VorbemerkungHerbert vom ADFC Duisburg hatte diese Radtour organisiert und öffentlich ausgeschrieben, um Mitfahrer zu finden, denn das Chartern eines Schiffes lohnt sich erst ab einer gewissen Mindestteilnehmerzahl. Das Konzept, auf einem Kutter zu leben und Rügen, Bornholm und Usedom anzufahren und zu beradeln, fand ich höchst interessant. Ich beantragte bei meinem Familienvorstand
die Genehmigung und meldete mich nach Freigabe der nötigen Finanzmittel an.
Diesmal kann ich natürlich nicht behaupten, ich hätte alles aus eigener Kraft gemacht. Ich fragte mich auch, ob diese Fahrt überhaupt eine Radreise ist? Schließlich habe ich mich mit der Bahn und einem Schiff transportieren lassen. Nach reiflichem Nachdenken habe ich mich entschlossen, die Reise trotzdem hier einzustellen. Nach den allgemeinen Gepflogenheiten dieses Forums werden Bahnkilometer während einer Radreise ignoriert. Dazu gab es hier mal eine Diskussion. Schiffspassagen fanden damals, wenn ich mich recht erinnere, keine Erwähnung. Da die zurückgelegte Strecke auf dem Schiff mit ca. 250km deutlich geringer ist als meine mit dem Rad gefahrene Strecke, kann man hier meiner Meinung nach durchaus von einer
Radtour sprechen.
Ein Hinweis in eigener Sache: Die Rechtschreibreform ist erst teilweise bei mir angekommen und wird zusätzlich hin und wieder ignoriert. Die Schreibweise mag für jüngere Leute daher manchmal etwas ungewöhnlich sein. Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten.
Tag 1: Samstag 11.7. 2015
Start: Oberhausen/Rheinland
Ziel: Museumshafen Stralsund auf Dänholm
Strecke: ca. 17km mit dem Rad
Treffpunkt war 8 Uhr am Duisburger Hauptbahnhof. Von dort aus sollte uns der IC nach Stralsund bringen. Um 7 Uhr war ich reisefertig, um die ca. 8km nach Duisburg zum Bahnhof zu fahren.
Sieben Mitfahrer trafen sich pünktlich am Bahnhof. Eine achte Mitfahrerin hatte sich zu spät angemeldet und bekam leider keinen Platz mehr in diesem Zug. Sie fuhr einen Zug später und stieß dann in Stralsund zu uns.
Unser Zug war pünktlich, hatte aber einen gravierenden Mangel: der Wagen mit unseren reservierten Sitzplätzen und dem Fahrradabteil war nicht dabei! Die Organisation der Bahn hatte nicht funktioniert. Zum Ausgleich hatten wir einen sehr freundlichen und ambitionierten Zugbegleiter. Er hatte den ersten Wagen hinter der Lok für uns frei gehalten, so daß wir unsere Räder dort im Gang und in den ersten beiden Abteilen unterbringen konnten. Anschließend hat er die beiden Türen am Zuganfang abgeschlossen. Wir Radler fanden ebenfalls in diesem Wagen Platz. Der Zug fuhr bis Stralsund durch. Katrin und ich hatten zur Begrüßung Wein mitgebracht, so daß wir die Zeit bis zum Aussteigen leicht (beschwingt) überbrücken konnten.
In Stralsund trafen wir dann unsere achte Mitradlerin, so daß die Gruppe vollständig war. Hier stieß auch Wolfram, ein Freund von Herbert, zu uns. Er führte uns durch die Stadt und erklärte die wichtigsten Sehenswürdigkeiten.
Als wir den Hafen erreicht hatten, verabschiedete Wolfam sich von uns und wir enterten das Schiff, das für die nächsten 11 Tage unser zu Hause sein sollte.
Bei der
Seefuchs handelte es sich um ein ehemaliges DDR-Fischerboot Baujahr 1958, welches jetzt als Museumsschiff fährt.
