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#795304 - 28.01.12 21:38
Zwischen Bregenzerwald und Karwendelgebirge
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Entfernung: | 0 Kilometer |
Bereiste Länder: | Deutschland Österreich
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Zwischen Bregenzerwald und KarwendelgebirgeDa ich nun dem Stockgehen und E-Biken bald gebrechlich ins Gesicht sehen muss, dachte ich, nochmal die erste Jahrhunderthälfte zum Austoben nutzen. Da sprach der Spätsommer und Herbst nach einem eher bescheidenen Hochsommer 2011 wie ein Orakel, Touren bei stabilen Hochdruckwetterlagen durchführen zu können. Nebst Feiertagen habe ich daraus einige Wochenendurlaube gestrickt, von denen zwei Touren in den nahen Alpenraum zwischen Bodensee und Inn- bzw. Isartal führten. Beiden Touren war gemeinsam, dass sie jeweils nach Bahnanreise an Nachmittagen (früher Büroschluss) in Lindau begannen, und jeweils die Bahnrückfahrt von einem Ort in Oberbayern erfolgte (Mittenwald, Bichl). Beide Touren lassen sich natürlich auch in beliebiger Weise verbinden oder anders kombinieren, insbesondere kann man diese Tour auch gut mit meiner Vorjahrestour zwischen Allgäu und Bregenzerwald verästeln. Die erste Tour führte noch im Sommer vom Bregenzerwald über die westliche Arlbergroute ins Lechtal, von dort in die Zugspitzarena samt Offroadpiste via Ehrwalder Alm weiter in die Olympiaregion Seefeld. Die zweite Tour war dann schon teils wieder dazu gedacht, Lücken der ersten Route zu schließen, darunter den Besuch der Leutaschklamm. Das verlängerte Wochenende um den Nationalfeiertag weckte auch im Herbst noch Sommergefühle – das Licht zum Fotografieren war sogar besser als auf der Sommertour. Die Route führte durch das Montafon hinüber ins Paznauntal, mündete gleich dreimal im Inntal, indem ich die kurze, flache Flussroute zwischen Landeck und Innsbruck mit der Querung von drei Seitenpässen bereicherte, um dann (erneut) über die Olympiaregion Seefeld mir die obere Isar, das Karwendelgebirge samt Schotterpiste und einige Seen im Werdenfelser Land zu genießen. Die zweite Tour liefere ich in absehbarer Zeit nach, Bilder sind schon fertig. Wie schon von meiner Berichtspraxis her bekannt, gibt es die Bilder in einer separaten Bildergalerie, zu jeder Tour jeweils eine – es sind ja nur Kurzreisen. Tour 1: Vom Bregenzerwald über Arlberg/Lech und Zugspitzarena in die Olympiaregion Seefeld3 Tage | 310 km | 5490 Hm Fr 12.8. Stuttgart || Lindau - Bregenz - Wolfurt - Bildstein - Oberbildstein - Farnach-Moos (880m) - Buggenegg (943/938m) - Fischbach - Alberschwende - Lorenapass (1043m) - Schwarzenberg - Mellau - Au (+) 71 km | 15,2 km/h | 4:40 h | 1255 Hm E: Pizzeria Zum Bären (Mellau): Knoblauchsuppe, Penne Mare & Monti, Rw, Cafe 20,50 € Ü: C wild 0 € Während sich die Badenixen in der Nachmittagssonne mit Hängemattenfeeling am Schwäbischen Meer räkeln, stürme ich mit selbst angetriebenen Windkühlaggregat unartig den Promenadenparcours nach Bregenz. Dort halte ich erstmal inne – der See ist doch schön, du bist doch blöd: statt Faulenzen willst du Bergschweiß?! Der Porendampf dünstet dann gleich am ersten Himmelskommando aus. Achtung! - es gibt mehrere denkbare Auffahrten nach Buggenegg, keine davon ist so richtig gut ausgewiesen. Eigentlich wollte ich über Gitzen hoch, doch dazu müsste ich konkret die Rutzenbergstraße suchen und finden können. Auch für die Route via Bildstein ist die Rickenbachstraße nicht ausgewiesen, obwohl eigentlich die kürzeste Verbindung – aber ich traue meiner Navigations-Nase nicht. Erst am südlichen Ortsausgang von Wolfurt findet sich die Bildsteiner Landstraße, der die einzige offizielle Auffahrtmöglichkeit zugewiesen ist – die anderen Strecken sollen wohl von eventuellem Durchgangsverkehr verschont werden. Möglicherweise ist aber die Route über Bildstein mit Südhanglage im unteren Teil die ohnehin schönere als die nördliche Variante über Gitzen. Die Aussicht im unteren Teil ist berauschend – nur der Sommerdunst verhindert das Attribut sensationell. Lockere traditionelle Bebauung, alte Apfelbäume, Bergwiesen, Kleinstritzelserpentinen entlang, phasenweise von kapellenartigen Kreuzwegstationen begleitet – als wollte man dem ächzenden Radler auf seinem Leidensweg huldigen. Beim Gasthof Ochsen muss man aufpassen, nicht dem Gesetz der Erdanziehung folgend sich zurück ins Tal nach Farnach locken zu lassen. Das wäre leichter, aber man wäre sehr dumm, sich so abzumühen und dann die Spitze des Berges zu verfehlen. In der mittleren Phase geht es durch Wald, hier gibt es Verzweigungen – man könnte auf einem Umweg auch nach Gitzen gelangen, doch jetzt bevorzuge ich nach meiner Landschaftseinschätzung die weitere Südroute via Oberbildstein. Berechtigt, denn man gelangt so in eine Hochmoorlandschaft bei Farnach-Moos, das möglicherweise auch ein Passhöhe darstellt. Es geht zunächst weiter in halboffener Hügellandschaft, das Bergpanorama nach Osten entfaltet sich zur Gänze aber erst in Buggenegg. Um die Passhöhe herum gibt es zwar zaghafte Besiedlung (nicht nur Bauern), einen echten Dorfkern vermag ich aber nicht zu erkennen. Sodann ist die Abfahrt mit wechselndem Gefälle von mäßig bis sausteil recht blickreich, unten umkurvt man den Berg noch eine Weile eher etwas flach, bis man Alberschwende erreicht. Fazit: Lohnenswerter Geheimtipp in der Region, bei guter Sicht saugeil! Eine Feierabendfahrt erlaubt keine langen Pausen, so geht es gleich wieder hinauf zum Lorenapass, ebenfalls eine ziemlich unbekannte Route im Bodenseehinterland. Laut Internetbeschreibungen von Rennradlern selbst unter vielen Einheimischen ein Nirwana. Sofern der Verkehr nicht über die Bregenzerwaldstraße in der Talsohle verläuft, dient der Übergang von Dornbirn übers Bödele dem bergigen Anschluss vom Bodensee an die Ski- und Wandergebiete um Schwarzenberg/Mellau und die Route zum Hochtannbergpass. Auch den Lorenapass kann man schnell verfehlen, man suche daher in Alberschwende die eher kleingeschriebene Wegweisung „Greban“, außerdem merke man sich „Maien“ für die Gegenseite. Die Auffahrt von Norden ist wenig spektakulär, es gibt mehrere Passagen durch dunklen Wald, vor Greban ergibt sich ein toller Panoramablick zum Bodensee, der im Abendrot jedes romantische Gemälde auf einer Kunstauktion hinter sich lassen würde. Auch hier stehen religiöse Zeichen am Wegesrand wie eine Kapelle und eine noch recht neue Huldigung an Franz von Assisi samt Picknickplatz und einem farbenfrohen Kunstpapagei. Wohl soll damit an den Naturschutzvorkämpfer aus Assisi erinnert werden, ein echter Krummschnabelgefiederter hätte der Ansicht sicherlich besser getan – da dürften aber die Tierschützer wohl nicht mitmachen wollen. Ein weitere Besonderheit sind verschiedene Stationen eines Sagenweges, die auf Tafeln etwas zwischen Regionalgeschichte und Mythos erzählen. Die Südseite nach Schwarzenberg ist dann deutlich vom Bergpanorama der Bregenzerwaldberge geprägt, das Gefälle wohl stärker als auf der Nordseite. Noch vor Schwarzenberg gibt es eine kleine Mulde mit Zwischenanstieg. Diese Seite hat letztlich mehr Charakter als meine Aufstiegsseite, das Gesamtfazit: Recht kurze, aber dennoch anspruchsvolle, vor allem sehr verkehrsarme Route, die aber landschaftlich nicht voll überzeugen kann. Die Bödele-Route würde ich daher vorziehen, wenngleich mit wesentlich mehr Verkehr versehen. Für Offroader sei erwähnt, dass es auch eine Höhenverbindung vom Lorenapass zum Bödele gibt, über deren Qualität ich aber allenfalls mutmaßen kann. Ab Schwarzenberg geht es dann zunächst über die Bödelestraße hinunter zur Bregenzerach und weiter über die Bregenzerwaldstraße (Radwegmöglichkeit) nach Mellau, wo ich mein Abendessen einnehme, dass mich aber nicht sehr überzeugt. Am Nachbartisch unterhält ein Schweizer eine Feriengesellschaft von vier Frauen, die offenbar alle Deutsche sind. Er balzt um die Gunst seines Harems, bezirzt schließlich noch das weibliche Bedienpersonal mit Spendierschnaps, wobei der einsame Radler schmollend lange auf seine verdienten Speisen warten muss. Ohne schlechtes Gewissen kann ich mir das Trinkgeld sparen, der Schweizer wedelt mit genügend fetter Kohle – ist doch jedes Nachbarland aus Sicht des Wilhelm-Tell-Kantonverbundes ein erquickliches Schlaraffenland. In der Dunkelheit kann ich keine geeigneten Nachtlagerplätze erkennen, die Topographie schwierig. Zwar gibt es auch in Au einen Campingplatz, doch brauche ich heute keine Dusche und so spät lohnt nun kaum die Suche noch am anderen Ortsende. Im Anstieg nach Damüls ist kein ebener Wiesenplatz zu finden – um so überraschender entdecke ich einen frei zugänglichen Heuschober (sonst mit Holztüren abgeschlossen), der mir eine Nacht im Stroh erlaubt – bei klarem Nachthimmel sozusagen Sterne-Heuhotel mit Premium-Talsicht und für 0 Euro – allerdings ohne Frühstück. Sa 13.8. Au (+) - Damüls - Faschinajoch (1486m) - Marul - Ludisch - Bludenz - Dalaas - Stuben - Flexenpass (1773m) - Warth - Holzgau - Stanzach - Namlossattel (1358m) - Rinnen146 km | 14,5 km/h | 9:59 h | 2660 Hm E: Rimmelstube: Nudeln m. Gulasch, Apfelstrudel m. Sahne, Rw 18,30 € Ü: C wild 0 € Furkajoch und Faschinajoch kannte ich bereits von einer ähnlichen Spätsommerfahrt, jedoch nahm ich damals den Aufstieg über das Laternser Tal (unbedingt empfehlenswert, aber sehr schwer). So gesehen fehlte mir nur der kleine Abschnitt zwischen Au und Damüls in meiner Radhistorie. Die Landschaft ist weitgehend offen, nach Süden blickt man auf schluchtartige hohe Felswände. Schon weit vor Damüls prägt die typische offene Tunnelgalerie zum Faschinajoch den Bergblick. Ich bleibe mit dem Abzweig zum Faschinajoch unterhalb des Ortskerns und der Verlauf der Route ist so ungünstig, dass ich mein Frühstück erst in Bludenz mir erradelt habe. Für Unerfahrene sei gesagt, dass die Galerie zum Faschinajoch zu besseren Tageszeiten zur Hölle werden kann – es ist eine sehr beliebte Motorradroute, insbesondere mit der Doppelpassrunde via Furkajoch. Als Frühradler kann man aber auch diesen Teil ohne Gehörverlust absolvieren. Um ins Wallgau bei Bludenz zu gelangen, bedarf es noch ein paar weiterer Höhenmeter, denn nach kleiner Abfahrt steigt die Straße wieder an, um den Weg vom Großen Walsertal ins Nachbartal zu finden. Auch kann man statt über Marul/Kirchdorf alternativ die nördliche Talroute über St. Gerold wählen – diese hat etwas weniger Höhenmeter, kannte ich aber schon. In Kirchdorf schaut man herunter ins Tal auf die Probstei St. Gerold, in der Jan Garbarek seine schon legendäre „Officium“-Aufnahme zusammen mit dem Hilliard Ensemble (und eine weitere) machte, welche in der Mischung aus improvisierten Saxophon und mittelalterlichem sakralem A-Capella-Gesang zu einem million seller wurde – ziemlich ungewöhnlich für eine so spartanische Musik der Stille. Musikalisch wartet man auch in Bludenz auf mich mit einem alpenländischen Hausmusikständchen zwischen den Marktständen, wo ich die Gelegenheit ergreife, Vorräte mit herzhaftem Bergkäse anzulegen. Auf die leckeren Montafoner Heidelbeeren muss ich jedoch verzichten – sie könnten zu schnell zu Matsch werden oder lose verloren gegangen in der Tasche unerwünschte Wäschefärbung betreiben. Die Arlbergroute war insoweit noch ein weißer Fleck in meiner Alpenberadlung, dass mir die Westseite zwischen Bludenz und Abzweig Flexenpass fehlte. Entsprechendes war hiermit nachgeholt und trotz einer selten einsamen Route ist es landschaftlich eine durchaus reizvolle Fahrt. Auch ist genügend Platz für zwei Straßen, sodass man fahrerisch – nicht aber akustisch – weitgehend getrennt von den eiligen Transitmassen auf der lokalen Dorfverbindungsstraße radeln kann. Es gibt auch wohl eine Radwegausschilderung, der ich aber selten gefolgt bin, da es seltsame Verlaufsabweichungen gibt – etwa mitten durch eine Wiese. Ein tatsächlich einsames Stück gibt es als Tunnelumfahrung kurz vor Stuben – nur für Radfahrer, Wanderer und Sondergenehmigte reserviert. Hier entfaltet sich auch die Bergwelt am Flexenpass mit der offenen Galerie im Berg, mächtigem Wasserfall und den eindrucksvollen Kehren direkt hinter Stuben (nunmehr wieder gemeinsam mit dem großen Autoverkehr), die noch Arlberg- und Flexenpass gemeinsam sind. Danach trennen sich die Wege der beiden Pässe. Die eigentlich offene Galerie ist mittels undurchsichtiger Glasscheiben weitgehend zum geschlossenen Tunnel verbaut, was natürlich die Geräuschkulisse erhöht. Somit ist eine Fahrt an einem Wochenendtage nicht gerade ein Zuckerschlecken – man bleibt aber meistens am Leben und die Strecke ist auch nicht so lang. Eindrucksvolles Bergpanorama auf der Passhöhe, auf der Strecke nun auch diverse Reise- und insbesondere Rennradler. Touristenandrang in Lech, das Wochenende will ausgeflügt werden. Nach Warth wird es im Lechtal ruhiger, der meiste Verkehr dreht die Runde wohl wieder zurück zum Bodensee. Das Lechtal ist ein Tal der Schnitzer, aber auch der Häusermaler. Wunderbare Ansichten gibt es insbesondere in Holzgau. In Steeg pausiere ich an einem Brunnen und treffe einen unkonformistischen Mehrtages-Wanderer aus Bayern, der sich über den Snobismus in Lech belustigt. „Da sitzen Leute, die können sich nicht mal den Wein selbst einschenken“, berichtet von seiner Mittagrast – offenbar hatte er wohl auf sein Bier zu lange warten müssen. Also etwa wie ich gestern Abend – wo das Geld hockt, wird auch schneller bedient. Das Radfahren sei zu schnell und zu wenig in der Natur, meint er. Ich häbe bestimmt noch nie einen Steinbock gesehen – „Wer langsam ist, sieht mehr!“ Das Argument kenne ich ja zur Genüge, die Satelliten-gesteuerten Luff-Raser vs. dem traumverlorenen Genussradler – ich selbst wohl irgendwo dazwischen zerquetscht. Das Leben kennt aber nur Kompromisse, das Ideal ist eine Fiktion, eine Utopie. Was würde die Schnecke sagen, wenn sie sich mit einem Menschenwanderer unterhalten könnte? Schockierend nehme ich in Stanzach an einem Gasthof vorbeifahrend zur Kenntnis, das Abendessen bis 19 Uhr serviert wird. Die Österreicher müssen das Sandmännchen erfunden haben. Für mich heißt das, Gas geben, damit ich noch übern Berg komme und ein Gasthof sich gnädig erweist. In größere Orte wie Ehrwald werde ich es nicht mehr schaffen. Der Namlossattel ist weitgehend einfach zu fahren, die Kartenangaben übertreiben mit Steigungshäkchen. In der Tat ist nach Namlos (noch ein Gasthof vorhanden) ein kleineres steiles Stück zu überwinden, zuvor aber sehr mäßige Steigung durch ein eher enges Tal mit ein paar Wasserfällen an den Berghängen, auf der Westseite mit recht wenig Panorama. Sogar auf der Abfahrt nach Rinnen gibt es einen Gegenanstieg, nach Rinnen folgt nach ein weiterer, sodass eine schnelle Durchfahrt nach Bichlbach nicht möglich ist. Zwangsläufig bleibe ich in Rinnen hängen – ein paar bessere Hotels, in der Rimmelstube gäbe es wohl auch nicht so teure Zimmer, aber ich komme auch mit dem Zelt hinter dem Gasthof und dem Kassenhäuschen eines Skiliftes zurecht, obwohl die Nacht schon recht kalt ist. Ich blicke auf das beste Hotel des Ortes – da gäbe es Sauna und Pool – das hätte ich natürlich verdient – moralisch gesehen, aber leider nicht laut Einkommensbeleg. Noch vor 20 Uhr ist der Koch schon verschwunden, aber offenbar kann die Gastwirtin noch Gulasch und Nudeln aufwärmen – es war nicht mal schlecht. Die Essenszeiten sind natürlich schon bedenklich – geht es den Österreichern zu gut, müssen sie nicht mehr arbeiten? – Nach dem nächsten Hügel in Berwang gibt es mehr Restaurants und Pizzerien und gar Discos, da tanzt offensichtlich abends noch der Bär – für einen Nahrungsaufnahme-Stop also besser geeignet – wenngleich manches auf die Skisaison beschränkt ist. So 14.8. [b]Rinnen - Berwanger Sattel (1346m) - Bichlbach - Ehrwald - Ehrwalder Alm - Ehrwalder Sattel (1610m) - Seebensee (1657m) - Gaistal - Moos - Buchener Höhe/Sattel (1256/1247m) - Abzweig Telfs/Mösern - Möserer Höhe (1250m) - Seefeld - Weidach - Mittenwald || Stuttgart 93 km | 12,8 km/h | 7:11 h | 1575 Hm Berwang verfügt über ein Traumlage, von Bergwiesen eingebettet und mit Bergpanoramen umher, ein schmuckes Örtchen, nicht zuletzt auch mit etwas Kitsch und vor allem Luxusambiente. Dem Morgentau verdanke ich vielleicht eine noch träumerische Ansicht als sie am schlichten Tage sein mag, so bewerte ich in jedem Fall die Gegend um den Berwanger Sattel höher als um den Namlossattel. Unten taucht man kurz in eine Waldschlucht ein, in Bichlbach sind aber die Blicke ins Land wieder frei. Den Radweg verlasse ich noch kurzem Gebrauch, weil er sich einige Extras im Belag und in der Topografie erlaubt, die ich auf der Straße nicht wieder finde – Verkehr ist am Sonntagmorgen eh noch bescheiden. Ab Lermoos entwickelt sich ein Panorama, dass in schlechten Reisemagazinen als Traumkulisse bezeichnet wird – in guten Reisemagazinen schweigt man und zeigt einfach Bilder, die das Staunen beim Betrachter ansatzlos verursachen. Drum könnte ich folgende Route zur Ehrwalder Sattel ebenso unkommentiert lassen wie den Abstecher zum Seebensee – schaut einfach in die Bildergalerie oder noch besser: fahrt dahin! Doch sollten ein paar Kleinigkeiten noch erwähnt werden: In einem großen Touristenort wie Ehrwald ist es nicht möglich, morgens einen Bäcker oder ein schlichtes Café zu finden, um Frühstücksgenuss zu schmecken und zu riechen. Meine Frage danach bei Österreichern sorgte für Irritation. Ich frage, wo denn der Ösi seine Brötchen besorgt oder frühstückt. Antwort: „Wir essen keine Brötchen am Sonntag. Frühstücken tun wir nur zu Hause oder man ist in einem Hotel.