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#1000336 - 26.12.13 21:14
Antalya-Sarajevo im Sommer
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Mitglied
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abwesend
Beiträge: 429
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Dauer: | 1 Monat, 11 Tage |
Zeitraum: | 1.8.2011 bis 10.9.2011 |
Entfernung: | 2500 Kilometer |
Bereiste Länder: | Bosnien-Herzegowina Bulgarien Griechenland Kosovo Mazedonien Montenegro Serbien Türkei
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Eine schweißtreibende Angelegenheit: Antalya-Sarajevo im SommerIm Sommer 2011 war es wieder soweit: die langen Semesterferien durften mit einem Abenteuer gefüllt werden. Ich hatte mich schon ein halbes Jahr vorher mit den Billigflügen in die weitere Umgebung befasst. Antalya fiel (mit Gepäck und Rad) gerade noch so unter billig. Diesen Sommer wollte ich wieder alleine unterwegs sein um die uneingeschränkte Freiheit zu genießen. Ich hatte ein Ticket in die Türkei. Zurück würde ich schon irgendwie kommen, ich hatte etwa 40 Tage Zeit. Die Route könnt ihr ganz grob hier sehen. Vor meiner Haustüre war ich fertig, um loszulegen. Man sieht einen wohlgeformten Wohlstandsbauch. Auf der Reise würde ich einen Teil davon verlieren. Ich kam 8 kilo leichter nach Hause! Hier im Forum gibt es ja einige, die es bevorzugen, ihr Fahrrad zum Fliegen nicht in einen Karton zu packen, sondern eher zu zeigen, dass es ein Fahrrad ist, mit der Hoffnung, dass es dan auch etwas weniger rauh behandelt wird. Das fand ich eine gute Idee, also wurde nur das nötigste gepolstert. Leider habe ich mich geirtt: Den netten Herrschaften bei der Gepäckabteilung der Schiphol‘schen Transavia war es herzlichst egal, und so kam mein Fahrrad wesentlich weniger fit aus dem Flieger, als dass es hineingegangen war. Mein rechter Bremsgriff war verbogen, mein Tacho und meine Klingel verschwunden, einige tiefe Schrammen waren dazugekommen. Schade! Man muss es sich natürlich nicht zu einfach machen. Also ließ ich den Bankautomaten meine Bankkarte schlucken ( in Holland kriegt man erst die Karte zurück, dann das Geld. Bei diesem Automaten war es anderst herum. Voila). Letztendlich hatte ich meine Creditcard dabei, wusste aber den Pincode nicht ( use it or lose it…). Naja, ein bescheidener start in Antalya. Die Milionenstadt gefiel mir auch sonst nicht so richtig, auch wenn es sicher interessant war. Man muss sich doch erst mal an die Muezzins gewöhnen, die Hitze war ein ziemlicher Schlag, und Türkisch ist für mich (noch immer, leider!) eine unverständliche Sprache. Ich hatte mich in einer Prima Pension eingenistet. Lustig war der Baustil. Diese Tür war wohl eher für kleine Menschen. Hier wird viel auf Solarenergie gesetzt! Auch an die sanitären Anlagen muss man sich gewöhnen, aber ich finde es sehr effizient umgesetzt. Oft waren die Toiletten (gleichzeitig Abfluss für Dusche und Waschbecken) ziemlich sauber. Am dritten Tage machte ich mich während dem Morgengrauen vom Acker, ich wollte so früh möglich weg um der Mittagshitze und dem Stadtverkehr zu entfliehen. Klappte ganz ordentlich. Schon um neun Uhr konnte ich die ersten Bergblumen bewundern. Die Gegend um Antalya kann wunderschön sein, keine 10km von der Küste stehen Berge von über 2000hm. Kein Wunder, dass es dann auch etwas steil werden kann. Ich hatte etwas pech mit dem Wetter: eine Hitzewelle hielt das Land in Schach, bei 45 grad im Schatten