Dauer:2 Monate, 21 Tage
Zeitraum:14.6.2013 bis 2.9.2013
Entfernung:4200 Kilometer
Bereiste Länder:jpJapan



Gefahrene Strecke:
Zur Tourenplanung nutze ich die Routenvorschläge von japancycling.org.
Von Fukuoka bis nach Kyoto fahre ich so, anschließend geht es so nach Tokio weiter.

Bis auf eine Ausnahme halte ich mich genau an die vorgegebene Strecke:
Die Burg von Himeji wird z.Zt. restauriert und ein Besuch lohnt sich deswegen nicht unbedingt. Deshalb nehme ich von Takamatsu die Fähre nach Kobe und radle von dort aus weiter nach Kyoto.
Fukuoka – Tokio sind etwa 1400 km.

Anschließend geht’s von Tokio nach Oarai und dann mit der Fähre nach Tomakomai auf Hokkaido.
Ursprünglich wollte ich die LOJ in Hokkaido abfahren, aber kaum angekommen, gefällt mir die Insel so gut, dass ich die ganze Küstenstraße, im Urzeigersinn immer ganz außen rum, abfahre.
Hokkaido’s Runde ist ca. 2500 km.

Falls jemand die POI’s der Wildcampingplätze haben möchte, bitte PN an mich.



Bei der Einreise am Fährhafen von Fukuoka gibt es Schwierigkeiten. Ich habe keine Hotelreservierung, kein Weiterflugticket, nur wenig Bargeld, bin unrasiert, schlecht angezogen und habe dummerweise auch noch 3 Monate als Aufenthaltsdauer in den Einreisezettel eingetragen. Folglich muss ich warten, bis alle anderen Gäste durch die Passkontrolle gegangen sind, und dann werde ich von 4 Beamten ins Kreuzverhör genommen. Irgendwann glauben sie mir doch, dass ich ausreichend Geld habe und das Land auch wirklich wieder verlassen werde. Trotz der Startschwierigkeiten merke ich schon hier, Deutsche genießen in Japan ein hohes Ansehen.

Die ersten ca. 150 km ab Fukuoka sind städtisch und nicht besonders lohnenswert, danach wird es aber besser. Wenn man mal aus der Großstadt herauskommt, dann ist die Natur richtig schön





Nicht nur für Architekten ist die Kintai Brücke in der Nähe von Hiroshima interessant, sie ist aus Holz und komplett ohne einen einzigen Nagel gebaut.


In Hiroshima besuche ich das Friedensmuseum. Im Foto ist die Atombombenkuppel zu sehen. Genau hier war 1945 das Epizentrum der Explosion.


Täglich fahre ich an Pachinko/Slot Häusern vorbei. Mal reingeschaut und gestaunt – in der Spielhalle herrscht ein fürchterlicher Krach und es stinkt wie in einer vollgequalmten Kneipe.


Positiv, selbst der 7-11 hat Hightech Toiletten, und - wenn auch etwas unpassend zum Foto - leckere Fertiggerichte.


Außer den vielen 24/7 Supermärkten gibt es alle paar Meter Getränkeautomaten


Das Wetter ist nicht so toll. 2 Tage lang fahre ich im Taifun, es regnet ohne Unterbrechung, wie aus Eimern. Von der Strecke Shimanami Kaido bekomme ich nicht viel mit. Jedenfalls, seit dieser Zeit schlafe ich gerne unter Brücken




In Kobe legt die Fähre um Mitternacht an. Ein Hostel hatte ich vorher nicht rausgesucht, und da es Samstagabend ist, läuft auch überall Partyvolk durch die Straßen. In den Parks ist es zu unruhig zum Schlafen. So kommt es, dass ich die Nacht durchradle und morgens früh in Kyoto eintreffe.
Der Morgengrauen in der Großstadt ist sehr interessant, hier trennt sich Spreu von Weizen - ich sehe einige Männer im Businessanzug am Straßenrand liegen und gemütlich ihren Rausch ausschlafen.

In Kyoto besuche ich ein paar Tempel und Schreine








Das Vorurteil wird voll bestätigt, die Kameras der Japaner sind im Dauereinsatz


Da mir die letzte Nachtfahrt so viel Spaß gemacht hat, beschließe ich auch nach Tokio in der Nacht zu fahren. Am späten Nachmittag passiere ich Mt. Fuji und verpasse nichts, er versteckt sich in den Wolken.
Es ist genial durch die Großstadt in der Nacht zu fahren. Wenig Autos, die roten Ampeln stören nicht weiter, leere Bürgersteige, und an jeder Ecke ein geöffneter Supermarkt.

Tokio selber, na ja. Großstadt ist nicht so mein Ding. Ich wohne aber für jeweils 2 Wochen vor und nach Hokkaido bei einer Freundin. Nach langer Zeit auf Tour ist es mal wieder schön seine eigenen 4 Wände zu haben, den Kühlschrank vollzustopfen und in der Küche zu wirtschaften.


Der Stadtpark gefällt mir.





Hokkaido:
Die Küste von Hokkaido hat wesentlich mehr Natur und weniger Großstädte als die Strecke Fukuoka – Tokio zu bieten. Wildzelten ist auch top. Oft fühlte ich mich an Skandinavien erinnert.