“ (Tipp: in der Tankstelle am Orteingang gibt es Backwaren, wollte aber nicht mehr zurück.) – Nun, ich kenne auch andere Regionen in Österreich, wo es da weniger Probleme gibt. Wenn man abends wie die Sandmännchen ins Bett hüpft, könnte man ja wenigstens morgens etwas früher raushüpfen. Geht wohl nicht – ganz Tirol schläft und wird dabei noch reich. Bei mir hat diese Methode noch nie funktioniert – was mache ich falsch? Abhilfe meines Hungers finde ich erst auf der Ehrwalder Alm mit Schinkenbrot und Heidelbeerkuchen – recht teuer allerdings. Die Auffahrt Ehrwalder Alm ist asphaltiert und nur Radfahrer oder Lieferservice dürfen fahren. Der Sonnensonntag lockte Massen von Radfahrern (meist Mountainbiker) an und ich staune über die Massenfitness. Doch nicht alle fahren wirklich hoch, denn die Gondel transportiert auch Räder. Dafür bilden sich schon vor 10 Uhr riesige Schlangen an der Talstation, zahlreiche Wanderer kommen ja noch dazu. Nach der Talstation wird es ruhiger, aber sausteil. Mit meinen nur zwei Taschen hinten bekomme ich Probleme, das Rad am Abheben zu hindern – fliegen würde ich ja gerne, aber nicht nach hinten. Obwohl die meisten mit der Gondel auffahren – es bleiben auch noch viele Kletterer übrig. Ich finde einige Gesprächspartner und muss neidisch die geballte Frauenpower bewundern – ich kann mich weitgehend nur mit den Männern unterhalten, die begleitenden Frauen fahren voraus. Ich glaube, eine Sabine war nicht dabei. Die Schotterpiste beginnt wenig unterhalb der Alm (erste Gaststätte, wenig weiter eine zweite). Der nach meiner Recherche und von fast allen gefahrene Übergang ins Gaistal zweigt bei der zweiten Gaststätte rechts ab, möglicherweise lässt sich aber auch die Linksvariante via Pestkapelle mit einem Reiserad befahren. Das Gaistal via Igelsee ist sicherlich ein Genuss, aufgrund der geringeren Steigung fahren hier mehr Radler auf. Ob das wirklich eine gute Wahl ist – ich meine nein. Auf der Westseite kann man sich eh nur Runterbremsen, hier auf der Ostseite kann man das Rad mehr laufen lassen. Auch ist das Gaistal durchweg Piste und man wendet deswegen mehr Energie auf als auf Asphalt. Etliche Passagen sind auch recht steil, sodass mir etliche Radler begegnet sind, die überfordert schienen. Also nicht wirklich leicht, wie fälschlich in einigen Internetberichten zu lesen. Als Zuckerl habe ich noch einen Abstecher zum Ferchensee gemacht. Hier oben ist die Hölle los. Biker, Wandervolk samt Böllerwagen – mit Kind und Kegel und Pfiffi – und noch Almkühe dazwischen. Trotzdem hält sich der Ärger in Grenzen – will sagen, es gibt immer ein paar MTB-Rabauken, die da eigentlich nicht hingehören. Wäre schade, das wegen dieser Unverbesserlichen irgendwann mal die Strecke für Räder gesperrt würde. Dieser Pistenabschnitt wird in einigen Internetbeiträgen als „einfach“ beschrieben. Ist es auch halbwegs bis zur Seebenalm. Dort ist es aber fast besser, das Rad stehen zu lassen. Bis zum See (geht erneut nach oben) ist das fast nur noch ein Gerutsche, zu locker der Schotter, meistens also Schieben, auch runter recht heftig, immer ein Bein am Boden. Oben ist die Sprachlosigkeit dann zwischen Wettersteingebirge (Zugspitze) und Mieminger Gebirge (das ich noch etwas schöner finde) schon beängstigend. Auch wenn ich hier schweigen müsste – ich sags trotzdem: Wahnsinn! Megageil! Chapeau an den Bergarchitekten! 5 Sterne! Unten im flachen Leutaschtal (riesige Parkplatzflächen am Fuße des Gaistals) nutzte ich noch eine Bade-/Sonnenpause am meist gut zugänglichen Bergfluss, als bereits immer häufiger Wolken aufzogen, die sich gegen Abend zu einem Gewitter zusammenballten, das aber erst losprasselte als ich im Zug war. Die Fast-Rundkurs von Leutasch über den Buchener Sattel und weiter via Mösern und Seefeld bringt noch mal ordentliche Bergarbeit. Aus der Hochebene von Leutasch ist der Buchener Sattel natürlich einfach zu befahren, zum Inntal hin fällt die Straße aber schnell und steil ab und die Verzweigung nach Mösern ist nur noch wenig oberhalb von Telfs am Inn. Die Möserer Höhe ist dann ähnlich steil, nur eben jetzt bergauf. Auch die Landschaften sind ähnlich. Beide Passhöhen besitzen Moorlandschaften, in Mösern ist diese durch den Ort zurückgedrängt – es gibt aber noch weitere Wege, die auch dort in die Naturlandschaften hineinführen. Während die Hochebene bei Leutasch bäuerlicher und ursprünglicher geblieben ist, merkt man bei Seefeld den Einfluss zivilisatorischer Glättung durch Golfplatz & Co. Die Inntal-seitigen Hanglagen sind von fast mediterranem Kiefernwald geprägt. Auf eine Besonderheit stoße ich unerwartet in Mösern. Dort steht die Friedensglocke als Symbol des Zusammenhaltes und der guten Nachbarschaft im sensiblen Alpenraum auf dem Dach Europas. Der Gründervater und Landeshauptmann von Tirol Eduard Wallnöfer versammelte die Regionen Südtirol, Oberbayern und Tirol mit diesem Projekt im Jahre 1997. Heute besteht die ARGE ALP mit ihrer Arbeit für das Eigenständige und Gemeinsame in den Bereichen Kultur, Landwirtschaft, Verkehr und Wirtschaft aus 10 Ländern, Kantonen und Provinzen. Das Gusswerk ist die größte freistehende Glocke im Alpenraum und die größte in ganz Tirol insgesamt. Über 10 Tonnen verteilen sich auf einem Durchmesser von 2,54 m und einer Höhe von 2,51 m. Für Musiker: die Haupttöne der Glocke gehorchen dis/1 –dis/0 – DIS – fis/0 – ais/0. Sie läutet täglich nur einmal um 17 Uhr und des Zufalls mag man es kaum glauben, dass ich pünktlich zur Klangdemonstration zugegen war. Auch ein Orakel? Zusätzlich gibt es noch einen Friedensglocken-Wanderweg, der an sieben Stationen inmitten der Naturlandschaft Botschaften zum Frieden vermittelt. Die Glocke steht an einem faszinierenden Aussichtspunkt des sogenannten Schwalbenestes Mösern mit Blick in das mäandernde, oft silbern schimmernde Inntal – trotz Autobahn heute immer noch ein Blickfang. Seinerzeit ehrte Albrecht Dürer diese Landschaft in mehreren Bilder, insbesondere in einem Selbstporträt mit einem Fensterausschnitt. Dieser Fensterblick ist dann auch dort samt Infotafeln beschrieben – und war nun auch jüngst Inhalt des Bilderrätsels 736. Mit Blick auf den Rückfahrtszeitpunkt ab Mittenwald ließ ich eine Besichtigung Seefelds für die nächste Tour aus und raste an der majestätischen Kulisse des Wettersteingebirges den dunklen Wolken entgegen. Dabei ist die Leutaschtalroute durchaus genussvoll zu radeln mit ein paar schön verzierten Bauernhäusern. Die Leutaschklamm blieb auch zunächst von mir unbeachtet – von der Straße aus ist nur wenig zu sehen, ein explizites Begehen also unumgänglich. Und auch das Mittenwald-Sightseeing ward verschoben – nur noch ein schnelle, gute Currywurst mit bayerischem Bier am Bahnhofsbistro konnte die Tour zünftig abrunden. Und natürlich die Bildchen (bitte auf Bild klicken, Diashow wählen, voller Bildschirm sodann über F11):
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen |
Geändert von veloträumer (12.02.19 19:21) |
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#795403 - 29.01.12 09:12
Re: Zwischen Bregenzerwald und Karwendelgebirge
[Re: veloträumer]
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Warum höre ich nur immer das Grollen des V-Twins aus italienischer Schmiede beim Lesen deiner Streckenbeschreibung und vermisse keineswegs das Surren der kleinsten Entfaltung aus der hessischen fein-mechanischen Werkstätte? Die Lösung mag vielleicht in der Erkenntnis münden, dass die Unterhaltung zwischen einem Saxophon und 4 Alt-Stimmen zunächst gewöhnungsbedürftig und erst durch wiederholtes Hinhören Begeisterung entfachen lässt. Gruß Jürgen, der gerade bei Witchi-Tai-To mal wieder Gänsehaut an den Beinen bekommt
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#795462 - 29.01.12 11:13
Re: Zwischen Bregenzerwald und Karwendelgebirge
[Re: veloträumer]
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Bravo, schöner und interessanter Bericht (kommt mir alles aus meiner Wintersportzeit sehr bekannt vor, mit nicht nur angenehmen Erinnerungen)! Wär auch ne schöne Tour mit dem E-Bike Schönen Sonntag:
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#795637 - 29.01.12 18:02
Re: Zwischen Bregenzerwald und Karwendelgebirge
[Re: veloträumer]
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Schöner Bericht von meinem geliebten Karwendelgebirge. Einer von vielen der schönen Touren im Karwendel durch das Gaistal auf die Ehrwalder Alm. Aber Respekt mit Gebäcktaschen von Ehrwald auf die Ehrwalder Alm zu strampeln! Sind immerhin 450 hm auf ca. 4 steile km und ich glaube sogar manchmal 20 % Steigung. Ich würde dies wahrscheinlich auch mit dem MTB nicht schaffen. Ich starte daher immer in Mittenwald -Leutascher Klamm- Seeebensee (sh. mein Profilfoto) - Ehrwalder Alm - Ehrwalder Bahnhof. Am Seeebensee angekommen bleibt mir auch jedesmal die Luft weg von dieser Schönheit. Ich freue mich schon auf die Bilder der zwei Touren. Leider werden die Ebikes immer mehr in den Alpen, auch auf steileren Gelände. Man merkt, dass diese dann auch ein Erfolgserlebnis haben, wenn das Ziel erreicht ist (wahrscheinlich ohne Schweiss).
