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#1311348 - 19.11.17 18:36 Giro Piemontese Grande
veloträumer
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Beiträge: 17.178
Dauer:1 Monat, 7 Tage
Zeitraum:11.6.2016 bis 17.7.2016
Entfernung:2425 Kilometer
Bereiste Länder:frFrankreich
itItalien
chSchweiz

„Wenn ein Toter weint, so ist das ein Zeichen, dass er sich auf dem Wege der Besserung befindet“, sagte der Rabe feierlich.
Carlo Collodi „Pinocchio“


GIRO PIEMONTESE GRANDE
Variazone della GTA in bici


Alpi Piemontesi – Alpes Maritimes – Alpi Ligure – Langhe – Alto Monferrato/Appennino Ligure


Berg-Paradies – Eis-Paradies – Strand-Paradies – Wander-Paradies – Radel-Paradies … – Gran Paradiso!


Inhalts-Übersicht (mit Direktlinks zum jeweiligen Kapitel)

EP-1 Vorbemerkung & Mini-Glossar (noch in diesem Eingangsbeitrag)

EP-2 Lesestube

EP-3 Karten

EP-4 Besondere Adressen & Wissenswertes

P-0 Bildreportage mit Daten in 10 Regionalblöcken - Übersicht & Digitrack

P-1 Alte Säumerrouten, tosende Wasser, blühende Palmenriviera und anarchische Nackttänze: Vordenker, Revolutionäre und elitäre Bohème im Land der Lepontier mit den Tessiner Alpen

P-2 Die vergebliche Annäherung – der Monte Rosa im geschlossenen Visier und andere Tränenschleier in den Walliser Alpen und das geschäftige Biellese

P-3 Alpen-Bici meets Alpen-Beach meets ice in paradise oder: Jagdreviere des Hochadels im Canavese der Grajischen Alpen

P-4 Gebändigte Sackgassen des aristokratischen Alpinismus als gehobene Ansichtssache für Postkartenmacher: Die Lanzen-Täler der Grajischen Alpen

P-5 Schwäbisch-germanische Heimatkunde, exorzistische Jazzkultur und das verbotene Buch: Teuflische Seitenwege zwischen dem Piemonteser Wahrzeichen und den Waldensertälern in den Cottischen Alpen

P-6 Wege der widerspenstigen gallischen Zähmung oder 100 „Ave Maria“ für den Todessturz des Radteufels: Einsam-schmerzhafte Wege im okzitanischen Monviso-Land der Cottischen Alpen mit Po-Quelle und Máira-Stura-Kammstraße

P-7 Ein gerütteltes Maß Stein, nicht ohne Blumengestecke, grüne Bergbemantelung und Wolfsspuren: Vom Naturpark Alpi Marittime über die Ligurische Grenzkammstraße in die Alpes Marittimes am östlichen Mercantour-Nationalpark

P-8 Verhext, verzaubert, tief vergraben deine Bäche, hoch erhaben deine Dörfer, Klappern in den Gassen, Geruch von Oliven: Die Ligurischen Alpen zwischen Mittelmeer- und Hochgebirgs-Feeling

P-9 Der Genuss ist eine Schnecke – gusti deliziosi, per favore: Die Langhe im geschmackvollen Lichte von Rebensäften, Trüffelparaden, Haselnussvariationen und „Il Cantore“

P-10 Römische Transitadern, smartes Burgenland, mediterrane Wälder, erfrischende Gumpenbäder und aparte Gesteinsformen: Die Entdeckerregion Alto Monferrato mit dem Appennino Ligure im unbekannten Südosten

Giro Piemonteste Grande (short English version)



