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#1366886 - 16.12.18 17:47 Frankreich BeNeLux 2018
Gerhard O
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Beiträge: 515
Dauer:1 Monat, 1 Tag
Zeitraum:6.5.2018 bis 5.6.2018
Entfernung:2063 Kilometer
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Frankreich BeNeLux 2018

Teil 1: Zum Forumstreffen nach Lauterbourg.

Das Forumstreffen in Lauterbourg nahte und ich hatte die Absicht, daran teilzunehmen. Wie schon oft kollidierte der Termin an Himmelfahrt mit dem Geburtstag meiner Frau. An einem solch wichtigen Tag ist mein Dabeisein natürlich Pflicht! Um das Forumstreffen trotzdem rechtzeitig zu erreichen, mußte ich nach dem Geburtstag starten und ein Stück mit dem Zug fahren. Bei der Vorplanung im Winter hatte ich einen Regionalexpress gefunden, der stündlich von Oberhausen bis Koblenz fährt. Von Koblenz aus könnte ich gemütlich in 3 Tagen nach Lauterbourg radeln und ich könnte ohne Zugreservierung losfahren, sobald mein Kopf nach der Geburtstagsfeier wieder klar ist. Ruhiges Ausschlafen wäre garantiert!

Eine Woche vor Abfahrt überprüfte ich nochmals alle meine Planungen und machte eine überraschende Feststellung: Der RE fährt in dieser Woche wegen Bauarbeiten nur bis Düsseldorf. Bis Koblenz müßte ich dann zweimal umsteigen, hätte je nach gewählter Strecke mit Schienenersatzverkehr zu rechnen und bräuchte eine halbe Ewigkeit! Ich suchte nach einer Alternative und fand schließlich einen IC, der ohne Umsteigen von Duisburg nach Koblenz fährt, der Fährräder mitnimmt und den es zum Sonderpreis für 19.- € gibt! Dieses Ticket habe ich per Internet gebucht und war damit mit Fahrrad- und Platzreservierung noch günstiger als das vorher angedachte ‚Quer-durchs-Land-Ticket‘. Die Anfahrt mit dem Rad zum Duisburger Hauptbahnhof (8km) habe ich dafür gerne in Kauf genommen.

Für den Rückweg hatte ich mehr Zeit, und die wollte ich auch nutzen.

Streckenübersicht (hier klicken)

Bildergalerie (hier klicken)



Tag 1: Sonntag, 6. 5. 2018
Hbf Koblenz - Camping Loreleyblick Sankt Goar, 38 km

Um ca. 10 Uhr war ich soweit. Der Kopf war wieder klar und ich belud das Fahrrad. Dabei tratschte noch etwas mit einem Nachbarn und meine Frau schoß das Startbild.



Jetzt konnte die Radreise beginnen. Ich machte mich auf zum Duisburger Hauptbahnhof. Um 12.10 Uhr sollte mein Zug abfahren. Ich war rechtzeitig am Bahnhof und hatte genug Zeit, den Wagenstandsanzeiger am Bahnsteig zu studieren und dann mit meinem Rad an der richtigen Stelle zu warten. Auf meinem Gleis stand noch ein Nahverkehrszug, der laut Anzeigetafel (und Fahrplanaushang) um 12.08 Uhr abfahren sollte.

Ich denke, ihr habt es auch gemerkt: das paßt zeitlich und räumlich nicht! Entweder ist die Verspätung meines Zuges schon fahrplanmäßig eingeplant oder er fährt auf einem anderen Gleis ein. Deshalb habe ich auch nichts abgepackt und alles fahrbereit gelassen. Ich rechnete mit einem plötzlichen Bahnsteigwechsel, denn eine Verspätung war nicht angezeigt. Und richtig: Der Nahverkehrszug stand noch vor mir, als die Durchsage kam, daß mein IC jetzt einfährt – auf dem Nachbargleis. Immerhin brauchte ich nur auf die andere Seite des Bahnsteigs schieben. Der Wagen mit dem Fahrradabteil hielt sogar genau vor mir.

Eine Schaffnerin (Zugführerin?) stieg aus und half den Radreisenden beim Ausladen der Räder. Mir warf sie einen kurzen Blick zu und meinte: „Laden Sie schon mal ab. Dann geht es gleich schneller!“ Also habe ich die Packtaschen neben das Fahrrad gestellt. Als das Ausladen beendet war, kam sie zu mir und meinte: „Tragen Sie das Rad rein, ich nehme das Gepäck!“ Blitzschnell waren Rad und Packtaschen im Zug. Jetzt suchte ich den Haken, an den ich mein Rad hängen sollte. Da hing aber schon ein Fahrrad. Ein anderer Haken war aber noch frei. Ich schaute zur Schaffnerin, die neben mir stand. „Soll ich hier?“ Sie schaute auf ihre Liste und erwiderte: „Ja. Der ist bis Koblenz frei, und ihre Taschen können sie direkt daneben stellen.“ Ich stellte mich wohl etwas unbeholfen an und so half sie mir noch beim Einhängen des Rades!

Mein reservierter Platz war auf der ersten Bank neben den Rädern und frei. Der Start mit der Bahn war geglückt. Mit so viel Service und Freundlichkeit seitens des Bahnpersonals hatte ich nicht gerechnet.

Ab Düsseldorf war Chaos im Radabteil. Es gab mehr Räder im Abteil als Stellplätze. Die Schaffnerin aus Duisburg sah ich nicht mehr, aber dafür einen Schaffner. Der schaute einmal kurz in den Wagen, überblickte das Durcheinander und ward nie wieder gesehen!

In Koblenz gelang es mir, die überzähligen Räder soweit zur Seite zu schieben, daß ich ohne Schaden anzurichten aussteigen konnte – diesmal ohne Hilfestellung des Bahnpersonals!

Das Wetter war bestens und ich beschloß, heute gemütlich auf dem Rheinradweg bis St. Goar zu fahren. Hier gibt es direkt gegenüber des Loreleyfelsens einen Campingplatz. In einem früheren Reisebericht hatte ich schon mal Unterwegsbilder und den anvisierten Campingplatz gezeigt, deshalb hier nur 2 Burgen von unterwegs.





Bei der Anmeldung am Zeltplatz bekam ich einen Rabattgutschein für ein in der Nähe gelegenes Lokal. Den habe ich dann abends zum Essen auch benutzt.

Bevor ich schlafen ging, machte ich noch einen kleinen Spaziergang. Dieses Bild des Loreleyfelsens in der untergehenden Sonne entstand dabei.





Tag 2: Montag, 7. 5. 2018
St Goar - Landgut Born Alzey-Weinheim, 63 km

Ich war gerade dabei, mein Rad reisefertig zu beladen, als ich eine Stimme von oben von der Hauptstraße hörte. Ein Reiseradler auf einem Fatbike suchte Kontakt! Schnell war klar, daß wir die gleiche Richtung fuhren. Bevor er weiter fuhr, meinte er noch: „Ich fahr schon mal. Du holst mich bestimmt gleich ein!“

Und so kam es: bei seiner ersten Zigarettenpause traf ich ihn wieder. Wir fuhren dann ein Stück zusammen. Er erzählte, daß er an den Bodensee wolle und von dort weiter nach Norddeutschland. Mein Ziel Lauterbourg wäre evtl. auch ein Zwischenziel seiner Reise.

Als wir Oberwesel erreicht hatten, trennten wir uns. Er suchte einen Supermarkt während ich in einer Bäckerei frühstücken wollte.



Nach dem Frühstück fuhr ich dann alleine weiter, immer auf dem Rheinradweg. Am Pfalzgrafenstein stoppte ich für eine Fotopause, denn hier ist ein Bild obligatorisch.



Bis Bingen wollte ich am Rhein bleiben, den Bogen über Mainz nach Ludwigshafen jedoch abkürzen. Für die Nilgänse am Weg ein vollkommen unverständlicher Gedanke.



Von Bingen aus hatte ich noch einen Blick auf das Niederwalddenkmal in Rüdesheim. Das Denkmal hatte ich schon bei früheren Reisen aus der Ferne gesehen, aber noch nie erreicht.



Auch dieses mal konnte ich mich zu keinem Umweg entschließen.

Nicht nach Rüdesheim, nach Alzey sollte mein Weg führen. Das Alzeyer Hügelland hatte ich absichtlich in die Route einbezogen, denn ich wollte auf dem Weg nach Lauterbourg für die Ardennen und den Pfälzer Wald trainieren. Bei meiner Vorbereitungstour im April durch das Münsterland waren mir eklatante Konditionsmängel aufgefallen.

Bis zur Mittagspause in Wöllstein waren die Steigungen noch im ‚Grünen Bereich‘. Gut gelaunt setzte ich mich neben einen Teich und verzehrte mein Brötchen, während die Frösche quakten.



Ich verbrachte längere Zeit damit, einen der Frösche abzulichten. Es ist mir aber nicht gelungen traurig

Hinter Wöllstein begannen die Hügel und bald gab es die erste starke Steigung: über 100 Höhenmeter mit 8% und LKW-Verkehr. Ich ‚eierte‘ mit meinen 30 kg Gepäck (inkl. Essen, Wasser, Wein, E-Werk und Navi und was sonst noch alles nicht fest angebaut am Rad ist) mit letzter Kraft die Hügel hoch. Ich hörte, wie die Autos, speziell die LKWs, hinter mir abbremsten, in einen kleineren Gang schalteten und auf die Gelegenheit zum Überholen warteten. Dabei scherten fast alle bis auf die Gegenfahrbahn aus und fuhren in großem Abstand an mir vorbei. Nicht einer hat gehupt!

Soviel zu den angeblich so rücksichtslosen deutschen Autofahrern!

Es war gerade mal 14.20 Uhr, als ich meinen angepeilten Campingplatz in Alzey-Weinheim erreichte. Eigentlich fand ich es zu früh, die Tagesfahrt zu beenden. Andererseits gab es hier eine Gaststätte, die offen hatte – schließlich war Montag! Das hatte ich bei der Durchfahrt durch Weinheim auf der Suche nach dem Campingplatz geprüft, denn Montage sind in Deutschland oft Fastentage. Hätte keine Gaststätte geöffnet gehabt, wäre ich weiter gefahren – meine Notvorräte kann ich auch anderswo essen! Es gab aber noch einen Grund, hier zu nächtigen: ich wußte, daß es die nächsten Kilometer noch mehr Hügel gibt. Ich fühlte mich nicht mehr fit und wollte mein Bergtraining nicht übertreiben.

Nach dem Einchecken unterhielt ich mich noch eine Zeit lang mit dem Platzbetreiber, der auch gleichzeitig Weinbauer war, und versuchte einige Bilder.



Gegen 18 Uhr machte ich mich dann auf zur Kirche.



Die Kirchentüre war abgeschlossen und so kehrte ich ‚gezwungenermaßen‘ nebenan ein, also da, wo die ‚Gesangbücher Henkel haben‘. lach Den einheimischen Wein habe ich auch probiert – war sehr gut!



Tag 3: Dienstag 8. 5. 2018
Weinheim – Campingplatz Lingenfelder Altrheinlandschaft, 104 km

Gleich nach der Abfahrt begegnete ich diesem Radfahrer.



Für mich hatte das eine besondere Bedeutung, denn ich hatte es leider schon mehrfach erlebt: Der Tod fährt immer mit! Nach einer kleinen Gedenkpause mit einem inneren Rückblick auf meine Erlebnisse war ich wieder soweit gefestigt, daß mein Entschluß feststand: ‚Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen‘, auf nach Alzey zum Frühstück!

Nach dem Frühstück befand ich mich auf der alten Landstraße von Alzey nach Pfeddersheim. So beschaulich wie der Meilenstein es suggeriert, war es jedoch nicht – heute ist das die Bundesstraße 271.



Alte Dörfer bringen immer wieder etwas Abwechslung, so daß es nicht langweilig wird.




Zudem befand ich mich immer noch im Alzeyer Hügelland. So hart wie am Vortag empfand ich es allerdings nicht.




Hinter Pfeddersheim erreichte ich wieder die Rheinebene. Ich dachte an meine Irrfahrt 2012 von Ludwigshafen nach Worms. Worms lies ich diesmal links liegen, aber Frankenthal wollte ich planmäßig erreichen. Hier hatte ich meine Mittagspause vorgesehen. Diese verbrachte ich auch in einem Café in der Nähe des Bahnhofs. Fast eine Stunde hatte ich mich da aufgehalten. Ich hatte auch genügend Zeit, denn ich wollte heute nur bis zur Blauen Adria bei Ludwigshafen kommen.

Es war etwa 14 Uhr, als ich das Erholungsgebiet Blaue Adria erreichte. Für ein Ende der Tagesetappe war es mir noch zu früh, ich fuhr also weiter. Mein nächstes Zwischenziel war Speyer. 2012 hatte ich hier nur kurz die Altstadt gestreift, diesmal wollte ich auch den Dom erkunden.



Weitere Fotos rund um den Dom befinden sich in der Bildergalerie.

Nach der Dombesichtigung fuhr ich weiter zum nächsten Campingplatz am Weg. Es war 16.45 Uhr, als ich in der Lingenfelder Altrheinlandschaft einen Platz erreichte. Ein Schild an der Rezeption informierte mich: geöffnet von 18 – 20 Uhr. „Nicht schlimm“, dachte ich. „Dann gehe ich halt erst im Campingplatzrestaurant essen und ein Bier trinken.“ Das Restaurant war aber geschlossen und ein Aushang informierte: Heute Ruhetag!

Neben dem Campingplatz gab es einen öffentlichen Badestrand. Dort erfuhr ich, daß es ‚ganz in der Nähe‘ in Lingenfeld einen Griechen gibt, der empfohlen werden kann. Da ich nicht bis 18 Uhr an der Rezeption warten wollte, fuhr ich mit all meinem Gepäck nach Lingenfeld. Bis in die Ortsmitte waren es etwa 3,5 km, eine Gaststätte war aber nicht zu sehen. Ich fragte einen zufällig anwesenden Radfahrer nach dem griechischen Restaurant.

Seine Antwort: „Das liegt etwas außerhalb, aber es gibt kein anderes Restaurant. Es ist schwer zu finden. Fahr‘ mir nach, ich führ‘ dich hin!“ Er fuhr voraus und ich hinterher. Unterwegs gab es die übliche Unterhaltung: Woher? Wohin? Wie lange? Als er mein Ziel Lauterbourg hörte, meinte er: „Ich weiß, was du da willst! Dort ist doch das Radfahrertreffen. Bekannte von mir wollen auch da hin! Die erkennst du gleich, die fahren Dreirad!“ In Lauterbourg ist mir aber kein Trike aufgefallen und die Namen habe ich leider auch vergessen.

Bis zum Griechen ‚ganz in der Nähe‘ waren es dann schließlich 5 km vom Campingplatz aus. Auf der Rückfahrt hatte ich mich noch verfahren, so daß aus den eigentlichen 92km schließlich 104 km wurden.

Das Einchecken gegen 19 Uhr war problemlos. Für das Sanitärgebäude bekam ich einen Schlüssel und zum Duschen mußte ich Marken kaufen. Die Campingwiese befand sich direkt am See. Leider konnte ich den Sonnenuntergang am Wasser nicht genießen: die Mücken haben mich schnell ins Zelt vertrieben.





Tag 4: Mittwoch, 9. 5. 2018
Lingenfeld – Camping Muncipal des Mouettes, Lauterbourg, 56 km

Da ich kein Pfand bezahlt hatte, konnte ich morgens den Toilettenschlüssel in den Briefkasten werfen und starten. Die vorgesehene Tagesetappe heute war kurz. Ich bummelte rum und kam erst um ca. 8.30 Uhr weg.

In Germersheim fand ich mein Frühstück. Die Weiterfahrt wurde jetzt durch einige Baustellen behindert.



Man wollte mich offensichtlich auch zur Weiterfahrt mit der Bahn bewegen.



Die Schienen führten vermutlich über die Brücke auf die andere Rheinseite: nicht meine Richtung.



Mit dem Bötchen wollte ich auch nicht fahren. Schließlich hätte ich den Rhein hoch rudern müssen, was mit solch einem Boot kaum zu schaffen ist!



Und so reiste ich wie geplant mit dem Rad weiter.

Die meiste Zeit war ich auf dem Rheindeich unterwegs und hier traf ich auch meinen Reisegefährten vom Montagvormittag wieder. Ein weiterer Radtreffteilnehmer hatte sich zu ihm gesellt.