Anna
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Geändert von vinsamlegur (29.01.12 18:13) |
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Off-topic
#795689 - 29.01.12 20:29
Re: Zwischen Bregenzerwald und Karwendelgebirge
[Re: vinsamlegur]
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Leider werden die Ebikes immer mehr in den Alpen, auch auf steileren Gelände. Man merkt, dass diese dann auch ein Erfolgserlebnis haben, wenn das Ziel erreicht ist (wahrscheinlich ohne Schweiss).
Hallo Anna, das E-Bike (wahrscheinlich aber meinst du Pedelec) ist eine Erfindung der Schweizer, die ja bekanntlich ein Teil der Alpenbevölkerung sind. Sie hatten schon ihren guten Grund, das Fahrrad mit elektrischer Unterstützung weiter zu entwickeln! Es gibt zwei Arten von E-Bikes - getreten werden wollen beide, sonst bleibt es stehen: die eine Sorte unterstützt bis 25 km/h (Pedelecs), wenn du schneller wirst, schaltet sich die Unterstützung ab. Die anderen sind die E-Bikes - die unterstützen bis 45 km/h und sind zulassungspflichtig. Vielleicht hast du noch nie auf einem Pedelec gesessen - bzw bist noch nie mit einem bergauf gefahren, sonst würdest du nicht schreiben "wahrscheinlich ohne Schweiss"! Ein Pedelec ist kein Moped - du musst schon treten, in der Ebene und ebenso bergauf. Es geht halt ein bisschen leichter (deine eigene Kraft wird unterstützt) - aber ohne Schwitzen geht's nicht den Berg rauf. An manchen Steigungen muss man sogar schieben Warum du es nun bedauerlich findest, dass es in den Alpen immer mehr Pedelecs gibt, erschließt sich mir nicht. Mir ist jeder Mensch, der sich aufs Rad schwingt (egal welches) und dabei ein Erfolgserlebnis hat, lieber, als jegliche Fortbewegung mit einem verbrennungsmotorbetriebenen Fahrzeug - und wenn die Pedelecs einige mehr Menschen dazu bewegt, mit dem Rad zu fahren, anstatt mit dem Auto, ist es nur zu begrüßen Beste Grüße,
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Off-topic
#795853 - 30.01.12 13:56
Re: Zwischen Bregenzerwald und Karwendelgebirge
[Re: inga-pauli]
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Wär auch ne schöne Tour mit dem E-Bike Wohl ja. Ich habe auch wie einige andere nichts dagegen. An der Großen Scheidegg hat mich im oberen Bereich auch mal eine älteres Ehepaar mit Pedelecs überholt. Natürlich fand ich das zunächst mal schockierend (wo bleibt die Ehre?), aber vom hohen Ross abgestiegen sage ich mir dann doch: Gut, dass sich auch solche Menschen lautlos mit der Natur beschäftigen (können) und Respekt vor der Natur gewinnen. Das sie damit nicht die wahren Helden des Berges sind, wissen solche Pedelec-Fahrer eh, entsprechend grüßen sie auch. Aber Radreisen ist ja kein Leistungssport, das Sportliche allenfalls mittel zum Zweck. Die einzige Angst, die ich habe, das nun jeder lässige Radkilometer auch in der Stadt und dem flachen Lande bequem auf Pedelecs abgefahren wird - auch wenn man körperlich noch zum echten treten in der Lage ist. Das könnte dann in der Tat zu einem Problem von mehr statt weniger Energieverbrauch werden. Die Dosierung ist also auch hier das Maß aller Dinge. Mich würde mal interessieren, wie man mit einem Pedelec auf Schotter zurecht kommt (wenn der Motor läuft und bergauf). Ist das ggf. schwieriger als mit reinem Pedalantrieb? Man muss ja auf Schotter manchmal ganz plötzlich mit verstärktem Pedaldruck reagieren, um nicht auf die Nase zu fliegen. Ich stelle mir vor, dass ein E-Motor dafür zu träge ist und es bei lockerem Schotterbelag recht gefährlich ist.
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen | |
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#795891 - 30.01.12 16:44
Re: Zwischen Bregenzerwald und Karwendelgebirge
[Re: veloträumer]
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An der Großen Scheidegg hat mich im oberen Bereich auch mal eine älteres Ehepaar mit Pedelecs überholt.
Die Frage ist, ob sie Gepäck dabei hatten. Wenn ich mit ca. 15-20 kg Gepäck mit dem Pedelec den Berg rauf fahre, ist es auch anstrengend - kommt natürlich auf die Steigung an. Aber mit einem normalen Trekking-Bike hätte ich manche Strecken schieben müssen. Die einzige Angst, die ich habe, das nun jeder lässige Radkilometer auch in der Stadt und dem flachen Lande bequem auf Pedelecs abgefahren wird - auch wenn man körperlich noch zum echten treten in der Lage ist. Das könnte dann in der Tat zu einem Problem von mehr statt weniger Energieverbrauch werden. Das stimmt auch nur bedingt - wenn diejenigen dafür ihr Auto stehen lassen, solls mir auch recht sein. Jeder nicht gefahrene Kilometer mit dem Auto ist besser für die Umwelt, als jeder gefahrene mit nem Pedelec. Mich würde mal interessieren, wie man mit einem Pedelec auf Schotter zurecht kommt (wenn der Motor läuft und bergauf). Ist das ggf. schwieriger als mit reinem Pedalantrieb? Man muss ja auf Schotter manchmal ganz plötzlich mit verstärktem Pedaldruck reagieren, um nicht auf die Nase zu fliegen. Ich stelle mir vor, dass ein E-Motor dafür zu träge ist und es bei lockerem Schotterbelag recht gefährlich ist. Ich finde gerade auf Strecken mit Schotter oder weichem Boden hilft der Motor, weil er dich bei sensibler Fahrweise eher aus den widrigen Untergründen "rauszieht" - er ersetzt quasi den verstärkten Pedaldruck. Wenn du mal in der Schweiz bist, kann ich dir nur empfehlen, sich bei einem Velo-Händler ein Pedelec auszuleihen, um mal eine Probefahrt zu machen (wobei die Händler meistens nicht an einer Schotterstrecke liegen). Es ist wenigstens eine interessante Erfahrung! Schöne Grüße aus dem kalten Norden
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Off-topic
#795900 - 30.01.12 17:00
Re: Zwischen Bregenzerwald und Karwendelgebirge
[Re: inga-pauli]
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Ich kann hier nur vom Mittelantrieb beim Pedelec reden - die anderen hab ich nicht ausprobiert. Will ich auch nicht, weil dieser hat sich gerade in den Bergen bewährt.