Fahrradimpression aus dem oktzitanischen Valle Máira

EP-1a Vorbemerkung

In diesem Bericht verzichte ich weitgehend auf Streckenbeschreibungen (Ausnahme: Militärstraßen) und die Schilderung von Reiseerlebnissen. Das ist nicht irgendeinem Mangel zuzuschreiben, sondern einem Übermaß an Fantasie, welche diese Reise in mir ausgelöst hat. Es entstand so eine literarische Erzählung in 25 Kapiteln oder Geschichten, deren roter Faden über den einer schlichten Reiseschilderung weit hinausgeht. Dahinter steckt u.a. ein Stück recherchierter Heimatgeschichte mit einer realen historischen Person, die aber eine fantastische Wiedergeburt erfährt, deren Deutung ebenso frei wie unglaublich erscheint, obwohl das Fantasiegemälde doch weitgehend realen, wie auch autobiografischen Erlebnissen entspringt. Das Wirkliche ist oft unglaublicher als das Erfundene, die Grenzen fantasiersponnener und realer Welten verschwimmen. Nicht erstmals ein Thema meines Schriftums, aber vielleicht noch nie so bunt gewoben. Aus verschiedenen Gründen ist das Radreiseforum allerdings nicht der geeignete Publikationsort für ein als Buch geplantes Manuskript, das noch auf interessierte Verlage wartet. An einer Zweitvariante mit rein informatorischer Streckenbeschreibung ist mir weder gelegen noch Zeit gegeben, sodass ich hier nur einen Bildextrakt der Reise in das Piemont im Jahre 2016 präsentiere. Ergänzend finden sich dazu einige pointierte touristische Hinweise und kommentierte Lesetipps. Die deutungsschweren Überschriften der Regionalblöcke mag jeder nach eigenen Interessen mit Hintergrundinfos füllen, für die sich die Lese- und Adressentipps zumindest weitgehend eignen. Wem sich nicht alles erklärt, dem sei das Zitat meines Mathedozenten im Rahmen eines Studiengangs ans Herz gelegt: „Man muss den Mut zur Lücke haben….“



EP-1b Mini-Glossar

Piemonte, dt. Piemont, engl. Piedmont = am Fuße der Berge. Heute eine der 20 Regionen Italiens, nach Sizilien sogar die flächenmäßig größte, aber ohne Meeranbindung. Den 8 Provinzen könnte man noch die Region Aoste/Aostatal zufügen, die sowohl historisch als auch alpengeografisch zum Piemont gehört, daher auch in vielen Reiseführern zusammen mit dem Piemont besprochen wird. „Am Fuße der Berge“ ist missverständlich, weil die meisten Regionen bergig sind – hochalpin am westlichen Alpenbogen bis hinein in die Ligurischen Alpen im Süden, hügelig bis kräftig mittelgebirgig südlich der Po-Ebene bzw. im Apennin an der Grenze zu Ligurien. Selbst die Hauptstadt Turin liegt nahe am Alpenrand und ist zu weiten Teilen von kräftigen Hügeln umgeben. Neben der großen Poebene vor allem nördlich des Po bis hin zu den oberitalienischen Seen, insbesondere dem lombardisch(Ostufer)-piemontesischen(Westufer) Lago Maggiore findet sich noch eine größere Ebene am Po südlich Turin zusammen mit den Unterläufen von Stura de Demonte und Tánaro, bevor die Alpen sich emporheben oder seitlich Hügelland aufragt. Eine weitere Ebene hat sich noch im Osten zwischen Alessandria und Tortona weit nach Süden eingeschoben, sodass hier der schmalste Apenninüberstieg zum Mittelmeer bei Genua besteht.

Während der Nordwesten im Piemont alle Merkmale des typisch Savoyschen Piemont trägt, ist der Südosten von Ligurien geprägt, sodass viele Orte dort auch den Zusatz „Ligure“ tragen und die Gebirgszüge dem Ligurischen Apennin zugerechnet werden. Ähnliche Überschneidungen gibt es in den Ligurischen Alpen, die teils auch so bezeichnet in das Piemont reinreichen, hier für die Reise besonders die grenzüberschreitende Bergregion Marguareis hervorzuheben. Die Alpen nördlich der Seealpen werden zuweilen grenzüberschreitend zu Frankreich in der Gesamtheit auch als Piemontesische Alpen bezeichnet (natürlich nur entlang des Westalpenbogens und bis zur Abgrenzung zur Schweiz im Norden).

Eine weitere zusammenfassende Bezeichnung führt die Alpen südlich des Susa-Tals als Okzitanische Alpen zusammen. Im Süden fädelt die okzitanische Region etwas unübersichtlich aus, reicht einerseits nicht in alle Teile der Ligurischen und See-Alpen, andererseits aber weit in das Tánaro-Tal hinein weitab der französischen Grenze. Okzitanien, geeint in einer ehemaligen, alten Spracheinheit (heute noch im Piemontesischen wiederzufinden), ist letztlich ein breiter Streifen, der neben dem (süd)westlichen Piemont den größten Teil des südlichen Frankreich etwa auf der Linie Susa-Tal/Grenoble/Briançon/Limoges bis zum Atlantik im Westen und Pyrenäenrand im Süden umfasst und bis in heutig spanische Pyrenäentäler reicht wie etwa das Val d’Aran, in Frankreich aber abzüglich der katalanischen Gebiete des Roussillon.