Wir Radfahrer waren im Bauch des Schiffes im ehemaligen Laderaum untergebracht. Dort hatte man eine 8-Kojenkabine und 2 Doppelkojenkabinen eingerichtet. Das sah alles sehr spartanisch aus, aber das wußten wir schon vorher. Während der gesamtem Reise verlief das Zusammenleben harmonisch und friedvoll. Duschen und Toiletten wurden meist im Sanitärtrakt der Häfen benutzt, aber für den Notfall gab es noch eine Dusche und eine Toilette an Bord.
Essen und Trinken gab es auf dem Kutter, wir hatten ‚Vollpension‘. Nach dem Abendessen mußten wir noch unsere Räder verstauen und seefest verzurren. Das Schiff verließ nämlich nachts den Hafen und fuhr nach Lauterbach auf Rügen.
Tag 2: Sonntag 12.7. 2015
Start: Lauterbach, Rügen
Ziel: Sassnitz, Rügen
Strecke: ca. 58km
Track: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=jcwbwmmqlstodnkc
Ab 8 Uhr versammelte sich die Gruppe zum Frühstück. Das heißt, sie hätte sich versammeln können, aber meist sah es zu dieser frühen Zeit am Frühstückstisch noch aus wie hier gezeigt.
Während des Frühstücks wurden die Butterbrote (oder neudeutsch: das Lunchpaket) für unterwegs geschmiert. Jeder machte sich das zurecht, was er den Tag über zu essen gedachte. Die Fahrräder mußten auch wieder an Land gebracht werden und so war es schon 9.45 Uhr, als wir los fuhren.
Das erste Ziel war die ‚Weiße Stadt‘ Putbus. Die Stadtbesichtigung erschöpfte sich aber in einer Fahrt durch die Innenstadt über den Circus rund um den Obelisk.
Nach dem Abstecher nach Putbus wandten wir uns wieder dem Meer zu. Auf stillen Wegen entlang der Küste
fuhren wir an Großsteingräbern
vorbei bis Moritzburg. Das Wetter war gut und es war Mittagszeit. Wir nutzten die Gelegenheit zu einer Pause im Ausflugslokal mit Blick auf die Baaber Bek
Das nächste Ziel war das Jagdschloß Granitz
bevor wir das Seebad Binz
erreichten. Direkt hinter Binz (in unserer Fahrtrichtung gesehen) liegt das unvollendete
KdF-Seebad Prora. Nach vielerlei Nutzungsversuchen ist man heute dabei, Teile davon in Eigentumswohnungen umzubauen. Ob das erfolgreich wird, bleibt dahingestellt.
Im Anschluß wollten wir uns die Feuersteinfelder
in der Schmalen Heide anschauen. Für mich waren die Feuersteine interessant, aber für die meisten war es noch viel interessanter, im Wald Blaubeeren zu sammeln.
Abends erreichten wir Sassnitz. Hier sollte im Hafen das Boot auf uns warten. Es war aber gerade Hafenfest und der gesamte Kai voller Buden und Fahrgeschäfte. In diesem Trubel war ein freier Blick über das Hafengelände schwierig. Erst nach einigem Hin und Her fanden wir den Seefuchs, wo schon das Abendessen auf uns wartete.
Abends saßen wir auf dem Schiff zusammen, um die mitgebrachten und auf dem Schiff erworbenen Wein- und Biervorräte biologisch zu entsorgen. Ohne daß ich das im weiteren Verlauf erwähne – wir saßen jeden Abend bei Bier und Wein zusammen! Vielleicht war das auch ein Grund, daß der Start in den Tag immer etwas später erfolgte als von Herbert gewünscht.
Tag 3: Montag 13.7. 2015
Start: Sassnitz, Rügen
Ziel: Kap Arkona - Sassnitz, Rügen
Strecke: ca. 86km
Track: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=ieazulvflqrxridl
Das Frühstück war um 8 Uhr fertig, aber es dauerte dann doch noch bis 9.40 Uhr, bis die ganze Gruppe fahrbereit war. Dadurch hatte ich Zeit, mich noch etwas im Hafen umzusehen. Die Buden und Fahrgeschäfte des Hafenfests
waren schon fast vollständig abgebaut. Das britische Museumsunterseeboot
lag einsam am Kai.