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#796566 - 01.02.12 18:12
Re: Zwischen Bregenzerwald und Karwendelgebirge
[Re: inga-pauli]
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Hallo Ingrid, danke für die Aufklärung zwischen E-bikes und Pedelecs. Die eigene Muskelkraft steht also bei Pedelecs im Vordergrund! Ich war vor paar Jahren mal so frustriert als mich am Berg eine Bikerin sagen wir mal ziemlich "kernig" und ca. 90 kg überholt hat. Später traf ich sie an der Alm wieder und dann sah ich erst das dieses Bike irgendwie anders war, nämlich mit Motor von K... In den Alpen sind eh schon zu viele Radler und Wanderer unterwegs und dann kommen solche Pedelecsfahrer auch noch dazu! Diese Pedelecs gehören nicht auf Wanderpfaden in den Alpen, sondern auf Radwegen. Ich bin natürlich auch der Meinung, lieber ein Pedelec benützen, als das Auto oder gar keine Bewegung. Schöne Grüße Anna
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#796584 - 01.02.12 19:08
Re: Zwischen Bregenzerwald und Karwendelgebirge
[Re: veloträumer]
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Als Zuckerl habe ich noch einen Abstecher zum Ferchensee gemacht. Der aufmerksame Leser wartet gespannt auf die Bilddokumentation dieser historischen Querung des Wetterstein-Massivs mit dem Fahrrad. Gruß, Mikesch
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#796590 - 01.02.12 19:43
Re: Zwischen Bregenzerwald und Karwendelgebirge
[Re: mikesch]
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............das Hahntennjoch einfach so buchstäblich rechts liegen gelassen? Im Sommer auch eine schöne Runde, von Feldkirch, Montafon über Bielerhöhe nach Imst und übers Hahntennjoch ins Lechtal, dann rauf nach Warth und runter bis Au, von da rauf nach Damüls und über`s Furkajoch nach Rankweil, Feldkirch. Gruß Stefan
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#796735 - 02.02.12 12:53
Re: Zwischen Bregenzerwald und Karwendelgebirge
[Re: mikesch]
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Als Zuckerl habe ich noch einen Abstecher zum Ferchensee gemacht. Der aufmerksame Leser wartet gespannt auf die Bilddokumentation dieser historischen Querung des Wetterstein-Massivs mit dem Fahrrad. Eine Freudsche Verdrehung. Gemeint war natürlich Seebensee. Ferchensee kommt aber noch auf der zweiten Tour.
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen | |
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#796739 - 02.02.12 13:03
Re: Zwischen Bregenzerwald und Karwendelgebirge
[Re: li la Launebär]
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............das Hahntennjoch einfach so buchstäblich rechts liegen gelassen? Pure Absicht. War schon vor ein paar Jahren auf einer ebenfalls Herbstkurzreise Kempten - Weißenbach - Hahntennjoch - Landeck - Reschenpass - Bozen - Penserjoch - Brenner - Innsbruck - Kühtai - Oetz - Mieminger Sattel - Fernpass - Kempten im Programm. Namlossattel und oberes Lechtal fehlte mir in der Ecke noch.
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#797240 - 03.02.12 18:26
Re: Zwischen Bregenzerwald und Karwendelgebirge
[Re: veloträumer]
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Nun die ... Tour 2: Vom Montafon zu Inn, Isar, Karwendelgbirge und Werdenfelser Land5 Tage | 492 km | 6640 Hm Do 29.9. Stuttgart || 14:02-16:54 || Lindau - Bregenz - Dornbirn - Götzis - Rankweil - Satteins - Nenzing - Bludenz - Schruns - Außerziggam/St. Gallenkirch91 km | 17,6 km/h | 5:07 h | 530 Hm E: GH Rössle (Nenzing): Schweinemedaillons im Speckmantel m. Champignon-Schmorsauce, Gem., Spätzle, Apfelstrudel, Rw 24,60 Ü: C Waldcamping 0 € Diesmal kann ich für den ersten Tag keine Geheimtipps verbuchen – im Gegenteil: Die Route ist sogar noch bis in den nächsten Tag hinein bis Partenen nahezu identisch mit meiner 2005er Alpentour. Das erklärt auch, dass ich nach dem Abendessen in Nenzing noch lange durch die Nacht auf der flachen Montafon-Route gefahren bin – zumal die unangenehme Nebelfeuchte vom Bodensee her im Montafon einer trockenen Nachtmilde gewichen war. Ein paar Anmerkungen seien aber dennoch gemacht, da ja nicht jeder Leser die Route kennen kann. Unbedingt sollte man bei Götzis der Abzweigung nach Rankweil über Klaus (ja, das ist ein Ortsname!) folgen, nicht der Hauptstraße nach Feldkirch. Hier durchfährt man ein kleines, schattiges Seitental, das wenig befahren ist. Auch die folgende Route von Rankweil nach Satteins verläuft nicht im Tal der Bundesstraße, sondern durch ein ruhiges Nebental mit dem Schwarzen See über einen Hochpunkt. Im eher flachen Montafon gibt es eine offizielle Radwegroute bis Partenen, vielfach finden sich aber beidseitig des Flusses Radweg oder Wohnstraßen zum ruhigen Radeln. Die wenigen kleinen Rampen sollten auch für Flachradler kein Problem sein. Kurz vor St. Gallenkirch (nach dem Waldcamping) beginnen erste kräftigere Steigungen – soweit Radweg, geht es dort sehr hügelig zu. Ich bin diesmal diesen Teil bis Partenen auf Straße gefahren – soweit möglich durch die Dörfer. Das Rössle in Nenzing bietet schon bessere österreichische Küche in einem rustikalem Holzambiente an – der recht hohe Preis ist berechtigt, wenngleich man die gesamte Arlberg/Lech/Montafon-Region als nicht gerade preiswert bezeichnen kann. Das merkt man sogar an den Marktpreisen in Bludenz. Selbst an Feldkirch erinnert mich eine völlig überteuerte und lautstarke Hotelübernachtung. Das Montafontal ist mittlerweile gegenüber 2005 nochmal dichter bebaut, entsprechend ungünstig ist das Wildcampen. Es ist gar nach Mitternacht, als ich nicht mehr weit von St. Gallenkirch einen Waldcamping entdecke, dicht neben der Straße, die Zugänge zu den Sanitäranlagen zwar verschlossen, aber ich brauche sie eigentlich auch nicht. Die Betreiber haben wohl ein Haus direkt anbei, aber um diese Zeit klingelt ja niemand mehr – erst recht nicht in Österreich. Trotz romantischem Mondschein inmitten dunkler Bergnacht versagt der Restverkehr auf der Straße vollendete Schlafruhe. Ich empfehle daher, nach Möglichkeit den letzten Camping in Gaschurn weiter oben anzustreben. In Partenen gibt es auch noch Gasthöfe – je weiter oben, desto weniger Durchgangsverkehr – die Silvrettastraße ist ja nachts ganz gesperrt. Noch traumhafter ist es natürlich, direkt auf den Passhöhen zu übernachten. Am Zeinisjoch kann man wohl auch Zelte beim Gasthof offiziell aufstellen, auf der Bielerhöhe habe ich mal sehr schön im Hotel gewohnt direkt mit Silvrettablick über dem Stausee. Fr 30.9. Außerziggam/St. Gallenkirch -Partenen - Zeinisjochstraße - Zeinisjoch (1822m) - Galtür - Ischgl - Landeck - Fließ - Pillerhöhe (1558m) - Wenns - Arzl - Haiming112 km | 14,6 km/h | 7:36 h | 1930 Hm E: Asia-Restaurant Camping: Wan Tan, Ente m. Ananas, Reis, Bier, Espresso 18,40 € Ü: C Oberland 10 € Entgegen dem Abend ist jetzt doch morgens sehr kalt. Auf dem kleinen Stück zwischen Außerziggam und St. Gallenkirch fallen mir trotz dünner Ganzfingerhandschuhe fast die Hände ab – ohne Kaffee geht es also nicht weiter. Nach ein paar Gesprächen mit Einheimischen in der Bäckerei bin ich wieder aufgewärmt und die Wetterlage stimmt auf Sonne ein. Nach Partenen muss man erst die Mautstelle der Silvrettastraße passieren, bevor etwa eine Kurve weiter der Abzweig zum Zeinisjoch folgt. Die Straße ist nicht allgemein freigegeben – nur Lieferanten, Service, Anwohner und Radfahrer dürfen die sehr schmale Westroute befahren. Die Ostroute hingegen ist für den Verkehr vollkommen freigegeben – so darf man sich nicht wundern, oben auch Busse vorzufinden – etwa zwecks Besichtigung des imposanten Staudamms. Die Route ist zunächst bewaldet und mehrere Panoramapunkte geben den Blick frei auf Gaschurn/Partenen im Tal, die Silvrettagruppe oder auch die Serpentinen der Silvrettastraße. Durch die rötliche Herbstfärbung der Gräser und Sträucher haben die Berge wieder einen ganz anderen Reiz als in den grünen Sommermonaten. Es folgt eine flachere Bergweidelandschaft auf gleicher Höhe zum Bergbach. Am Ende der Wiesen hebt sich der Staudamm fast unscheinbar als Teil der Bergwelt empor. Die Staumauerhöhe bewältigt man wiederum steil und kehrenreich nördlich der Staumauer, zunächst im Wald, dann in freier Berglandschaft. Hier gibt es auch einen Abzweig eines weiteren Fahrweges (Piste) in Richtung