ist eine lange, ruhige Mittagspause unter einem Baum keine schlechte Idee. Am ersten Tag habe ich 12liter Wasser verbraucht. Auch Andere genpossen vom Schatten. Diese Raubfliege liess es sich auf meinem Sattel schmecken. Wunderschöne Insekten sind es, die ihre Beute mit den Langen Beinen unter sich fangen. Sie brauchen die riesigen Fazettenaugen, um ihre Beute gut folgen zu können. So gross gibt es sie in Deutschland nicht. Ich passte meinen Tagesrythmus an die Hitze an: Schon vor der Sonne wachte ich auf, um morgens früh auszurücken. Vor zwölf Uhr hatte ich mir meistens einen Baum oder etwas ähnliches gesucht, um darunter zu Dösen und der Mittagssonne aus dem Weg zu gehen; um ungefähr vier Uhr fuhr ich dann noch ein Stückchen weiter. Morgens ist manches einfach schöner: Die kleinen Wege waren meistens nicht beschildert. Das, und eine etwas dürftige Karte brachten mich mehrmals zum umdrehen. Auf den grösseren Strassen konnte man immer wieder mal Roadkill entdecken. Ist zwar ziemlich schade, aber so lernt man auch wieder was über die lokale Makrofauna. Hier gibt es Wildschweine! Es blieb steil. An diesem Berg hatte ich wirklich meine Probleme. Ich fange meine Radreisen meist ziemlich untrainiert an. Nach 14 Tagen bin ich dann fit, aber die ersten Tage können etwas schwerer sein. Wenn dann auch nochmal temperaturen von mehr als 40 Grad dazu kommen, kann das ziemlich Körner kosten. Belohnt wird man mit herrlichen Aussichten, lieblichen, rustikalen Dörfern und unglaublicher Gastfreundschaft. Dazu muss ich doch noch ein paar Worte schreiben. Wenn man jede Einladung zum Thee annimmt, wird man durch die Türkei nicht durchkommen. Unglaublich, wie mann hier behandelt wir. Vollkommen respektvoll und herzlich! Es scheint, dass die Türken wohl ein Wort für ‚Essen mit einem Fremdem teilen‘ haben. Ein Kulturstudent, den ich später begegnete, meinte, dass die Gastfreundschaft ein kulturelles Gut der Türken wäre. Der Grossteil der Türkischen Stämme lebte früher halbnomadisch, und handelte und reiste viel. So wurde es normal, um Reisende zu begrüssen, wie man selbst auch begrüsst werden wollte. Und das wird noch Heute deutlich gelebt! Interessant fand ich auch die Art, wie hier oft Wein angebaut wird: die Sträucher stehen frei! Bald hatte ich den Salda Golü erreicht. Es ist ein Süsswassersee. Ich habe niemand darin schwimmen gesehen. Warum? Weil es Ramadan war? Weil es Mittags einfach zu heiss war? Ist es verboten? Ist das Wasser verschmutzt? Keine Ahnung. Was ich weiss: das Ding ist wunderschön. Viele meiner Foto's zeigen irgendwelche Viecher, die mir in der Mittagspause vor die Linse gelaufen sind, so wie diese Gottesanbeterin. Sie ist deshalb so besonders, weil Sie ihre Hinterbeine zum Springen benutzt. Das machen die meisten Gottesanbeterinnen nicht. Die Gebirgswelt war wunderschön, und sehr fruchtbar. Prachtvolle Blumen säumen den Weg. Ich freute mich riesig um meine erste Landschildkröte in freier Wildbahn zu begegnen. Das arme Tier fand's wohl eher nicht so toll. Was man auch gut sehen kann, ist der Spiegel an meinem Helm. Sieht blöd aus, bleibt aber auch auf Rüttelpisten in Position. Ich bin ein Fan. So bin ich Gottesanbeterinnen gewohnt. Ich erreichte Usak. Mir gefiel die Stadt nicht besonders. Ich machte vor allem den Fehler, das Leitungswasser hier zu trinken. Mein Bauch dankte mir mit heftigstem Durchfall, trotzdem versuchte ich mich aus der Stadt zu schleppen. Mit den letzten Kräften fand