Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr

von: Gerhard O

Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr - 15.12.15 12:52

Teil 4: Von der Maas an die Ruhr


Tag 26: Sonntag, 31.5.2015
Start: Camping Infuso Philippe, Rancennes
Ziel: Camping de la Lesse, Houyet
Strecke: ca. 52km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=auvezyethkgqaylh

Kurz nach acht war ich unterwegs. Auf der anderen Maasseite lag die französische Grenzfestung ‚Fort de Charlemont‘.



Unterhalb davon liegt Givet, der letzte Ort in Frankreich. Hier hoffte ich noch eine Frühstücksmöglichkeit zu finden. Erfahrungsgemäß gibt es selbst im kleinsten französischen Ort einen Laden, in dem man Brot kaufen kann. Diesen suchte ich jetzt hier. Kein Mensch kam mir mit einem Baguette unterm Arm entgegen. Überhaupt war kein Mensch auf der Straße, den man hätte fragen können. Dann erblickte ich ein Plakat: ‚Intermarché – Sonntagvormittag geöffnet‘. Hier müßte ich alles bekommen, was mein Magen begehrt. Ich bog also ab zum Supermarkt. Doch welch ein Reinfall! Der Sonntagvormittag beginnt für Intermarché erst um elf Uhr. Ich hatte noch Gebäck in der Packtasche, aber das wollte ich nur im Notfall anbrechen.

Da mein Hunger noch nicht unerträglich war, fuhr ich weiter. Dinant ist nicht mehr sehr weit und ein Touristenmagnet. Hier gibt es mit Sicherheit was. Ganz so schnell war ich dann doch nicht in Dinant, denn ich mußte mehrfach die Maas queren. Zum Teil geschah das auf den Fußstegen der Schleusenkammern. Verfahren habe ich mich dabei auch noch. Aber um 11 Uhr kam der Felsen von Dinant, das Wahrzeichen der Stadt, in Sicht.



Von der anderen Seite des Felsens habe ich natürlich auch noch ein Bild gemacht. Auf dieser Straße mußte ich zum Glück nicht fahren, es gab einen Radweg (Ravel 2) am Ufer.



Nun begann die Suche nach einer Einkehrmöglichkeit. Aber auch in Belgien war Sonntag! Am Vormittag hat hier noch niemand auf. Die Imbisse hatten noch zu und die Restaurants begannen, ihre Außenbereiche aufzubauen. Zu essen bekam ich nichts.

Jetzt war der Notfall. Ich öffnete meine Packtasche. Gut, daß ich vorgesorgt hatte. Es gibt in Mitteleuropa mehr kulinarische Notstandsgebiete als man denkt!

Die Zitadelle schaute ich mir nicht an, die Steigung war mir zu steil und die Seilbahn fuhr noch nicht. Ob sie auch Fahrräder mitnimmt?



Kurz hinter der Zitadelle bog ich ab ins Tal der Leffe. Ab jetzt begannen wieder die Berge, aber ich wollte es so: mitten durch die Ardennen. Ziel war Luxemburg und der Vennbahnradweg, natürlich nicht mehr heute.



Noch war die Steigung moderat, aber als ich die Leffe verließ, um ins Tal der Lesse zu wechseln, wurde es mehrmals anstrengend!

Es fing gerade wieder an zu regnen, als ich in Foy-Notre-Dame vor einem Restaurant stand. Dem Regen vom Lokal aus zuzuschauen, fand ich keine schlechte Idee. Also ging ich rein. Hier hätte ich ein überteuertes Menü essen können oder in der Bar eines der Vesper, die auf einer Schiefertafel angepriesen wurden.

Ich entschied mich für ein ‚Planche ardennais avec fromage de region‘ oder so ähnlich und was immer das ist. Bei der Bestellung hielt ich es für einen Käseteller. Was kam, war aber eine ausgewachsene Wurstplatte mit zusätzlichem Käse aus der Region. Dazu gab es verschiedenes schmackhaftes Brot und natürlich ein Bier. Ich war begeistert. Und das Beste war: als ich fertig war, hatte der Regen aufgehört.

Bei der Weiterfahrt stellte ich fest, daß ich wieder durch Kampfgebiete der diversen deutsch-französischen Kriege fuhr. Diesmal waren es Erinnerungen an die Ardennenoffensive vom Ende des 2. Weltkrieges bzw, der Niederschlagung derselben.