Besichtigungsziel heute war der Königstuhl und Kap Arkona an der Nordspitze von Rügen. Sobald wir Sassnitz verlassen hatten, durchfuhren wir den Nationalpark Jasmund mit seinen Buchenwäldern. Auf unbefestigten Waldwegen und Kopfsteinpflasterstraßen erreichten wir den Königstuhl. Hier stellten wir die Räder am Parkplatz ab und machte uns zu Fuß auf Besichtigungstour.
Alle, die sich noch fit in den Beinen fühlten, gingen auch die Treppe vom Aussichtspunkt bis ans Wasser runter (und auch wieder hoch). Die ungefähr 100 Höhenmeter lohnen wegen der Aussicht und der Landschaft, Bernstein haben wir leider nicht gefunden.
Eine und eine halbe Stunde haben wir hier am Königstuhl verbracht und wir hätten noch länger bleiben können! Die Zeit drängte aber, denn wir wollten noch zum Kap Arkona. Wir wählten den Weg über die Landzunge bei Glowe.
In Glowe gab es ein Strandrestaurant, wo wir einkehrten. Für mich gab es hier das erste Eis dieser Radreise. Ulla beschloß, an diesem gastlichen Ort länger zu verweilen. Der Akku ihres Pedelecs signalisierte ihr, daß er wohl nicht die ganze Fahrt Strom liefern könne. Sie beschloß daher, hier zu warten bis wir vom Kap Arkona wieder zurück sind. Das Risiko, das Pedelec ohne elektrische Unterstützung fahren zu müssen, wollte sie nicht eingehen.
Bevor wir unser Ziel erreichten, besuchten wir noch das Fischerdorf Vitt. Von hier aus hat man eine schöne Aussicht auf das Kap Arkona.
Das war aber nicht der Hauptgrund für den Abstecher. In Vitt gibt es eine Fischräucherei, auf die es die meisten der Teilnehmer abgesehen hatten. Das Wetter war gut und so saßen wir bei Fisch und Bier (oder je nach Laune bei Fisch ohne Bier oder Bier ohne Fisch) auf der Terrasse am Strand.
Die Hauptattraktion am Kap sind der Schinkelturm und das Leuchtfeur.
Mehr oder weniger unauffällig in der Landschaft verstreut sieht man aber auch Bunkeranlagen
aus dem Kalten Krieg. Die Treppe zum Strand war gesperrt. Offensichtlich bestand Lebensgefahr durch herabstürzende Felsmassen der Steilküste.
Die Rückfahrt verlief unspektakulär. In Glowe sammelten wir Ulla wieder ein und weiter ging‘s nach Sassnitz, wo unser Schiff
einsam im Hafen lag. Vom Hafenfest war nichts mehr zu sehen.
Diesen Abend mußten die Räder wieder an Bord verstaut werden, denn das Schiff brachte uns über Nacht nach Hasle auf Bornholm.
Tag 4: Dienstag 14.7. 2015
Start: Hasle, Bornholm
Ziel: Festung Hammershus - Hasle, Bornholm
Strecke: ca. 54km
Track: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=vobiwlppqayjibau
Als wir morgens wach wurden, lag unser Kutter in Hasle im Hafen. Auf Grund des Tiefgangs konnte unser Schiff aber nicht bei den Yachten liegen, sondern im tieferen Wasser am Hafeneingang. Das bedeutete, daß unsere erste Radtour des Tages schon morgens zu den Sanitärraumen erfolgte. Der einfache Weg rund um das Hafenbecken zum Waschraum waren ca. 900m.
Um 10 Uhr starteten wir zu unserer ersten Bornholmrunde. Heute wollten wir die hügelige Nordseite der Insel erleben. Das Toilettenhäuschen lag am Weg und wurde natürlich auch besucht. Das nächste Ziel war das örtliche Touristikbüro. Herbert hat hier eine Stadtführung für Donnerstag abgemacht. Außerdem haben wir uns mit Prospektmaterial eingedeckt, welches teilweise so gut war, daß es den Reiseführer für Bornholm ersetzte.