Heilbronner Hütte. Dieses beliebte Wandergebiet der Verwallgruppe verfügt über mehrere Hütten, die noch aus Tradition raus vom Deutschen Alpenverein betrieben werden. Laut eines Mitgliedes des Vereins auf der Messe CMT ist eine Raddurchfahrt ins Verwalltal (weiter nach St. Anton oder Arlbergpass) bzw. durch das Silbertal (zurück nach Schruns im Montafon) durchaus möglich. Es gäbe nur ein kleines Stück, wo man das Rad wohl tragen müsse, sonst aber Fahrweg. Der Pisteneindruck an der Abzweigung ist jedenfalls gut. Der Kops-Stausee zählt zu einem weitmaschigen Wasserenergiesystem, das mit mehreren Wasserspeichern im Silvrettabereich verknüpft ist. Nach dem ersten Werk 1969 wurde 2008 ein zweites Pumpspeicherwerk am Kopssee errichtet, wobei die Turbinenleistung um 42 % und die Aufnahmeleistung im Pumbetrieb sogar um 85 % gesteigert wurde. Die Energie fließt nicht nur nach Tirol und Vorarlberg, sondern auch an die baden-württembergische EnBW. Es gehört zu dem europäischen System für Spitzen- und Regelenergie, wie sie in Zukunft immer wichtiger wird, um schwankenden Strombedarf gerade nach der Krise der Atomkraft abzusichern. Der höchste Punkt folgt kurz nach der Mulde beim zweiten Stausee mit dem Gasthof. Bis zur Einmündung auf die Silvrettastraße ist es dann nicht weit. Insbesondere für die, die von Ostseite auffahren wollen, sei gesagt, dass ich unterhalb einen Fahr- und Wanderweg gesehen habe, der offenbar nach Galltür führt und damit eine Alternative zur Straße bietet. Im Paznauntal sind mir ein paar neue Lawinenschutzgalerien aufgefallen, die noch nicht alle freigegeben sind. Denkbar ist hier, das Autos und Räder zumindest auf Teilstrecken demnächst getrennt werden. Der Abstecher in den Ort Ischgl brachte mir die Erkenntnis, das Luxushotels auch nicht vor Presslufthämmern gefeit sind. Lärm ohne Ende direkt vor dem ersten Haus des Ortes, was nutzt da die goldene Badewanne. Es ist ja keine Hochsaison und das heißt eben Bauzeit. Nach einem kleine Stück Inntal erreiche ich den Abzweig zur Pillerhöhe. Es gibt genau betrachtet 2 ½ Varianten zur Pillerhöhe von der Inntalseite. Eine führt von Prutz über Kauns von Süden heran – diese eignet sich insbesondere für jene, die noch die Kaunertalgletscherstraße mit im Programm haben. Über den meinigen Weg via Fließ gibt es eine offizielle, offenbar bereits entschärfte Variante, die aber immer noch steil ist. Eine alte Strecke, deren Verlauf ich nicht genau ausmachen konnte, soll für jene sein, die sich noch einen zusätzlichen Endorphinstoß geben möchten. Besonders reizvoll ist der untere Teil mit den hübschen Kirchen und Kapellen teils in die Bergwiesen eingebettet und von der Kulisse der Ötztaler Alpen umgeben. Dazu kommt noch das Schloss Bidenegg oberhalb der Straße. Die Passhöhe selbst ist durch Nadelbäume ohne Aussicht, jedoch findet sich das grandiose Bergpanorama wenig weiter südlich nebst Parkplatz, Gasthaus und einem Museum für alpenländische Natur. Auf der Pillerhöhe selbst stehen seltsame Figuren und Säulen – die genaue Betrachtung ergibt, dass es sich um eine Darstellung für die Opferkulte handelt, die hier in der Bronzezeit bis hin zur moderneren Römerzeit stattfanden. Im Jahre 2001 machte der Hobbyarchäologe Franz Neururer hier ein bedeutsamen Fund mit ungefähr 350 Bronzegegenständen ( Bronzezeitlicher Schatzfund vom Moosbruckschofen am Piller). Die meisten Funde hier datieren aus der Zeit um 1350 v. Chr., der Ort diente etwa 2000 Jahre zwischen 1500 v. Chr. bis 500 n. Chr. als (Brand-)Opferplatz, wobei sich die Rituale und Opfergaben über die Zeit änderten. Der Ort war denn auch Thema des Bilderrätsel 740. Auf der Nordostseite geht es durch Wald und vorbei an einem idyllischen kleinen See hinunter zu einer dichter besiedelten, offenen Almwiesenlandschaft. Bei Wenns fließt die Piller in die Pitz, die nach Norden ein lang gezogenes Stichtal in die Ötztaler Alpen bildet. Die Straße bleibt lange oberhalb des Tales und fällt erst kurz vor dem Inn deutlich ab. Fazit der Pillerhöhe: Reizvolle und anspruchsvolle Alternative zur Inntalstrecke Imst – Landeck, würde sie aber nicht zu den neudeutsch gesprochenen Must-Haves zählen. Die Inntalstrecke (Straße) fortan ist nur Pflichtprogramm bis zum nächsten Basispunkt. Praktisch in Badeschlappenweite ist das neue und offenbar beliebte Asia-Restaurant gleich beim Camping in Haiming, dort kann man auch Hotelzimmer belegen. Nachteilig für den Morgen: Bäckereien und Supermarkt gibt es im Ort nicht, Selbstversorger müssen sich nach Ötztal-Bahnhof oder Silz orientieren, wo man vielleicht etwas Nahrung erhält. Ansonsten muss man hungern, wie das in Österreich wohl zum ländlichen Standard gehört. Sa 1.10. Haiming - Silzer Sattel/Haimingerberg (1690m) - Ochsengarten - Kühtaisattel (2017m) - Sellrain - Kematen - Kranebitter Auen - Leithen (1009m) - Seefelder Sattel (1185m) - Porta Claudia/Scharnitzpass (955m) - Mittenwald - Camping Isarhorn95 km | 12,6 km/h | 6:59 h | 2045 Hm E: GH Stern (Mittenwald): Schweinebraten, Knödel, Rotkohl, Bier, Espresso 14,10 € Ü: C Isarhorn 0,50 € Der Silzer Sattel, auf dem Passschild schlicht als „Sattele“ bezeichnet, gehört zu den weitgehend unbekannten Pässen, da auf durchschnittlichen Straßenkarten bestenfalls als grauer Fahrwegfaden zu erkennen. Die Straße ist aber durchgehend für den Verkehr freigegeben. An der Passhöhe befindet sich ein kleines Hochmoor und ein Parkplatz dient Wanderern als Startpunkt. Die meisten Autos fahren von der kurzweiligen Südseite aus dem Nedertal an. Für die Auffahrt empfehle ich ohnehin die landschaftlich abwechslungsreichere und auch längere Nordseite. Quasi über dem Camping bereits mit seinem Kirchlein zu sehen, finden sich in Höpperg noch ein besseres Hotel und ein durchschnittlicher Berggasthof. Damit hat sich das Zivilisatorische am Silzer Sattel weitgehend erschöpft. Zum Wildcampen ist der Haimingerberg aufgrund der vielen Steillagen aber nicht geeignet, im oberen flachen Teil ist Naturschutzgebiet. Bei der Auffahrt hat man mehrfach ein tolles Panorama ins Inntal und dahinter liegende Bergketten, nach Osten wie nach Westen. Auf Mooswald folgen Heidelbeersträucher (etwas spät zwar, ein paar Blaubeeren waren aber noch dran) und das Moorgebiet. Die kurze Abfahrt führt überwiegend durch Nadelwald, in Ochsengarten finden sich dann zwar Gasthof und Bienenlehrpfad, aber keine Selbstversorgerquelle. Fazit: Verkehrsarme, lohnenswerte Ostvariante für den Kühtai mit ein paar zusätzlichen Höhenmetern gegenüber dem Basisort Oetz. Über die Schwierigkeit muss ich nichts sagen – wer den Kühtai fahren will, muss diesen Berg auch schaffen können. Obwohl ich den Kühtaisattel bereits aus umgekehrter Richtung ebenfalls von einer Herbsttour kannte, stellte sich mir insbesondere die Westseite ganz neu dar. Das mag auch an der zu flotten Abfahrt liegen, die man solche Berge herunterstürmt, um Bremsgummi zu sparen. Sonne und Herbsttönung sorgen für faszinierende Bergansichten. Leider hat sich der Kühtai (eigentlich einer Wintersportort – Achtung, hässlich!) nun auch in der Zwischensaison zu einem Ausflugseldorado entwickelt. Das ist insofern lästig, dass die Autofrequenz ziemlich hoch ist und nicht gerade wenige Quietschreifen-Show-Car-Lenklümmel die Bergwelt missbrauchen. Ich würde schlicht eine PS-Sperre verhängen: Alles über 50 PS darf den Berg nicht hoch – pasta! Dieser aufkeimende Nebensaisontourismus hat natürlich auch seine Vorteile. War doch vor genau 5 Jahren kaum Essen und Unterkunft zu finden (nur die Dortmunder Hütte hatte auf), so haben mittlerweile mehrere Hotels noch geöffnet. Selbstversorgung ist aber auch hier kaum möglich, das labbrige Brötchen hat einen Fürstenpreis. Dumm eigentlich, denn im Sellraintal ist man schnell und dort gibt es sogar echte Bäckereien. Noch besser durch Kematen durchfahren, am Ortsausgang Richtung Innbrücke ist ein Bistro-Bäcker-Cafe, wo man sich aus einer riesigen Auswahl von Brotspezialitäten bedienen kann, auch für Frühstücksbüffet und richtige Speisen, großräumiger Innen- wie Außenbereich. Verführerisch und lecker, Geld ist aber schnell weg. Es ist sommerheiß und mich lockt das Innsbrucker Alpen-Hawaii. Das ist ein Sandstrand am türkisblauen Inn bei den Kranebitter Auen, nicht weit von Flughafen entfernt (Anfahrt nach der Brücke nur über die Bundesstraße