Am Nachmittag erreichte ich den Campingplatz in Houyet. Direkt an der Rezeption gab es ein Restaurant. Aus diesem Grund war ich zuversichtlich, abends hier essen zu können. Vermutlich hätte ich gleich beim Einchecken reservieren müssen, denn als ich kurz nach 18 Uhr wiederkam, hing ein Zettel an der Tür: ab 18 Uhr geschlossen. Dieser Zettel hing da definitiv nicht, als ich am Nachmittag hier war und das Lokal voller Leute war! Ein anderes Lokal gab es im Ort nicht. Die Bäckerei, an der ich vorbei gekommen war, hatte geschlossen. Außerdem war es am Regnen. Das stimmte mich nicht fröhlicher! Wie gut, daß in meiner Packtasche immer noch Vorräte waren!



Tag 27: Montag, 1.6.2015
Start: Camping de la Lesse, Houyet
Ziel: Camping de Renval, Bastogne
Strecke: ca. 78km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=fjjitsclctpiobnf

Der Regen des Vorabends hatte aufgehört. Dem Start in den Tag stand also nichts entgegen. Zuerst suchte ich die Bäckerei am Ortseingang auf, an der ich gestern Nachmittag vorbei gekommen war. Meine Vorräte in der Packtasche waren inzwischen weitgehend verbraucht! Aber welche Enttäuschung – die Tür war verschlossen. Die Infotafel mit den Öffnungszeiten erklärte die Situation: Montags geschlossen!

Mein Navi kannte noch einen Supermarkt. Als ich ihn erreicht hatte, stellte ich fest, daß er nicht mehr existierte. Ich fuhr weiter ins ‚Stadtzentrum‘ Richtung Kirche und traf auf diesem Weg eine zufällig vorbeikommende Passantin. Meine Befragung ergab: In diesem Ort gibt es nur die Bäckerei und die hat heute zu!

Eine Viertelstunde hatte ich vertrödelt und nichts erreicht. Es blieb mir nichts anderes übrig als mich auf den Weg zu machen. Immerhin begann hier ein Eisenbahntrassenradweg, der Ravel150B.



Der nächste Supermarkt auf der Strecke sollte mein Zwischenziel sein. In den Dörfern am Wegesrand gab es keine Einkaufsmöglichkeit, dafür aber immer wieder schöne Ausblicke auf die Lesse.



Erst in Rochefort gab es verschiedene Supermärkte. Schon weit vor der Stadt mußte ich den Radweg verlassen, denn im Stadtbereich verlief die ehemalige Eisenbahn kreuzungsfrei über Brücken und durch Tunnel. Das hatte mein Navi rechtzeitig erkannt und mich auf kürzesten Weg zum nächsten Supermarkt vor der Stadt geführt. Hier konnte ich meine Vorräte wieder auffüllen.

Mangels einer offenen Cafeteria oder ähnliches habe ich dann im Stadtzentrum vor der Kirche gefrühstückt.



In Jemelle war der Eisenbahnradweg zu Ende. Jetzt begann die wirkliche Durchquerung der Ardennen auf mehr oder weniger einsamen Straßen. Bereits der Anstieg nach Nassogne forderte alle meine Kraftreserven: 100 Höhenmeter mit 10% Steigung. Im Westerwald hatte ich solche Anstiege noch geschoben. Ich stellte erfreut fest, daß meine Kondition während der Tour tatsächlich zugenommen hatte. Die Gipfelhöhe des Tages hatte ich aber erst 6 km später erreicht, zum Glück nicht mehr so steil. Dafür war ich jetzt in einer komplett anderen Landschaft.



Bei dieser Ardennenquerung folgte ich dem Radweg Ravel 6. Die Strecke verlief durchweg auf Straßen, teilweise sogar Nationalstraßen. Trotzdem hatte ich sehr wenig Verkehr (und Radfahrer sah ich gar keine). Es ging nur ständig auf und ab.



Vielleicht macht diese Landschaft wehmütig. Der Glaube an überirdische Kräfte ist auf jeden Fall vorhanden. Die Grotte sah gut besucht aus mit vielerlei auf Zetteln geschriebenen Danksagungen. Die Wundertätigkeit und Heilkraft dieser Grotte ist bestimmt nicht geringer als die der Grotte in Lourdes.



Auch ich hing auf dieser Strecke immer wieder meinen Gedanken nach. Was bleibt auch übrig, wenn der Anstieg mal wieder nicht enden will und die Landschaft auch keine Abwechslung zeigt. Jede Änderung am Wegesrand erregt die Aufmerksamkeit. Kreuze und Blumen neben der Straße habe ich schon oft gesehen, aber kein Kreuz, das explizit auf den Tod eines Radfahrers hinweist.