Zu dritt fuhren wir dann weiter zum Campingplatz nach Lauterbourg. Die ersten Teilnehmer waren schon eingetroffen.

Nach dem Einchecken und Zeltaufbau verbrachte ich den Abend mit netten Gesprächen mit anderen Radreisenden auf dem Platz, zeitweise auch im Campingplatzbistro zum Abendessen.



Tag 5: Donnerstag, 10. 5. 2018 (Himmelfahrt)



Am frühen Vormittag fuhr ich nach Lauterbourg zum Bäcker, um zu frühstücken. Ich erstand einige Pain au chocolat und konnte sogar Kaffee dazu bekommen! Anschließend ging es zurück zum Platz, denn wir wollten eine Ausfahrt machen. Dummerweise hatte es angefangen zu regnen. Optimistisch wurde die Ausfahrt auf 14.00 Uhr verschoben. Die Mittagszeit verbrachte ich dann mit einigen anderen im Campingplatzbistro bei Flammkuchen und Bier.

Um 14 Uhr regnete es immer noch. Einige Unentwegte fuhren trotzdem, ich aber blieb trocken im Gemeinschaftszelt bei netten Gesprächen.

Gegen Abend hörte der Regen auf, so daß ich nach Lauterbourg fahren konnte und dort in einem Restaurant á la Carte essen konnte. Einen ‚demi-litre de vin rouge‘ genehmigte ich mir ebenfalls.

Die nötige Bettschwere hatte ich damit aber noch nicht. Bis gegen Mitternacht hielt ich mich dann noch im Gemeinschaftszelt auf.


Tag 6: Freitag, 11. 5. 2018
Lauterbourg - Germanshof - Lauterbourg, 55 km

Für heute hatte ich mich zu einer ‚Genußtour‘ zum Biergarten St. Germanshof angemeldet. Markus hatte sich als Ortskundiger zur Führung dieses Ausflugs bereit erklärt.

Im Gegensatz zum gestrigen Regen fuhren wir heute bei schönstem Wetter durch den Bienwald nach Wissembourg. Die Besichtigung der Stadt verschoben wir aber auf den Nachmittag. Entlang der Lauter, vorbei an der Moulin de la Walk



und dem Europadenkmal direkt an der französischen Grenze



erreichten wir in der Mittagszeit die Gaststätte St. Germanshof. Fast zwei Stunden saßen wir hier gemütlich beim Bier zusammen.

Zurück fuhren wir auf derselben Strecke wie beim Hinweg. Diesmal machten wir in Wissembourg eine größere Pause. Jeder besichtigte für sich oder in kleinen Gruppen die historische Altstadt.



Das Salzhaus als Wahrzeichen der Stadt zeige ich hier stellvertretend für alle anderen Sehenswürdigkeiten. Einige davon sind in der Bildergalerie zu sehen.



Die Kirche St. Peter und Paul mit den Resten des Klosters aus dem 7. Jahrhundert kommen hier etwas zu kurz. Die Besichtigung hatte ich aus Zeitmangel ausgelassen. Diesmal schaute ich mehr auf die kleinen Dinge und ließ vieles weg, was ich schon vor einigen Jahren bei einem Besuch der Stadt gesehen hatte.

Beim Rückweg zum Zeltplatz machte ich noch einen kleinen Umweg nach Lauterbourg zum Restaurant Waldstüble, wo ich für das Abendessen einen Tisch für 3 Personen reservierte.

Hier verbrachte ich dann den Abend bei leckerem Essen und einem ‚demi-litre de vin rouge‘ und netten Gesprächen.



Tag 7: Samstag, 12. 5. 2018
Lauterbourg - Soultz – Lauterbourg, 70 km

Für den Samstag war eine Tour durchs hügelige Nordelsaß von Ford Prefect mit wenig Höhenmetern und ohne sportliche Ambitionen angekündigt. Das war genau das richtige für mich.

Wir radelten durch die Hügel des Vogesenvorlandes durch kleine Dörfer. Bei Wintzenbach standen wir plötzlich vor solchen Ölförderpumpen. Erdöl im Elsaß? Das war mir neu, aber genau so ist es. Hier sind die ältesten in Europa bekannten Erdölquellen. Schon 1498 wurde hier in der Gegend Öl und Erdpech gewonnen.


Mit oder trotz der Industrie siedeln hier Störche. Sie waren überall und nicht zu übersehen.



Das Elsaß ist natürlich auch reichlich mit Kultur gesegnet, wie man schon in Wissembourg gesehen hat. Die hier gezeigte Fachwerkkirche wurde 1820 erbaut.



In Soultz machten wir dann die langersehnte Bierpause. Unsere französichkundigen Teilnehmer unterhielten sich angeregt mit der Wirtin, während einige der elsässischkundigen sich mit dem Wirt unterhielten. Dabei machten wir dann irgendwann die Feststellung, daß uns einige Mitradler abhanden gekommen waren. Der Tourleiter machte sich zu einer Erkundungsfahrt auf, kam aber bald ergebnislos zurück. Offensichtlich war diese steigungsarme unsportliche Tour doch zu anstregend. Auch ich war froh, das Tempo gerade so mithalten zu können. Als Tour ohne sportliche Ambition empfand ich das überhaupt nicht.

Bei der Rückfahrt gerieten wir noch in ein Gewitter und stellten uns in einer Scheune unter. Blitz und Donner waren schnell vorbei, aber es regnete munter weiter. Mit einigen anderen machte ich mich auf, durch den Regen zum Campingplatz zu fahren. Leider war meine wasserfeste Windjacke dann doch nicht so wasserdicht wie ich gehofft hatte. Nachdem ich mich umgezogen hatte, hängte ich alles im Zelt zum Trocknen auf.



Als ich zum Abendessen ins Campingplatzbistro ging, hatte es aufgehört zu regnen und die Zurückgebliebenen waren auch wieder da. Die ‚Verlorenen Schäfchen‘ waren wieder aufgetaucht und mein Eindruck war: Sie waren ‚not amused‘!

Mit Markus, unserem ortkundigen Führer von der Biergartentour, diskutierte ich abends noch meine Weiterfahrt für den nächsten Tag. Er riet mir von der geplanten Strecke über die Pfälzer Berge ab und empfahl eine Strecke durch diverse Täler mit Radwegen auf stillgelegten Eisenbahnlinien.


Fortsetzung folgt


___
Lieber ein gemeiner Berg als ein hinterhältiger Wind!
Nur wer sich den Berg hoch gequält hat, darf ihn auch hinuntersausen!

Geändert von Gerhard O (17.12.18 10:42)
Änderungsgrund: Tippfehler korrigiert
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#1366909 - 17.12.18 07:11 Re: Frankreich BeNeLux 2018 [Re: Gerhard O]
LKWS
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 47
Unterwegs in Deutschland

Schöner Bericht mit schönen Bildern.
Grüsse vom FatBike Fahrer.
intensiv erleben = intensiver leben
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#1366914 - 17.12.18 08:13 Re: Frankreich BeNeLux 2018 [Re: Gerhard O]
cyclerps
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 4.210
Bisher ein toller Bericht lieber Gerhard. bravo
Gruss
Markus
Forza Victoria !

When nothing goes right -> go left!
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#1366953 - 17.12.18 11:39 Re: Frankreich BeNeLux 2018 [Re: Gerhard O]
veloträumer
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 17.178
Hier kann ich ja noch mitreden, das heimatgewohnte Rheinland bis zum Forumstreffen in Lauterbourg, schöne Burgakzente vom Rhein! Natürlich muss man für manche Dinge die gleichen "vibrations" haben, damit sich die Freunde blicken lassen:

In Antwort auf: Gerhard O
Bis zur Mittagspause in Wöllstein waren die Steigungen noch im ‚Grünen Bereich‘. Gut gelaunt setzte ich mich neben einen Teich und verzehrte mein Brötchen, während die Frösche quakten.



Ich verbrachte längere Zeit damit, einen der Frösche abzulichten. Es ist mir aber nicht gelungen traurig





lach

Er spricht aber nicht deutsch, sondern baskisch, ich unterhalte mich allerdings mit den Gesellen in der international verständlichen Froschsprache, wofür man mehrere Semester Grünschleimausbildung studieren muss... schmunzel zwinker grins
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen
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#1366954 - 17.12.18 11:39 Re: Frankreich BeNeLux 2018 [Re: cyclerps]
Gerhard O
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 515
@ Reiner + Markus: Danke
Bei soviel positiver Resonanz fühle ich mich motiviert und versuche baldmöglichst den nächsten Reiseabschnitt einzustellen.

Gruß
Gerhard
___
Lieber ein gemeiner Berg als ein hinterhältiger Wind!
Nur wer sich den Berg hoch gequält hat, darf ihn auch hinuntersausen!
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#1366959 - 17.12.18 11:55 Re: Frankreich BeNeLux 2018 [Re: veloträumer]
Gerhard O
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 515
In Antwort auf: veloträumer

.. ich unterhalte mich allerdings mit den Gesellen in der international verständlichen Froschsprache, wofür man mehrere Semester Grünschleimausbildung studieren muss... schmunzel zwinker grins

Dieses Studium hatte ich leider versäumt böse
meine grünen Packtaschen allein haben die Frösche nicht überzeugt. Außerdem waren meine Frösche ängstlicher als dein Frosch. Meine haben sich im Schilfgras versteckt und lugten nur vorsichtig um die Ecke!

[ernsthaftmodus] Ich beherrschte meine Kamera nicht! Inzwischen habe ich geübt und weiß jetzt, wie ich den Autofokus überliste, so daß er da scharf stellt, wo ich will! [/ernthaftmodus]
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Lieber ein gemeiner Berg als ein hinterhältiger Wind!
Nur wer sich den Berg hoch gequält hat, darf ihn auch hinuntersausen!
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#1366960 - 17.12.18 12:03 Re: Frankreich BeNeLux 2018 [Re: Gerhard O]
Gerhard O
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 515
Teil 2: Vom Elsaß in die Ardennen


Tag 8: Sonntag, 13. 5. 2018
Lauterbourg - Ludwigswinkel Schöntal , 82 km

Der Tag begann trüb und regnerisch. Das Radfahrertreffen war zu Ende. Der See neben dem Zeltplatz lud nicht zum Verweilen ein.



Mit dem Zeltabbau und dem Frühstück im Platzbistro ließ ich mir Zeit. Zwischendurch suchte ich noch Jürgen auf. Hier beim ‚Mann mit dem Klemmbrett‘ und der darauf befestigten Getränkeliste konnte ich meine Schulden bezahlen. Das Treffen löste sich langsam auf, die meisten Teilnehmer waren schon abgereist. Gegen 9 Uhr machte ich mich dann auch auf den Weg. Der Teufelstisch sollte der heutige Tageshöhepunkt werden.

Wieder führte mich der Weg durch den Bienwald, dieses mal allerdings bei leichtem Regen.



Heute hatte ich die Regenjacke an. Meine teilweise noch feuchte Bekleidung von gestern hatte ich wasserfest verpackt in einer Plastiktüte in den Packtaschen.

Die Flechten an den Bäumen zeigen zwar saubere Luft an, aber auch, daß es hier oft regnet: also kein außergewöhnliches Wetter.



Auch die Schnecke hatte sich mutig zur Futtersuche aufgemacht, wissend, daß sie auf dem Rückweg nicht vertrocknet!



Als ich nun zum dritten mal während dieser Reise Wissembourg erreichte, hatte der Regen aufgehört.



Im Dahner Felsenland hatte das Wetter soweit aufgeklart, daß ich auf eine trockene Weiterreise hoffen konnte.



Diese weiße Rennschnecke Weinbergschnecke hatte sich etwas verspätet und war eilig auf dem Weg nach Hause. wirr



Vielleicht war sie aber noch schnell in der Kapelle, um für Regen zu beten: Man weiß es nicht! zwinker



Am frühen Nachmittag erreichte ich den Teufelstisch. Ein steiler Schotterweg führte von dem großen Wanderparkplatz am Ortsrand von Hinterweidenthal nach oben zum Sandsteinfelsen. Ich überlegte, ob ich mein Rad hier stehen lassen könnte und zu Fuß weiter gehen sollte. Am Parkplatz herrschte aber so viel Trubel, daß ich mich entschloß das Rad so weit es geht hoch zu schieben.



Über Treppen stieg ich ohne Rad weiter zum Teufelstisch.



Hier oben, nur wenige hundert Meter vom Parkplatz entfernt, traf ich nur noch eine Familie mit Kindern.

Mein weiterer Weg führte mich wieder zurück durch das Tal der Wieslauter Richtung Dahn. Bei Dahn gibt es einen Campingplatz, den ich für den Fall, daß ich im Regen nicht weiter wollte, als Übernachtungsmöglichkeit vorgemerkt hatte. Da es jetzt aber trocken und noch früher Nachmittag war, fuhr ich weiter zum Campingplatz nach Ludwigswinkel.

Am Wegesrand ragen immer wieder markante Felsen auf, von denen das Felsenland seinen Namen hat.



Bei Bundenthal bog ich dann auf den von Markus vorgeschlagenen Eisenbahnradweg durch das Rumbachtal ab. Verblüffenderweise führte der Weg wesentlich steiler nach oben, als ich es von einem Eisenbahntrassenradweg erwartet hätte. Mein Navigationsgerät zeigte durchgehend zwischen 5 und 6% an. Hinter Rumbach kamen noch enge Kurven dazu, die eine Eisenbahn niemals fahren kann. Oben auf der Paßhöhe zeigte sich die wahre Ursache für die Strapazen.



Der Radweg folgte nur auf wenigen Teilstücken der alten Eisenbahnlinie. Meistenteils fuhr ich auf der alten Postkutschenstrecke! Auf Postkutschenstraßen lag die maximale Steigung bei etwa 6% - mehr konnten die Pferde nicht ziehen.

Als ich den Campingplatz in Ludwigswinkel-Schöntal erreichte, war ich der einzige Gast. Ich hatte schon eingecheckt und wollte gerade mein Zelt aufbauen, als der Platzwart nochmal vorbei kam. Er bot mir an, im Aufenthaltsraum zu schlafen, denn es war für die Nacht und Morgen Regen angesagt. Außerdem hätte ich dort einen Kühlschrank, Herd, Geschirr und und fließendes Wasser, falls ich mir etwas zu essen machen oder Bier kaltstellen wollte. Das Angebot habe ich dankend angenommen. Sobald ich mich häuslich eingerichtet hatte, habe ich alle meine nassen Bekleidungstücke zum Trocknen aufgehängt.



Zum Essen fuhr ich fuhr ich allerdings nach Ludwigwinkel in ein nettes Gasthaus. Dort habe ich den ersten Saumagen meines Lebens gegessen!

Kaum war ich wieder zurück in meiner trockenen Unterkunft, fing es an zu regnen.


Tag 9: Montag, 14. 5. 2018
Ludwigswinkel- Schöntal – Walsheim, 76 km

Meine gewaschenen und zum Trocknen aufgehängten Kleidungsstücke waren teilweise noch feucht. Am Rad während der Fahrt konnte ich wetterbedingt auch nichts trocknen und so kam alles wieder feucht in die Packtaschen. Einen Bäcker oder ähnliches gab es in Schöntal auch nicht und so fuhr ich gegen 7.30 Uhr ohne Frühstück im Nieselregen los.

Als erstes hatte ich den Eselkopf zu überwinden. Es ging nicht nur steil aufwärts, es regnete auch stärker.



In Eppenbrunn konnte ich mich dann ausruhen und meine Frühstückspause genießen. Der Regen hatte inzwischen auch aufgehört. Bis zur Schweixer Mühle fuhr ich danach auf der Kreisstraße weiter. Dort bog ich in einen Wirtschaftweg zur Hilster Mühle ab. Bis hierhin befand ich mich in einem Bachtal mit moderaten Aufs und Abs. Ab Hilster Mühle ging es steil hoch zur Ortschaft Kröppen.



Bei Steigungen um die 12% bin ich dann abgestiegen und habe geschoben.

Bei Vinningen hatte ich die Anhöhe erreicht und einen wunderbaren Rundumblick.



Die Windgeneratoren auf dem Steinberg zeigten sich jedoch nur zur Hälfte. Sang nicht schon Reinhard Mey: ‚Über den Wolken … müssen noch Rotoren sein‘ oder so ähnlich.



Zur Mittagszeit erreichte ich das Tal des Hornbachs. Hier fühlen sich die Störche offensichtlich so wohl, daß sie auf die Nisthilfen auf den Kirchtürmen verzichten.