ich eine Frischwasserquelle ausserhalb der Stadt, wo ich mich unter einen Baum legte um mir etwas Ruhe zu gönnen. Das ging ganz gut, abends war ich wieder einigermassen fit und konnte wieder eine Kleinigkeit essen. So ein Tag ist doch um einiges einfacher, wenn man jemanden dabei hat. Zum Glück leistete diese riesige Raupe mir Gesellschaft. Wenn man versucht auf einer undeutlichen Karte die kleinen Wege zu folgen, kann man schon mal an interessante Stellen kommen. Ich hatte mich vollkommen verfahren, aber die Gegend war super und ich ärgerte mich kaum darüber, dass ich nicht wusste wo ich war. Kaum hatte ich den weg wieder zurückgefunden, tat sich ein neues Problem auf: meine Schaltung wollte nicht mehr so richtig. Kurz vor der Reise hatte ich noch darüber nachgedacht, meine Züge zu wechseln, es aber nicht getan, frei nach dem ‘Never change a winning team’-Prinzip. Zum Glück hatte ich eine Aussenhülle und Duct-tape dabei. Da es natürlich nicht bei einer Panne bleiben kann, fuhr ich nochmals mit vollem Wumms über einen grossen Stein, und hatte danach einen Platten. Snakebite bei 4,5 bar. Na, wer macht mir das nach? Unterwegs gibt es immer wieder tolle Insekten zu sehen, diese Raubwanzen fand ich mal wieder richtig schön. Ich kam durch viele kleine und idyllische Dörfchen. Freilaufende Kühe waren allgegenwärtig. Und wie immer dominierten die Moscheen die Dörfer, meist das erste was man überhaupt sieht. Ich war in ein etwas trockenes Gebiet geraten, hier standen die Brunnen schon trocken, und die Sandsteinfelsen wurden nur durch ein paar Sträucher bedeckt. An dieses Dorf habe ich gemischte erinnerungen. Ich war ziemlich Müde, als ich Es liegen sah. Eigentlich wollte ich schon mein Lager aufrichten, ich hatte aber kein Wasser mehr. Also bin ich weitergefahren bis ins Dorf, und habe dort meine Vorräte aufgefüllt. Danach kletterte die Strasse gleich wieder ziemlich steil in die Berge, aber Ich war fix und fertig. Nach der ersten Kurve stellte ich mein Zelt auf, man konnte es deutlich von der Strasse sehen. So wusste dann auch das ganze Dorf bescheid, dass dort jemand zeltete; man hatte ja abends die Kühe noch vorbeigetrieben. Als es dann dunkel war, hörte ich ein Motorrad, und das Scheinwerferlicht wurde auf mein Zelt gerichtet, und jemand rief etwas. In Boxer-short kletterte ich heraus. Als sie mich sahen, waren sie zufrieden (oder hatten Angst) und machten sich davon. Dieselbe Geschichte sollte sich noch zweimal im halbstundentakt wiederholen, jedesmal jemand anderes der auf mein Zelt schien und etwas rief. Als ich dann zum vierten mal geweckt wurde, waren es diesmal vier Teenager, zusammen mit einem etwas schäbig anmutenden Kerl. Dieses Mal blieben sie stehen, und nachdem ich ihnen freundlich aber bestimmt deutlich gemacht habe, dass sie mir nicht mit einer hellen LED-Taschenlampe ins Gesicht scheinen sollte, schienen die Jungs ganz nett zu sein, und wollten sich halt nur mal kurz vorstellen. Nachdem ich alle Namen gehört hatte, und ihnen deutlich gemacht hatte, dass ich nach Cannakale fuhr, waren sie zufrieden und trollten sich. Wahrscheinlich wurde die Botschaft dann auch im Dorf verkundet, Menschen sind jedenfalls nicht mehr vorbeigekommen. Ich musste noch einen sehr neugierigen Jungbullen von meinem Fahrrad verscheuchen, und wurde mitten in der Nacht nochmal wachgebellt durch einen Hund. Und die Moral von der Geschicht: Gleich neben einem Dorf Zelten, das macht man nicht. Bald mehr.