Es war schon fast 11 Uhr, als wir die Stadt Richtung Norden verließen. Es gibt einen gut ausgebauten Küstenradweg rund um Bornholm. Unser erstes Ziel war aber Jons Kapel und das liegt abseits vom Weg. Hier wurde es auch mal richtig steil.
Jons Kapel ist ein Felsen am Meer, wo der Legende nach Jon den Wikingern das Christentum predigte.
Weiter nördlich liegt das
Hammershus, eine mittelalterliche Festung. Bevor wir diese erreichten, spazierten wir noch durch einen stillgelegten Steinbruch und erfreuten uns an der wiederauferstandenen Natur.
Eine alte Wassermühle
am Wegesrand wurde ebenfalls bestaunt. Dann endlich erreichten wir die Festung Hammershus.
Es war Zeit für die Mittagspause. Manche besichtigten die Burgruine etwas länger und die Gaststätte etwas kürzer und andere auch umgekehrt, d.h., die Ruine etwas kürzer und das Restaurant etwas länger.
Die weitere Tour am Nachmittag führte am Hamersø vorbei. Direkt daneben liegt der Opalsøen. Hier war eine Seilrollenbahn zum Spaß von Jung und Alt montiert.
Start war oben auf einem Felsen und die Landung planmäßig im Wasser.
Hier machte sogar das Zuschauen Spaß.
Es war schon gegen 16 Uhr, als wir die Steinritzungen von Madsebakke bei Allinge erreichten. Sie sollen aus der Bronzezeit stammen. Ich gehe davon aus, daß die rote Farbe zur besseren Sichtbarkeit aber nicht von den Wikingervorfahren, sondern vom Tourismusverband herrührt.
Am späten Nachmittag erreichten wir die Bautasteine von Stammershalle. Bautasteine sind Menhire aus der Steinzeit. Der Asterixkenner würde Hinkelsteine dazu sagen.
Zwischen den Steinen grasten die Schafe
und Edith hatte ihren Spaß daran.
Im Døndal machten wir einen kurzen Abstecher zum Wasserfall. Bilder dazu habe ich aber keine. Das einzig bemerkenswerte hierzu ist auch nur, daß uns Katrin und Lucien verloren gingen. Zur Weiterfahrt sind sie aber glücklich wieder aufgetaucht!
Ein weiterer Besichtigungspunkt waren die Helligdomsklipperne
bei Gudhjem. Viel interessanter fand ich aber den kleinen versteckten Hafen direkt daneben.
Der Rückweg von der Ostküste zur Westküste verlief quer über die Insel, teilweise auf der ausgebauten Trasse einer stillgelegten Eisenbahnlinie. Hier gab es kaum noch Steigungen und wir kamen flott voran. Trotzdem war es schon 20 Uhr durch, bis wir unser Schiff erreichten.
Tag 5: Mittwoch 15.7. 2015
Start: Hasle, Bornholm
Ziel: Dueodde - Hasle, Bornholm
Strecke: ca. 101km
Track: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=zcdydnyocjkveqnk
Wieder war es fast 10 Uhr, als die ganze Truppe startklar war. Heute sollte es an die Südspitze der Insel gehen. Erstes Zwischenziel war Rønne. Wir schlenderten über den Markt
und schauten an der Stadtkirche
vorbei. Sehr aufregend ist die Inselhauptstadt aber nicht. Es geht hier recht gemütlich zu.
Was hier aussieht wie eine Rundkirche, ist das Kastell Rønne. Es ist nie fertiggebaut worden und enthält heute das Verteidigungsmuseum.
Die Besichtigung dauerte nicht sehr lange, denn allzu viel zu sehen gibt es hier nicht. Schon eine viertel Stunde später fuhren wir weiter.
Einen überraschenden Stopp machten wir am Vingården Lille Gadegård. Ich hätte nie geglaubt, daß auf Bornholm Wein wächst. Wie gut (oder schlecht) er ist, haben wir nicht probiert. Es gab nur noch eine Sorte und der Preis lockte nicht zum Kauf.
Wir haben die Verkaufsräume besichtigt. Der ganze ‚Weingarten‘ dient offensichtlich nur dazu, Leute anzulocken und diesen dann die verschiedenen Beerenweine zu verkaufen. Die Auswahl war riesig. Ich glaube, es gibt keine Frucht, die hier nicht zu Wein vergoren wird. Die dazu gehörigen hochprozentigen Destillate gab es auch!