Okzitanische Karte als Wandbild im Bistro des Campings Mármora, der okzitanische Gastfreundschaft an seine Gäste vermittelt

Wenn es um geografische Details und präzise, aussagekräftige Übersichten geht, ist das WWW immer noch keine kartenfreundliche Umgebung, sodass ich immer wieder den Gang zum Kartenschrank oder dem Atlantentenregal empfehlen muss. Eine Karte mit topografisch ansprechender Schummerung und recht vielen hier relevanten geografischen Details gibt es z.B. hier, wobei der ligurische, französische und schweizerische Teil meines Weges ausgeblendet ist. Die besondere Charakteristik des Alpen- und Apenninbogens des Piemonts lässt sich für Musiker gut veranschaulichen, indem man den Bassschlüssel auf den Kopf stellt. Dies deckt sich auch recht gut mit der Leitlinie meiner Route, sodass sich ein Blick auf diese rein topografische Karte lohnt. Der „Bassschlüssel“ erhält bei mir aber zittrige „Haarauswüchse“, sodass die Routenführung doch ein wenig künstlerisch wirkt, der Leitkurs aber sichtbar gut sich in Anlehnung der Gebirgshauptkämme erkennen lässt: Tour-Darstellung gemäß GPSies (farblich verändert, als Bild fixiert!, GPSies-Track folgt später).

GTA = Grande Traversata delle Alpi, offiziell gekennzeichneter, überregionaler Höhenwanderweg über den Alpen(grenz)kamm der Piemonteser Alpen (und einem Teil Ligurien) zwischen Schweizer Grenze und Mittelmeer. Der Verlauf des GTA wurde mehrfach modifiziert und letztlich an die erforderlichen Kriterien angepasst. Ursprünglich von Cannobio aus erdacht mit dem dort anliegenden Nationalpark Val Grande, umgeht er diesen Teil heute komplett und ist nunmehr mehrheitlich definiert von der Nufenenpassstraße in eher südwestlicher Linie, die über das Val Divedro den Weg in die Walliser Alpen beschreitet. Das Val Grande kann zwar auch bewandert werden, aber nicht unter den infrastrukturell gehobenen Bedingungen des GTA (gesicherte Bewirtung und Übernachtung in etappentypischen Abständen).

Zwangsläufig meinem Speichengerät ausgeliefert, konnte ich diesem Weg nur selten folgen, eher kreuzte oder tangierte ich ihn, nicht selten an radlerischen Umkehrpunkten. Gemäß der Sinngebung des GTA, Hochgebirgserlebnisse und Almwirtschaften mit den dörflichen oder auch kleinstädtischen Talkulturen miteinander zu verbinden, folgte ich wesentlich intensiver den Tälern als es der GTA-Verlauf selbst erlaubt. Die Talschlüsse bilden nicht selten radlerische Sackgassen, sodass man im Gegensatz zum GTA-Wanderer die Täler wieder zurückrollen muss und nur auf weiten Umwegen die nächsten Talschlüsse erreicht werden. Dem GTA (gemäß Rother Bildband, vgl. Literaturhinweise später) kann man bei größtmöglicher Darstellung (evtl. angebotenen Lupe verwenden) auf dieser Karte folgen: GTA (man vergleiche auch mit meiner Route, s.o.).

Der GTA war aber überwiegend nur ein (geistiger) Leitfaden, insbesondere für die ersten Teile auf dem Weg nach Süden. Im Gegensatz zum GTA ohne das Meer zu erreichen, folgte ich dann eher Genuss- und Duftlinien durch Wein-, Haselnuss und Trüffelland, in gewisser Weise auch noch einem Apennin-Derivat des GTA, der in den ligurischen Höhenzügen nach Genua und letztlich auf antiken Transitadern aus altrömischer Zeit ganz im Osten des Piemonts Entdeckungspotenzial bietet. Auf die Frage, warum ich denn nun die fruchtbaren Reisfelder der Bassa zwischen Po, Sésia und Ticino mit Städten wie Novara und Vercelli verschmäht habe, darf ich Vassalli zitieren: “… die Ängste des Winters lösten sich auf wie Trugbilder in der Sommersonne. Das ist im Übrigen typisch für die Bassa: dass alles rasch vergeht und nichts, oder fast nichts, eine Spur zurücklässt. Das Gedächtnis gräbt keine Furchen ein, im Gegensatz zu den Alpentälern, wo die Erinnerung an einen Vorfall oder die Legende davon sich von einem Jahrtausend bis ins nächste erhalten kann…“ (Sebastiano Vassalli, S. 150, vgl. Literaturliste später)


Häufiger Kreuzungspunkt auf meinem Giro durch die Piemonteser Alpen: GTA, hier im Val d‘Antrona

