Radreise & Fernradler Forum
Radreise & Fernradler Forum
Wer ist online?
9 Mitglieder (EmilEmil, Hansflo, Lukas567, thomas-b, Baghira, tomrad, Larry_II, 2 unsichtbar), 174 Gäste und 840 Suchmaschinen sind im Forum unterwegs.
Details
Erweitert
Rund ums Forum
Regeln
Die Regeln für dieses Forum
Nutzungsbedingungen
Vereinbarungen für die Benutzung
Das Team
Wer steht hinter dem Forum?
Verifizierung
Offenlegung deiner Identität
Beteiligte Homepages
Radreise-Seiten, die das Forum eingebunden haben
Mach mit!
Dieses Forum für deine Homepage
RSS Feeds RSS
Eine Übersicht öffentlicher RSS Feeds
Plauderecke
Zum Unterhalten und Plauschen
Die Geschichte
Die Geschichte des Forums
Spende
Unterstütze das Forum
Radreise-Wiki
Partnerseiten
Statistik
29613 Mitglieder
98778 Themen
1553195 Beiträge

In den letzten 12 Monaten waren 2121 Mitglieder aktiv. Die bislang meiste Aktivität war am 02.02.24 17:09 mit 5102 Besuchern gleichzeitig.
mehr...
Vielschreiber (30 Tage)
Uli 46
BaB 33
Keine Ahnung 31
Juergen 28
Deul 25
Themenoptionen
#644037 - 06.08.10 20:23 Re: Island 2010 [Re: uwee]
Stefan Boehm
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 59
ein paar hab ich noch: grins




























und den zweiten Teil meines Berichts:

Seit 23 Stunden knattert das Zelt im Sturm. Im weichen Untergrund lockern sich die Heringe ständig. Schwere Steine helfen nur zeitweise. Es knallt. Das halbe Zelt schlägt auf mich ein. Spannschnur gerissen, Gestängeelement gebrochen. Ich breche das Lager ab, schlage mich zu einer Hütte durch. Eine Stunde 45 Minuten für gut Zehn Kilometer. Aufwärmen, durchatmen, trocknen, reparieren. Ein Menschenfreund hat einen Rest Rum dagelassen. Abends legt sich der Sturm, Wolken lösen sich auf, geben den Blick frei auf eine grandiose Gletscherlandschaft.

Kurz vor der Hütte Nýidalur. Im Zentrum der Sprengisandur queren Gletscherflüße die Piste. 2 Grad kalt, Oberschenkeltief, reißend. Gepäck abschnallen, fünf Mal durch die eisigen Fluten waten. Pro Fluß. Deren drei. Der Hüttenwart setzt mich an den Ofen, drück mir einen heißen Kaffee in die Hand. Dankbares lächeln.
Draußen steht das Zelt, in der Küche köchelt die Tütennahrung. Seit sieben Jahren macht der Hüttenwart den Job. Er tippt mit dem Zeigefinger an die Stirn, „im April hab ich da einen Harddisk Error und muss aus der Stadt flüchten“. Er spricht von wenig Wasser, sehr wenigen Touristen und noch weniger Jobs in diesem Jahr. Nur vom Vulkan gab‘s viel. Zu viel. Selbst die Isländischen Medien haben überspitzt, dramatisiert, übertrieben. Von der Weltuntergangsstimmung in den EU Medien ganz zu schweigen. Nach der Bankenkriese: Tourismuskriese. Hoffen auf die nächste Saison, „jeder kennt jetzt Island“ – bad news are good news.

Mit dem Bike über feuchten Lavasand. Fast wie Asphalt. Das Alter der Berge wird sichtbar. Sie sind Jung, sehr Jung. Abgerutschte Hänge, vom Moos überwucherte Rinnen, Berge vom Regen zerfressen. Flach und steil, rund und eckig, glatt und zerfurcht. Die Erde lebt, atmet, pulsiert in Farben die jeder menschengemachten Farbpalette Hohn sprechen. Ein Ranger zeigt ein Foto vom letzten Jahr. Der Berg war grün. Heute ist er schwarz. Ein heftiger Regenschauer hat das Moos heruntergespült wie Wind das Herbstlaub herunterweht. Ein paar Kilometer weiter ein Berg strahlend weiß. Hagel hämmert auf den Helm. Für einige Minuten „Winterwonderland“. Auf der Piste bilden sich kleine Bäche, graben Furchen in den weichen Untergrund. Der weiße Zauber geht, die zauberhafte Landschaft bleibt.