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Geändert von naero (26.12.13 21:24) Änderungsgrund: Mein Deutsch ist auch nicht mehr das, was es früher einmal war... |
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#1000346 - 26.12.13 21:50
Re: Antalya-Sarajevo im Sommer
[Re: naero]
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Mitglied
abwesend
Beiträge: 17.306
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Na, das mach aber Spaß. Du nimmst ja so einiges Pech mit viel Humor. Sieht nach einer kurzweiligen Reisegeschichte aus. Bilder mit dramatischen Kleingkeiten am Wegesrand. Sehr schön. Warte auf die weiteren Teile. Ein wenig Überschneidung zu meiner Sommertour müsste ja noch kommen.
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen |
Geändert von veloträumer (26.12.13 21:50) |
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#1000351 - 26.12.13 22:02
Re: Antalya-Sarajevo im Sommer
[Re: naero]
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Gewerblicher Teilnehmer
abwesend
Beiträge: 807
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Super Bericht! vielen Dank dafür. Auch ich freue mich auf die Fortsetzung.
Schöne Fotos. Studierst du Bio?
beste Grüße
Philipp
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Brandmeister (Der Beruf, nicht das Fahrrad von Hartje) Zweiradmechanikermeister a.D.
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#1000366 - 27.12.13 03:01
Re: Antalya-Sarajevo im Sommer
[Re: goerdy]
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Mitglied
anwesend
Beiträge: 83
Unterwegs in Thailand
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Danke für diesen schönen Reisebericht. Lässt sich gut lesen und die Fotos gefallen mir. Bitte bald weiter berichten!
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#1000426 - 27.12.13 14:36
Re: Antalya-Sarajevo im Sommer
[Re: naero]
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abwesend
Beiträge: 429
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Danke für die Kommentare! Ja, Ich studiere Biologie, und habe mich vor allem auf Entomologie spezialisiert, haha. Meistens ist der grossteil meiner Fotos von Insekten. Achja, andere Leute fotografieren Kirchen.
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#1000431 - 27.12.13 14:53
Re: Antalya-Sarajevo im Sommer
[Re: naero]
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Themenersteller
abwesend
Beiträge: 429
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Die Mirabellen(?)bäume standen prall und voll, und die Umgebung wurde so richtig schön ländlich. Die Gegend wurde dann wirklich wahnsinnig schön, eine richtig tiefe Schlucht, eine etwas abfällige Strasse, schwarze Störche (!) und Einsamkeit. Sowas kann man nicht fotografieren, dass hier war ein Versuch: Ja Leute, so mag Ich mein Rad am liebsten: vollgeladen und staubig. Bei den Lebensspendenden Wasserbrunnen sassen oft Frösche. Ich habe übrigens fast immer aus diesen Brunnen getrunken, und nie Probleme gehabt. Lustigerweise waren die einzigen Probleme wie davor beschrieben in Usak, als ich Leitungswasser getrunken hatte. Irgendwann wurde es dann auch mal Zeit, um die Bremsbeläge am Vorderrad zu wechseln. Ich bin noch immer kein grosser Fan der Avid BB7 (bei mir verstellt sie sich irgendwann und fängt an zu schleifen. Vielleicht liegt’s and den grossen Scheiben? Vielleicht auch an mir), aber 7000km pro Bremsbelagset finde Ich vollkommen in Ordnung. Unterwegs kam ich an einer Stelle vorbei, wo noch auf traditioneller Weise Holzkohle hergestellt wird. Faszinierend um zu sehen, aber leider ist das auch sichtbar im Umland (Rodungen und Erosion...). Zwischendurch gab’s natürlich wieder Zeit für grosse Spinnen und Heuschrecken. Auch die Nutztiere sind ein Foto wert Ich war jetzt im ‚Storchengebirge‘, und es wurde wieder wärmer. Auf der Innenseite meiner Brille sammelte sich eine Salzkruste vom Schweiss der beim Zwinkern auf die Brille spritzte, und wenn man sich das Foto von mir anschaut, dann sieht man lauter weisse Ränder auf meinen Schultern. Alles Salz... In Cannakale setzte ich über auf den Europäischen Kontinent. Hier wurde während dem Byzantinischem Reich eine Kette Zwischen Europa und Asien gezogen, um feindliche Schiffe von Istanbul fernzuhalten.