Zufall oder nicht, aber auf Hokkaido waren auch die einheimischen Japaner offener (im Vergleich zum restlichen Asien aber immer noch sehr schüchtern). Unvergesslich, wie mich ein Polizist auf einer Bergkuppe anhält und mir 2 Energiedrinks überreicht, einfach so. Oder eine Familie lädt mich abends am Strand zum Grillen ein, und als ich am nächsten frühen Morgen am packen bin, steht der Vater extra auf, um mir eine Tüte mit Geschenken zu überreichen.
Sehr peinlich, wenn man dann keine kleinen Gegengeschenke zu Hand hat…
Als typischen „Türöffner“ bekomme ich manchmal von Jemandem, wenn ich vor dem Supermarkt sitze, ein Stück Kuchen geschenkt, und dann versuchen wir uns zu unterhalten, was allerdings aufgrund unserer inkompatiblen Sprachkenntnisse nicht so einfach ist.




Außer vom Fischfang leben viele Küstenbewohner von dem Verkauf von Algen




Viele Tunnel gibt es auf der Insel. Leider werden stetig neue, sehr lange Tunnel gebaut, und die kleinen kurzen Tunnel an der Küste verschwinden langsam


Die Vögel


Falls ich mal ein Vorbild suche, dann steht dieser Mann ganz oben auf der Liste. 77 Jahre alt und radelt noch jeden Tag 100km. Auf Hokkaido übernachtet er zusammen mit seinem 67 jährigen Kumpel meist in einer der zahlreichen Bushaltestellen






Im Land der aufgehenden Sonne gibt es auch schöne Sonnenuntergänge


Regen gehört zum Radfahren wie der Gegenwind




Ein gutes dutzend Füchse habe ich gesehen, auch in der Nähe des Zeltes. Waren aber alle ganz lieb und haben Abstand gehalten


Seltener treffe ich Rotwild


Bären habe ich nie gesehen, beim wildzelten im Wald war mir trotzdem etwas mulmig zumute


Das Nordkap ist eher unspektakulär


Im Landesinneren dominiert die Landwirtschaft, ich fühle mich fast wie zu Hause


An der Südküste ist das Wetter tagelang schlecht mit sehr viel Nebel. Ich radle deshalb nur sehr wenig, denn um hier blind durchzufahren, dafür ist Hokkaido doch viel zu schön.
An der Südostküste ist die Strecke relativ bergig, aber auch sehr sehenswert. An den Anstiegen werde ich oft von einem Schwarm Mücken, oder noch schlimmer – Pferdebremsen begleitet, was mich eine äußerst hohe Trittfrequenz kurbeln lässt.

Das Foto kann die Nebelwand nicht so richtig rüberbringen, die Wirklichkeit war viel schlimmer!


Ich treffe sehr viele Radler und Motorradfahrer. So wie ich lieben auch viele Japaner das Wildzelten am Meer


Natürlich fahre ich auch von Tokio City zum Narita Flughafen mit dem Rad. Die Routenplanung hat Google mit kleinen Fehlern erledigt (irgendwo im Reisfeld war mal der Weg zu Ende).

Am Flughafen werde ich gleich von einem aufgeregten Polizisten empfangen, der mir mit seinen Armen ein großes X zeigt, hier darf ich nicht mit dem unverpackten Fahrrad rein.
Nach viel Palaver darf ich dann doch das Rad reinschieben, und muss ernüchtert ein neues X vom Beamten der Wrappingstation sehen. Letztendlich besorgt mir dann ein lieber Mensch von der Fluggesellschaft Bläschenfolie, mit der ich das Rad einpacke.
In Asien muss man bei solchen Situationen einfach freundlich und hartnäckig bleiben, irgendwann wird einem schon weitergeholfen…
Als das Flugzeug startet, bekomme ich wie immer, wenn eine Tour beendet wurde, und letztendlich doch alles gut geklappt hat, das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht.

Wozu der Aufwand für Reiserad und Ausrüstung? Auch so kommt man durch Hokkaido!


Einige Reise-Motorräder sind ebenfalls ziemlich cool



Fazit:

Die Strecke Fukuoka, Hiroshima, Kyoto, Tokio bietet viel Kultur, Historie, Nachtleben, Shopping, usw. Der Nachteil ist aber, des es oft von einer Stadt nahtlos in die nächste übergeht und man nur kurzzeitig in der großen freien Natur radeln kann. Ich finde es interessant gesehen zu haben und die Großstädte gehören ja auch zu Japan, aber diese Strecke würde ich nicht noch mal fahren wollen.
Hokkaido ist für Naturliebhaber ein Traum, falls das Wetter mitspielt. Jederzeit wieder. Kann ich nur weiterempfehlen.

Die japanischen Straßen sind in sehr gutem Zustand. Ich glaube, die steilsten Berge waren max. 10%, sobald es steiler wird, gibt es einen Tunnel.

Nur in Fukuoka, Hiroshima, Kyoto und Tokio habe ich im Hostel, bzw. privat übernachtet, den ganzen Rest der Tour wurde wild gezeltet. Abends habe ich auch immer selber gekocht.
In Summe war der Urlaub deshalb nicht so teuer wie befürchtet.

Speziell für Hokkaido sollte das Zelt freistehend sein, und nicht vergessen ein paar lange Heringe für Sandboden und ein paar kurze für harten Steinboden einpacken.

Viele Grüße,
Matthias