ich bin gestern Abend gegen 22:20 mit dem letzten Zug wohlbehalten in Heidelberg wieder angekommen, nachdem Hans und Klaus in Plochingen und Ludwigsburg den Zug verlassen hatten.
Die Reise war sozial auf bestem Niveau und hat mir in jeder Hinsicht Spass bereitet. Trocken war es zu keiner Zeit, wenn die Sonne schien, rann das kühle Nass eben durch die Kehle.
Der Empfang in München verdient besondere Erwähnung: Im CP von Thalkirchen wurden wir von 2blattfahrer (Andi) und 7schläferfahrrad (Axel) abgehohlt und zur nicht so weit entfernten Behausung der Familie "Suppenpanscher" eskortiert, die ihrem Namen alle Ehre machte und eine gigantische Kartoffelsuppe gebraut hatte, die noch während der ganzen folgenden Fahrt bis über den Glockner ihre Wirkung nicht verfehlen sollte und uns den nötigen Auftrieb für die 12%ige Steigung und die innere Wärme für den Eisregen vor dem Fuscher Törl gab. Der Abend war herzlich und gab uns Fahrern die Gelegenheit zum ersten freudvollen Umgang, der dann während der folgenden Reise auch nicht mehr abreissen sollte. Zwei Andechser Fässchen schmeckten extraterrestrisch und waren alsbald geleert. Ob wir das jemals wieder gutmachen können? Die Abfahrt am nächsten Morgen im Hinterkopf feierten wir auch nicht in die Puppen, sondern brachen bei ordentlichem Regen nicht zu spät zum Campingplatz auf, diesmal von Radlrübe (Anja) geführt. Wir haben diesmal den Alktest ausgelassen.
Die Anfahrt über St. Johann über die Nobelecke Kitzbühl bis Fusch hat Spass gemacht und wenn man mit einem gemeinsamen Ziel in die Pedale tritt und unterwegs sich infrastrukturell einrichtet, schweisst das in irgendeiner Form zusammen.
Der Grossglockner selbst, so hatten wir beschlossen, macht jeder für sich selbst: 1.) Jeder hat einen individuellen Biorhythmus und unterschiedliche Kondition 2.) Es gibt Früh- und Spätstarter 3.) Klaus (Steintriker) hatte einen defekt an seiner Schwinge durch eine gebrochene Inbusschraube, die noch am selben Morgen repariert werden sollte.
Die Steigung habe ich im Nachhinein nicht mehr richtig in Erinnerung, das hat vielleicht mit den ausgeschütteten Endorphinen oder den Restwirkungen von Werners Suppe zu tun, ich kann das aber in keinem Fall erklären. Unterwegs kam eine Horde Kühe auf dem Alpabtrieb den Glockner herunter. So gut gedüngt war er bestimmt ein halbes Jahr nicht. Unterhalb vom Fuscher Tor bin ich in eine Gastwirtschaft, wo ich sicher eine Viertelstunde meine Hände in der Toillette unter ein wärmendes Handtrockengerät hielt, um wieder Jefühl zu bekommen. Nach einer halben Stunde, einer Tasse Schocki und komplett neu (trocken) angezogen verliess ich die Gaststube und tat die letzten Meter, wo ich auf Willi stieß. Wir machten die letzen Meter zum Fuscher Törl wo wir auf den Glockner-King Hans stiessen. Er hatte ein der Gaststätte höher im Fuscher Tor souverän bei Kaffee und Kuchen gewartet.
Am Glockner fand gleichzeitig am 1. September die "Zuverlässigkeitsfahrt" der aus Anlass von "50 Jahre Steyr-Puch 500", einem Lizenznachbau des Cinqueceto´s von Fiat statt. Also hatten wir über den ganzen Anstieg einen Mix aus Zweitaktermischung, Bremsscheibenabrieb und Glocknerluft zum Athmen. Unterhaltsam war aber immer das Brummen und Rattern dieser fast ausgestorbenen Spezies. Teilweise verloren die Gefährte auch ordentlich Sprit, was sich in farbigen Ölspuren auf der Strasse zeigte. Also für Unterhaltung war gesorgt. Der Verkehr hielt sich wahrscheinlich des Wetters wegen in Grenzen, und so gab es auch ganz ruhige Momente, in denen man dem Takt der eigenen Lungen lauschen konnte....... rein, raus, rein, raus - das Metrum der Beinarbeit sucht immer eine Ahängigkeit, oder umgekehrt?
Willi und ich folgten Hans auf die Resthöhe, von 2.500 Metern. Ab dem Fuscher Törl war für mich die Gewissheit zurückgekehrt, auch wirklich die nächste Nacht in Heiligenblut auf dem Campingplatz zu verbringen. Das miese Wetter und die fehlende Aussicht hatten mir wirklich viel Kraft und Lust genommen. Dort oben machten wir noch zu dritt Gipfelfotos, als unerwartet auch noch Jim Knopf und Daniel zu uns stiessen. Die Abfahrt nach Heilingenblut war ein Traum aus Geschwindigkeitsrausch und leichtem Muskelzug an den bremsbeteiligten Fingermuskeln und -Sehnen. Das Wetter war etwas besser. Den Geschwindigkeitsrekord stellte, glaube ich, Willi mit seinem Damenrad ein. Als Einheimischer hat er wohl das richtige "Downhill"-Feeling. Er bewies wieder einmal, dass nicht immer die technisch brillianteste Lösung beim Radeln nötig ist, sondern das der Mensch mit Hirn und eigener Kraft das Radl treibt. Auf dem Campingplatz Möll trafen wir uns alle wieder, bauten unsere nassen Zelte auf und verschwanden alsbald in der Platzbeiz zum wohlverdienten Schnitzel und dem Salzburger Stiegl-Bier.
Am Sonntag Morgen machten wir uns recht spät auf die Heimreise, und die Truppe difundierte nach Italien, Dresden und Baden-Würtemberg.
Für mich als Musikus war die Durchfahrt in Salzburg ein rechtes Highlight. Da muss ich noch mal hin!
Vielen Dank an alle, die zum permanenten Spass beigetragen haben, besonders aber an Hans für die Superorganisation und den unermütlichen Einsatz. Am meisten habe ich aber seinen Willen bewundert, bei Nacht und Nässe doch noch die Inbusschraube aus dem Gelenk des Trikes mit schlechtem Werkzeug zu befreien, niemals mit einem Fluch auf der Zunge, um Klaus die rechtzeitige Abfahrt zum GG am nächste Morgen zu ermöglichen.
Auf Wiedersehen, vielleicht am Pico Valeta nächstes Jahr?
Jakob
Ich glaube, dass Gott uns in diese Welt gesetzt hat, um glücklich zu sein und uns des Lebens zu freuen. (Lord Robert Baden-Powell)