möglich). Der Platz ist beliebt bei Nacktbadern, das Hawaii-Feeling ist nicht übertrieben – allerdings ist längeres Schwimmen aufgrund der Strömung nicht möglich. Doch ich will ja eh nur Faulenzen und meine verdientes Mittagspicknick einnehmen. Hier überfällt einen natürlich dieser Widerspalt zwischen Genussfaulenzen und Genussradeln. Am Zirler Berg ist es bei solchem Wetter sehr schweißtreibend, da dort der Fels die Sonnenwärme speichert und reflektiert. Dazu kommt ein wirklich höllischer Verkehr und Steigungen für Hardcore-Wadenbeißer. Für LKWs und Busse gibt es sogar eine Notspur bergab. Sofern die Bremsen versagen sollten, können sie auf einen Gegenhang leicht abzweigen und „aufrollen“. Offiziell soll ja die Abfahrt für Radler verboten sein, deswegen lässt sich diese Strecke legal nur aufwärts fahren. Es ist mal wieder so einen Schwachsinn, der nur einer weltfremden Autofahrersicht entspringen kann – müsste demnach der Kühtaisattel erst recht für Radler gesperrt werden und zahllose weitere Alpenpässe dazu. Trotz des Verkehrs kann man bei guter Fernsicht ein wundervolles Panorama genießen, an einem Gegenhang schiebt sich auf einer ausgeklügelten Spur die Mittenwaldbahn nach oben. Die Besichtigung von Seefeld ist eine ziemliche Enttäuschung und wer es eilig hat, kann es auch auslassen. Natürlich kann man sich am Outdoor- und Luxusshopping beteiligen oder dem Flaniervolk ihre Vermögenswerte von den Lippen ablesen versuchen, auch müsste man hier nicht verhungern und könnte vornehm logieren – aber irgendwie fehlt dem Ort ein überzeugender Charakter, er ist weder hässlich noch schön, sogar der Kitsch ist beschränkt, das ist ehrenwert, aber nicht überzeugend. Ex-Olympiaort und dicke Brieftaschen allein machen noch keinen Charme. Die Zeit eilt für den Rest des Tages, auch wird es mit dem Fall der Sonne recht schnell kühl. Die Route von Seefeld nach Mittenwald über Scharnitz ist aber noch einfacher zu strampeln als über Leutasch, sodass ich rechtzeitig zur Dämmerung die Geigenstadt im Werdenfelser Land erreiche. Nach dem Essen im überfüllten Biergartenrestaurant finde ich im unangenehmen Nachtnebel der Isarauen keinen geeigneten Wildcampingplatz – Kasernengelände oder landwirtschaftliche Nutzflächen. So radele ich noch bis zum Camping Isarhorn und komme noch zu einer warmen Dusche (Geldmünze). Die Kneipe ist auch noch auf, aber niemand möchte meinen Platz abrechnen – am nächsten Morgen ist dann niemand da. So 2.10. Camping Isarhorn - Mittenwald - Scharnitz - Karwendeltal- Karwendelhaus - Hochalmsattel (1791m) - Johannestal - Großer Ahornboden/Engalm - Vorderriß85 km | 12,8 km/h | 6:22 h | 1140 Hm B: Erntedankprozession Mittenwald 0 € E: SV im Biergarten Alte Post (Essen ausverkauft!): Bier, Brot, Espresso 5,90 € Ü: C wild 0 € Weil meine Planung ins Wanken geraten war, musste ich eine Alternative finden. Ein Einheimischer, älterer Mountainbiker empfahl mir am Vorabend im Gasthof, ich solle das Karwendeltal fahren – die Route sei auch mit meinem Rad gut zu fahren. Ich hatte darüber zwar im Internet anderes gelesen, traue aber mal dem Lokalwissen – wie sich rausstellt, berechtigt. Bevor ich aber bei traumhaften Sonnenwetter ins Pedal trete, deutet sich in Mittenwald Großes an. Auf Nachfragen verspricht man mir einen großen Festumzug mit allem Brimborium. Es handelt sich um eine Erntedankprozession. Ich muss warten, ohne Gottesdienst geht es in Bayern natürlich nicht. Die Wartezeit kann ich noch mit der am Abend zuvor begonnenen Besichtigung der Lüftlmalerei fortsetzen. Die Tradition der Freskenmalkunst aus dem 18 Jahrhundert wird bis heute gepflegt, sodass sich hier alte und neue Darstellungen mischen – die Motive sind indes nicht wirklich moderner geworden. Mittenwald war etwa 200 Jahre lang zwischen Renaissance und Barock offizielles Handelszentrum zwischen Italien und dem Norden – aufgrund von Streitigkeiten mit den Venezianern wurde der Bozener Markt hierin verlegt. Nach einem wirtschaftlichen Einbruch schaffte es Matthias Klotz um 1680, den in Italien gelernten Geigenbau in Mittenwald zu etablieren und schaffte damit erneuten Wohlstand für die Marktgemeinde. Heute existieren neben mehreren Geigenbauern in Mittenwald auch eine Geigenbauschule und ein Geigenbaumuseum. Sinnbildlich steht das erzgegossene Denkmal von Markus Klotz auf einem Sockel aus Trientiner Marmor. Immer mehr Leute in traditionellen Trachten huschen durch die Straßenzüge, Wartende nehmen Aufstellung am Straßenrand, Sonntagskleidermädchen tanzen, Neugierige lugen aus ihren Fenstern hervor. Es scheint sich was zusammenzubrauen – Spannung keimt auf. Dann öffnen sich die Portale der Kirche. Fahnenträger, Trachtengruppen, Fanfarengruppen mit Gamshut, Messdiener mit Kerzenlaternen defilieren am Volk vorbei. Der Höhepunkt soll dann die Madonna sein, kärglich mit wenigen verschrumpelten Maiskolben am Tragesteg untergehängt – das soll also der große Erntedank sein. Eine ganze Kolonne von alt gemachten Landfrauen jammern immer gleiche unterwürfigen Sündergebetsphrasen – keine Freude, kein Früchte des Feldes – stattdessen der Klerikale mit dem Buch der Heiligkeit. Das wars schon – schade, das man Erntedank nicht zeitgemäßer und fröhlicher feiern kann oder will. Ich treffe noch mal den einheimischen MTBer des Vorabends kurz, dann rüste ich mit Tiroler Speck in Scharnitz auf und los gehts ins Karwendeltal – eine definitive Traumroute. Der Radlerandrang ist zunächst enorm. Jedoch führt hier auch flach der Isarradweg weiter in die Berge rein (Hinterautal) – voll familientauglich und daher sehr beliebt. Schon kurz nach dem Parkplatz trennen sich aber die Wege. Es folgt eine kurzes Steilstück in lichtem Kiefernwald und Blick auf die Isar. Nach kurzer, weicher Abfahrt aber bleibt auf der Höhe des Karwendelbaches eine ziemlich harmlose Piste mit nur geringen Steigungen, und sogar ein kleines Mädchen spurtet dem einen oder anderen aufgerüsteten Mountainbiker davon. Ich finde zahlreiche Gesprächspartner, Österreicherinnen, Allgäuer, und Oberbayern. Die Rhythmen sind verschiedenen, das liegt vor allem an der unterschiedlichen Fotografierlust. Ich muss natürlich alles Festhalten, jeder Blick hier löst Begeisterung aus. Nach dem flachen Teil geht es dann aber doch bald kräftig aufwärts, auch schottriger, rutschiger. Einige Stellen sind heftig, nicht mehr jeder bleibt auf dem Sattel sitzen. An der über eine kurze Stichstrecke auf einem Felsvorsprung gelegenen Karwendelhütte steht ein ganzer Moutainbikepark – man mag glauben, die Welt ist ein Mountainbike. Erst die Fahrt später auf der Straße zum Großen Ahornboden rückt die Verhältnisse wieder zurecht: Für jedes Mountainbike gibt es mindestens 10 Autos – nicht immer an selber Stelle, aber irgendwo hinterm Berg bestimmt. Ein paar Meter zur Passhöhe muss ich schieben, der Belag ist zu locker. Oben natürlich noch mehr Panorama – nach zwei Seiten. Die Abfahrt recht rumpelig, die MTBer kennen aber keine Gnade zu Material und Gesäß – runterrasen, bis die Staubwolken Schatten werfen. Ich brauche viel länger als der Durchschnitt – bin am Fortbestand meines Lebens interessiert und sehe auch auf der Abfahrt noch: die Natur ist großartig und verdient Aufmerksamkeit. In einem Talkessel befindet sich eine große Wiesenfläche – der Kleine Ahornboden. Ahornboden – das steht für seltene Bäume des Bergahorns. Am Großen Ahornboden stehen etwa 2000 Individuen dieser Spezies – einige buckeln ein Alter von schlappen 600 Jahren. Am Kleinen Anhornboden sind es nur wenige, doch die Kulisse nicht minder eindrucksvoll. Wasserstelle, Picknick- und Sonnenplatz für Wanderlustige und Radler. Für die Weiterfahrt gibt es zwei Möglichkeiten – beide Wege führen wenig später aber zusammen. Das Johannestal ist schmäler gefasst, der Bergfluss rauschender. Der untere Teil ist gesperrt, einige MTBer fahren trotzdem durch, aber der Fels ist bedenklich abgebrochen – für alle, die Nervenkitzel suchen. Die reguläre Route führt noch mal kurz bergauf, macht ein Bogen weg vom Johannestal und mündet oberhalb des Johannestales auf die Strecke zum Großen Ahornboden (man kann offroad noch ein Stück auf der der Straße gegenüberliegenden Seite fahren, danach aber nur noch Straße). Die Szenerie der Ahornbäume ist dann schon eine besondere. Das endgültige Talende aber erreicht