Bei Slusegaard gibt es einen ‚Geografischen Punkt‘. Dieser ist zwar in den Reiseführern beschrieben, vor Ort dann aber doch eher unscheinbar.
Hier kreuzen sich der 15. Grad östlicher Länge und der 55. Grad nördlicher Breite.
Wesentlich sehenswerter ist die in der Nähe liegende alte Wassermühle.
Reste vom Mühlenteich
sind auch noch vorhanden. Wie der kleine Schmetterling beweist, ist hier die Natur noch in Ordnung.
Es war schon 15.30 Uhr, als unser eigentliches Tagesziel erreicht war: Der Sandstrand und die Dünen von Dueodde. Wir machten eine längere Pause und jeder genoß den Sand auf seine Weise.
Ich nutzte die Gelegenheit, beim örtlichen
‚Devotionalienhandel‘Andenkenladen ein kleines Souvenir für meine Frau zu erstehen: einen Kühlschrankmagnet für ihre Sammlung. Für ihre Freundin tütete ich etwas Sand ein. So hatte sie auch eine Erweiterung ihrer Sandsammlung.
Gerne hätte ich auch den Leuchtturm bestiegen. Leider war er geschlossen.
Bald war es Zeit für die Rückfahrt. Erstmal ging es aber an der Küste entlang nach Norden zum Inselhafen von
Snogebæk mitsamt seiner Räucherei. Quer über das Land fuhren wir weiter in Richtung unserer schwimmenden Unterkunft. Es war schon früher Abend, als wir bei Nylars unsere erste
Rundkirche sahen.
Zehn Minuten später blieben wir erneut stehen. Wir hatten Slaus Stene erreicht. Ein Künstler hat hier seine Eindrücke und Emotionen in Steine gemeißelt.
Es war schon 20.30 Uhr, als wir in Nyker die nächste Rundkirche erreichten. Besichtigen konnten wir sie genauso wenig wie die vorige, denn sie war geschlossen.
Jetzt passierte das, was irgendwann passieren mußte. Ich will fahren, habe aber keine Luft mehr im Vorderrad. 20 Minuten dauerte es, bis wir weiter konnten. Ich hatte nur den Schlauch gewechselt und den Reifen flüchtig auf Fremdkörper untersucht. Die Suche war aber erfolglos.
Es war 21.30 Uhr, als wir das Schiff erreichten. Der Abend war kalt geworden. Gleich nach dem Abendessen versammelten wir uns in der Messe, natürlich bei Wein und Bier. Die Mannschaft hatte einen Film eingelegt über frühere Radtouren, die mit diesem Schiff zu tun hatten.
Tag 6: Donnerstag 16.7. 2015
Ruhetag: Hasle, Bornholm
Strecke: wenige Kilometer ins Ortszentrum
Laut Plan war heute Ruhetag. Ganz so ruhig war er aber dann doch nicht. Ich flickte meinen Schlauch, denn ich wollte meine nächsten Touren nicht ohne Ersatzschlauch fahren. Derweil hat sich ein Teil der Reisegruppe aufgemacht nach Nyker. Die Rundkirche dort war jetzt offen und konnte besichtigt werden. Da Schlauch flicken schneller geht als Kirchen besichtigen, blieb mir noch Zeit für einen Bummel um den Hafen.
Am Nachmittag fuhren wir gemeinsam in das Ortszentrum von Hasle. Die vor Tagen gebuchte ‚Stadtbesichtigung‘ wurde durchgeführt. Die örtliche Kirche konnte von innen
und außen begutachtet werden.
Der nächste Höhepunkt war die Erforschung des Runensteins.
Bald war der Rundgang durch den Ort zu vorbei. Es blieb noch Zeit, etwas am Strand spazieren zu gehen.