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Geändert von naero (27.12.13 14:55) Änderungsgrund: Das eine Bild war wirklich viel zu schief... |
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Off-topic
#1000433 - 27.12.13 14:54
Re: Antalya-Sarajevo im Sommer
[Re: naero]
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Themenersteller
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Beiträge: 429
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Ich werde mich jetzt noch ein bischen mit meinem Internet darüber streiten, ob ich noch Bilder auf Picasa hochladen kann oder nicht. Wenn das geschlichtet ist, werde ich den Rest berichten
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Off-topic
#1000496 - 27.12.13 21:02
Re: Antalya-Sarajevo im Sommer
[Re: naero]
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Danke für den informativen Bericht und die schönen Fotos. Ich freue mich auf die Fortsetzung....
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"Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben (A.v.Humboldt)". | |
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#1000607 - 28.12.13 17:07
Re: Antalya-Sarajevo im Sommer
[Re: naero]
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Klasse diese Insektenbilder, das sieht man selten aber ich finde diese Kleinfauna auch immer wieder sehr interessant. Tolle Viecher gibt es übrigens unter den Steinen, da habe ich bei meiner diesjährigen Türkeireise Skorpione und Riesenhundertfüßer gefunden. Spinnen sind natürlich auch immer da.
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***************** Freundliche Grüße | |
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#1000615 - 28.12.13 18:07
Re: Antalya-Sarajevo im Sommer
[Re: naero]
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Ich hatte ein Ticket in die Türkei. Zurück würde ich schon irgendwie kommen, ich hatte etwa 40 Tage Zeit. Super! Abgesehen davon bin ich persönlich im Gegensatz zu Dir und einigen meiner Vorrednern kein Freund von Insekten, aber ein großer Liebhaber Deines kenntnisreichen, intelligenten und humorvollen Berichtwesens. Dein Rad, Deine Tour und Deine Herangehensweise sind für mich persönlich ein großartiges Vorbild.
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Allen gute Fahrt und schöne Reise. |
Geändert von kettenraucher (28.12.13 18:10) |
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#1000677 - 28.12.13 21:34
Re: Antalya-Sarajevo im Sommer
[Re: naero]
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Ein sehr schöner Teil-Reisebericht, ich freue mich schon auf die Fortsetzung! Deine Herangehensweise an eine solche Radreise, sowie sich unterwegs auf Wegexperimente einzulassen finde ich spannend. Die Makros der Insekten sind das "Salz in der Suppe". Der Weg scheint das Ziel zu sein. Danke dafür.