LGKS = Ligurische Grenzkammstraße, beschreibt heute nur teils einen echten Grenzkamm zwischen Frankreich und Italien. Das betrifft insbesondere den nordöstlichen Teil im Marguareis der Ligurischen Alpen, sowie einen kleinen Teil westlich des Col de Tende hinein in die Seealpen. Unter Motocrossern wie Mountainbikern gilt die LGKS wohl als prominenteste unter den geschotterten Militärstraßen. In Länge (gesamt 63 km) und landschaftlicher Vielfalt ist sie sicherlich die gewichtigste unter diesen Fahrwegen in den Alpen. Schon wegen der Länge gibt es zahlreiche Zufahrtsmöglichkeiten, wobei es Unterschiede gibt, ob man bereits in den unteren Lagen Schotterstrecken sucht, oder ob man Einstiege gegen 2000 m sucht, um den Aufstieg ganz oder weitgehend auf Asphalt anzugehen.

Die beliebtesten Zugänge sind daher über den Col de Tende (Nord: auf Asphalt; Süd: längere Schotterauffahrt) und von Monesi (Betonpiste). Die Zugänge rahmen damit auch den häufigst befahrenen Teil ein, der mittlerweile für Motorfahrzeuge überwiegend mautpflichtig ist und zeitlichen Fahrrestriktionen unterliegt (meist von Motorrädern genutzt, dabei nicht nur Crossmaschinen). Die Mautstrecke wurde in jüngster Zeit ausgebessert und kann daher seit Herbst 2014 einigermaßen gut mit Reiserädern befahren werden – einfach ist es deswegen nicht, insbesondere wegen der vielen starken Steigungen. Maut und Ausbesserung sind noch recht neu, deswegen sind viele Berichte im Web zur LGKS zumindest punktuell veraltet. Nicht mehr ganz neu, aber auch noch jung ist das Rifugio Don Barbera – sowohl an LGKS im Mautbereich als auch am GTA gelegen und somit auch Teil einer verbesserten touristischen Nutzung der ehemaligen Militärstraße. Exakt liegt die Mautstelle im Osten an einer alternativen Auffahrt von Úpega und im Westen an einer Skiliftstation vor dem ersten knackigen Aufstieg (zum Colletto Campanino). Im Osten wird bereits die Strecke zwischen Mautstation und Monesi-Anbindung ruppiger, jenseits davon über den Passo Tanarello verfällt die Strecke dann besonders gravierend, eigentlich nur noch für Mountainbiker angemessen zu bewältigen. Wundersam kam ich noch gewürgt, aber sattelfest zum Tanarello-Pass rauf (große Steinfurchen, aber fest, für Motorbiker gefährlicher als für Radler). Insbesondere den Tanarello abwärts schaffte ich nur mit mehrfachen Schiebeeinheiten oder unterstützender Fußbremse. Über eine weitere Sanierung kann bisher nur spekuliert werden – das Konzept touristischer Nutzung ist jedenfalls noch ausbaufähig.



Im Südosten gibt es zahlreiche Zugänge aus dem Valle Argentina oder Valle Nervia (einige davon bergsturzgefährdet und manchmal gesperrt) und nur einen brauchbaren Zugang aus dem Vallée de Roya von La Brigue über den Col du Loup (in zwei Varianten zuunterst verzweigt). Letztere ist allerdings oft recht lose geschottert und aufgrund des langen Schotteranstiegs recht mühsam. Eine eher selten genannte, aber sehr brauchbare Asphalt-Alternative führt im Westen über das Vallon de Casterino, wobei nur im obersten Teil ein paar Auflösungserscheinungen in der Straßendecke zu finden sind. Die Straße mündet beim Baisse de Peirefique (auch: Peyrafique) auf die LGKS, die in ihrem westlichen Bogen gelegentlich auch nicht zur LGKS gezählt oder als „erweiterte“ LGKS bezeichnet wird. Mit dem Vallon de Casterino besteht Anschluss an den bergseereichen Nationalpark Mercantour über nach Westen gerichtete, duchaus beliebte Täler wie Minière, Merveilles, Fontanalba oder zuoberst Valmasque – allerdings meist nur per pedes.