Für Wasserbüffel scheint die Gegend auch ideal zu sein.



Ebenfalls am Hornbach liegt das ehemalige Kloster Hornbach, in dessen Gebäuden sich heute eine Hotelanlage befindet



und eine protestatische Kirche.



Immer entlang des Hornbachs erreichte ich Zweibrücken und dort den Schwarzbach. Hier in der Nähe von Einöd, gelang es mir, einen Storch im dynamischen Steigflug zu fotografieren. Auch wenn das Bild nicht sehr scharf ist, finde ich es spannender als Störche beim Spaziergang oder im Segelflug.



Ab Ingweiler folgte ich der Blies. In Blieskastel kehrte ich auf eine Rast ein, die Stadbesichtigung fiel aber kurz aus, da es wieder zu regnen anfing. Auf der Weiterfahrt wurde ich kurz gestoppt. Die Folgen einer Windboe waren noch nicht beseitigt.



Ansonsten war der Glan-Blies-Radweg gut zu fahren und es kam auch bald wieder die Sonne raus.

Da heute Montag war, schaute ich unterwegs immer wieder, ob links oder rechts vom Weg ein Hinweis auf ein geöffnetes Restaurant auftaucht. Es hatte aber alles, was irgendwie nach Imbiß oder Wirtshaus aussah, geschlossen. In Gersheim mußte ich den Radweg im Tal verlassen, um meinen Campingplatz in Walsheim, natürlich oben auf der Höhe, zu erreichen. In Gersheim gab es zwei Lokale: eines war komplett geschlossen, beim anderen nur die Küche zu. Das Dorfgasthaus in Walsheim hatte auch geschlossen. Aber ich hatte noch Hoffnung. Den Zeltplatz in Walsheim hatte ich ausgesucht, weil er ein eigenes Restaurant hatte. Leider mußte ich dann feststellen, daß auch hier die Küche mangels Nachfrage geschlossen war.

Nachdem ich mein Zelt aufgebaut hatte, breitete ich alle nassen Sachen zum Trocknen aus. Vorsichtshalber unter dem Wetterschutz, obwohl die Sonne schien.



Dann ging ich duschen. Als ich aus dem Sanitärgebäude zurückkam, regnete es!

Im Campingplatzrestaurant konnte ich ein Bier trinken, bekam aber nichts zu essen. Es war der Tag, den ich schon zu Hause vorbereitet hatte. Ich griff meine Notverpflegung an: Schwarzbrot, Dauerwurst, Sardinen aus der Dose und Rotwein! Das alles (und noch mehr) hatte ich von zu Hause mitgebracht. Ab heute wurden meine Packtaschen leichter!


Tag 10: Dienstag, 15. 5. 2018
Walsheim – Merzig, 86 km

Beim Zelt abbauen schien die Sonne, und so sollte es auch den ganzen Tag bleiben. Bis zur Saar wollte ich der Blies folgen. Dazu mußte ich wieder talwärts nach Gersheim. Hier hatte zwar gestern kein Restaurant offen, aber einen Frühstücksbäcker gab es.

Als ich Sarreguemines (Saargemünd) erreicht hatte, wurde die Streckenführung etwas unübersichtlich. Mit ein paar Umwegen durch die Wohnbegiete erreichte ich schließlich die Saar.



Dem Saarradweg wollte ich jetzt bis zur Mosel folgen. Der Radweg war gut ausgebaut und ich kam flott voran. Von Saarbrücken habe ich nicht viel gesehen. Der Weg läuft verkehrsfrei am Fluss entlang. Eine Besonderheit fiel mir in Saarbrücken trotzdem auf. Uhrzeit und Temperaturen auf Anzeigetafeln sieht man oft, aber eine Wettervorhersage an der Hauswand hatte ich noch nie gesehen.



Und sie stimmte sogar: Der heutige Tag blieb trocken, der Regen kam am nächsten Tag!

In Völklingen wurde das Saartal enger und die Industrie kam dichter. Der Saarradweg verläuft hier direkt unter der Autobahn.



Auch die stillgelegte Völklinger Hütte ist zum Greifen nah.




In Saarlouis gab es einen Inbiß direkt am Wasser. Seit Saarbrücken hatte ich nach einer schönen Pausenmöglichkeit inclusive Biergarten Ausschau gehalten, aber nichts entdeckt. Eine halbe Stunde Kuchenpause habe ich mir hier gegönnt.

Vielleicht hatte ich auch fortwährend in die falsche Richtung geschaut. Ich habe immer nur Wassertiere gesehen.





Bis Merzig fuhr ich heute noch. Hier gibt es einen Campingplatz und eine nette Altstadt mit guter gastronomischer Versorgung, was ich dann auch ausgenutzt habe. Außer mir zeltete hier noch ein Rentnerpaar, welches mit Zelt und Rucksack zu Fuß unterwegs war. So konnten wir abends noch von unseren Erlebnissen erzählen.



Tag 11: Mittwoch, 16. 5. 2018
Merzig – Echternacherbrück, 78 km

Als ich morgens wach wurde, regnete es. So ließ ich mir Zeit mit dem Aufstehen. Als der Regen langsam aufhörte, fuhr ich in die Stadt frühstücken.



Der Tag wurde immer schöner und so entschloß ich mich zur Weiterfahrt. Die Wanderer vom Nachbarzelt waren auch noch da und so kam ich erst kurz vor 10 Uhr weg.



Die Saar zeigte sich von ihrer schönsten Seite, aber die Wegequalität ließ immer wieder mal zu wünschen übrig. In der Saarschleife bei Orscholz wechselt der Radweg per Fähre auf die andere Flußseite. Von dieser Seite konnte man auch den Aussichtsturm erreichen.



Das habe ich mir aber erspart und bin an der Saar geblieben. Hinter Keuchingen steigt der Weg auf schlecht zu fahrendem Schotter steil an zur Lutwinuskapelle.



Schon allein wegen der Innenaustattung lohnt sich der Weg.



und natürlich auch wegen der wunderbaren Aussicht.



Der Weg wurde aber auch weiterhin nicht besser.



So habe ich dann bei Taben-Rodt abermals die Flußseite gewechselt und fuhr auf einem geteerten Radweg neben der B51 weiter. Bald stand ich, für mich überraschend, vor Saarburg.



Dummerweise stand ich jetzt auf der falschen Saarseite. Wie man sieht, liegt die Altstadt mit der Burg auf einem Berg. Mein ‚Innerer Schweinehund‘ verzichtete daraufhin auf den Umweg zur Stadtbesichtigung. Ich fuhr also weiter.

Bald darauf erreichte ich Konz und damit die Mosel.



Bis Wasserbilligerbrück blieb ich an der Mosel und erreichte dort die Sauer. Auf der deutschen Flußseite fuhr ich weiter bis Langsur. Meine Planung sah vor, auf deutschem Gebiet bis Echternacherbrück zu fahren. In Langsur an der Sauerbrücke stand ein Schild: ‚Radweg entlang der Sauer gesperrt.‘

„Wird so schlimm nicht sein“ dachte ich mir und fuhr trotzdem weiter. Bald kam ein weiteres Schild mit genauer Beschreibung der Umleitung. Da ich die genannten Orte nicht kannte, zog ich meine Landkarte zu Rate und studierte, wie man sich offiziellerseits die Weiterfahrt vorstellt.

Verblüfft stellte ich fest: Ich sollte einige Kilometer an der Sauer weiterfahren, dann auf die B418 wechseln, zurück nach Langsur fahren und dort die Brücke nach Luxemburg nehmen!

Zufällig kam gerade eine Frau mit Hund vorbei. Bei ihr habe ich dann das Ganze nochmal hinterfragt und auch sie meinte: „Da hinten ist Schluß! Am Besten, Sie kehren um und fahren auf der luxemburger Seite weiter.“

Das habe ich auch gemacht. In Luxemburg fuhr ich zwar auf Radwegen, aber meist entlang großer Straßen. Außerdem fing es immer wieder an zu nieseln. Ich beeilte mich, bis Echternach zu kommen.



Direkt hinter der Brücke liegt der Campingplatz. Der Platz ist groß und modern eingerichtet. Duschen ist im Preis inbegriffen. Hier hat mich allerdings die moderne Technik überlistet. Man drückt einen Knopf und das warme Wasser kommt. Versiegt der Wasserstrahl, drückt man erneut und das Wasser läuft wieder. So war es bisher immer. Ich stand also voll eingeseift unter der Dusche, als das Wasser plötzlich weg war. Ich drückte erneut – und nichts geschah! Es gab eine Wiedereinschaltsperre! Erst, als ich langsam anfing zu frieren war die Sperrzeit abgelaufen und ich konnte zu Ende duschen.


Tag 12: Donnerstag, 17. 5. 2018
Besichtigungstag: das Rad wurde nicht bewegt – nur die Kette geölt!

Echternach wollte ich ausgiebig besichtigen und so hatte ich einen Pausentag eingelegt. Es gibt ausreichend Lokale für das leibliche Wohl und eine sehenswerte Altstadt. Hier liegt der Missionar Willibrord begraben, der schon unter den letzten Merowingerkönigen (Hausmeier: Pippin der Mittlere, Karl Martell) vorwiegend in Friesland und den Niederlanden missionierte.



Ich habe mich lange in der Stadt aufgehalten, und wer will, kann meinen Spaziergang hier nachverfolgen.




Überall in der Stadt wurden schon Vorbereitungen für die Springprozession getroffen. Es wurden Fressbuden und Kinderbelustigungen aufgebaut. Bei meinem Rundgang war aber noch alles geschlossen und bis zur Springprozession am Dienstag wollte ich nicht bleiben, obwohl das sicherlich ein interessantes Erlebnis ist.



Tag 13: Freitag, 18. 5. 2018
Echternacherbrück – Arlon, 73 km

Der Morgen war kalt. Mein Thermometer zeigte 6 Grad! Ich zog alles an, was ich an warmer Bekleidung dabei hatte. Frühstück gab’s wie gestern beim Bäcker im Ort.

Auf luxemburgischer Seite der Sauer setzte ich meine Reise fort. Eine schöne Strecke – manchmal auf der Straße, meist auf separaten Radwegen, aber immer durch schöne Landschaft und inzwischen bei allerschönstem Sommerwetter.



In Diekirch verließ ich die Route für eine kleine Stadtrundfahrt. Schade, daß der Geldscheißer nur ein Wunsch ist – den könnte ich auch gebrauchen!



Schon ab Wallendorf ist die Sauer kein Grenzfluß mehr und heißt im luxemburger Inland Sûre. Dieser folgte ich bis kurz vor Ettelbruck. Dann ging‘s auf der Landstraße weiter bis Colmar (in Luxemburg, nicht Elsaß!). Hier kam ich bei einer Pause mit einem Anwohner ins Gespräch. Wir unterhielten uns über meinen weiteren Weg und er empfahl mir einen Radweg abseits der Hauptstraße, den ich unbedingt nehmen sollte. Die Straße nach Belgien wäre sehr verkehrsreich und nicht schön zu fahren. Wir verglichen dann meine Planung mit seinem Vorschlag und stellten fest: meine Planroute lag genau auf diesem Radweg.

Ich sah kleine Dörfer und alte Burgen.



Bei Oberpallen mußte ich diesen Radweg verlassen, um nach Belgien zu gelangen. Dadurch kam ich auch durch den Ort und entdeckte eine Außengastronomie, wo ich eine Pause mit Brotzeit und Nachmittagsbierchen einlegte. Als ich weiter wollte, war mein Navi aus. Bisher hatte ich das Gerät immer eingeschaltet gelassen und mein Pufferakku hat es weiterhin mit Strom versorgt.

Wer meinen Reisebericht der Apriltour gelesen hat, kennt auch meine neue Stromversorgung für die elektrische Ausrüstung (Navigationsgerät, Kamera, Mobiltelefon, Ebookreader). Warum hat das hier versagt? Nach Überprüfung meiner Verschaltung stellte ich fest: Ich bin den ganzen Tag versehentlich mit Licht gefahren. Da der Pufferakku durch den Pausentag in Echternach ohnehin schon ziemlich leer war (abends Handy und Kamera geladen, aber keine Nachladung des Akkus) und ich durch das Licht und das Navigationsgerät mehr Strom verbrauchte als erzeugte, war der Akku jetzt leer!

Auf der weiteren Fahrt hatte ich wieder eine positive Energiebilanz, aber groß war der Stromgewinn nicht. Ab der Grenze ging es steil aufwärts in die Ardennen und bei langsamer Fahrt ist die Stromausbeute nur gering.

Vor Arlon wollte ich eine Abkürzung durch die Felder nehmen, aber der Wiesenweg war offensichtlich so zugewachsen, daß ich ihn nicht gefunden habe. Der Zugang war nur über eine stark befahrene Hauptstraße möglich.

Der Platz wurde übrigens von Holländern betrieben – man sprach deutsch! Das Restaurant (auch mit holländischen Spezialitäten wie Frikandel Speciaal) am Platz war offen und ich brauchte zum Essen nicht in die Stadt fahren.

Fortsetzung folgt
___
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#1366993 - 17.12.18 16:50 Re: Frankreich BeNeLux 2018 [Re: Gerhard O]
amati111
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Hallo Gerhard,

schöne Bericht (an Kumpels weiter geleitet)

Gruß Michael
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#1366994 - 17.12.18 17:24 Re: Frankreich BeNeLux 2018 [Re: Gerhard O]
cyclerps
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Lieber Gerhard, wenn ich deine Streckenführung hier bei uns über die Eselsteige nach Hornbach lese (so würde hier kein Mensch fahren) tut mir der Ar... und die Beine weh.
Daher größten Respekt im besonderen und allgemein für deine Tour. party


PS: Wenn Du mal wieder in Hornbach am Hotel Kloster Hornbach vorbei kommst lass es mich wissen. Meine neue Wirkungsstätte wird ihr bestes tun damit es Dir gut geht. Versprochen!
Gruss
Markus
Forza Victoria !

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#1366998 - 17.12.18 17:54 Re: Frankreich BeNeLux 2018 [Re: cyclerps]
Gerhard O
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Hallo Markus,

In Antwort auf: cyclerps
Lieber Gerhard, wenn ich deine Streckenführung hier bei uns über die Eselsteige nach Hornbach lese (so würde hier kein Mensch fahren) tut mir der Ar... und die Beine weh.
Daher größten Respekt im besonderen und allgemein für deine Tour. party

wenn du den Anstieg im Regen von Ludwigswinkel nach Eppenbrunn hoch zum Eselskopf meinst: geschenkt, nur ca. 6% Steigung! Wirklich heftig war der Anstieg von Schweixer Mühle nach Kröppen Vinningen: Steigungen bis 12%! Da habe ich geschoben, die 'Eselssteige' bin ich gefahren. schmunzel

In Antwort auf: cyclerps

PS: Wenn Du mal wieder in Hornbach am Hotel Kloster Hornbach vorbei kommst lass es mich wissen. Meine neue Wirkungsstätte wird ihr bestes tun damit es Dir gut geht. Versprochen!
Das Dahner Felsenland hat mir so gut gefallen, daß ich mit meiner Frau nächstes Jahr (vermutl. Anfang/Mitte Juli) dort Urlaub machen will. Da kann ich gern auf dein Angebot zurück kommen! Kennst du eine schöne preiswerte Ferienwohnung?

Gruß
Gerhard
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#1367003 - 17.12.18 18:26 Re: Frankreich BeNeLux 2018 [Re: Gerhard O]
cyclerps
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Hallo Gerhard,

durch die Erfindung des Motors erspare ich mir solche Steigungen oder umfahre sie irgendwie. Im äussersten Notfall schiebe ich Gerda auch die Hügel rauf.

Was die Ferienwohnung betrifft ist soeben eine Hilfe-Waadsdochapp raus mitten in das Gebiet.
Angebot steht.
Gruss
Markus
Forza Victoria !

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#1367004 - 17.12.18 18:37 Re: Frankreich BeNeLux 2018 [Re: Gerhard O]
cyclerps
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Du hast Post......
Gruss
Markus
Forza Victoria !