Zu Hause habe ich recherchiert und gefunden, daß hier ein niederländischer Hobbyradfahrer an Herzversagen gestorben ist. Dieses Kreuz wurde von seinen Freunden an seinem Sterbeort aufgestellt!

Jeder traurige Gedanke muß mal zu Ende sein. Genauso geht es meinem Radweg Ravel 6. Er endet in Bastogne mitten im Stadtzentrum. Der Campingplatz liegt etwas abseits am Stadtrand. Bastogne ist eine Stadt, die alles bietet, was ein hungriger Reiseradler braucht. Ich machte mich wieder zu Fuß auf ins Zentrum. Den Spaziergang zurück ins Zelt empfinde ich immer als entspannend und einen schönen Tagesabschluß.





Tag 28: Dienstag, 2.6.2015
Start: Camping de Renval, Bastogne
Ziel: Camping Wiesenbach, St. Vith
Strecke: ca. 62km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=kmrcormiypsodjrd

Morgens hatte es noch geregnet, so daß ich die Wartezeit mit einem Frühstück im Zelt verbrachte. In der Nachbarschaft zeltete ein Niederländer, mit dem ich mich kurz unterhalten konnte. Er war auf dem Weg nach Santiago de Compostela. Das scheint zur Zeit in den Niederlanden wohl ‚IN‘ zu sein.

Kurz nach der Abfahrt, als ich gerade die Stadtmitte erreicht hatte, regnete es noch einmal. Diese Zeit nutzte ich beim Bäcker, um die Vorräte für den Tag aufzufrischen.

In Bastogne beginnt der Ravel L163, ein Bahntrassenradweg Richtung Norden. Am anderen Ende könnte man auf den RV8 wechseln und bei St. Vith den Vennbahnradweg erreichen. Mein Wunsch war aber, den kompletten Vennbahnweg von Troisvierges bis Aachen zu fahren. Somit mußte ich den L163 an passender Stelle verlassen, um nach Luxemburg zu wechseln.

Der L163 war asphaltiert und gut zu fahren. Nur Schnecken kreuzten meinen Weg. Meine Aufmerksamkeit wurde voll gefordert, denn diese ‘schnellen Biester‘ stehen unter Naturschutz! Besonders aufgefallen sind mir diese weißen Exemplare. Sind das Albinos oder eine andere Gattung oder sind sie nur mangelernährt? Sind die weißen Schnecken vielleicht sogar besonders geschützt?

Bei all diesen Ausweichmanövern habe ich Stelle, an der ich abbiegen wollte, verpaßt! Ich bin also umgekehrt, um die Kreuzung mit der Straße nach Luxemburg zu finden. Kein Wunder, daß ich nichts gesehen hatte. Der Anblick war nicht das, was ich erwartete.



Hier war Kartenstudium gefragt. Die Navigationssoftware hatte versagt. Die ad hoc gefundene Lösung war nicht gut, aber machbar: Ein Stück weiter fahren bis zu einer passenden Stelle, das Fahrrad vorsichtig die Böschung runter schieben und auf dem Feldweg zurück zur Straße.



Jetzt wurde es wieder hügelig, aber dafür war Troisvierges und der Einstieg zur Vennbahn leicht zu finden. Dieses Schild ließ auf ein entspanntes Ende der Radtour hoffen: Keine steilen Anstiege mehr bis Aachen und zwischen Aachen und dem Ruhrgebiet gibt es auch keine Berge.



Hier war der Wunsch der Vater des Gedankens. Schon nach wenigen 100 Metern stand ich vor diesem Schild:



Schwerstarbeit war jetzt gefragt. Hinter diesem Berg sah es aber wieder gut aus. Die Landschaft lohnte für Fotstopps und die Steigungen waren gering.



Irgendwann stand ich hier. Mir schwante nichts Gutes. Ein gesperrter Tunnel.



Fledermäuse sollen geschützt werden. Dafür dürfen Radfahrer den Berg mit einer 10%-tigen Steigung überwinden.



Ihr erinnert Euch an den Start (Tag 1) meiner Radtour. Im Bergischen Land konnte man sehen, daß es mit ein bischen Wohlwollen auch radfahrerfreundlicher geht!

Die Gastronomie ist auch noch nicht auf Radtouristik eingestellt. Es gibt sie in Luxemburg einfach nicht oder der Zugang sieht so aus. Hier war ich allerdings schon wieder in Belgien.



25% Gefälle (und beim Rückweg natürlich Steigung) sind auch nicht jedermanns Sache. Besonders prekär ist die Lage aber wie in meinem Fall. An diesem Tag war der Schnellimbiß geschlossen!