Tag 7: Freitag 17.7. 2015
Start: Hasle, Bornholm
Ziel: Gudhjem - Hasle, Bornholm
Strecke: ca. 89km
Track: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=ljgandnamgefkipg
Wieder war es für meine Begriffe recht spät, bis wir zur Tagestour starteten. Ein kleiner Umweg zum Sanitärhäuschen war natürlich wichtig und so war es viertel vor Zehn, als wir endlich auf dem Weg waren. Bis Klemensker fuhren wir fast die gleiche Strecke durch das hügelige Bornholm, auf der wir am Dienstag zurück gekommen waren. Dann bogen wir aber ab an den Borgesø, um nach Gudhjem zu kommen. Auf dem Weg dort hin kamen wir am Borgesø vorbei. Er liegt idyllisch in einem Tal im Inselinneren. Wir machten hier eine kleine Rast am Wasser. Nebenbei blieb noch etwas Zeit für ein paar Aufnahmen der Insektenwelt.
Eine schlanke blaue Libelle traute ihr Gewicht einem Blatt an, während diese andere lieber einem Stein vertraute.
Erdwespen vertrauen sich lieber dem sandigen Untergrund an.
Bald darauf erreichten wir Gudhjem. Das ist ein altes kleines Städtchen mit steilen Straßen zum Meer. Wir parkten im hochgelegenem Teil der Stadt unsere Fahrräder und machten uns dann zu Fuß auf zur Besichtigungsrunde.
Es war schon Nachmittag, als wir uns wieder auf den Weg machten und auf kleinen Sträßchen der Küste entlang radelten. Unterwegs gab es wieder Hinkelsteine zu sehen. In Svaneke an der Ostseite der Insel war die nächste Rast und ein kleiner Rundgang um den Hafen.
Die Rückfahrt führte durch das Almindingen, das größte Waldgebiet Bornhoms. Hier hat man Wisente aus Polen angesiedelt, um sie wieder heimisch zu machen.
Es war schon Abend, als der Weg wieder durch Nyker an der Rundkirche vorbei führte.
Wiederum war die Kirche verschlossen, aber zur Abwechslung hatte ich diesmal keinen Platten.
Tag 8: Samstag 18.7. 2015
Start: Hasle, Bornholm
Ziel: Rønne - Hasle, Bornholm
Strecke: ca. 37km
Track: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=ycqfkfmbgrorougp
Heute sollte die Überfahrt nach Usedom erfolgen. Als wir aufstanden regnete es, außerdem hatte der Wind zugenommen. Der Kapitän stellte uns vor die Entscheidung, entweder bei Regen, Windstärke 7 und 2m Seegang die Überfahrt zu machen oder noch einen Tag auf Bornholm zu verbringen. Die Radfahrer entschieden sich einstimmig für einen Tag auf Bornholm, denn niemand wollte eine Seekrankheit riskieren.
Gegen Mittag hörte es auf zu regnen und die Sonne kam raus. Einige Frauen verbrachten den restlichen Tag am Sandstrand von Hasle,
andere besuchten das Museum.
Ich versuchte noch einmal die Rundkirche von Nyker zu besichtigen, aber auch diesmal war alles verschlossen.
Laut Reiseführer gab es südlich von Rønne einen Opferstein. Den wollte ich suchen. Als ich an die bezeichnete Stelle kam, war da nichts, nur eine eingezäunte Wiese. Auf dem Rückweg fuhr ich durch Rønne und besuchte die Stadtkirche.
Am Leuchtturm vorbei fuhr ich schließlich zum Boot.
Abends sprach der Wetterbericht immer noch von 2m Wellenhöhe, der Kapitän war aber der Meinung, daß es im Laufe der Nacht besser werden würde. Sobald die See sich beruhigt hat, wollte er ablegen.
Tag 9: Sonntag 19.7. 2015
Überfahrt mit dem Kutter von Hasle, Bornholm nach Karlshagen, Usedom
Strecke: ca. 0km mit dem Rad
Um 5 Uhr morgens wurde ich wach. Der Dieselmotor lief und langsam fing das Schiff an zu schaukeln. Wir hatten abgelegt! Um 9 Uhr war die See schon so ruhig, daß wir problemlos frühstücken konnten. Es regnete noch leicht, aber auch das wurde immer weniger bis es nachmittags ganz aufhörte.