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#1367008 - 17.12.18 19:14 Re: Frankreich BeNeLux 2018 [Re: Gerhard O]
natash
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Ich bin zwar nicht Markus,aber wir haben schon mal mit ein paar Leuten HIER übernachtet,weil an einem Feiertag rundum alles ausgebucht war.
Und so übel wars nicht,auch an der Bewirtung war nichts auszusetzen. Allerdings ist das Wandererheim eher rustikal.
Falls Euch das nicht stört -es gibt viele Häuser des Pfälzer Waldvereins mit Übernachtungsmöglichkeit.
Ich selbst finde dass das Dahner Felsenland zu den schönsten Ecken in Deutschland gehört. Deshalb habe ich da und ins angrenzende Fels-und Burgenland der Nordvogesen eine Tour angeboten. Wem radeln hier zu anstrengend ist,der kann auch gut wandern.
Schön dass Du immerhin den Teufelstisch besuchen konntest.
Übrigens:Die beiden Trike-Fahrer auf die Du in Lingenfeld angesprochen wurdest,waren batürlich auf unserem Treffen. Sie haben eigens dafür das jährliche Trike-Treffen sausen lassen.
Auch muss ich den Leiter Eurer Elsass-Öl und Storchentour ein wenig verteidigen. Die Tour war ganz sicher keine der sportlicheren. Allerdings geht im Forum die Bewertung dessen,was sportlich ist und was nicht,sehr stark auseinander, was auch daran liegt, dass Leute mit sehr unterschiedlichem Leistungsniveau aufeinander treffen. Da ist es extrem schwer es jedem recht zu machen.
Zu Deiner Tour:Saarburg hätte sich gelohnt und einen netten Campingplatz hat es obendrein. Aber Du hast Dich ja auch so nicht gelangweilt.
Gruß
Nat
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#1367012 - 17.12.18 20:09 Re: Frankreich BeNeLux 2018 [Re: natash]
Gerhard O
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Hallo Natalie,
Danke für die Infos. Sobald mein Urlaubstermin konkret ist, werde ich alle Wohnmöglichkeitn durchforsten.

Saarburg stand auf meiner Besichtigungsliste! Aber vor Ort war ich so 'geistig weggetreten' und körperlich so unfit, daß mein Unterbewußtsein jeden Berg abgelehnt hat traurig

Noch was zu unserer 'Tour ohne sportliche Ambitionen': Sie war nicht wirklich sportlich, aber für mich an der Leistungsgrenze und für den einen oder anderen offensichtlich auch. Sportlich ist eben sehr relativ. Diesen Tourguide kannte ich nicht und habe daher sein 'sportlich' etwas anders eingeschätzt. Nun weiß ich es. Was in meinen Augen aber gar nicht sportlich war ist die Tatsache, daß nach einem Anstieg einfach weiter gefahren wurde ohne sich umzudrehen und zu schauen, ob auch alle angekommen sind. Dieses Verhalten war mir bisher unbekannt! Aber wie sagt man in Köln: Jeder Jeck ist anders! Ich nehm's ihm nicht weiter übel - scnließlich wäre ich hauch ohne ihn zurück gekommen.

Zu den Trikefahrern: Das Treffen war so groß und unübersichtlich, daß sie mir nicht aufgefallen sind. Sorry. Ich habe mit Sicherheit nicht jeden gesehen!

Gruß
Gerhard
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#1367035 - 18.12.18 05:06 Re: Frankreich BeNeLux 2018 [Re: Gerhard O]
cyclerps
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Und gut essen kannste in der Walthari Klause auch. Die gehört zum Hotel Maimont. Jedenfalls war das mal so vor ca. 3 Jahren.

Das Gebiet dort ist im allgemeinen schön.
Gruss
Markus
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#1367055 - 18.12.18 09:53 Re: Frankreich BeNeLux 2018 [Re: Gerhard O]
Gerhard O
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Teil 3: Durch die Ardennen ans Meer


Tag 14: Samstag, 19. 5. 2018
Arlon - Bouillon, 70 km

Frühstück gab es auf dem Campingplatz nicht, das Restaurant hatte morgens geschlossen. Da gastronomische Bezirke meist in der Altstadt liegen, führte mich mein erster Weg des Tages ins Zentrum von Arlon. Das liegt auf dem höchsten Punkt der Stadt! Mit so einem steilen Anstieg hatte ich nicht gerechnet. 9% zeigte mein Navi und Anwohner spendeten mir Beifall. Das spornt an und somit konnte ich auch nicht absteigen! Bilder von Kirche und Rathaus konnte ich machen, eine Bäckerei fand ich aber nicht.



Entmutigt gab ich auf und schlug den Weg zur Stadt raus Richtung Bouillon ein. Auf der Ausfallstraße sah ich es plötzlich: eine Boulangerie Patisserie. Hier bekam ich alles, was das Herz begehrt.

Die ersten Kilometer blieb ich auf großen Straßen, aber in Sampont konnte ich auf eine ehemalige Römerstraße abbiegen. Sie war als Gallierweg beschildert und möglicherweise hatte man den Weg seit der Zeit unverändert gelassen.



Gut zu fahren war er jedenfalls nicht. Dafür war ich sehr naturnah!




Da ich durch das Kampfgebiet der beiden Weltkriege fuhr, kam ich bei Bellefontaine auch an einem Soldatenfriedhof vorbei. Soldaten mehrerer Länder liegen hier (auch deutsche), fein säuberlich nach Nationen getrennt!



Eben war mein heutiger Weg an keiner Stelle und so legte ich in der Nähe von Valansart am Waldrand meine Mittagspause ein. Ich glaube, man kann auf dem folgendem Bild meine Erschöpfung erkennen.



Im Prinzip folge ich schon seit Arlon dem Tal der Semois, nur konnte ich von einem Tal bisher nichts erkennen. Auch auf diesem Bild befinde ich mich hoch über Florenville, die Semois ist unten hinter der Stadt gerade noch zu sehen!



Eigentlich eine romantische Gegend, ich habe es aber nicht genießen können! Seit Pin fahre ich schon auf der N83 in der Hoffnung, daß die Steigungen weniger werden. Dem war aber nicht so, die Anstiege gingen immer höher, nur nicht mehr so steil.

Als es 200 Höhenmeter bergab ging und ich auch Bouillon unter mir liegen sah, glaubte ich mich am Ziel. Wenn die Zeit dafür reichte, wollte ich noch die Burg besichtigen und gemütlich essen gehen.



Ich mußte nur noch den Campingplatz aufsuchen, mein Zelt aufstellen und duschen. Daß ich dafür 115 Höhenmeter mit 9% Steigung (und manchmal noch mehr) bergauf mußte, hatte ich nicht bedacht. Der Blick ins Tal machte mir deutlich: hier fährst du heute nicht nochmal runter und wieder hoch und die Burg besichtigst du nur von oben.



Vor dem Campingplatz gab es ein Restaurant und da konnte ich auch gut essen!

Ich war wieder mal der einzige Gast auf dem Platz (ausgenommen Dauercamper). Mein Zelt konnte ich auf der leeren Zeltwiese ‚zufällig‘ neben einer Stromsäule (mit Schukosteckdosen) aufstellen. Nach dem Essen probierte ich dann, ob da auch Strom drauf ist – und es war Strom drauf. Als ich schlafen ging, war mein Handy, die Kamera, das Kindle und der Akku geladen.

Hatte ich schon geschrieben, daß es den ganzen Tag schönstes Wetter hatte?



Tag 15: Sonntag, 20. 5. 2018 (Pfingsten)
Bouillon - Monthermé, 57 km

Ich stand jetzt vor der Frage: Zurück ins Tal nach Bouillon zum Frühstück? Und dann auf Ravel RV2 weiter, natürlich über den Berg, oder die andere Richtung? Da dachte ich so bei mir: ‚Du bist jetzt oben, und da bleibst du auch! Was besseres als den Tod (Bremer Stadtmusikanten) Frühstück findest du überall‘. Also fuhr ich die andere Richtung. Auch hier ging es nochmal steil bergauf, aber ich hatte den Trost: ‚100m von diesem Berg hast du gestern schon gemacht!‘ Trotzdem fand ich die Steigung extrem, und so hieß die Gegend hier auch: L’extrémité!

Extrem heiß und sonnig war es übrigens auch schon!



Der erste Ort, den ich erreichte, war Corbion. Hier gab es keinen Bäcker oder Supermarkt. Also mußte ich weitersuchen. Dafür sollte ich laut Routenplanung einem supersteilen schottrigen Trampelpfad ins Tal folgen. Ein Blick von oben genügte mir und ich wußte: ich nehme die Straße, auch wenn es vier mal so weit ist.

Ich habe die Straße genommen und es war immer noch ziemlich steil. Nur Minuten später stand ich am Ufer der Semois. Das erste mal seit Arlon hatte ich das Gefühl: ‚Ich bin im Tal der Semois‘.



Vor mir lag der Ort Poupehan. Ein Hotel befand sich direkt am Ufer. Durch das Fenster konnte ich die Hotelgäste beim Essen sehen. Also trat ich ein und fragte nach einem ‚Petit déjeuner‘ – einem Frühstück. Die Dame an der Rezeption wies mich ab – nur für Hotelgäste!

Ich hatte aber Hunger! Angesichts dieser Freundlichkeit setzte ich mich auf eine Bank nahe am Hotel und packte mein eigenes Frühstück aus – gut, daß ich was dabei hatte. Und wieder war anschließend meine Packtasche etwas leichter!

Die Straße, auf der ich mich befand, gehörte zum RV2 und diesem Radweg wollte ich einige Kilometer folgen. Entlang der Semois, also im Tal, gab es nur Wanderwege. Mein Radweg führte bergauf. Wenn man mit durchschnittlich 6% Steigung Meter für Meter den Berg hoch kurbelt, komme zumindest ich auf die seltsamsten Gedanken:

Warum tue ich mir das an? Schließlich habe ich Krebs.
Kurbel, kurbel, kurbel … schon 30 Höhenmeter
Habe ich überhaupt noch Krebs? Schließlich bin ich operiert – aber warum muß ich dann alle 3 Monate zur Kontrolluntersuchung?
Kurbel, kurbel, kurbel …schon 50 Höhenmeter
Kann jemand, der solche Radtouren macht, ernsthaft krank sein?
Kurbel, kurbel, kurbel… schon 100 Höhenmeter
Sollte ich vielleicht eine Internetseite erstellen: ‘Cycling against cancer‘?
Kurbel, kurbel, kurbel … immer noch nicht oben!

Die Überlegungen werden immer abstruser. Irgendwann bin ich oben. Da hören solche Gedanken plötzlich auf. Vielleicht hatte ich aber auch nur schlechte Laune wegen des Hotelpersonals, das hungrige Radfahrer einfach abweist!

Die Semois liegt wieder mal tief unter mir.



Und dann komme ich doch wieder ins Grübeln. Kein Wunder, daß es so bergig ist. Ich habe mich verfahren und bin offensichtlich in der Schweiz.



Bald bin ich wieder an einem Fluß. Es ist nicht der Rhein, es ist die Semois! Am Ufer befindet sich ein Kanuverleih. Ob so ein Paddelbot auch mein Fahrrad und mein Gepäck mitnehmen kann?



Ich verwerfe den Gedanken und kurbel weiter. Mittags war ich in Vresse-sur-Semois. Hier gab es ein italienisches Restaurant. Da mein Frühstück heute nicht so reichhaltig war, gönnte ich mir einen großen Meeresfrüchtesalat mit reichlich Knoblauch und ein Bier. Normalerweise esse ich mittags nur wenig, aber manchmal zwingen mich die Umstände zu besonderen Maßnahmen.

Und um alle Zweifel zu beseitigen: ab jetzt nicht Schweiz, nicht Italien, nicht Belgien. Hier steht es: Ich bin wieder in Frankreich!



Das bedeutet, daß ich nicht nur das Land gewechselt habe: ich habe auch den Fluß gewechselt. Die Semois heißt in Frankreich ‚La Semoy‘.

Ab hier führt mich mein Weg mehr oder weniger dicht am Fluß entlang bis Monthermé.



Es war noch nicht mal 4 Uhr nachmittags, aber ich hatte keine Lust mehr zur Weiterfahrt. Ich steuerte den Campingplatz an. Monthermé ist eine Kleinstadt mit touristischer Infrastruktur. Außerdem standen da ein paar Kirmesbuden. Es war wohl irgendein Stadtfest.

Der entscheidende Punkt war aber: der nächste Campingplatz am Weg liegt in 20 km Entfernung auf einem Berg hinter einem Berg! Und für Berge hatte ich heute überhaupt keine Lust mehr!

Um 5 Uhr nachmittags begab ich mich auf einen Stadtspaziergang. In einem Französischem Restaurant (außer diesem fand ich nur noch eine Pizzeria) wollte ich einkehren. Der Wirt machte mir aber klar, daß ich um 19 Uhr wiederkommen müßte – vorher gibt es nichts!

Die Imbissbuden am Stadtfest sagten mir auch nicht zu, abends noch mal in die Stadt gehen wollte ich nicht, und so gab es eben nur Kekse und Rotwein am Zelt. Die Bewohner des Wohnmobils neben mir stellten sofort einen Stuhl hin, damit ich vernünftig sitzen konnte. Leider reichte mein französisch nicht für eine Unterhaltung.



Tag 16: Montag, 21. 5. 2018
Monthermé - Fourmies, 77 km

Ich war gerade beim Zusammenpacken, als die örtliche ‚Campingkontrollkommission‘ vorbei kam und mein Zelt inspizierte.



Die Untersuchung fiel negativ aus: ich bekam keinen ‚Stempel‘!

Für die Weiterfahrt mußte ich zuerst die Stadt und dann die Maas queren. Am Weg hoffte ich einen Bäcker zu finden. Der einzige Bäcker, den ich sah, hatte aber geschlossen – Pfingstmontag?

Ein Stückchen fuhr ich noch eben auf der Uferstraße entlang der Maas. In dieser Gegend hatte ich bei meiner Tour 2015 Walderdbeeren gepflückt.



Vor Deville verließ ich die Maas. Die Straße ging steil hoch in die Berge. Üblicherweise lege ich alle 100 Höhenmeter eine Pause ein. Aber schon vor Erreichen dieser Marke hat mich der Hunger so übermannt, daß ich auf die Idee kam, das Ablaufdatum meiner mitgeführten Müsliriegel zu prüfen. Ergebnis: Sie mußten unbedingt gegessen werden!

In Les Mazures fand ich dann einen Bäcker. Es gab hier zwar keinen Kaffee, aber Croissants, Pain au Chocolat und ein Baguette konnte ich erstehen. Die Croissants aß ich dann auf einer Freitreppe am Kirchplatz. Ein junge Frau kam aus der Bäckerei, sah mich und sprach mich an. Sie war sehr interessiert an meiner Reise und wir unterhielten uns längere Zeit auf Englisch miteinander. Kaum war ich wieder allein, kam eine ältere Dame und sprach mich an. Ihr englisch war allerdings genauso schlecht wie mein französisch, aber dafür konnte sie ein paar Brocken deutsch. Als sie erfuhr, daß ich Deutscher war, erzählte sie mir, daß sie eine Schwester in Wiesbaden hat und schon öfter in Deutschland war.

Beide Damen waren von meiner Fahrt sehr beeindruckt. Reiseradfahrer hatten sie in diesem Ort noch nie gesehen!

Es war noch nicht Mittag, als ich das Festungsstädtchen Rocroy erreichte. Hier handelt es sich um eine der vielen Vauban-Festungen mit sternförmigen Grundriss.



Die Besichtigung dauerte nicht lange, aber am Zentralen Marktplatz neben der Kirche blieb ich hängen. Ich hatte nämlich wieder Hunger und Durst und hier gab es ein Restaurant mit Außengastronomie und Schatten – und es hatte offen!



Als ich ankam, war die Küche noch geschlossen, aber ich bekam schon mal ein Bier und bald darauf auch mein Essen. Mehr als eine Stunde verbrachte ich hier, aber gegen 13 Uhr zog es mich weiter.

Bald hatte ich Baileux erreicht. Hier wird in einem Trappistenkloster das Chimay-Bier gebraut. Mein Bild zeigt aber nicht die Klosterkirche, sondern die Dorfkirche.



Baileux gehört heute zur Stadt Chimay, und hier weist man auch stolz auf die Brauerei hin.



Nebenbei: ich befand mich gerade wieder in Belgien, dem Land der unzähligen Biersorten.

Auf einer recht eintönigen welligen Landschaft strebte ich erneut gen Frankreich.



Bei Ohain sollte es einen Campingplatz geben. Hier wollte ich übernachten. Ich habe ihn aber nicht gefunden. Wahrscheinlich gibt es ihn gar nicht mehr!

Der nächstgelegene Campingplatz auf meiner Liste liegt bei Fourmies. Den steuerte ich jetzt eiligst an, denn am Horizont zogen dunkle Gewitterwolken auf.