Dafür ist die Landschaft abwechslungsreich und spannend, auch wenn der Streckenausbau noch nicht überall den gewünschten Endzustand erreicht hat. Von ‚familienfreundlich‘ kann meiner Meinung nach im luxemburgischen Teil des Vennbahnradweges keine Rede sein!



Immer wieder mal sind Ausblicke in das Moor möglich. Um aber einen tieferen Einblick zu gewinnen, sollte man im Hohen Venn wandern (am besten in der Gegend um Baraque Michel)



Der Camping Wiesenbach liegt direkt neben dem Vennbahnradweg am Ortseingang von St. Vith. Ich freute mich schon auf das Restaurant. Leider war es wegen Renovierung geschlossen. Der Spaziergang durch die Stadt war aber auch ganz nett und satt geworden bin ich auch.




Tag 29: Mittwoch, 3.6.2015
Start: Camping Wiesenbach, St. Vith
Ziel: Platz für Camping, Aachen
Strecke: ca. 91km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=ggbtciuocqynjewd

Morgens hatte es wieder geregnet. Es bot sich daher an, im Zelt zu frühstücken, die Vorräte zu verbrauchen und das Ende des Regengusses abzuwarten.

Ab hier war ich wirklich auf einer ehemaligen Bahntrasse. Keine nennenswerte Steigung mehr über 2% bis Aachen. Geteert ist der Weg aber nicht überall.



Immer wieder gab es Ausblicke ins Venn. Auch Reste der alten Eisenbahnlinie sind an einigen Stellen erhalten geblieben. Manchmal hat man allerdings den Eindruck, daß die Strecke als Schrottplatz genutzt wird. Gerade in Belgien haben die Erinnerungsstücke keinen ‚musealen Charakter‘.



Die Rur entspringt auch in dieser Gegend. Dieses Bild zeigt die kleine Rur kurz vor dem Zusammenfluß mit der ‚richtigen‘ Rur.



Bei Raeren hat man die Bahnschilder stehen lassen, um den Eindruck, daß man sich auf einer Eisenbahntrasse befindet, zu verstärken. Das finde ich eine schöne Idee, auf anderen Bahnradwegen sieht man heute nichts mehr vom historischen Vorläufer.



Die abgestellten Wagen und Lokomotiven sehen allerdings ungepflegt aus.



Der Vennbahnweg zwischen Aachen und St. Vith war gut besucht. Radfahrer mit und ohne Gepäck waren unterwegs. Große Ausflugsgruppen auf Pedelecs sind mir begegnet. Der Weg ist gut angenommen, nur die touristische Infrastruktur fehlt weitgehend. In Roetgen fand ich dann doch einen Bahnhof, der als Biergarten ausgebaut war. Das nutzte ich zu einer Pause, denn es war der erste Biergarten seit Wochen. Ich war der Meinung, daß ich wieder in Deutschland bin, denn ein Lokal dieser Art hatte ich in Frankreich, Belgien und Luxemburg bisher nicht gesehen. Ein Schild an der Bahntrasse klärte mich dann auf. Roetgen liegt zwar in Deutschland, der Vennbahnradweg und der ehemalige Bahnhof gehören aber zu Belgien - ein Konstrukt aus den Folgen des 1. und 2. Weltkriegs.

Den Zeltplatz in Aachen hatte ich schon kurz nach 16 Uhr erreicht. Als erstes versuchte ich die Rezeption zu finden. Ein Camper im Wohnmobil erklärte mir dann, daß es keine gibt und zeigte mir die Zeltwiese. Irgendwann am Abend kam ein Bediensteter vorbei und kassierte pro Zelt 10€. Die Größe des Zeltes und die Anzahl der Personen, ob mit Auto oder Fahrrad, war ihm egal. Am Rand der Wiese stand ein Baustellenverteiler. Hier konnte jeder Camper ohne Extrakosten Strom entnehmen. Es waren Radtouristen mit Pedelecs da, die hier ihre Akkus aufluden! Duschen konnte man, indem man 1€ in den Münzautomat warf.

Irgendeine Art von Restauration gab es auf dem Campingplatz nicht. Ich fand in der Nähe in den Wohnbereichen eine Gaststätte.

Mit einem englischen Reiseradler saß ich abends noch zusammen und wir haben seine weitere Reise optimiert. Er war total verwirrt, bis sich herausstellte, daß er die Ruhr (mit h) mit der Rur (ohne h) verwechselt hatte. Nach der Aufklärung dieses Mißverständnisses saßen wir noch eine Weile zusammen, bis sein mitgebrachter Weißwein alle war.



