Nach umfangreicher Informationssuche im Internet (und hauptsächlich hier im Forum) entschied ich mich für das Ammerland und die ostfriesiche Nordseeküste als Ziel für die erste lange Selbstradlerreise für meine Tochter. Los ging es einen Tag nach ihrem 6. Geburtstag, zu welchem es passenderweise ein neues Rad gab. Nach Forumsempfehlungen
ein 20er Puky mit 3-Gang-Nabenschaltung.
Wir waren ausgestattet mit:
2 Ortlieb Backrollern
2 Ortlieb Frontrollern
2 Vaude Frontrollern
1 Ortlieb Rackpack
1 Alex Lenkertasche
1 Rucksack
Wir hatten die komplette Zelt- und Küchenausrüstung dabei. Mein Rad war mit ca. 20 kg beladen, das meiner Tochter mit ca. 5 kg.
Los ging es ab Leipzig mit dem IC nach Oldenburg und von dort weiter mit dem RE nach Westerstede-Ocholt. Dort starteten wir gegen 15.30 Uhr und legten ca. 35 km auf dem Ammerlandradweg über Apen und Barßel zurück.
Genächtigt haben wir in einem sehr netten Heuhotel in Apen-Tange.
Am nächsten Tag ging es über Detern, Augustfehn, Apen und Westerstede auf dem Ammerlandweg entlang. Dieser ist sehr gut ausgeschildert und sogar ich konnte ihm meist problemlos folgen. Nur in Westerstede gelang mir das nicht so ganz ...
Dort gibt es übrigens direkt am Weg ein sehr schönes Schwimmbad, in welchem wir den Nachmittag verbrachten.
Dann ging es weiter auf dem Meerweg in Richtung Neunburg. Bis Astederfeld, wo wir auf einem privaten Campingplatz unser Zelt direkt am Wasser aufschlagen durften, obwohl es eigentlich nur ein Platz für Dauercamper war. Aber wer weist schon eine alleinreisende Frau mit Kind am Abend halb 9 ab.
An diesem Tag verbrachten wir ca. 50 km im Sattel und Leya "verdiente" sich damit ihre erste Fahrradhose.
Am 3. Tag ging es durch den Urwald bei Zetel auf dem Jadeweg in Richtung Nordseeküste. Die Nordsee war zwar gerade nicht anwesend ... aber das Wetter war traumhaft und wir verbrachten nach ca. 25 km bei Temperaturen über 30 Grad den Nachmittag im Schwimmbad von Dangast, wo wir auch über Nacht blieben.
Am nächsten Tag schlug das Wetter um und es wurde deutlich unfeundlicher. Von Dangast ging es entlang der Küste ca. 15 km bis Wilhelmhaven. Teilweise im strömenden Regen.
Das Wetter besserte sich das gesamte Wochenende über nicht merklich und wir blieben bis Sonntag in Wilhelmshaven.
Die Küste von Dangast
Entlang des Deiches vor Wilhelmshaven. Man beachte den Himmel.
der Wilhelmshavener Hafen
Am Sonntag ging im Regen weiter über Hooksiel, wo wir den Nachmittag in einem Indoorspielplatz verbrachten, nach Horumersiel-Schillig. Die Tageskilometer lagen bei ca. 45. Von Wilhelmshaven aus fuhren wir über den Nordseeradweg bis Hooksil. Die Ausschilderung war jedoch irgendwie nicht für mich gemacht ... ich konnte ihr nur in Ansätzen folgen und musste mich immer wieder mit meinem geringen Kartelesevermögen herumschlagen.
Ab Hooksiel ging es dann immer an der Nordsee entlang. Leya fragte jedoch schon nach wenigen Metern, ob wir nicht irgendwo ohne Wind fahren könnten. In Afrika oder so vielleicht.
Waren wir vom windstillen Traumwetter auf der Ammerlandroute verwöhnt, wurde uns dann an diesem Tag doch etwas Durchhaltevermögen abverlangt.
Von Horumersiel ging es dann am Montag über Carolinensiel und Neuharlingersiel nach Bensersiel. Unterwegs begegneten uns 2 Frauen die zu Fuß mit ihren beiden Hunden und einem Ziegengespann mit Hänger unterwegs waren. Ein lustiges 6er-Gespann.
Insgesamt fuhren wir an diesem Tag ca. 40 km. Das Wetter ließ noch immer zu wünschen übrig, war aber erträglich.
der Hafen von Bensersiel
In Bensersiel angekommen wurde das Wetter merklich schlechter. Es regnete und gewitterte häufig und der Wind wurde unschön stark. Windgeschwindigkeiten um die 60 km/h machten das Radfahren für uns unmöglich und auch das Zelten machte keinen Spaß. Daher verlängerten wir unseren Aufenthalt in Besneriel, nahmen uns nach 2 Zeltpatznächten ein Zimmer und blieben bis Freitag.
Am Donnerstag besserte sich das Wetter und wir unternahmen eine Schifffahrt zu den Seehundbänken. Auch sonst ließen sich die 4 Tage in Bensersiel gut herumbringen. Wir waren eigentlich den ganzen Tag unterwegs. Der Ort bietet sehr viel für Kinder und so kam keine Langeweile auf.
Die Seehunde vor Langeoog
Die Möwen ... äußerst unfreundliche und respektlose Zeitgenossen.Sie klauten frech Fleisch vom Grill und waren uns auch sonst nicht geheuer.
Am Freitag ging es bei Sonnenschein und Windstille auf die letzte Etappe. Entlang der Küste von Bensersiel über Dornumersiel nach Norddeich. Kurz hinter Neßmersiel bestand die Möglichkeit auf einem Weg innerhalb einer Jungviehweide zu fahren. Für mich der wohl schönste Teil der Strecke. Man muss dazu vom regulären Radweg abweichen, in Richtung Standbad fahren und kurz vor dem Strandbad nach links auf die Weide. Dort geht es dann mehrere Kilometer auf der Weide entlang in direktem Kontakt zu den Tieren. Wunderschön.
An diesem Tag legten qwir ca. 35 km zurück. In Norddeich besuchten wir dann das Schwimmbad und nächtigten auf dem sehr empfehlenswerten Campingplatz.
der Kuhweidenweg
Blick über den Strand und Hafen von Norddeich
Am Samstag ging es nach 1,5 Wochen von Norddeich über Oldenburg zurück in Richtung Heimat. Insgesamt lagen 300 km hinter uns, die Tagesleistung lag damit bei ca. 40 km pro Tag (4 Pausentage rausgerechnet, da wir viele Pausentage hatten an welchen wir nur kürzere Strecken fuhren).
Es klappte alles absolut problemlos und selbst das nicht immer optimale Wetter schmälerte meine Begeisterung und die von Leya in keinster Weise.
Ich kann das Radreisen mit Kind und diese Route nur empfehlen. Für Fragen und Tipps stehe ich gern zur Verfügung.