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Freundliche Grüße aus MVP Weniger macht frei | |
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#1001021 - 30.12.13 12:32
Bulgarien
[Re: naero]
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Vielen Dank für die Blumen! Ich war bis jetzt ziemlich oft in der Luxussituation, dass ich genug Zeit hatte um auf diese Art zu reisen. Für mich gibt das ein enorm befriedigendes Gefühl von Freiheit. Und genau dieses Gefühl ist einer der Gründe, warum ich diese Reisen mache. Nach etwas Internetärger geht's nun auf dem Europäischem Festland weiter. Entlang der Strasse stand wieder eine Interessante Pflanze. Ich meine mich zu erinnern dass das der wilde Vorfahre unserer Gurke ist, bin mir aber nicht sicher. Botaniker, wo seid ihr? Ich schnitt eine Frucht auf, und dachte mir nichts böses. Als ich dann später mein Taschenmesser wieder benutzte, war die Melone auf einmal fürchterlich bitter. Ich habe mich wirklich erschreckt: Ich mache das ja öfter, Früchte aufschneiden, oder puhle auch mal an einer Pflanze herum. Was, wenn die Sache dann mal furchtbar giftig ist? Ab jetzt wird die Klinge nach solchen Spielereien gespült und geputzt. Ups: Noch ein Aufruf: an die versierten Feldentomologen unter euch, was ist das? Ich tippe mal auf eine Wanze in einem frühen Nymphenstadium: Auf der Halbinsel kam mir der Wind ziemlich heftig entgegen. Das scheint keine Ausnahme zu sein, und so gab es wenig Hoffnung auf BEsserung. Schnell hatte ich keine Lust mehr um in nur mässig interessanter Landschaft mit 10 km/h gegen den Wind zu zockeln, und nahm einen Bus bis in der Nähe der Griechischen Grenze. Voll Stolz fuhr ich etwa 4 Stunden durch Griechenland, danach war ich schon wieder in Bulgarien. Griechenland habe ich dieses Jahr ein bischen besser unter die Lupe genommen, das ist aber eine andere Geschichte. Auf jeden Fall fühlte ich mich ein bischen analfabetisch. In Bulgarien war es wieder so richtig schön ländlich; Tabakernten, und süsse Dörfer. In Smolyan fiel mir die riesige, moderne Kirche auf. Auch fand ich einen Lidl. Nennt mich einen Spiesser, aber Ich geniesse es dann auch richtig, um wieder in einem gut sortierten Supermarkt einzukaufen und zu wissen wieviel was kostet. Es wurde dann auch wieder ziemlich steil; hier wird mit den Monstern aus der Sowjetära ziemlich intensive Forstwirtschaft betrieben wenn das Gelände es hergibt; auch Forellen werden hier viel gezüchtet. Dagegen ist ein Unimog ein Kinderspielzeug: Forellenzucht: Dann und wann sieht man hier noch die charmanten alten Brücken stehen. Viele Fahrzeuge, die hier noch gebraucht werden, sind bei uns schon sehr lange aus dem Strassenbild verschwunden. Man beachte den Helm! Auch an den grenzen des Rila National parks wird flink geforstwirtschaftet; Ein IFA voll mit Holz kam mir entgegen, und verlor genau in der kurve vor mir ein paar Baumstämme. Einer rollte mir bis 4 meter vors Rad. Eine ziemliche Schrecksekunde, was bin ich froh dass die Dinger nicht schön rund sind. Hier hätte es nicht viel gefehlt, und Ich hätte den Bericht nie schreiben können. Nachts wurde ich auf einmal durch laute Geräusche vor dem Zelt geweckt, es klang alsob etwas grosses vor dem Zelt stehen würde. Ich raffte all meinen Mut zusammen, kletterte hinaus, und fand diesen Witzbold. Auf der wirklichen Grenze des Rila Nationalparks wird dann wieder weniger intensiv Forstwirtschaft betrieben Und auch die Landwirtschaft macht nicht den meist modernen Eindruck: Im Nationalpark ist es dann sehr feucht und sehr schön, die Tannenwälder hängen voll mit Flechten. Ich beobachte Kreuzschnäbel dabei, wie sie ihre Schnäbel schärfen. Sie werden benutzt, um Samen aus Tannenzapfen zu präparieren. Der Park selbst ist wunderschön! Dann und wann muss man aber schieben... Wieder in der bewohnten Welt musste ich ein kurzes Stück über die Autobahn. Baustelle! Das ist ziemlich ärgerlich, denn man will ja eigentlich nicht auf einer Strasse fahren, wo 40-Tonner mit 80 auf 15 cm vorbeidonnern. Zum Glück war die eine Strassenseite schon fertig, wurde aber noch nicht befahren. Eine halbe Autobahn für mich alleine! Bulgarien ist als Reiseradland auch eine ernsthafte Empfehlung wert! Fortsetzung folgt.