Tag 30: Donnerstag, 4.6.2015
Start: Platz für Camping, Aachen
Ziel: Oberhausen
Strecke: ca. 115km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=jqxigmbukyxedszp

Am Eingang des Zeltplatzes stand eine kleine Hütte. Daran war ein Schild befestigt:‘ab 8.30Uhr frische Brötchen und Kaffee‘

Pünktlich war ich zur Stelle, um eine Tasse Kaffee zu erstehen. Die Reaktion der Verkäuferin hat mich verblüfft: Ich habe heute keinen Kaffee! Ohne Kaffee wollte ich auch keine Brötchen! Hinter mir wartete ein Holländer, der nur Kaffee wollte und jetzt ebenfalls verärgert war. Wir haben unseren Unmut lautstark verkündet. Anschließend ging er zum Sanitärtrakt und ich zum Zelt.

Ich war beim Zelt abbauen, als der Niederländer mit 2 Bechern Kaffee kam und mir einen davon in die Hand drückte. Auf meine erstaunte Frage, wo der Kaffee denn so plötzlich herkäme, meinte er: „Eine Dame in einem Wohnmobil hat unsere Misere mitbekommen und Mitleid gehabt. Da hat sie aus ihrer Küche mal eben 2 Kaffee ausgegeben!“

Ich hatte noch Kekse in der Packtasche und wir saßen bis 10 Uhr zusammen. Es war 10.20Uhr, bis ich wegkam.

Ich war nicht das erste mal in Aachen, aber wenn man schon mal hier ist, muß man am Dom



und am Rathaus vorbeischauen.



Bis ich Aachen endgültig verlassen hatte, war es halb zwölf Uhr. Inzwischen war es warm geworden und so konnte ich eine halbe Stunde später in Alsdorf einem Eis nicht wiederstehen. Da Eis und Kekse aber als Grundlage für einen langen Radtag nicht reichen, blieb ich schon eine Stunde später in Baal beim Grillkönig hängen. Ich bestellte Gulasch mit Nudeln und Salat und bekam als Nachtisch noch Joghurt mit Obst. Ich muß sehr hungrig ausgesehen haben, denn die Portion war riesig!



In Erkelenz wollte ich mir die Altstadt anschauen und geriet mitten in eine Straßenkirmes. Es ist etwas nervig, mit dem bepackten Rad durch die Menschenmenge zu schieben, aber heute war mir alles egal. Ich hatte Zeit und wollte den letzten Tag genießen.

Gegen 18 Uhr war ich in Krefeld. Es war immer noch heiß und ich kehrte in einem Biergarten ein. Ich wurde sofort von einigen Leuten angesprochen, denn Reiseradler sind in der Innenstadt von Krefeld selten. Da das Lokal voll war, setzte ich mich zu ihnen an den Tisch und wir plauderten über das Radfahren im Allgemeinen und diese Radreise im Besonderen. Eine der Damen bemerkte, wie es denn sein könne, daß ich nach 4 Wochen Radreise im Zelt noch ein sauberes Hemd anhabe! Damit kamen wir auf das Thema ‚Wäsche waschen unterwegs‘. Für Leute, die niemals mehr als einen Nachmittagsausflug mit dem Fahrrad machen, ist das ein sehr interessanter Aspekt.

Von jetzt ab war ich wieder in heimatlichen Gefilden. Von Aachen bis hier war ich fast nur auf Straßen unterwegs, ab Ürdingen begab ich mich wieder auf die mir bekannten autofreien Wege.



Wie schon öfter kam ich an der alten Dorfkirche in Friemersheim vorbei. Die Kirche wurde 1147 erstmalig erwähnt. Wir haben hier einen Forumista, der meines Wissens in dieser Kirche ‚Schlüsselgewalt‘ hat. Vielleicht liest er hier mit und ist Willens und in der Lage, eine allgemeine Führung anzubieten. schmunzel

Gegen 21.00 Uhr hatte ich die Ruhr erreicht. Der Kreis war geschlossen.



Eine viertel Stunde später war ich zu Hause.

Schlußbemerkung:

Ich beteuere hiermit, diese Radtour komplett ohne motorische Hilfe gemacht zu haben. Es wurde nur meine Muskelkraft eingesetzt, keine Bahn, kein Schiff, keine Fähre, kein Flugzeug, kein Bus und auch kein Pedelec! schmunzel

Noch eine Schlußbemerkung:

Ich hoffe, der Bericht hat Euch gefallen!
Gerhard

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