man nicht per Rad – hier ist jenseits des großen Gasthofes mit Blick in den großen Felsenkessel Ende für Räder – nur der Fuß darf hier weiter. Statt zu Wandern kann man auch Schauen und Staunen und wieder Zurückfahren. Hätte ich das Drama am Ende des Tages geahnt, so hätte ich hier Haxe und Bier zapfen können, außer Hotelzimmer gibt es auch ein einfaches Touristenlager. Doch ich hatte ja schlau im Internet rausgefunden, in Vorderriß steht ein ordentlicher bayerischer Gasthof. Ich könnte es jetzt noch aus Tirol raus schaffen – nicht dass ich in Tirol schlechter schlafen würde – aber ich bin doch arg langsam unterwegs, ein paar Restkilometer dürfen sein. Im Rißbach könnte man tagsüber vielerorts wohl gut baden, doch jetzt ist Abend und bald kühl. Der Gasthof in Vorderriß liegt schön an der Isar, hier kann ein hungriger Radler gut absteigen, oder? Denkste!? – Nein, es ist DAS Ausflugswochenende des Jahres – ein ganzer Sommer soll nachgeholt werden – was ein Nationalfeiertag alles leisten soll. Und das heißt konkret: Die Küche ist leer gegessen, bis zu den Küchenkacheln alles aufgeleckt – keine Speckschwarte für die Mäuse in der Kellerbar mehr, kein Salatblatt für das Meerschweinchen in der Lenkertasche mehr, keine Henne, die noch schnell ein Ei in die Sattelmulde legt. Es bleibt flüssiges Brot aus Blau-Weiß und nach mehreren Bittgängen und Kniefällen zwei Scheiben schlechten Brotes. Als ich dazu mein Vorräte aus Käse, ein paar Kirschtomaten und Tiroler Speck auspacke, werde ich auch noch von der Wirtin angemahnt, das wegzupacken – keine Eigenverkostung! Jetzt aber, Frau Oberbayern, leere Tröge hinstellen und dann noch die Butterfinger abklopfen – was ist das denn?! – Der Wirt zeigt menschliche Restwärme und lässt mich gewähren, aber ich solle die Tomaten nicht auf den Tisch sondern die Bank legen, damit man es nicht sieht. Es mag ja sein, der Tag war stressig – aber so gehts nicht und das auch noch kurz vor Biergartenschluss generell. Drinnen wurde trotzdem weiter gesoffen, das geht wohl immer, da regt sich keiner auf. Die Gelbe Zitrone für Gastunfreundlichkeit vergebe ich im Jahre 2011 an die Alte Post in Vorderriß! – Gratulation! Mo 3.10. Vorderriß - Wallgau - Krün - Tonihof - Mittenwald - exc. Leutschklamm - Lautensee - Ferchenseehöhe (1100m) - Ferchensee - Elmau - Schloss Kranzbach - Klais - Barmsee (Ort) - Grubsee - Barmsee - Wallgau - Einsiedl - Walchensee-Halbinselroute - Einsiedl - Niedernach - Urfeld - Kesselbergpass (858m) - Kochel - Bichl || 20:28-0:12/0:54 || Stuttgart109 km | 15,3 km/h | 7:05 h | 995 Hm B: Leutaschklamm 2 € E: GH Löwen (Bichl): Altbayr. Schmorbraten, Bratkart., Salat, Bier, Espresso 15,70 € Nach den Brunftschrei-erfüllten Nacht am ausgetrockneten Flussbett des unteren Rißbaches ward dichter Nebel – sagen wir besser, ein weißer Schleier vor Augen, der seine geheimnisvolle Schönheit des Morgens dem aufmerksamen Auge auf faszinierende Weise mitteilt. Schaut dazu in die Fotogalerie. Die obere Isar auf der Mautstraße zwischen Vorderriß und Wallgau wurde so zu einer meiner Lieblingsstrecken dieser Tour – auch bei Sonne müsste es toll sein. Das Werdenfelser Land ist hier gesegnet mit wunderbaren Seen. Schon als Abschluss der panoramareichen Hügelstrecke zwischen Krün und Mittenwald spiegelt der Schmalensee das gleißende Sonnenlicht. Auf meiner Strecke folgen nach der Lautersee, bereits im Anstieg zum Ferchensee gelegen – ersterer noch in einer weiten grünen Bergwiese gelegen mit Gebirgsfernpanorama, der letztere bereits nah am aufschießenden Fels gelegen – da der Superlative bereits schon zuviel hier geschrieben: Einfach anschauen. Es gibt eingeschränkte Bademöglichkeiten, auch später am Grubsee oder etwas wilder am Barmsee, teils von Wald, teils von viel Schilf umgeben und schon wieder flacher in der Umgebung. Bevor ich jedoch die auch teils steile Anfahrt zum Ferchensee angehe, fahre ich noch mal nach Mittenwald zum südlichen Ortsausgang, wo man zur Leutaschklamm gelangt. Der größere Schluchtteil ist kostenlos in zwei Varianten begehbar, durch Wald und über der Leutasch mit Stegen, begleitet von kindgerechten, aber lehrreichen Infotafeln über urzeitliche Landschaftsgestaltung oder Waldökologie. Für den engsten Schluchtteil mit Wasserfall hingegen muss man kleinen Eintritt zahlen, dieser Gang ist recht kurz, dafür intensiv imposant. Zum Ferchensee gelangt man über die aufsteigende Leutaschtalstraße, zweigt in der Kehre ab. Zunächst noch asphaltiert, geht die Strecke in eine einfache Piste über, stark frequentiert von Mountainbikern und Wanderern an Ausflugstagen wie diesem. Beim Schloss Elmau beginnt wieder Asphalt, auf dem Weg nach Klais liegen nochmals Zwischenhügel und das auch schöne Hotel und Schloss Kranzberg. Ggf. kann man noch eine Exkursion zum Lautensee einbauen. Schloss Elmau wurde 2005 massiv durch einen Brand beschädigt, 2007 wiedereröffnet und ist Luxushotel, Wellness-, Kultur- und Denkertempel in Einheit mit der Natur, insbesondere das Münchener Jazz-Label ACT präsentiert hier regelmäßig seine Künstler, was auch schon auf diversen CDs dokumentiert ist. Wer über das entsprechende Kleingeld verfügt, sollte mal dort logieren – Elmau gehört zu den führenden Hotels in der Welt. Schon allein die Lage mag solche Auszeichnung nahe legen. Die Route von Grubsee zum Barmsee führt eher als MTB-Strecke durch Wald mit starkem Gefälle, offiziell auch nicht fürs Rad erlaubt. Es gibt aber auch eine reguläre Rad- und Wanderpiste – zumindest von Klais aus zum Barmsee. Auf der Strecke von Wallgau nach Einsiedl am Walchensee muss man mit starkem Verkehr zurecht kommen, noch später gegen Abend fahre ich an der Kesselbergstraße sogar aufwärts an der Staukolonne vorbei. Die Runde um die Halbinsel am Walchensee eröffnet vielschichtige Seeblicke – so auch die Uferansicht des Ortes Walchensee. Das Nordufer des Walchensees wird von einer Mautstraße begrenzt, die zumindest an Ausflugstagen auch recht rege benutzt wird. Für das Nordostufer von Niedernach nach Urfeld steht weitgehend eine Walduferpiste zur Verfügung (teils nur Pfad, dort offiziell nicht für Velos freigegeben, wird aber auch von Einheimischen missachtet). Alle Uferseiten, die ich abgefahren bin, bieten zahlreiche Bademöglichkeiten (am NO-Ufer auch von mir genutzt) und das Seepanorama ist großartig. Auch wenn es etwas unfair ist, den Kochelsee nur aus wenigen Ausblicken heraus beurteilen zu wollen, so bleibt dieser landschaftlich sicherlich weit hinter dem Walchensee zurück. Der Kochelsee ist schon zur Hälfte ein See der oberbayerischen Tiefebene, während der Walchensee ein echter Bergsee ist – deswegen auch urtümlicher, naturbelassener. Das Essen im von Serben geführten Gasthof Löwen in Bichl war ein ausgezeichneter bajuwarischer Tourabschluss und – wie ich fälschlich annahm – Saisonabschluss. Die Bildchen (bitte auf Bild klicken, Diashow wählen, voller Bildschirm sodann über F11):
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen |
Geändert von veloträumer (12.02.19 19:22) |
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#798232 - 06.02.12 17:30
Re: Zwischen Bregenzerwald und Karwendelgebirge
[Re: veloträumer]
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Toll, wenn man hier die schönen Bilder und eine so ausführliche Beschreibung von paar seiner eigenen alljährlichen Tagestouren sieht. Das absolute Highligth ist natürlich für jeden Radler das Karwendelhaus. In der Hauptsaison am Wochenende stehen hier über 100 Mountainbikes von Billig-Bike bis zum Edel-Bike. Die etwas weniger schöne Abfahrt mit dem grobsteinigen losen Schotter zum kleinen Ahornboden entschädigt aber dann beim Anblick der Laubfärbung der Berghornbäume. Es gibt noch viele schöne traumhafte Touren hier in der Ecke. Schöne Grüße Anna
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#798417 - 07.02.12 13:01
Re: Zwischen Bregenzerwald und Karwendelgebirge
[Re: veloträumer]
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Netter Bericht mit, wie immer, tollen Photos und für mich ein Gruß aus der alten Heimat (und von den Stätten meiner ersten mehrtägigen Radtouren). Schön, daß sie Dir gefallen hat. [Tiroler Oberlehrermodus an] Bei uns heißt es übrigens "das Kühtai", nicht "der". [Oberlehrermodus aus] K.
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