Den Platz erreichte ich noch trocken. Ein Restaurant gab es hier nicht. In die Stadt zu fahren, traute ich mich bei dem heraufziehenden Gewitter nicht. Noch hatte ich das Baguette vom Bäcker und Wurst und Käse in meiner Packtasche! Unter einem überdachten Aufenthaltsbereich mit Tischen und Bänken (und Steckdosen!) verbrachte ich den Abend bei einem Gläschen Rotwein, verzehrte meine Vorräte und plante die weitere Tour. Das Gewitter hat auf sich warten lassen. Es kam erst in der Nacht!



Tag 17: Dienstag, 22. 5. 2018
Fourmies - Le Quesnoy, 51 km

Wieder begann ein schöner warmer Tag. Beim Zusammenpacken meiner Ausrüstung kam ich mit dem Belgier, der im Wohnmobil neben mir übernachtet hatte, ins Gespräch. Wir lamentierten über die französische Frühstücksmisere und wie gut das doch in Deutschland funktioniert. Auch in Belgien müsse man nur auf das Wort ‚Patisserie‘ achten und schon ist alles bestens. Als Selbstversorger war er natürlich auf alles eingerichtet und überraschte mich mit 2 Stückchen Kuchen und einen Becher Kaffee.

Bei der Durchfahrt durch Fourmies brauchte ich deshalb nicht zwingend nach einen Bäcker suchen, aber ich habe auch keinen gesehen. Langsam bekam ich Hunger. Die Straße verlangte mir mal wieder alles ab.



Die Hügel waren zwar nicht besonders hoch, dafür aber umso steiler. Immer wieder sah ich Autofahrer, die den Arm zu Fenster raus streckten mit dem Daumen nach oben! Das spornt zwar an, aber anstrengend ist es trotzdem.

Als ich Avesnes-sur-Helpe erreicht hatte, entdeckte ich einen Supermarkt neben der Straße. Hier deckte ich mich mit neuen Vorräten ein, vor allem mit Käse! Gemütlich frühstücken konnte ich hier allerdings nicht.

Bei der Weiterfahrt hielt ein Autofahrer am Straßenrand und winkte mir, anzuhalten. Er war begeistert von meiner Tour und erzählte, daß er früher auch Radtouren von Spanien bis in die Türkei und in Nordafrika gemacht hat. Er bot mir sogar ein Zimmer für die Nacht an (Warmshowers). Da es aber noch Vormittag war, konnte ich das nicht annehmen. Schließlich wollte ich noch weiter kommen. Als Frühstücksmöglichkeit riet er mir, in das Stadtzentrum zu fahren und eine Brasserie aufzusuchen: Das wäre die einzige Art von Gastronomie, die vormittags geöffnet hat!



Zwischen Rathaus und Kirche fand ich eine Brasserie. Ein Omlette mit Baguette und Milchkaffee konnte der Wirt mir anbieten. Nachdem ich zu Ende gegessen hatte, empfahl er mir noch, unbedingt das gute belgische Leffe-Bier zu probieren. (Französische oder sonstige Biere hatte er nicht im Ausschank) Ich entschied mich für Leffe blond, ein helles Bier mit Vanille- und Nelkengeschmack. Über den Geschmack kann man streiten, aber immerhin sah diese Sorte wenigsten optisch nach Bier aus.

Nach diesem Hochgenuß wirr machte ich mich wieder auf den Weg. Auf schnurgerader Straße ging es hoch und runter … hoch und runter … immer wieder auf und nieder…



Bald hatte ich den kanalisierten Fluß Sambre erreicht. Hier gab ich mich dem Trugschluß hín, bis ans Meer auf ebener Straße fahren zu können.



Gleich hinter der Kanalbrücke ging es wieder bergauf. Zwei Kilometer weiter wurde es noch schlimmer – ich sollte im hohen Gras weiter fahren.



Was bleibt mir übrig? – Karte raus, neu planen und weiter geht‘s! Die Kapelle am Straßenrand spendet mir zwar keinen Trost, aber für irgendjemand muß sie wohl mal gebaut worden sein!



Eine halbe Stunde später tauchte das Örtchen Le Quesnoy vor mir auf: wieder eine Vauban-Festung. (Die französischen Könige haben damals ihre gesamte Grenze mit solchen Festungen gesichert)



Da es noch früh war, radelte ich noch etwas durch die Stadt. Der Weg zum Campingplatz war dann doch weiter als gedacht, denn alle Wege führten zurück durch das Stadttor.



Um einen größeren Umweg einzusparen, schob ich durch eine Baustelle. Kurz nach 15 Uhr stand ich an der Rezeption vom Campingplatz: geschlossen bis 17 Uhr! Auf dem Weg dahin war ich am See an einer Ausflugsgaststätte vorbei gekommen. Da kehrte ich jetzt ein. Die Speisekarte lag aus und ich wollte bestellen. Die Küche war aber schon zu und es gab nur noch kalte Speisen. Ich erfuhr, daß das Lokal um 18 Uhr komplett schließt. Also zog ich mein Abendessen vor, bestellte eine Salatplatte und war pünktlich um 17 Uhr an der Anmeldung.

Gegen 19 Uhr erschien die Dame von der Anmeldung bei mir am Zelt und machte mir mit Händen und Füßen klar, daß ein Unwetter naht! Ich sollte dann unbedingt im Aufenthaltsraum Schutz suchen und keinesfalls im Zelt bleiben! Es kam aber nur ein leichter Regen.

Und abends für den kleinen Hunger hatte ich noch Baguette, Käse und einen Rest Rotwein von zu Hause!



Tag 18: Mittwoch, 23. 5. 2018
Le Quesnoy - Plouvain, 63 km

Die Gegend sah sehr ländlich aus und ich wußte nicht, wann ich einen Bäcker oder Supermarkt finden würde. So stärkte ich mich schon mal im Zelt mit ein paar Kekse.



Ich durchfuhr diverse Dörfer, einen Bäcker fand ich aber nicht. Dafür sah ich zum ersten mal einen Baguetteautomat . Gehört hatte ich davon schon, gesehen hatte ich aber noch keinen.



Wer betreibt die Automaten eigentlich: Örtliche Bäcker oder Supermarktketten?

Der erste Laden, den ich fand, war ein Aldi. Da habe ich dann auch eingekauft: Brot, Galette, Käse und Rotwein für unterwegs und Pain au chocolat und eine Dose Bier für sofort. Das habe ich gleich auf einem Mäuerchen nebenan verzehrt!

Bei Buchain erreichte ich den Canal de l’Escaut. Damit war ich fast auf Meereshöhe. Wieder freute ich mich darauf, daß jetzt der gemütliche, weil ebene Teil der Reise beginnt.



Mein Weg führte aber nicht am Kanal entlang, sondern kreuzte ihn nur. Wieder ging es die Hügel hoch und runter.



Ich kam durch kleine Orte mit großen Kirchen und bei Arleux stand ich am Canal de la Sensée



Auch dieser Kanal führte in Nord-Süd-Richtung, ich wollte aber nach Westen. Wieder kam ich durch kleine Orte mit großen Kirchen.



Die Hügel waren nicht mehr so hoch und ich war wohl wirklich im Flachland angekommen. Ab Sailly hätte ich auf kleinen Verbindungstraßen weiterfahren können, um nach Plouvin zum Campingplatz zu gelangen.

Meine Planungssoftware zu Hause hatte aber diese sehr ‚naturnahen‘ Feldwege für mich ausgesucht.



Was besser gewesen wäre, weiß man leider immer erst hinterher. Dafür kam ich ziemlich nah an Rebhühner ran. Meist flüchten sie schon, wenn ich noch weit weg bin.



Nachdem ich diesen Weg überwunden hatte, war ich in Plouvin am Zeltplatz.



Die Dusche auf dem Campingplatz war wie meist in Frankreich im Preis inbegriffen. Hier war sie aber so heiß eingestellt, daß ich mich beinahe verbrannt hätte! Kälter stellen ging nicht, aber dafür gab es an den Waschbecken nur kaltes Wasser (Zahnputzwasser habe ich an der Dusche geholt).

Noch ein Wort zu den Toiletten: Die WCs, wie wir sie kennen, gibt es inzwischen fast überall in Frankreich, aber sie sind eigentlich unzumutbar – keine WC-Brille und kein Papier (außer im Elsaß). Ab einer gewissen Sternequalität sind aber scheinbar Behindertentoiletten vorgeschrieben. Sie waren sämtlich sauber, bestens gepflegt und mit separatem Waschbecken und Papier ausgestattet. Diese habe ich meist benutzt (kein Extraschlüssel nötig!). Auf diesem Platz hier gab es das allerdings nicht. In so einem Fall wie hier benutze ich die traditionellen französischen Stehtoiletten, die es meist zusätzlich gibt.

Ein Restaurant gab es auch nicht in der Nähe. In den Ort fahren und lange suchen wollte ich nicht, denn es fing an zu regnen. Aber ich hatte noch Baguette, Sardinen, Würstchen und Rotwein!



Tag 19: Donnerstag, 24. 5. 2018
Plouvain - Beauséjour , 83 km




Plouvin hatte zwar eine große Kirche, aber keinen Bäcker. Ein paar Kleinigkeiten aus der Packtasche mußten genügen.

Auf kleinen Wirtschaftswegen fuhr ich durch das Land. Und wie man sieht, gibt es nicht nur große Kirchen, sondern auch große dampfende Haufen!



Die Kirchen sehen aber besser aus, vor allem, wenn man bedenkt, daß die Kirchengemeinde keine Steuergelder erhält, sondern die Gotteshäuser allein von Spenden unterhalten muß!



Hinter Lens geriet ich auf Wege, die nicht unbedingt dem Reiseradstandard entsprechen.



Umkehren und eine asphaltierte Straße suchen wolle ich aber auch nicht. Ich dachte, daß es vermutlich nur ein kurzes Stückchen ist und so handelte ich nach dem Motto: ‚Kommst du über den Hund, so kommst du auch über den Schwanz!‘

Hier hätte ich aber beizeiten umkehren sollen, denn plötzlich ging gar nichts mehr – das Rad war komplett eingesaut.



Durch den Regen der Nacht klebte der Dreck überall. Irgendwann konnte ich nicht mehr schalten und die Räder drehten sich nur mühsam.



Ich suchte ein Stöckchen und porkelte den schlimmsten Schmutz aus der Schaltung und vom Reifen. Danach sah ich selbst genauso versifft aus wie das Rad.

So verschmutzt kam ich dann um die Mittagszeit in Bethune an. Hier gibt es eine sehenswerte Altstadt mit Kirche, Rathaus und dem in ganz Flandern üblichen Rathausturm – den Belfried.



Gasthäuser gibt es natürlich auch. Es fing an zu regnen. Damit war klar, daß ich den Schauer in einem dieser Restaurants abwettern mußte. Das Mittagessen dehnte ich dann so lange aus, bis der Regen aufgehört hatte.

Bei der Weiterfahrt kam ich an einem Automat vorbei, den ich so noch nie gesehen hatte: Obst. Gemüse und Eier konnte man hier erstehen.



Am Nachmittag, ich hatte etwa 50 km gefahren, war ich am Canal d’Aire à la Bassée. Ab jetzt fuhr ich großenteils auf dem Treidelpfad mehr oder weniger dicht am Wasser: keine Berge mehr – alles topfeben!



Aber auch hier sah ich keine Radfahrer, bestenfalls mal einen Angler! Der Hase war auch nicht an Radfahrer gewöhnt – er flüchtete, sobald er mich gesehen hatte.



Hier am Kanal hatte ich das erste mal auf dieser Reise merklichen Gegenwind. Die Schwebefliege konnte wohl auch nicht mehr schweben. Sie stärkte sich zu Fuß auf der Blüte.




Um 17 Uhr erreichte ich einen Zeltplatz am Étang Beauséjour. Dieser Platz war nachts verschlossen. Für das Tor bekam ich eine Chipkarte – pfandfrei!

Einen Schlauch, um mein Rad abspritzen zu können, gab es nicht. Ich mußte mich für die Rad- und Taschenreinigungsaktion mit meiner Trinkflasche behelfen.

Ich hatte gerade mit dem Zeltaufbau begonnen, als ein Gewitter begann. Blitzschnell warf ich all mein Gepäck in das schon stehende Außenzelt. Nun konnte ich, während es draußen regnete, im Außenzelt sitzend trocken das Innenzelt einhängen und die Luftmatratze und den Schlafsack für die Nacht vorbereiten.

Eine Gaststätte hatte der Campingplatz nicht und im Regen wollte ich nicht in den mehrere Kilometer entfernten Ort fahren, um was zu suchen. Da ich schon mittags gut gegessen hatte, genügte jetzt wieder Baguette, Käse und Rotwein!


Tag 20: Freitag, 25. 5. 2018
Beauséjour - Calais , 58 km

Vom letzten Aldibesuch hatte ich noch die Gallettes und das war heute mein Frühstück.

Eigentlich hätte ich am Canal de Neufosse entlang weiter bis ans Meer fahren können, und das vermutlich ziemlich eben. Ich hatte aber Saint-Omer und Ardres auf meinem Besichtigungsplan. Dabei kam ich auch durch Arques, wo es evtl. eine Kirche zu besichtigen gab. Es war aber nur das Schloß, welches ein Bildchen hergab.

Saint-Omer hat eine wirklich große Kathedrale, die teilweise wie von Christo verpackt aussieht. Ich habe aber nur die schönen Seiten fotografiert!



Im Inneren war ich natürlich auch.



Es gibt viele Seitenkapellen für alle möglichen Heiligen. Welcher davon für erfüllten Kinderwunsch zuständig ist, habe ich nicht ergründet. Zum Dank legen ihm die Gläubigen Kinderschuhe auf den Altar.



Kann es sein, daß hier bei der Aufklärung Fehler passiert sind?

Egal, die nächste Kirche in Ardres wartete. Das Wetter hatte sich eingetrübt, aber es blieb trocken!



Gleich hinter dem Ortsausgang von Saint-Omer kam ich plötzlich und unerwartet in hügliges Gelände. Ein kleines Dorfkirchlein in Cormette kam mir da für eine kleine Besichtigungspause ganz gelegen.



Welche Überraschung: das Innere enthielt sehenswerte alte Wandmalereien. Leider waren sie sehr restaurationsbedürftig.



Bei der Weiterfahrt mit vielen kurzen giftigen Steigungen kam ich an diesem Wegweiser vorbei: ich war auf einen Pilgerweg geraten. Da pilgern was mit Leiden (und Erlösung von demselben) zu tun hat, erschienen mir die steilen Aufstiege jetzt logisch! Obwohl ich meinen weiteren Weg sofort neu überdachte und nicht auf dem Pilgerpfad fuhr, blieb es hügelig und steil (bis 11%). Das lag einfach daran, daß ich Ardres erreichen wollte, und das lag nun mal hinter einer Hügelkette!

Die Kirche in Ardres fand ich dann enttäuschend:



Es war der Mühe nicht wert – ich hätte am Kanal und in der Ebene bleiben können. Dafür fand ich eine Brasserie, wo ich mein Minimalfrühstück mit einem kräftigen und schmackhaften ‚Brunch‘ aufbessern konnte!

Ab Adres war ich endgültig im Flachland, und in Calais auch wieder an einem Kanal.



Auch wenn man es auf dem ersten Blick nicht glaubt: Calais liegt in Flandern! Man kann es am Rathaus und dem zugehörigen Belfried deutlich erkennen!



In der Stadtmitte traf ich dann noch das Ehepaar De Gaule, welches ich herzlich begrüßte.



Die Kirche aus dem 12. Jahrhundert (mehrfach zerstört) ist auch wieder aufgebaut!



Meine Besichtigungsrunde durch Calais endete am Leuchtturm.



Hiermit hatte ich das Meer erreicht. Jetzt mußte ich nur noch den Campingplatz aufsuchen, der einige Kilometer außerhalb der Stadt lag. Sofort, als das Zelt stand, machte ich mich auf zum Strand. Sandstrand und Dünen hatte ich schon lange nicht mehr erlebt.



Ein Regenschauer kürzte meinen Strandaufenthalt dann doch erheblich ab, ich bewegte mich schnellstmöglich wieder zum Zeltplatz. Im Regen wollte ich nicht nach Calais fahren, um ein Restaurant zu suchen. Der Campingplatz hatte ebenfalls eine Gaststätte, und die suchte ich jetzt auf. Sie hatte aber geschlossen. Zufällig kam gerade die Platzchefin vorbei. Die befragte ich nach der Öffnungszeit.
Antwort: „In der Saison!“
Ich: „Jetzt ist doch Saison: Mai bis Oktober“.
Platzchefin: „Nein, in den Schulferien: Juli – August!“

Und wieder saß ich im Zelt bei Baguette, Käse und Rotwein. Auf das Zeltdach trommelte romantisch der Regen!