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Geändert von naero (30.12.13 12:33) |
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#1001592 - 02.01.14 01:06
Re: Antalya-Sarajevo im Sommer
[Re: naero]
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Danke für den echt tollen Bericht! da will man gleich losfahrn
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#1001598 - 02.01.14 06:40
Re: Bulgarien
[Re: naero]
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Unterwegs in Guatemala
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Ich freue mich schon auf die Fortsetzung Viele Grüße Thomas
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#1002153 - 04.01.14 10:07
Re: Bulgarien
[Re: naero]
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Bulgarien ist für mich ein tolles Reiseradland! Trotzdem wird es Zeit für ein neues, und Ich reise in Serbien ein. Es fällt mir gleich auf, dass es etwas weniger gemütlich, und ganz sicher weniger sauber ist in diesem Land. Auch die Ruinen von den Moscheen haben etwas trauriges an sich. Ich war nicht mal einen ganzen Tag in Serbien, da war Ich auch schon auf der Grenze vom Kosovo. Hier wird dann doch deutlich, dass man die Sache noch nicht so ganz ruhen lassen kann/will. Überall KFFOR-Fahrzeuge, Schreine für gestorbene UCK-Kämpfer und Schreine für Serbische Soldaten die ihr Leben gelassen haben im blutigem Bürgerkrieg. Für Leute, die nicht genau wissen worüber Ich rede, hier eine sehr kurze Zusammenfassung: Daneben gibt es natürlich auch viel anderes zu sehen. Zum Beispiel dieses halbverfallene Hotel aus der Jugoslawischen Glanzzeit: Was mich dann wieder wunderte, war, dass die Leute hier zum Teil Holländisches Bier trinken. Bitte! Erstens ist das einheimische Bier prima, zweitens: Wenn Ich als Balkanbewohner Bier importieren würde, Ich würde es aus Tschechien holen (Pilsener, hallo?!), und drittens: Bavaria! Das ist gerade noch so eine A-marke; wenn man in Holland die Wahl hat, fällt sie meistens nicht auf dieses Bier. Wie dem auch sei, man trinkt es hier. Ich fragte jemand danach, und der war überzeugt, dass es Deutsches Bier wäre. Bavaria kriegt für sein Marketing von mir ein dikkes ‘Chapeau’. Ich weiss, in meinem Reisebericht gibt es viele Krabbeltiere. Aber dass hier finde Ich wirklich besonders: Eine Spinne (‘Opilliones’), die befallen ist von parasitären Milben. Und hier noch ein paar nutzlose Fakten über Oppiliones: Auch die einheimischen Sorten haben sehr starkes Gift, dass manchmal genug sein könnte um einen Erwachsenen zur Strecke zu bringen. Keine Bange, denn die Giftzähne sind so klein, dass sie nicht durch die Haut eines Menschen kommen. Die Landschaft im Süd-Kosovo ist sehr schön. Leider wird hier sehr deutlich, dass es wenig Regulationen gibt. Es wird wie wild gerohdet, und Abfall wird einfach neben dem Weg geschmissen. Wo viel Touristen sind, ist viel Dreck. Wenn das so weiter geht, ist Kosovo wohl in ein paar Jahren vollkommen verdreckt und gerohdet. Ein trauriges Vorbild, wie man nicht mit Natur umgehen sollte. In einem Laden machte Ich einen ziemlich blöden Balkan-Anfängerfehler: Ich kaufte Paprika, ohne zu schauen ob sie scharf waren oder nicht. Die schnitt ich dann ohne zu testen in die Abendmahlzeit. Naja, und weil man