Ich nutze den ROX 11.1 EVO seit ziemlich genau einem Jahr und bin damit gut 9000 km gefahren. Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich würde ihn nicht nochmal kaufen.
Das Gerät ist vom Konzept her wirklich gut. Mir gefällt, dass er recht klein ist (fast wie ein herkömmlicher Fahrradcomputer) und dass damit keine Kartendarstellung möglich ist (dafür sind meines Erachtens auch die größeren Geräte wie Wahoo oder manches Garmin noch zu klein. Ich nehme dafür dann lieber das Smartphone.
Die Navigationsfunktion, für welche du dich interessierst, habe ich anfänglich einige Male ausprobiert. Die Routen habe ich dafür mit Komoot geplant und auf den Sigma transferiert. Das geht recht komfortabel. Soweit ich mich erinnern kann (es ist jetzt schon fast ein Jahr her), hat das Routing auch gut funktioniert, allerdings habe ich es auch nur auf Strecken ausprobiert, die ich bereits kannte und auch nur wenig im städtischen Bereich. Von daher kann ich zur Praxistauglichkeit der Navigationsfunktion auf realen Radreisen und in komplexeren Situationen nichts sagen. Was mich schlussendlich davon abgehalten hat, die Funktion weiter nutzen zu wollen, waren die unglaublich nervigen Pieptöne. Es ist schwer zu beschreiben, sie hören sich ungefähr so an wie eine Computeruhr aus den Achtzigern - allerdings eine, die bereits am absterben ist. Eine Art krächzendes Piepsen - grauenvoll.
Das ertönt dann auch so häufig, dass es für mich unerträglich war. Natürlich kann man es auch abschalten, was ich dann auch getan habe. Dann muss man allerdings das Display immer im Blick halten, um die Abbiegehinweise nicht zu verpassen. Das ist nicht das, was ich möchte und wenn ich eh schon ständig auf ein Display schauen muss, würde ich dafür dann auch das Smartphone bevorzugen mit einer richtigen Karte in ansprechender Größe und Auflösung und ausreichender Rechenleistung für eine geschmeidige Darstellung.
Leider hat das Gerät auch unzählige Fehler und nach dem letzten Firmwarupdate kann man es schon fast als Elektroschrott bezeichnen. Der Support von Sigma ist zwar freundlich, aber offenbar nicht kompetent und auch nicht wirklich an einer Problemlösung orientiert. Hier mal einige der Probleme, die mir gerade einfallen:
- Seit dem letzten Firmwareupdate vor gut einem Monat zeigt das Gerät die aktuellen Tachowerte zwar während der Nutzung noch ganz normal an, es speichert sie aber nicht mehr. D.h. man kann nach der Tour nicht mal mehr nachschauen, wie weit man gefahren ist, geschweige denn irgendwelche anderen Werte. Es speichert auch wohl noch die Tracks, diese führen aber grundsätzlich zu Synchronisationsfehlern und sind somit verloren. Einer der Hauptgründe für den Kauf des ROX 11.1 EVO war, dass ich damit die Tracks auf meinen Radreisen im Vergleich zum Smartphone relativ energiesparend aufzeichnen kann. Dies ist nun nicht mehr möglich. Ich bin gerade auf einer längeren Radreise durch Südostasien - aktuell in Kambodscha - und von daher entsprechend frustriert über die Fehlfunktion. Jetzt zeichne ich die Tracks halt doch wieder mit dem Smartphone auf, wie ich es jahrelang mit OSMAnd gemacht habe (mit nur einem einzigen Ausfall wohlbemerkt). Ausfälle bei der Aufzeichnung hatte der Sigma auch zuvor immer mal wieder, sowohl von meiner Radreise in Frühling in Griechenland als auch von der Deutschlandtour im Sommer fehlen Teile des Tracks. Es war also auch schon vor dem fatalen Firmwareupdate unzuverlässig. Ich nutze das Gerät jetzt nur noch als (sehr teuren und täglich zu ladenden) Fahrradtacho, fotografiere die Anzeigen grundsätzlich ab vor dem Ausschalten und übernehme die Werte dann manuell (und dies auch nur wegen der genaueren Höhenmessung aufgrund des integrierten barometrischen Höhenmessers - GPS-Höhenmessungsdaten dagegen sind, auch wenn sie nachträglich korrigiert sind, meist völllig unbrauchbar).