Fortsetzung folgt




___
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Geändert von Gerhard O (25.01.19 22:00)
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#1367187 - 19.12.18 10:56 Re: Frankreich BeNeLux 2018 [Re: Gerhard O]
Gerhard O
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Teil 4: An der Nordseeküste…


Tag 21: Samstag, 26. 5. 2018
Calais - De Panne , 69 km

Morgens hatte der Regen aufgehört. Auf der Zeltwiese stand ein weiteres Fahrrad. Im dazugehörigen Zelt herrschte noch Nachtruhe. Es war das erste mal seit Lauterbourg, daß ich einem Reiseradler begegnete. In diesem Fall war es eine Radlerin: eine schweizer Lehrerin hatte sich eine 4-monatige Auszeit gegönnt und war mit dem Rad von Portugal nach Norwegen unterwegs – immer entlang der Küste.

Als ich mich auf den Weg machte, packte die Dame noch zusammen. In Calais besuchte ich den ersten Supermarkt am Weg, um für das Frühstück einzukaufen. Eine offene Cafeteria oder ähnliches hatte ich nirgends gesehen.

Der erste Ort den ich nach Calais erreichte war Gravelines. Hier gibt es einen Hafen und hier ist auch das Seenotrettungsboot stationiert – wetterfest in einem Bootshaus!



Gravelines ist eine flämische Stadt mit Belfried, war aber auch eine französische Festung, natürlich von Vauban angelegt.




Von einem Nordseeküstenradweg ist auf der ganzen Strecke nichts zu sehen, ich fuhr auf Landstraßen. In Dünkirchen hatte ich ein Bistro entdeckt, wo ich auf der Terrasse sitzend meine Durst- und Hungergefühle befriedigen konnte. Dabei sah ich auch meine Zeltnachbarin unten auf der Straße vorbei radeln.

Ansonsten habe ich in Dünkirchen keine Sehenswürdigkeiten entdeckt. Daher gibt es auch nur ein Foto von dieser Kirche!



Der kleine schwarzgelbe Käfer fand seine Flugbahn wohl auch recht langweilig: er versuchte mein Rad als Taxi zu nutzen.



Hinter Dünkirchen beginnt ein Radweg auf einer Bahntrasse. Er ist aber noch im Bau und so wurde ich bald wieder runtergeleitet. Der weitere Weg sollte mich durch die Dünen führen. Da hatten die Stadtoberen aber etwas dagegen. Diese Absperrung war für mich unpassierbar!




Über eine geschwungene Füßgängerbrücke konnte ich die Eisenbahnlinie mit dem unfertigen Radweg überqueren und auf kleinen innerstädtischen Straßen weiter fahren.



Oben von der Brücke sah ich wieder mal meine Zeltnachbarin auf der Straße vorbei radeln. Ich habe sie dann eingeholt und so konnten wir plaudernd die Grenze nach Belgien erreichen. Sie fand es erstaunlich, wie locker der Grenzübertritt innerhalb der EU ist. Dieses war der erste Übergang, wo sie wenigsten ein Grenzschild entdecken konnte. Die anderen Grenzen hatte sie unbemerkt überquert!

In Belgien trat sie dann kräftig in die Pedale. Mein ‚Rentnertempo‘ war ihr auf Dauer zu langsam, denn sie wollte heute noch bis Ostende kommen. Ich radelte gemütlicher weiter, denn mein Ziel war der erste Campingplatz in Belgien.

In De Panne habe ich dann Quartier bezogen und den Abend im Campingplatzbistro verbracht.



Tag 22: Sonntag, 27. 5. 2018
De Panne - Knokke , 92 km

Heute wollte ich etwas früher wegkommen, damit mir genug Zeit für ein ausgedehntes Frühstück und Besichtigungen bleibt: Vor allem Brügge stand auf dem Programm. Es war dann aber doch fast 8 Uhr, bis ich abfuhr.

Das Frühstück in De Panne (Patisserie!) war gut und ausreichend und um 8.30 Uhr war ich an der Strandpromenade. Die Orientierung erwies sich ab jetzt als sehr einfach, denn in Belgien gibt es wie in den Niederlanden das Knotenpunktsystem mit den recht guten Übersichtskarten an jedem Knoten.

Weniger schön ist die Strandpromenade selbst: sie ist auf fast der gesamten belgischen Küstenstrecke so zugebaut wie hier in Sint-Idesbald zu sehen.



Was auf diesen Knotenpunktübersichtskarten leider nicht gekennzeichnet ist, sind die Orte, wo es bei meinem Erscheinen regnet! In Nieuwpoort-aan-Zee hatte es mich zum ersten mal erwischt.



Dank der dichten Bebauung konnte ich aber schnell ein Vordach finden, um mich unter zu stellen. Dabei hatte es am Morgen noch nach einen schönen sonnigen Tag ausgesehen.

Sobald es aufgehört hatte, fuhr ich weiter, wurde aber kurz darauf wieder ausgebremst: ich war in eine Oldtimerschau geraten. Nur mühsam konnte ich die Absperrungen umgehen und auf die andere Seite der Ausstellung gelangen.



Eine Stunde später in Middelkerke sah es aus, als ob es nie geregnet hätte! Dafür hatte man hier mit Sand zu kämpfen. Der Radweg war teilweise zugeweht, selbst die Küstentram fuhr durch Sand.



In Ostende herrschte schönstes Wetter und ein reger Touristenverkehr. Den eigentlich an der ganzen Küste gleich aussehenden Strand hat man mit einigen Kunstwerken verziert. Pferdekutschen und verschiedene Kinderbelustigungen sorgen dafür, daß die Touristen auch genügend Geld ausgeben.



Nicht weit von hier befindet sich der Hafen und endet die Bahnlinie. Der Fährverkehr hat aber gegenüber früher deutlich nachgelassen. An die große Zeit der Seefahrt erinnert nur noch der ausgestellte Dreimaster.



Über die Drehbrücke überquerte ich den Hafen und dann war ich aus Ostende auch schon wieder draußen!

Bredene heißt der sich direkt anschließende Ort. Hier habe ich eine kleine Gaststätte für meine Mittagspause gefunden. Und während ich mein Bier trank, konnte ich die ‚nackte Betsy‘ von Irénée Duriez bewundern.



Bei der Weiterfahrt kam ich in Blankenberge an einem ähnlichen Kunstwerk vorbei: Die Blankenbergerinnen. Louisette Lagast ist hier die Künstlerin.



Diese Frauen stehen mitten in einem Kreisverkehr. Ob das der Verkehrssicherheit gut tut?


Es war sonnig und es war noch früher Nachmittag. So verließ ich bei Blankenberge die Küste und steuerte wie geplant Brügge an. Die Stadt erreichte ich am Eselstor



und bewegte mich dann meist schiebend durch die Menschenmengen. Es gibt viel zu sehen in Brügge!



Als ich das Rathaus (man achte auf den flämischen Belfried!) erreicht hatte, fing es an zu regnen. Den Starkregen habe ich in einer Toreinfahrt unter dem Rathausturm abwettern können. Ich wartete und wartete, bis aus dem Wolkenbruch ein Nieselregen wurde. Da ich nicht unter dem Torbogen übernachten konnte, fuhr ich weiter. Am Kruispoort verließ ich Brügge, mußte mich aber hier nochmal kurz unterstellen.



Außerhalb der Stadt konnte ich nur wenig fotografieren, denn meine Kamera ist nun mal nicht wasserdicht und es regnete immer noch .



Im Regen erreichte ich den Campingplatz in Knokke, kurz bevor um 18 Uhr die Rezeption schloß!

Die Fahrt abends in das Stadtzentrum zum essen gelang mir wieder trocken!



Vorsichtshalber hatte ich mein Rad neben dem Restaurant unter einer Markise geparkt. Während des essens regnete es tatsächlich. Ich freute mich auf einen trockenen Sattel für die Rückfahrt. Als ich losfahren wollte, war die Markise eingezogen und mein Rad patschnaß!



Tag 23: Montag, 28. 5. 2018
Knokke - Burgh-Haamstede, 73 km

Zum Frühstück machte ich noch einen kurzen Abstecher in die nächste Patisserie und danach machte ich mich auf den Weg nach Zeeland. Bisher hatte ich in Belgien gute bis sehr gute Straßen und Radwege. Für die Verbindung zu den Niederlanden hielt man das aber für unnötig!



Kaum hatte ich die Grenze überquert, war ich auf dem LF1 angekommen, dem niederländischen Teil des Nordseeküstenradwegs.



Dieser Weg ist bestens ausgeschildert und überall gut zu fahren!

Immer entlang der Küste war ich kurze Zeit später in Breskens.



Von hier aus gibt es eine Fahrradfähre über die Westerschelde nach Vlissingen.

Als ich ankam, war die Fähre gerade abgefahren und ich hatte jetzt eine Stunde Zeit bis die nächste fuhr. Ich konnte am Ticketschalter in Ruhe eine Fahrkarte erstehen (4,25€ in bar ohne Karte!). Dann empfahl mir der Ticketverkäufer noch, schon jetzt durch die Einlaßkontrolle zu schieben, denn wenn die Fähre voll ist, macht die Sperre zu! Dann muß ich trotz Fahrkarte auf die nächste Fähre warten. Ich wartete also direkt am Anleger. Kurz bevor das Schiff einlief, wurde es hinter mir lebendig. Mindestens hundert Schüler auf Fahrrädern bevölkerten den Zugang. Als wir alle auf der Fähre waren, war das Boot voll!



In Vlissingen hielt ich mich nicht auf, sondern radelte sofort weiter nach Middelburg.



In Middelburg gibt es jede Menge zu sehen und so laß ich es hier bei vielen kleinen (durch klicken vergößerbaren) Bildchen.



In Middelburg war ich auch in einem Biergarten eingekehrt. Verblüffenerweise erhielt ich hier ein sehr schmackhaftes Bier, gebraut nach deutschem Reinheitsgebot: Hertog Jan. (Das ist besonders bemerkenswert, weil diese Brauerei genauso wie Leffe zum Anheuser-Busch-Konzern gehört. Im Supermarkt habe ich das gleiche Bier nicht gefunden, sondern nur deren aromatisierten Sorten.)

Für das nächste Zwischenziel Veere habe ich sogar einen kleinen Abstecher gefahren. Auch hier wimmelt es von Sehenswürdigkeiten oder schönen Ansichten.



Über den Veerse Gatdam verlasse ich Walcheren und befinde mich jetzt Noord-Beveland.



Schon nach wenigen Kilometern biegt der Nordseeküstenradweg auf das Oosterschelde-Sperrwerk ab.



Selbstverständlich gibt es auch hier einen hervorragenden Radweg – natürlich voll im Wind!



In Burgh-Haamstede auf Schouwen-Duiveland wollte ich die Tagesetappe beenden. Das Warum ist schnell erklärt: im Ort gibt es mehrere Restaurants (was in den Niederlanden nicht selbstverständlich ist). Laut meiner Liste sollte es hier mehrere Minicampings (Kamperen bij de boer) geben. Ich hoffte, daß ich auf einem davon unterkommen würde.

Am ersten Platz war niemand zu Hause, also zum nächsten. Dieser war etwas größer. Hier befanden sich mehrere Dauercamper und ein Sanitärgebäude mit dem Schild ‚Rezeption‘. Die Tür war abgeschlossen, aber es gab eine Mobilfunknummer. Womit wiederum bewiesen ist: ein Handy ist in unserer modernen Zeit selbst zum Zelten unabdingbar. So ein Anruf sollte kein Problem sein, schließlich sind die Roaminggebühren abgeschafft. Leider gilt das nicht, wenn ein deutsches Handy ein niederländisches Handy anruft. Wenn jetzt wie bei mir die Dame am anderen Ende der Leitung nicht begreift, daß ich nicht reservieren will, sondern schon auf dem Platz stehe und eigentlich nur Duschmarken brauche, zieht sich das Gespräch in die Länge. Schlußendlich kam die zuständige Dame und ich konnte einchecken. Hinterher habe ich dann festgestellt, daß das Telefongespräch fast so teuer war wie der Platz!

Aber alles ist relativ, sagte schon Einstein: Das Essen im Balkanrestaurant war noch teurer.


Tag 24: Dienstag, 29. 5. 2018
Burgh-Haamstede - Delft, 71 km

Gefrühstückt habe ich im Zelt, denn etwas Besseres hätte ich im Ort auch nicht bekommen! Um 8 Uhr war ich auf dem Rad und gegen 8.45 Uhr erreichte ich das Grevelingenmeer.



Das Grevelingenmeer ist heute ein salzhaltiger Binnensee und durch einen Deich (mit Siel) von der Nordsee getrennt. Auf dem Deich gibt es einen Radweg. Leider verläuft er großteils zwischen Dammkrone und Dünen, so daß man eigentlich nur Sand, Asphalt und Beton sieht!



Dem Wind scheint das aber nichts auszumachen – er kam die ganze Zeit kräftig von vorne!

Der weitere Weg führt dann binnen am Ufer entlang. Einen Seehund habe ich hier gesehen, leider ließ er sich nicht fotografieren. Den Haubentaucher entdeckte etwas später an der Haringvliet.




Hier beginnt auch das nächste Sperrwerk: der Haringvlietdam. Ein gewaltiges Schleusenbauwerk sichert das Binnenland vor der Nordsee.



Gegen Mittag erreichte ich das Hafengebiet bei Rotterdam. Der Rhein, bzw. Waal und die Maas haben sich vereinigt und wieder in verschiedene Wasserläufe geteilt, die ich meist auf Brücken überquerte. Der Hauptarm Richtung Hoek van Holland muß mit einer Fähre überquert werden. Fähren fahren in kurzen Abständen im Pendelverkehr. Als ich ankam, war gerade eine abgefahren und der Warteparkplatz am Anleger war leer. Mitten auf dem Platz stand ein Ticketautomat. Hier konnte ich (mühsam) die niederländische Erklärung entziffern. Ich sollte hier – und nur hier – ein Ticket ziehen, welches 1,35€ kostet. Bezahlen konnte ich nur mit Karte – Bargeld war nicht vorgesehen.

Es war das erste mal auf dieser Reise, daß ich meine Kreditkarte benötigte.
1. Versuch: Karte abgewiesen – ungültig!
2. Versuch: Karte umgedreht – Automat arbeitete: rödel –rödel -rödel
-Geben Sie ihre PIN ein!
Jetzt hatte ich ein Problem. Die PIN hatte ich schon seit Jahren nicht mehr benötigt – schließlich war das eine Kredit- und keine EC-Karte. Inzwischen hatte sich eine Menschenmenge hinter mir versammelt, die alle Tickets kaufen wollten. Ich fing an, meine gut versteckte PIN zu suchen. Der Automat hatte derweil wegen Untätigkeit abgebrochen.

Während ich noch suchte, hat sich mein Nachbar in der Warteschlange (ebenfalls mit Fahrrad) am Automat zu schaffen gemacht. Er hielt eine Karte an ein Leseteil des Automats und schon kam ein Ticket raus – Blitzschnell! Dieses hielt er mir hin und sprach: „So, jetzt kannst du fahren!“

Ich dankte und suchte in meinem Geldbeutel nach 1,35€. Dabei warf ich auch einen kurzen Blick auf das Ticket: 0,95€! Ich fragte: „95 Cent – Ist das richtig?“ „Ja, ich fahre billiger als du!“

Eine Fähre hatte angelegt und die Leute stiegen ein. Ich konnte dem freundlichen Holländer schnell noch ein Eurostück in die Hand drücken, bevor er entschwand.

Nach dem Anlegen der Fähre befand ich mich in dem Örtchen Maassluis.



Das Wetter war so schön, daß sogar der Reiher zu Fuß einen kleinen Stadtspaziergang machte.



Ich nutzte die Gelegenheit für eine ausgiebige Mittagspause. Mein Frühstück im Zelt reichte mir nicht für eine ganze Tagesfahrt.

Nach der Pause mit einer Käseplatte und Bier (Heineken, gebraut mit Mais! Gerste wird scheinbar nur dort verwendet, wo deutsche Kunden überwiegen – oder wo es vorgeschrieben ist!) fuhr ich weiter Richtung Delft. Dabei kam ich durch typisch holländische Landschaft.



