januar - Puerto Rio Tranquillo - 95 km

Die Teerstraße ist endgültig passee und gleich zu Anfang kommt ein hammerharter Aufstieg. Ich muss mehrere Male absteigen und schieben, hinzu kommt noch ein starker Frontalwind. Eine kleine Japanerin überholt mich.Irgendwann wird es flacher und ich kann wieder fahren. Der Belag ist unangenehm - rollende Steine auf hartem Untergrund. Das ändert sich auch so schnell nicht, meine Reisegeschwindigkeit liegt so etwa bei 12 km/h. Nach 40 km mache ich eine Essenspause, die meisten anderen überholen mich. Doch nach wenigen Kilometern hole ich sie wieder ein. Martine und Robert wollen nach gut 50km an einem Fluss zelten, Aber ich möchte noch nicht halten, denn mein Programm ist deutlicher getaktet, ich habe einen Rückflug von Punta Arenas am 12. Februar - und ich habe auch noch eine Wanderung im Torres del Paine NP vor mir!
Die Weiterfahrt ist angenehm, zwar gibt es etliche Anstiege, aber auch tolle Abfahrten auf hartem Grund ohne rollende Steine und irgendwann in der Flussebene des Rio Murta wird es richtig flach, so dass ich schnell vorankomme. Zum ersten Mal seit langem regnet es und ich suche nach einem Zeltplatz, den ich auch finde. Aber dann entschließe ich mich doch zur Weiterfahrt, ich möchte es bis Rio Murta schaffen! Nach der Brücke über den Fluss allerdings wird es wellig, ich bin am Ende meiner Kräfte und die Dunkelheit bricht herein. Rio Murta ist nicht in Sicht. Ich entschließe mich per Anhalter zu fahren und das erste Auto hält. Der Pickup ist voll beladen, aber der Fahrer legt meine Taschen auf den Sack Zwiebeln und das Fahrrad oben drauf, mit meinen Gurten ziehen wir es fest, damit es nicht hinunterrutscht! Ruckzuck räumt er auf der Rückbank 30cm frei, damit ich sitzen kann, denn auf dem Beifahrersitz sitzt sein Sohn. Er ist auf dem Weg nach Villa Rio Tranquillo und war auf den letzten Kilometern von Coyhaique mit seinem Einkauf für sein Lokal in Rio Tranquillo. Jeden zweiten Tag fuhr er die Tour, die 8 Stunden hin und zurück dauerte. Bei Dunkelheit setzte er mich am Campingplatz ab. Schnell stellte ich mein Zelt auf und kochte meine Nudeln am Kochunterstand. Nach dem Essen lud mich eine chilenische Gruppe zum Rotwein ein und wir plauderten noch lange!
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#1335051 - 02.05.18 21:47 Re: Carretera Austral / Nordpatagonien / Atacama [Re: abenteurer54]
Rolly54
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 351
Unterwegs in Deutschland

Spannender Bericht. Erinnert sehr an unsere eigenen Erlebnisse. Wann gehts weiter?
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