Feiner Staub dringt durch das Tuch vor dem Mund. Gelblicher Nebel verkürzt die Sicht auf zwei, drei hundert Meter. Nach zwei Tagen ohne Regen reißt der Wind feinste Aschepartikel aus dem trockenen Boden, schiebt sie wie Wogen im Meer über das Land. Langsam fahren, die Atmung kontrollieren, die Augen zum Schlitz verengt. In jede Pore, jede Ritze, jede Öffnung dringt der Staub. Die Kette jault ihr Klagelied. Nach zwei Stunden legt sich der Spuk. Konturen werden sichtbar, die zerrissene Struktur der Landschaft kehrt zurück.

Spiegelglatt liegt der Laufavatn vor dem Zelt. 5 Uhr morgens, windstill, wolkenlos. Um 7 auf dem 1189m hohen Gipfel des Laufafell. Die Sicht ist diesig. Der leichteste Wind wirbelt feinste Aschepartikel in die Luft. Trotzdem ist die Aussicht atemberaubend. Im Süden bläst der Eyjafjallajökull eine einsame Dampfwolke in die Luft. Davor grüne Krater, schwarze Lava, gelbes Gestein, zerfurchte Berge. Östlich quellen Dampffahnen zwischen den Bergen hervor, das Geothermalgebiet rund um Landmannalaugar liegt zu Füssen. Wolken- und bewuchsfrei erhebt sich aus karger Landschaft die Hekla majestätisch im Westen. Nach Norden gleitet der Blick über ein paar niedrige, schroffe Berge und bleibt an weiß funkelnden Gletschern hängen. Ich bleibe bis aufkommender Wind die ersten Wolken vor die Sonne schiebt.

Viele Grüße, Stefan
Mit dem Rad um die Welt: http://showmetheworld.de/
Nach oben   Versenden Drucken


Alle Beiträge zum Thema
Betreff von verfasst am
Island 2010 Stefan Boehm 02.08.10 21:52
Re: Island 2010 JohnyW 03.08.10 14:01
Re: Island 2010 Stefan Boehm 03.08.10 20:02
Re: Island 2010 uwee 03.08.10 20:24
Re: Island 2010 Stefan Boehm 06.08.10 20:23
Re: Island 2010 NINJAENTE 06.08.10 22:12
Re: Island 2010 Dietmar 07.08.10 07:25
Re: Island 2010 Stefan Boehm 08.08.10 11:56
Re: Island 2010 Dietmar 09.08.10 18:25
Re: Island 2010 JohnyW 10.08.10 06:49
Re: Island 2010 Stefan Boehm 13.08.10 10:29
Re: Island 2010 StephanZ 13.08.10 11:11
Re: Island 2010 Stefan Boehm 13.08.10 11:19
Re: Island 2010 StephanZ 13.08.10 11:36
Re: Island 2010 JohnyW 13.08.10 12:01
Re: Island 2010 StephanZ 15.08.10 13:14
Re: Island 2010 JohnyW 15.08.10 17:18
Re: Island 2010 StephanZ 13.08.10 11:28
Re: Island 2010 sigma7 30.08.10 21:14
Re: Island 2010 Kraut 04.09.10 17:22
Re: Island 2010 StephanZ 09.08.10 13:37
Re: Island 2010 José María 31.08.10 13:42
Re: Island 2010  Off-topic sigma7 31.08.10 18:36
Re: Island 2010 konrad44 31.08.10 09:10
Re: Island 2010 StephanZ 31.08.10 09:57
Re: Island 2010 konrad44 31.08.10 14:33
Re: Island 2010 StephanZ 31.08.10 18:53
Re: Island 2010 Stefan Boehm 02.09.10 19:53
www.bikefreaks.de