- Das Speichern der Tracks ist umständlich. Ich muss(te) die Tracks erst mit der Smartphone-App von Sigma synchronisieren (und dabei hoffen, dass alles klappt), diese dann automatisiert auf Strava hochladen (Komoot u.a. wäre auch möglich) und von Strava dann wiederum als GPX-Datei konvertiert runterladen. Ein direkter Zugriff auf die Tracks auf dem Gerät ist offenbar nicht möglich.
- Die Temperaturanzeige ist völlig daneben. 3 bis 4.5 Grad Differenz (verglichen mit einem geeichten Thermometer an einer Wetterstation) sind die Regel, dummerweise in beide Richtungen. Das Gerät erwärmt sich während der Benutzung selbst und der Temperaturfühler ist offenbar so ungeschickt platziert, dass er diese Erwärmung mit erfasst. Die Funktion ist daher völlig unbrauchbar. Für mich war aber eine korrekte oder zumindest konsistente Temperaturanzeige ein weiterer Grund für den Kauf des Sigma. Ich finde es für mich auf Radreisen nicht unwichtig zu wissen, ob es tatsächlich so kalt oder warm ist wie ich es jeweils empfinde.
- Das Teil lässt sich nicht direkt an einem USB-C-Netzteil laden. Und das, obwohl es selbst über einen USB-C-Anschluss verfügt! Über diesen Schwachsinn habe ich auch weitere Nutzerberichte im Netz gefunden. Ich musste jetzt (da ich nur ein Macbook-Netzteil mit USB-C dabei habe) einen Adapter von USB-C auf USB-A kaufen und auf diesen dann den USB-A-auf-USB-C-Adapter anschließen, um den ROX laden zu können.
- Unzuverlässige Akkuanzeige. Bleibt lange auf 90% oder 80%, fällt dann aber rapide ab und verabschiedet sich dann. Man muss also praktisch jeden Tag laden, wenn man auf der sicheren Seite sein will.
- Der Funkchip ist unzuverlässig. Die Verbindungen zu den Sensoren reißen praktisch bei jeder Fahrt immer mal wieder ab. Die ANT+-Sensoren verbinden sich dann zwar wieder automatisch, aber der per Bluetooth angebundene Polar Herzfrequenz-Brustgurt muss manuell wieder zur Kontaktaufnahme bewegt werden (was allerdings recht unkompliziert geht).
- Die angezeigte (tatsächliche) Höhe ist oft fehlerhaft, da das Gerät die Höhe beim ersten (ggf. noch unzureichend genauen) Satellitenempfang setzt und diese später nicht nachkorrgiert, wenn ausreichend genaue Positionsdaten zur Verfügung stehen.
- Die "Sportprofile", wo die Anzeigeoptionen, Signaltöne, Radumfänge usw. festgelegt werden, verschwinden gelegentlich. Dann ist man eine ganze Zeit damit beschäftigt, das alles wieder einzustellen. Nervt!
Also, ich bin mittlerweile soweit, dass ich das Gerät selbst geschenkt nicht mehr nehmen würde. Ich werde auch grundsätzlich nichts mehr von Sigma kaufen. Auf meine E-Mail - mit einer umfangreichen Fehlerbeschreibung - wurde mir geantwortet, dass ich das Gerät zur Überprüfung der Sensoren an Sigma einsenden könne - auf meine eigenen Kosten! Und es wurde eine Fehlerbeschreibung verlangt, ansonsten würde man sich "erlauben, das Gerät ungeprüft zurückzusenden". Was für ein lächerlicher Kundenservice!
Ist jetzt doch etwas arg lang geworden der Text.
Viele der Punkte dürften für dich ja nicht so relevant sein, weil du das Gerät ja eher anders nutzen möchtest. Hoffe, ich konnte dir (und ggf. anderen Leuten) bzgl. der Entscheidungsfindung trotzdem etwas weiterhelfen.