Wer wollte, hatte Gelegenheit beim Skipper im Steuerstand zu verweilen. Man konnte sehen, wie so ein Kutter gefahren wird und welche Navigationsmöglichkeiten vorhanden sind.
Etwa gegen 16 Uhr erreichten wir den Hafen von Karlshagen auf Usedom.
Die Gruppe wollte vor dem Abendessen noch einen Ausflug nach Peenemünde machen. Ich konnte leider nicht mit, denn mein Reifen war wieder platt. Ich nutzte somit die Zeit zum Flicken, während die anderen unterwegs waren. Das Loch war an der gleichen Stelle wie Tage zuvor, aber diesmal fand ich den Übeltäter – einen gut im Gummi versteckten Dorn!
Tag 10: Montag 20.7. 2015
Start: Karlshagen, Usedom
Ziel: Wieck, Greifwald
Strecke: ca. 85km
Track: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=moafsxeoaomaqzfm
Es war wie jeden Morgen wieder kurz vor 10 Uhr, als der Start erfolgte. Unser Kutter blieb am Kai zurück. In Wiek bei Greifswald wollten wir ihn wieder sehen.
Auf kürzestem Weg radelten wir nach Wolgast, um über die Brücke auf das Festland zu kommen. Dadurch, daß wir einen Tag länger auf Bornholm waren, fiel die Rundfahrt auf Usedom aus.
Ab Wolgast fuhren wir (meistens ) auf der Ostseeküstenroute. Dieser Weg führt auch zum alten Fischerhafen Freest. Es war Mittagszeit, als wir den Hafen erreichten. Wie an alten Häfen üblich, gab es auch eine ‚Fischbude‘. Obwohl der Andrang groß war, kehrten die meisten von uns hier ein. Nach dem Essen blieb noch etwas Zeit, die ich zu einem Hafen- und Strandspaziergang nutzte.
Wie man hier leicht erkennt, haben Familien mit Kindern am Strand Vorteile. So ein Kinderoller läßt sich wunderbar als Schuhständer gebrauchen. Ideen muß man haben!
Nach der Pause gings immer mehr oder weniger nah an der Küste durch Feld und Flur zur
Wassermühle Handshagen. Hier sollte noch eine Rast stattfinden, aber die Gastronomie hatte geschlossen. So blieb es bei einer Außenbesichtigung der Anlage und anschließend fuhren wir weiter. Durch den Forst von Dietrichshagen näherten wir uns Greifswald. Plötzlich stoppte die Vorhut und ein Schrei hallte durch den Wald:
“Eine Schlange!“Daß es sich hier nur um eine harmlose Blindschleiche handelt, konnte die Damen aber nicht beruhigen.
Kurz vor Greifswald stieß wieder Wolfram zu uns, den wir schon von Stralsund her kannten. Diesmal hatte er noch seinen Freund Rudi mitgebracht. Zusammen machten sie mit uns eine Stadtführung durch Greifswald.
Danach wollten wir zu unserem Kutter, der im Hafen von Wiek liegen sollte. Auf dem Weg dahin hatte Wolfram eine Panne an seinem Rad, die ihn an der Weiterfahrt hinderte. Er verabschiedete sich von uns und schob sein Rad nach Hause (Er wohnt in Greifswald!). Mit Rudi allein fuhren wir weiter zum Sperrwerk, wo wir die Seefuchs vorzufinden hofften. An der erwarteten Stelle an der Mündung der Ryck lag aber nicht unser Kutter, sondern die ‚Greif‘, das ehemalige
Segelschulschiff ‚Wilhem Piek‘ der DDR.
Durch den Ausbau des
Speerwerks ist der Zugang zum Wieker Hafen zurzeit für Schiffe mit größerem Tiefgang nicht möglich. Davon sind vor allem die Greif und unser Kutter Seefuchs betroffen. Diese Schiffe müssen jetzt vor dem Sperrwerk festmachen, wo allerdings kein Platz für alle ist. Wir fanden unser Schiff etwa einen Kilometer entfernt im Industriehafen.
