Wenn das Rad als Neurad 2020/2021 gekauft wurde, kann man erwarten, dass sich Gudereit an die Vorschriften der Komponentenhersteller gehalten hat. Da müsste der Radhersteller (Gudereit) auch ein eigenes Interesse haben, weil umgekehrt bei Problemen der Komponentenhersteller gegenüber dem Radhersteller genau darauf bestehen wird. Gegenüber dem Endkunden ist der Händler bzw. wenn der Radhersteller direkt an den Endkunden verkauft hat, der Hersteller, in der Verantwortung.
Aber: Selbstverständlich darf der Radhersteller von den technischen Vorschriften der Komponentenhersteller abweichen, wenn er meint es besser zu wissen. Er verantwortet das gegenüber dem Endkunden bzw. gegenüber dem Radhändler, der seine Gewährleistungsaufwendungen gegenüber dem Endkunden nämlich beim Radhersteller wieder eintreiben möchte. Das ist aber nicht B2C, sondern B2B.
Weiterhin schreibt Rohloff nur die Verwendung von Speichen genügender Bogenlänge vor und bietet sie auch an, weil sie angeblich schwierig zu bekommen sind. Aber wenn Gudereit die Vorschrift auf andere Weise mit anderen Speichen erfüllen kann (siehe dazu Rohloff-Handbuch S. 131), ist das vollkommen in Ordnung. Also kann die Diagnose und Therapie des Radhändlers übereilt sein. Ich würde daher bei Gudereit anrufen und fragen, wie sie technisch die Einspeichvorschrift von Rohloff gelöst haben und welche Ersatzspeichen es gibt. Dass sie davon gar nichts wissen, kann ich mir nicht ganz vorstellen, denn diese Vorgabe von Rohloff ist viele Jahre gültig und alle Naben werden seit langem mit aufgeschrumpften Flanschringen geliefert (hat die Nabe die auch?).
Davon abgesehen, dass tausende alte Speedhub-Naben mit "normalen" Speichen ohne Probleme rumfahren. Das Thema wurde vor Jahren von Gewalttätern aufgemacht, die alles kaputtfahren, extrem hohe Gewichte auf die Reiseräder laden und ja, dabei kann auch mal eine Nabe brechen. Weil aber Rohloff auch dieses Klientel bedienen will und nicht trennen kann zwischen den 0,1% Gewalttätern und 99,9% Normalnutzern, wurden alle 100% mit Flanschringen und "Sonderspeichen" beglückt. Rohloff hatte seinerzeit noch darauf hingewiesen, dass die Bogenlänge der Speichen früher ausreichend war, dann aber von den Speichenherstellern etwas reduziert wurde und somit erst das Problem auftrat, was Rohloff nicht mit dünneren Flanschen, sondern eben mit "Sonderspeichen" und sogar den zusätzlichen Flanschringen gelöst hat.
Also erst einmal nicht nervös werden, sondern mit Gudereit/Radhändler das sauber klären.
Nachtrag: Das SX-R-4.0 ist ein gut ausgestattetes Speedhubrad mit Zahnriemen. Zielgruppe sind Vielfahrer und das passt auch alles zusammen. Das zulässige Gesamtgewicht ist nicht angegeben, muss aber in den Unterlagen zu finden sein. Das gibt einen Hinweis darauf, ob das Rad ungewöhnlich schwere Lasten tragen kann (glaube ich nicht) oder eben im typischen Bereich ist (120 - 140kg). Soetwas beeinflusst die Komponentenwahl des Radherstellers.