Einen ebenfalls noch recht weit reichenden Anstieg auf fester Straßendecke verspricht der von Tende aus, letztlich auch zum Baisse de Peirefique führend. Die Straße ist in einigen Teilen allerdings derart aufgerissen, dass sie bereits vor dem Schotterteil sehr schwer befahrbar wird. Hinzu kommt eine enorme Steilheit sowohl im Asphalt- wie im Schotterteil und unterschiedliche Pistenuntergründe bis hin zu gerölligem Schotter oder sandigen Abschnitten, also nur sinnvoll für Mountainbiker – auf ca. 300 Hm für mich komplett unfahrbar gewesen. Wiederholt angetroffene Motocross-Biker aus Bayern fanden den gerölligen und sandigen Abschnitt hier allerdings leichter als die Tanarello-Passage tags zuvor – für mich wars umgekehrt. Ab Erreichen der 2000-Meter-Grenze mit dem Baisse d'Ourne ist die Strecke wieder einfacher zu beradeln, sodass auch aus landschaftlichen Gründen eine Stichtour vom Baisse de Peirefique zum Baisse d'Ourne lohnend wäre, wenn man sich von Casterino aufsteigen sollte. Der Baisse de Peirefique ist außer über das Vallon de Casterino auch noch vom Col de Tende per LGKS erreichbar – diesen Streckenteil habe ich aber nicht erkundet, vermute aber ganz passablen Zustand.



MSKS = Máira-Stura-Kammstraße, ein letztlich auch verzweigtes Netz von Fahrwegen zwischen den lang gestreckten Ost-West-Tälern Máira und Stura. Im Gegensatz zu anderen Kammstraßen weniger als solche zu erleben, Talblicke beschränken sich auf zwischengelagerte Hochtäler, die Hauptroute windet sich also eher um Berge herum, mehr Höhen- als Kammstraße. Trotzdem gibt es überragende Panoramablicke, etwa auf die Monviso-Kette. Die beiden Hauptzugänge liegen asphaltiert erreichbar bei über 2000 m, wobei sich gleich vier attraktive Anfahrten auf Asphalt ergeben (Vallone del Préit, Vallone di Mámora, Val Grana, Vallone dell’Arma). Aufgrund einer jüngeren Verschüttung ist die Verbindung zwischen dem Rifugio della Gardetta dem Vallone di Unérzio und zum oberen Valle Máira gleichwohl nur wagemutigen Mountainbikern möglich. Die Hauptstrecke der MSKS zwischen dem Colle del Préit und dem Colle di Valcavera (unweit des Colle dei Morti) ist schon mal sehr grobklotzig im Gestein, auch mit Pfützen zwischen Schiefergeröll muss man rechnen. Durch die vergleichsweise geringen Steigungen (bis auf einen ersten Teil oberhalb vom Colle del Préit) ist die Strecke aber noch ganz gut zu bewältigen. Für Motorbiker gelten Beschränkungen, u.a. ein Wochenendfahrverbot, was Wanderern und Radlern zugute kommt. Das Rifugio della Gardetta als beliebtes bewirtetes Ausflugsziel liegt wenig abseits als Stich zu fahren auf der Route zum Passo della Gardetta, ohne große Anstrengung schnell von der Verzweigung aus zu erreichen.



VMKS = Varáita-Máira-Kammstraße, verläuft zwischen den beiden lang gestreckten Ost-West-Tälern Varáita und Máira, somit eine Parallelroute zur MSKS, allerdings mehr Kammstraße als diese. Die als fahrbar geltenden Teile gehen bis zu einer Sackgasse westlich des Colle di Sampéyre. Möchte man die VMKS als Rundkurs oder Verbindungsstrecke fahren, bietet sich aber an, die Zufahrten zum Colle di Sampéyre zu nutzen. Im Osten befinden sich mehrere Anfahrten, wobei aus Busca gesehen eine teils Pisten- und eine Asphaltalternative bestehen, sowie je eine Nord-Süd/Süd-Nord-Anfahrt aus den beiden Tälern in deren unteren Bereichen. Die Kammstraße beginnt bereits auf Asphalt nach den letzten Verzweigungen wenig oberhalb der Pilgerkirche Sanctuaria di Valmala (Ave Maria). Für Reiserad gelten nur gewisse Teile als fahrbar, dazu zählt insbesondere der Teil vom Asphaltende am Colle della Ciabra bis zum Colle del Birrone. Dort liegt eine Ausstiegsoption ins Valle Mária hinunter, die allerdings oben nicht asphaltiert ist. Ich hatte aus verschiedenen Gründen nur die Möglichkeit, den asphaltierten Zugang bis oberhalb Ave Maria und wieder abwärts nach Busca zu fahren, sodass die VMKS hier nur der Vollständigkeit wegen angefügt ist. Eine Bewertung für Reiserad muss daher meinerseits entfallen.



Fortsetzung folgt

Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
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Geändert von veloträumer (02.12.17 22:42)
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Giro Piemontese Grande veloträumer 19.11.17 18:36
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