Es war bereits 21.30 Uhr, als wir das Schiff erreichten. Das Essen wartete schon auf uns, aber auch eine Riesenenttäuschung: Es gab kein Bier mehr, kein Sprudelwasser mehr und auch keinen Wein mehr! Es gab aber eine frohe Botschaft:
„Der Nachschub ist schon unterwegs“. Um 22 Uhr war alles wieder in ausreichender Menge an Bord und wir konnten wie gewohnt unseren Schlummertrunk einnehmen.
Tag 11: Dienstag 21.7. 2015
Start: Wieck, Greifwald
Ziel: Museumshafen Dänholm, Stralsund
Strecke: ca. 57km
Track: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=kfutqvsvvkyvdpts
Unser Kutter war das einzige Schiff im Hafen.
Es gab keinerlei Sanitäranlagen, so daß wir hier wirklich auf die an Bord vorhandene Dusche und Toilette angewiesen waren. Es hat aber alles reibungslos geklappt.
Am Hafeneingang wartete Rudi auf uns, um uns auf nur ihm bekannten Wegen nach Stralsund zu führen. Zuerst führte er uns aber zurück zur Klappbrücke vom Wieck über die Ryck.
Etwa einen halben Kilometer hinter Wieck liegt die Klosteruine Eldena. Ungefähr 20 Minuten haben wir uns aufgehalten. Außer ein paar verfallenen Mauern gibt es da nichts mehr zu sehen.
Danach fuhren wir ein zweites mal über die Klappbrücke und erreichten gegen Mittag die
Kirche von Gristow. Der Baubeginn soll 1280 gewesen sein. Das Taufbecken soll noch älter sein. Der eigentliche Grund für den Besuch war aber ein anderer: der Kirchturm kann bestiegen werden und von dort oben hat man einen schönen Rundblick auf Land und Meer.
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Nach kurzer Pause setzten wir unseren Weg fort. Wir folgten der Küste, solange es ging. Schilfbewachsene Strände säumten unseren Weg.
Bei Oberhinrichshagen blieb uns aber nichts anderes übrig, als auf die alte Kopfsteinplasterstraße auszuweichen, der wir fast bis Stralsund treu blieben. Es war ein fürchterliches Gerappel, aber die parallel verlaufende glatt asphaltierte B105 war für Radfahrer gesperrt. Die Dörfer am Weg hatten alte Kirchen, aber auch altmodisches Straßenpflaster!
Ohne Stadtrundfahrt durch Stralsund erreichten wir unser Boot, welches wieder wie am ersten Tag im Hafen von Dänholm lag. Abends feierten wir noch Abschied von der Mannschaft. Vom Deck aus hatten wir eine wunderbare Aussicht auf die Klappbrücke, über die wir die Insel erreicht hatten.
Tag 12: Mittwoch 22.7. 2015
Start: : Museumshafen Dänholm, Stralsund
Ziel: Oberhausen
Strecke: ca. 12km mit dem Rad
Der letzte Tag unserer Reise war angebrochen. Morgens wurde die Räder wieder mit dem gesamten Gepäck beladen und wir machten uns auf den Weg durch die Stadt zum Bahnhof von Stralsund.
Die Rückfahrt mit der Bahn verlief unspektakulär. Der Zug war pünktlich! Es war ein Fahrradabteil mit reservierten Plätzen für unsere Räder vorhanden. Unsere Sitzplätze befanden sich in direkter Nachbarschaft der Radstellplätze und der Zug kam auch pünktlich in Duisburg an. Wie langweilig! Die letzten Kilometer vom Bahnhof nach Hause waren auch ohne bemerkenswertes Ereignis. Besser hätte die Heimfahrt nicht sein können!
Fazit:Es war eine schöne Reise mit einer netten Reisegruppe und einer ausgesprochen freundlichen Schiffsbesatzung mit einem hervorragenden Koch! Ich würde es wieder tun. Sich ohne großartige Vorbereitung und Streckenplanung einem Organisator anzuvertrauen, hat auch seine Vorteile und Reize. Vielen Dank an Herbert für seine Mühe!
Mit hat die Reise Spaß gemacht und ich hoffe, daß Ihr beim Lesen genauso viel Spaß hattet!
Gerhard
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