In dieser Umgebung habe ich auch das erste mal auf dieser Tour Kibbeling genießen dürfen. Diese Leckerei darf bei einer Niederlandtour auf gar keinen Fall fehlen!

Delft hatte ich mir als Tagesziel ausgesucht, weil ich hier einen Besichtigungstag einlegen wollte. Im Umkreis der Stadt gibt es mehrere Campingplätze. Ich hatte mir einen Platz nahe der Altstadt ausgesucht, weil ich von hier aus meine Besichtigungsrunde zu Fuß machen konnte. Außerdem hat dieser Platz ausreichend touristische Infrastruktur, d.h., eine Bar mit Restaurant.





Tag 25: Mittwoch, 30. 5. 2018
Besichtigungs- und Ruhetag in Delft – keine Fahrradkilometer, keine Akkuaufladung.

Nach all dem Regen der letzten Tage hatte ich hier wieder Gelegenheit, Wäsche zu waschen. Danach spazierte ich zum ‚Sightseeing‘ in die Stadt. Als erstes versuchte ich eine geöffnete Gaststätte oder sonstige Frühstückmöglichkeit zu finden. Da es schon 11 Uhr war und Delft ein touristisches Zentrum ist, fand ich auch was: eine Cafeteria mit Außenbereich. Hier gab’s Kaffee und belegde broodjes. Kann man essen – und mehr sage ich nicht dazu!

Und nun die Besichtigungen in kleinen Bildern (mit Vergrößerungsmöglichkeit):



Und jetzt noch die Weisheit des Tages:



Nachmittags kam ich gerade noch rechtzeitig vor einem Gewitter mit wolkenbruchartigem Regen auf dem Campingplatz an. Meine Wäsche konnte ich trocken einsammeln!

Vor dem Besuch des Restaurants hatte ich noch Zeit, ein paar Freunde anzurufen und einen Statusbericht abzugeben (Meine Frau habe ich selbstverständlich täglich angerufen!). Zusätzlich hatte ich mit Hilfe des Handys meine kompletten Bilder von der Kamera und die Tracks vom Navi auf SD-Karte gesichert. Der Stromverbrauch für diese Aktion war größer als erwartet. Das Handy konnte ich anschließend mit meinem Pufferakku noch voll aufladen, für die Kamera hat es nicht mehr ganz gereicht. Es war das erste mal, daß ich mit leeren Pufferakku und halbvollem Kameraakku in den nächsten Tag starten mußte!


Tag 26: Donnerstag, 31. 5. 2018 (Fronleichnam)
Delft – IJmuiden, 72 km

Morgens hatte der Himmel sich wieder beruhigt, meinen Magen beruhigte ich mit einer halben Tüte Studentenfutter.

Der Weg zur Küste führte durchweg durch geschlossenes Siedlungsgebiet: Delft – Den Haag – Scheveningen. Es gibt mehr oder weniger gute Radwege, meist neben der Straße. Die größten Hindernisse sind diese kleinen Brückchen.



Die Rampen sind sehr steil. Da der Radweg rechtwinklig abbiegt, konnte ich keinen Anlauf nehmen. Zudem war morgentliche ‚Rushhour‘: Es wimmelte von Radfahrern (Schüler, Hausfrauen und Berufspendler) und Hausfrauen zu Fuß oder mit Kinderwagen. Für mich bedeutete das: ich mußte gelegentlich schieben!

Nebenbei bemerkt: Radfahren in holländischen Großstädten ist nichts für schwache Nerven. Ich wurde rechts und links überholt, als Sicherheitsabstand gilt eine ‚Zeitungsdicke‘ als ausreichend – Hauptsache keine Berührung!

Am Wasserturm von Scheveningen erreichte ich die Dünenlandschaft der Küste.



Alles war in dichten Nebel gehüllt.




Bei der Tourplanung zu Hause hatte ich mir schon einen Plan B ausgedacht für den Fall, daß an Frohleichnam und dem damit verbundenen langen Wochenende schönes Wetter ist. Die Holländer nennen das Moffendag. Ohne Reservierung ist dann kein Stellplatz für ein Zelt zu bekommen!

Wie man aber sieht, war der Ansturm bei diesem Wetter ausgeblieben!



Die Strandbuden wurden gerade geöffnet. Mangels eines ordentlichen Frühstücks versuchte ich hier, zumindest eine Frikandel speciaal zu bekommen. Man wies mich aber ab: „Essen erst nach 12 Uhr!“

Etwas weiter im Norden befindet sich die alte Rheinmündung. Das Wasser des Rheins fließt größtenteils nach Rotterdam, ein kleinerer Teil über die Ijssel ins Ijsselmeer. Der Fluß selbst aber mündet hier – zumindest war das im Mittelalter noch so. Hier befand sich die Nordgrenze des Römischen Reichs.



In Noordwijk war es dann 12 Uhr und es begann zu regnen. Ich flüchtete in einen Imbiss und konnte hier meine Frikandel essen. Alkohol gab es aber keinen: mein Bier trank ich anschließend in der Kneipe gegenüber! Die Bierpause dehnte ich aus bis der Regen aufhörte.

Bei Zandvoort erreichte ich das Kennemerland. Teile davon sind als Nationalpark eingerichtet.



Innerhalb dieses Gebiets liegt Zandvoort. Ein erneutes Gewitter zog auf und mit den ersten Regentropfen erreichte ich den Ortsrand. Das Vordach und das Treppenhaus des ersten Wohnblocks mußten als Unterstand herhalten. Hier konnte ich feststellen, daß ich nicht der einzige Reiseradler war. Immer mehr Radfahrer suchten hier Schutz.



Nach dem Regen war ich wieder allein. Mein Weg führte weiter durch die Dünen. Man versucht hier möglichst wenig in die Natur einzugreifen. Dann sieht der Radweg manchmal auch so aus: (Hinweis auf dem Schild: Achtung! Düne überquert den Weg.)



Um die Verwaldung zu verhindern, läßt man hier Pferde frei leben. Sie leben im Park wie Wildpferde.



Zusätzlich hat man Schottische Hochlandrinder angesiedelt. Auch sie leben frei! Da ich ein Stadtkind bin, fehlt mir jede Erfahrung mit Rindern. Wenn so ein Tier dann mit dem Kopf nach unten und den riesigen Hörnern nach vorne so vor mir steht ….. nehme ich mein Herz in die Hand und versuche, im großen Abstand dran vorbei zu kommen.



Die Rinder weichen nicht aus. Zum Glück blieben sie friedlich! (Sonst ließe man sie auch nicht frei rumlaufen oder uns nicht ins Gehege).

In IJmuiden kam ich an einem Supermarkt vorbei. Hier deckte ich mich mit neuen Vorräten ein.

Am Campingplatz in IJmuiden konnte ich zwar übernachten, aber nicht essen gehen. Das Restaurant ist nur am Wochenende geöffnet – deutsche Feiertage mit Besucheransturm ändern daran nichts!

Der Platzwart schickte mich zum Sportboothafen einen Kilometer entfernt. Dort fand ich dann geöffnete Gaststätten.

Fortsetzung folgt



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Geändert von Gerhard O (20.12.18 15:10)
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#1367208 - 19.12.18 13:19 Re: Frankreich BeNeLux 2018 [Re: Gerhard O]
Keine Ahnung
Moderator
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Beiträge: 12.863
In Antwort auf: Gerhard O


Hier hätte ich aber beizeiten umkehren sollen, denn plötzlich ging gar nichts mehr – das Rad war komplett eingesaut.



Durch den Regen der Nacht klebte der Dreck überall. Irgendwann konnte ich nicht mehr schalten und die Räder drehten sich nur mühsam.


Oh ja, das kenne ich entsetzt - Leider merkt man häufig erst, wie schlimm es ist, wenn es schon zu spät ist.

Danke für Deinen Bericht - es macht Spaß, Deiner Tour zu folgen lach .
Gruß, Arnulf

"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot)
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#1367316 - 20.12.18 10:35 Re: Frankreich BeNeLux 2018 [Re: Gerhard O]
cyclerps
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Lieber Gerhard,

deine Bilder gingen gerade quer durch unsere Rezeption.
Man war verblüfft das Du wirklich fast jeden Hügel um nach Hornbach zu kommen "mitgenommen" hast obwohl es flach wie ne Flunder drumrum geht. grins
Erstaunte Blicke bzgl. Wegeführung und Respekt vor deiner Leistung. bravo
Gruss
Markus
Forza Victoria !

When nothing goes right -> go left!
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#1367329 - 20.12.18 12:06 Re: Frankreich BeNeLux 2018 [Re: cyclerps]
Gerhard O
Mitglied
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Beiträge: 515
Was soll ich dazu sagen? Da hat mein ortskundiger Fachberater in Lauterbourg vermutlich die falschen Tipps gegeben teuflisch

Außerdem wollte ich die schönen Seiten der Pfalz sehen - flaches Land gibt es bei uns genug! Wozu habe ich mir im letzten Winter die 'Rentnerübersetzung' ans Rad gebaut: 22 Zähne vorne - 34 Zähne hinten, Entfaltung: 1,41m!

Gruß
Gerhard
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Geändert von Gerhard O (20.12.18 15:31)
Änderungsgrund: Rechtschreibfehler korrigiert
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#1367349 - 20.12.18 15:29 Re: Frankreich BeNeLux 2018 [Re: Gerhard O]
Gerhard O
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Teil 5: Über Friesland ins Ruhrgebiet


Tag 27: Freitag, 1. 6. 2018
IJmuiden – Westerland, 82 km



Ich verabschiedete mich von Schneewittchen und den 7 Zwergen und machte mich auf zur Fähre, die mich über den Noordzeekanaal bringen sollte. Der Kanal lag im Nebel und die Fähre kam aus dem Nichts und fuhr auch wieder ins Nichts. Ich hatte schon die PIN für die Kreditkarte bereitgelegt und suchte den Fahrkartenautomat. Überraschung: die Fähre war kostenlos!



Mit der Fähre war ich auch wieder auf dem LF1 Nordseeküstenradweg. In Wijk aan Zee war plötzlich eine Zusatzinfo auf dem Radwegschild: sinngemäß übersetzt: Radweg kostenpflichtig!

Das habe ich ignoriert und 500m weiter stand der Ticketautomat am Wegesrand incl. der nötigen Infos.



Hier beginnt das Nordholländische Dünenreservat und das Betreten erfordert eine Dünenkarte. Die erforderliche Betretungserlaubnis kann man an diesem Automat erwerben – natürlich nur mit Karte! 1,80€ kostet das Vergnügen für einen Tag!

1. Versuch: Kreditkarte eingesteckt: rödel … rödel … rödel : Karte nicht lesbar!
2. Versuch: Karte entnommen, überprüft und wieder eingesteckt: rödel … rödel … rödel : Karte ungültig!
3. Versuch: EC-Karte eingesteckt: rödel … rödel … rödel : Automat defekt!

Was nun? Ohne Duincard fahren? Beschreibung nochmals durchgelesen: Duincard kann auch in verschiedenen Geschäften am Rand des Naturreservats erworben werden.

Zufällig kam ein Spaziergänger mit Hund vorbei. Den habe ich dann um Rat gefragt. Seine Antwort: „Wenn Sie nur ein paar hundert Meter durch das Gebiet fahren, wird sie vermutlich niemand kontrollieren. Sollten sie aber Rangern begegnen, dann kann das teuer werden“.

Ich entgegnete, daß ich vorhabe, das ganze Gebiet bis fast nach Den Helder zu durchfahren. Daraufhin meinte er, daß es wohl besser wäre, ich würde mir eine Karte kaufen.

„Und wo bekomme ich die, wenn der Automat nicht geht?“ (Auf dem Display stand immer noch: defekt)
„Wenn sie zurück fahren in den Ort, gibt es an der ersten Kreuzung einen SPAR-Laden. Die verkaufen die Duincard“.

Also bin ich ca. 500m zurück gefahren nach Wijk aan Zee und habe im beschriebenen SPAR-Laden die Karte gekauft! Am defekten Automat konnte ich jetzt hoch erhobenen Hauptes vorbeifahren! 2 mal bin ich während des Tages Rangern begegnet und bin nicht kontrolliert worden!

Zur Landschaftspflege leben auch hier in Nordholland Hochlandrinder. Dieses hier beäugte mich neugierig, blieb aber ruhig stehen.



Diese Raupe aber hatte Angst vor mir und machte schleunigst den Weg frei.



Unterwegs habe ich noch eine Planze gesehen, die ich bisher für vertrocknetes vergilbtes Kraut hielt. Hier standen diese Gewächse aber in größeren Mengen.



Ich habe sie fotografiert, damit ich mich zu Hause schlau machen konnte: es handelt sich um die Vogelnestwurz. Das Besondere daran – sie ist immer so gelb-braun, sie hat gar kein Blattgrün.

Neben den Rindern leben hier auch Pferde.



Der Radweg durch das Reservat ist gut ausgebaut, paßt sich aber der Landschaft an. Es kann schon mal steil werden!



Am Morgen hatte ich noch gehofft, daß nach dem Nebel Sonnenschein folgt. Auch wenn es bisher trocken war, so sah es immer wieder nach Regen aus. In Egmont schien aber tatsächlich die Sonne. Ich fand eine Cafeteria mit Biergarten, wo ich jetzt mein verspätetes Frühstück nachholte: Kaffee und Kuchen!

Wieder überlegte ich: Das Dünengebiet verlassen und durch die Dörfer fahren oder im Reservat bleiben und evtl. ohne jeden Schutz bei Gewitter im Regen stehen? Ich entschied mich für die Dünen!

So warm, daß ich am Strand liegen wollte, war es nicht. Es gab aber nicht wenige Leute, die anderer Meinung waren!



Es blieb den ganzen Tag trocken, der Wind vom Meer wurde aber immer stärker. Als ich die Möglichkeit hatte, den Deich zwischen mich und den Wind zu bringen, tat ich das. Auf der Binnenseite hatte sich die Landschaft komplett geändert.





Wolkenfetzen fegten über das Wasser.



Ich strebte dem nächsten Campingplatz zu und hielt unterwegs nach einem geeigneten Restaurant für das Abendessen Ausschau. Außer diesen Hasen sah ich aber nichts. Auch er hatte sich vor dem Wind weggeduckt.



Am Camping in Westerland angekommen, war vom Platzwart nichts zu sehen. An der Rezeption gab es eine Sprechanlage, mit der man den Platzwart rufen sollte – funktionierte aber nicht. Ein zufällig vorbeikommender Dauercamper rief dann den Platzwart für mich per Handy.

Essen konnte ich in einer Gaststätte in der Nähe des Platzes. Abends hatte ich noch Unterhaltung mit einem anderen Reiseradler, der allerdings in die Gegenrichtung wollte.


Tag 28: Samstag, 2. 6. 2018
Westerland - Stavoren, 77 km

Es hatte die ganze Nacht kräftig geregnet bis in den Morgen. Ich ließ mir Zeit mit dem Aufstehen, denn im Regen wollte ich nicht losfahren. In meinem Zelt war es gemütlich und trocken!

Ganz anders bei meinem Nachbar. Da war irgendwo Wasser eingedrungen und seine Luftmatratze schwamm. Alles was offen im Zelt lag war naß, auch der Schlafsack. Er war verzweifelt, denn trocknen konnte bei dem Wetter nichts. Als ich um 9 Uhr abfahrbereit war, sah er schon etwas zuversichtlicher aus: Er hatte per Internet einen Campingplatz in der Nähe ausgemacht, der einen Wäschetrockner hatte. Den wollte er jetzt anfahren.

Ich wollte auf dem Abschlußdeich die andere Seite des IJsselmeeres und damit Westfriesland erreichen. Auf den Weg nach Den Oever hoffte ich, eine Frühstückmöglichkeit zu finden. Es ergab sich aber nichts, es blieb bei einem Besuch bei Aldi.



Es regnete nicht, aber der Wind hatte wieder zugenommen – zum Glück von hinten! Mit 30km/h sauste ich mit Rückenwind über den Deich und brauchte kaum treten. Entgegen kommende Radfahrer kämpften verbissen und manche schoben sogar!

Am Aussichtspunkt gab es eine Cafeteria. Hier kehrte ich ein und holte mein Frühstück nach.



Bei Kornwerderzand verließ ich den Deich und mußte ein Stückchen gegen den Wind fahren. Jetzt wurde mir so richtig klar, welchen Vorteil ich bei meiner IJsselmeerquerung genossen hatte.



