Als ich vor knapp zwei Jahren für die Fahrrad-Navigation von meinem Garmin-GPS zu einem Android-Smartphone umgestiegen bin, habe ich Locus Maps mit Openandromaps verwendet, weil ich die schnelle und kontrastreiche Darstellung sehr gut empfand und Locus eine mächtige App ist. OsmAnd hat mich mit dem (damals) eher altbackenen Aussehen, dem manchmal sehr lange dauernden Kartenaufbau und den eher übersichtlichen Funktionen nicht so angesprochen.

Gestört hat mich an Locus aber schon immer, dass man ohne Erweiterungen keine POIs direkt antippen und die Infos dazu abrufen konnte. Auch die ein oder anderen lästigen Zeichnungsfehler waren nervig, z.B. wurden Ortsnamen in bestimmten Zoomstufen zu schnell durch andere Icons verdrängt.

Nach dieser Einleitung nun die Erkenntnis vornweg: Ich fahre jetzt nicht mehr mit Locus, sondern mit OsmAnd. Der Grund ist vor allem, dass OsmAnd die für mich wichtigen Funktionen einfacher und schneller verfügbar hat als Locus. OsmAnd kommt am ehesten an die "Alles in einem"-Funktionalität von Garmin-Geräten heran und die Nachteile fallen für mich kaum noch ins Gewicht. Vor allem die globale Suche per Textfeld und die POI-Datenbank (beides offline nutzbar) sind auf Reisen schon ein großes Plus. Außerdem nutze ich gerne die Hervorhebung bestimmter POI-Typen (Restuarants, Supermärkte, Unterkünfte, etc) per Schnellaktion.

Konkret betreibe ich ein Samsung XCover 4 am Ahead-Forumslader und fahre vor allem vorbereitete Tracks ab. In Osmand verwende ich als Kartendarstellung die "Touringansicht" mit Höhenlinien und Kartenschattierung. Das ergibt für mich ein sehr gut lesbares Kartenbild und der Bildaufbau ist vergleichsweise flott, was vielleicht auch an der relativ niedrigen Auflösung des XCovers mit nur 1280 mal 720 Pixeln liegt. Störend lange habe ich unterwegs auf den Kartenaufbau jedenfalls nicht warten müssen. Und das LCD des XCovers ist bei Sonnenlicht auch noch deutlich besser ablesbar als das OLED-Display des S7.

Ein Nachteil ist mir jedoch schon noch aufgefallen: Während der Navigation zu einem Zielpunkt scheint OsmAnd ziemlich viel Leistung zu verbraten. Das Gerät wird sehr warm und der Akku wird trotz Forumslader nicht geladen. Ich habe sowohl BRouter als auch OsmAnd als Routing-Logik verwendet (jedoch immer nur für ein paar Minuten) und keinen Unterschied zwischen den beiden festgestellt. Möglicherweise berechnet OsmAnd die Route ständig neu, obwohl ich den Routenvorschlag nicht verlasse. Vielleicht kennt hier jemand diesen Effekt und kann die entscheidende Problemlösung beitragen? Ich habe mir beholfen, indem ich mir den berechneten Track abgespeichert und dann als statischen Track auf der Karte eingeblendet habe.

Und noch ein Nachteil: Ich verwende auch gerne die Funktion, auf Tracks die Streckenintervalle z.B. alle 5 km anzeigen zu lassen. Diese Anzeige verschwindet hin und wieder aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen. Nicht so schlimm, aber nervig.

Tja, mein Fazit lautet: Nach zwei Jahren hat sich das Blatt gewendet und OsmAnd ist für mich das rundere Gesamtpaket, auch weil es der Garmin-Funktionalität näher kommt als Locus. Mit dem aktuellen OsmAnd empfinde ich den Umstieg von Garmin auf Android nicht mehr als als Kompromiss, sondern als deutliche Verbesserung.

Vielleicht hilft diese Erkenntnis ja noch jemandem bei der Entscheidung.

Christian