Sobald ich Richtung Süden fuhr und mich von der Nordsee entfernte, ließ der Wind nach. In Makkum war schönstes Wetter! Ich nutzte die Gelegenheit für eine Mittagspause in einem Biergarten mit einem Matjesteller.

Workum ist ebenfalls eine Pause wert:



Die nächste Pausenstation ist dann Hindelopen.



Da in Deutschland ‚langes Wochenende‘ war, waren alle Orte voll mit Touristen, meist Segler und Surfer.

Als ich Stavoren erreicht hatte, hatten auch die letzten Segler angelegt. Der Hafen und die Stadt waren voller Menschen. Die Gaststätten hatten teilweise Tafeln vorm Eingang stehen: belegt!



Mich zog es aber erstmal zum Campingplatz. Der Hafenmeister des Yachthafens war auch gleichzeitig der Platzwart und wies mir eine Ecke weitab vom Touristentrubel zu. Ich hatte eine wirklich ruhige Nacht abseits der feiernden Segler und Wohnmobilisten!

Einen Platz im Restaurant ergatterte ich nur mit Mühe. Es saßen mehrere Segler mit mir am Tisch, die interessiert zur Kenntnis nahmen, daß man mit einem Fahrrad auch Urlaub machen kann und nicht nur Nachmittagsausflüge.


Tag 29: Sonntag, 3. 6. 2018
Stavoren - Hattem, 86 km

Als ich mich gegen 8 Uhr auf den Weg machte, lag der Hafen noch friedlich in der Morgensonne.



Frühstück sollte es im anderen Teil des Hafens geben, und dahin zog es mich jetzt. Unterwegs traf ich diesen Schwarm Perlhühner. Ich war gerade dabei, Detailaufnahmen zu versuchen, als sich ein Mann mit Hund näherte. Bei dem Hund erwachte sofort der Jagdtrieb und laut kläffend rannte er auf die Hühner zu. böse Diese entflogen augenblicklich! Darum – seht ihr nur dieses Gruppenbild.



Die Gaststätte am Hafen entpuppte sich als Verkaufstresen, wo man vorbestellte Brötchen abholen konnte – und das war’s! Ein schöner sonniger Morgen, aber ein schlechter Start in den Tag!

Meine Packtasche war besser ausgerüstet und so gab es an nächstmöglicher Stelle Rosinenbrötchen (gestern bei Aldi gekauft).

In Lemmer wollte ich dann richtig frühstücken.



Ich fand aber nichts. Eine andere Radlergruppe war ebenfalls auf der Suche nach einem Lokal und hatte auch nichts gefunden. Wir einigten uns darauf, daß Lemmer noch im Schlaf liegt und alles geschlossen hat. Wir tratschten noch etwas und dann zog jeder seines Weges.

Im nächsten Dorf (Hant) fühlte sich mein Rad plötzlich schwammig an. Ich hatte einen Plattfuß! Noch in Lemmer hatte ich verkündet, daß ich schon vier Wochen unterwegs bin und noch keine Panne hatte – und sofort folgte die Strafe auf den Fuß!

Ich war gerade dabei, mein Gepäck abzupacken und das Rad auszubauen, als ein Auto am Straßenrand hielt. Ein freundlicher Holländer hat mir sofort seine Hilfe angeboten! Ich konnte ihn aber überzeugen, daß ich alles Notwendige dabei hätte und allein zurecht käme.

Die Ursache für den Platten entpuppte sich als ein Stück Metall ähnlich einer abgebrochenen Messerspitze, das sich durch den Reifen gearbeitet hatte.

Über Emmeloord erreichte ich das Schwarze Meer Zwarte Meer.



und bei Kampen die IJssel. Es war schon Nachmittag, als ich Kampen erreicht hatte. Im Stadtzentrum hatten die Gaststätten und Biergärten geöffnet. Hier kehrte ich ein und holte mein ausgefallenes Frühstück nach.



Das Tagesziel heute war Hattem in der Nähe von Zwolle. Zwolle besuchte ich aber genauso wenig wie Urk bei Emmeloord. Diese Orte sind durchaus einen Besuch wert, ich kannte sie aber schon von früheren Ausflügen.

Bei `s-Heerenbroek habe ich mittels Fähre auf die andere Seite der IJssel gewechselt. Der Einfahrt in Hattem stand nun nichts mehr im Wege.



Die Gastsstätten von Hattem waren gut besetzt. Ich wollte aber zuerst zum Campingplatz.



Am Campingplatz gab es eine Kantine, wo man ebenfalls essen konnte. Erstmal bestellte ich eine Frikandel speciaal und als ich weitere Leckereien ordern wollte, war die Küche zu! Zurück in die Stadt wollte ich aber nicht mehr fahren.

Meine Packtasche hatte noch Lebensmittelreste. Die mußten auch verzehrt werden. Schließlich wollte ich kein Essen mit nach Hause nehmen!


Tag 30: Montag, 4. 6. 2018
Hattem - Megchelen, 90 km

Frühstück gab’s wieder im Zelt, ich hatte noch Kekse und Nüsse! Noch vor 8 Uhr war ich wieder unterwegs. Auf schnurgeraden Deichen durchfuhr ich die IJsselebene.



Wie man hier bei Heerde an der ‚höhergelegten‘ Straße erkennen kann, wird das ganze Gebiet als Überschwemmungfläche für die IJssel frei gehalten.



Welch ein Aufwand für einen Bach, der so anfängt (früherer Reisebericht).

Solche Flußniederungen sind natürlich ideale Nistgebiete für Störche.



Was diese Tiere hier treiben, weiß ich allerdings nicht. Ich erkenne noch nicht mal was es genau ist: Lama, Vikunja, Alpaka oder Guanako. Sucht Euch was aus!



Bei Deventer kam ich an der Bolwerkmolen vorbei.



Wir kennen Windmühlen vorwiegend als Getreidemühle. In den Niederlanden sind es meist Wasserpumpen. Diese hier wurde jedoch als Sägemühle benutzt!

Die nächste Sehenswürdigkeit war dieser Rotschenkel. Bei uns am Niederrhein habe ich diese Vögel noch nie gesehen!



Bei Gorssel wechselte ich wieder die Flußseite. Da ich keine Schnepfe grins bin und nicht fliegen kann, nahm ich die Fähre.



Den Seitenwechsel habe ich vor allem wegen meiner vorgesehenen Mittagspause gemacht. Diese sollte in Zutphen stattfinden, ebenfalls eine Stadt mit historischem Stadtbild. In dieser Fußgängerzone bin ich dann eingekehrt.



Wegen dem ausgefallenen Frühstück hatte ich diese Pause auch nötig!

In Doetinchem warteten irgendwelche Aliens auf mich. Da bin ich schnell vorbei gefahren.



Tagesziel sollte der letzte Campingplatz vor der Grenze sei. In Megchelen, nur wenige 100 m von Deutschland entfernt, fand ich einen Bauerncamping. Der Platz wurde von der ‚Oma‘ der Familie betrieben.

In meinem Hinterkopf hatte ich mich schon damit abgefunden, daß ich noch ca. 3 km nach Anholt (Deutschland) fahren muß, um ein Restaurant zu finden. Vorsichtshalber befragte ich die die Bäuerin, wo ich etwas zu essen bekommen könne? Die Antwort überraschte mich:

„Was soll ich Dir denn machen?“

Wir einigten uns auf Kotelett mit Bratkartoffeln und Gemüse. Dazu gab es noch eine Vorsuppe.


Tag 31: Dienstag, 5. 6. 2018
Megchelen – Oberhausen, 68 km

Frühstück bekam ich bei der Bäuerin keins. Darauf wäre sie jetzt nicht eingerichtet, denn die deutschen Gäste wären immer so anspruchsvoll: sie wollen frische Brötchen! Sowas gibt es aber in Holland nur sehr schwer. Daß Anholt in Deutschland nur 3 km entfernt ist, habe ich ihr nicht verraten. schmunzel

Ich holte mein Frühstück wenige Kilometer weiter in Isselburg nach.

Meine Augen waren nur noch auf das Endziel gerichtet: nach Hause!

In Wesel kam ich dann doch noch auf die Idee, ein paar Bilder zu machen. Die Lippemündung bot sich gerade an.



Am Kraftwerk in Voerde ist, zumindest für mich, der Anfang des Ruhrgebiets, wenn man von Wesel rheinaufwärts fährt.



Nur ein paar Kilometer weiter flußaufwärts fließt die Emscher in den Rhein. Ab jetzt ist man auch gefühlt im Ruhrrevier, denn die Emscher ist der Hauptabwasserkanal der gesamten ‚Metropole Ruhr‘.



Am Kraftwerk Walsum verließ ich die Rhein.



Die Probleme, die hier im Block 10 auftraten (siehe obiger Link) sind übrigens die gleichen, die auch im Kraftwerk Datteln Block 4 auftraten. Hier wie dort haben Kaufleute die Bedenken der Ingenieure beiseite gewischt und die ‚wirtschaftlichere‘ Variante bestellt. Es wurde viel Geld verschleudert, dann ‚nachgebessert‘ und nun hat man hier wie dort die alte ‚unwirtschaftliche‘ Technik!

Ab Walsum war ich auf dem HOAG-Weg – die Trasse einer ehemaligen Industriebahn.



Dieser Radweg läuft durch die Industrieregionen Duisburgs nach Oberhausen und macht doch einen fast ländlichen Eindruck. Hier entstand auch dieses Bild: nicht nur Schmutz und Ruß!




Fazit

Es war eine schöne Reise. Die Frühstücksproblematik in Frankreich und in den Niederlanden hatte ich erwartet, das kannte ich schon von früheren Fahrten. Von Belgien war ich positiv überrascht!

Trotz des häufigen Regens brauchte ich niemals morgens mit nasser Bekleidung losfahren. Meist kam der Regen nachmittags oder abends, wenn das Zelt schon stand. Länger als einen Tag habe ich meine (wenigen) nassen Bekleidungsstücke niemals spazieren gefahren, bis ich sie trocknen konnte. Das Zelt war dicht und stand immer so, daß keine regenverursachten Bäche quer durchs Zelt liefen.

Die Strecke von Lauterbourg bis Calais empfand ich als so anstrengend wie noch nie eine Strecke vorher. Lag es am gesundheitsbedingten Trainingsrückstand (2017 wenig gefahren, keine mehrtägige Radtour) oder doch einfach nur am Alter? Tatsache ist, daß die körperliche Regeneration viel länger dauert als früher. Die Berge werden gefühlt immer steiler und höher.

Info für alle Leidensgenossen: Die Radtour hat meinen Gesundungsprozess bezüglich Beckenbodenmuskulatur und alles, was damit zusammenhängt, stark beschleunigt!

Nach Weihnachten beginnt die Planung für das nächste Jahr! (Vielleicht mit ein paar Bergen weniger und weniger ‚Notverpflegung‘!)


Ich hoffe, der Bericht hat Euch gefallen!
Gerhard

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Nur wer sich den Berg hoch gequält hat, darf ihn auch hinuntersausen!

Geändert von Gerhard O (12.02.21 11:27)
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#1367362 - 20.12.18 17:19 Re: Frankreich BeNeLux 2018 [Re: Gerhard O]
martinbp
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Beiträge: 3.083
Danke, Gerhard für deinen Bericht, den ich mit viel Vergnügen gelesen habe, immer unter dem Aspekt: Wann kreuzen sich unsere Wege denn mal wieder?

Im Jahre 2017 bin ich eine ähnliche Ländertour (FraNeNe)gefahren, allerdings von Lauterburg weiter südlich durch Frankreich (Strasbourg-Besancon-Dijon-Reims) nach Belgien (ein Abstecher nach Gent hätte sich auch noch gelohnt, fand ich beeindruckender als Brügge), nur ein Stück (ab Blankenberge) an der belgischen Küste, dann aber östlicher über Antwerpen-Bergen op Zoom-Gouda-Leiden an die holländische Nordseeküste, ab Ijmuden wieder östlicher als du über Alkmaar zum und über den Abschlussdeich. Von Mokkum aus bin ich dann jedoch in Richtung Groningen weiter und über Bourtange zur Ems.
Auf alle Fälle hast du ein gutes Auge für Fotomotive.

VG aus Budapest
Martin
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#1367371 - 20.12.18 19:05 Re: Frankreich BeNeLux 2018 [Re: Gerhard O]
Hansebiker
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Beiträge: 1.504
Unterwegs in Deutschland

Lieber Gerhard,
vielen Dank für den anschaulichen Bericht Deiner Reise. bravo Einige Regionen habe ich sofort wiedererkannt, Klaus und ich sind allerdings in entgegengesetzter Richtung unterwegs gewesen.
Der Eindruck, dass die Berge gefühlt immer höher werden und die Steigungen endlos scheinen, ist auch der, den ich gewonnen habe. Ich erkenne aber, dass hier der Schein trügt. Auch wenn es schwer fällt, wir müssen uns der Tatsache stellen, dass wir nicht ewig jung bleiben können. Da mir das Reisen mit dem Rad immer noch so viel Spaß macht, und da ich die Berge nicht kleiner machen kann, sie aber trotzdem noch befahren will, habe ich eine Entscheidung getroffen, die manch Anderer, vielleicht auch Du, noch treffen wird. Ich habe ein Hardware Update durchgeführt. Das Ergebnis kannst Du beim nächsten Forumstreffen live begutachten.
Bis dann.
LG aus HL




Geändert von Hansebiker (20.12.18 19:09)
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#1367387 - 20.12.18 22:26 Re: Frankreich BeNeLux 2018 [Re: Gerhard O]
iassu
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abwesend abwesend
Beiträge: 24.797
Sehr schöner Bericht, vielen Dank!

Besonderen Dank auch dafür, daß du meine hoffnungsvollen Vermutungen bestätigst, daß auf dieser "Abschlußdeich"-Strecke Rückenwind herrscht, wenn man in nordöstliche Richtung fährt. zwinker omm
...in diesem Sinne. Andreas
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#1367404 - 21.12.18 09:49 Re: Frankreich BeNeLux 2018 [Re: Gerhard O]
cyclerps
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Beiträge: 4.210
Toll bravo
Gruss
Markus
Forza Victoria !

When nothing goes right -> go left!
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#1367405 - 21.12.18 10:04 Re: Frankreich BeNeLux 2018 [Re: cyclerps]
talybont
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Beiträge: 758
Absolut grandioser Bericht!
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#1367414 - 21.12.18 10:35 Re: Frankreich BeNeLux 2018 [Re: martinbp]
Gerhard O
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Beiträge: 515
In Antwort auf: martinbp
Danke, Gerhard für deinen Bericht, den ich mit viel Vergnügen gelesen habe, immer unter dem Aspekt: Wann kreuzen sich unsere Wege denn mal wieder?
Haben sich unsere Wege schon mal getroffen - räumlich und zeitlich? Ich meine, haben wir uns schon mal gesehen?
In Antwort auf: martinbp
Auf alle Fälle hast du ein gutes Auge für Fotomotive.

Danke und viele Grüße
Gerhard
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#1367417 - 21.12.18 10:43 Re: Frankreich BeNeLux 2018 [Re: Hansebiker]
Gerhard O
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Beiträge: 515
Hallo Ingo,
In Antwort auf: Hansebiker
Ich habe ein Hardware Update durchgeführt. Das Ergebnis kannst Du beim nächsten Forumstreffen live begutachten.
Gedacht habe ich daran auch schon, habe es aber immer auf die Zeit verschoben, wenn ich mal alt bin. Mental bin ich noch nicht so weit! schmunzel
Gruß
Gerhard
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#1367420 - 21.12.18 10:48 Re: Frankreich BeNeLux 2018 [Re: iassu]
Gerhard O
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Beiträge: 515
In Antwort auf: iassu
Besonderen Dank auch dafür, daß du meine hoffnungsvollen Vermutungen bestätigst, daß auf dieser "Abschlußdeich"-Strecke Rückenwind herrscht, wenn man in nordöstliche Richtung fährt. zwinker omm
Im Prinzip:Ja! Leider ist dann auch immer wechselhaftes Wetter. Solltest du fantastisches Sommerwetter mit Sonnenschein haben, dann weht der Wind aus Osten. böse
Gruß
Gerhard
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#1367422 - 21.12.18 10:49 Re: Frankreich BeNeLux 2018 [Re: talybont]
Gerhard O
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Themenersteller
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Beiträge: 515
In Antwort auf: talybont
Absolut grandioser Bericht!
Danke
Gruß
Gerhard
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