dann ja nicht ohne Essen zu Bett will, wurde es eine ziemliche Herausforderung. Stöhnend und schwitzend schob ich meine Mahlzeit hinein; auf 50meter entfernung stand ein Junger Viehhirte und starrte mich ungläubig an. Was mir im Kosovo, aber auch in vielen anderen Ländern des Balkans auffiel, waren die vielen halbfertiggestellten Luxusbauten. Später erklärte mir jemand, dass viele Leute für eine Weile im reichem Westeuropäischem Ausland arbeiteten. Wenn sie dann eine Menge Geld gespart haben, fangen sie an, ein Haus zu bauen. Gebaut wird, bis das Geld alle ist, und dann geht’s wieder ins Ausland. So kann es dan Jahre dauern bis so ein Haus fertiggestellt ist. Ich nahm die Strasse von Pec zum Cakor-pass; man hatte mir mehrmals glaubhaft versichert, dass der Grenzübergang dort kein Problem wäre. Die Strasse hoch war wunderschön, das wussten auch viele Einheimische in dicken Autos (Wenn sich jemand wundert, wer zB den AudiQ7 kauft, der sollte mal in den Kosovo fahren...). Im Kosovo habe ich mich durchgehend sicher gefühlt, aber es ist für mich nicht das beste Radreiseland. Die Strassen, die ich befahren habe, waren nicht immer schön und oft sehr voll. Ich habe auch eine zwiegespaltene Haltung zu den Leuten hier. Ich ärgerte mich unheimlich über die Haltung gegenüber der Natur. Klar, um Abfall richtig zu entsorgen braucht es eine ausgereifte Infrastruktur. Trotzdem sieht es so aus, als ob es ganz normal ist um seinen Abfall einfach aus dem Autofenster zu werfen. Mir gefällt es auch nicht, dass Statussymbole scheinbar so einen hohen Wert in der Gesellschaft haben. Ich habe noch nie so viele Luxus-SUV’s auf einem Haufen gesehen. Es fiel mir auch auf, dass Kinder sehr weniger streng erzogen werden als das ich das von Holland und Deutschland gewohnt bin. Sich hinten in der Reihe anstellen in einem Laden ist nicht so wichtig, zum Beispiel. Aber die Leute haben auch etwas unglaublich freundliches und offenes. Ich wurde sehr oft angesprochen, in Englisch, Deutsch und Holländisch. Mir wurde viel Hilfe und noch mehr Slivoviche angeboten, man freute sich richtig, mich zu sehen. Für mich waren die Leute hier wilder, lauter und extremer als in anderen Regionen dieser Reise. Zur Grenze hin wurde die Strasse auf einmal ein Feldweg, und der Grenzübergang war dann eine Strassensperre, aber mit einem deutlichem Fusspfad. Auf der anderen Seite lockte frischer Asphalt. Mit dem Gedanken an Landminen im Kopf war ich doch etwas nervös, aber wie man dann so ist, habe Ich den Fusspfad gefolgt, und alles ging gut. Der Pass selbst belohnte mit einer wunderschönen Strasse und grandiosen Aussichten. Nachdem Ich einen Polizisten gefragt hatte, ob Ich denn jetzt illegal eingewandert war, erschrak der gute Mann sichtlich und schickte mich unverzüglich zur nächsten Polizeistation. Dort wieder helle Aufregung, nachdem man erst mal fünf minuten dafür gebraucht hatte, um zu verstehen, dass ich über die Grenze gekommen war. Man wusste nicht was man machen musste. Das ganze zusammen mit einer grossen Dosis Sprachbarriere machte die Situation für mich zwar spannend, aber auch unheimlich komisch. Man stelle sich mich vor, inmitten von vier freundlichen, aber wild gestikulierenden Polizisten. Ich musste mich doch sehr einhalten, um nicht breit zu grinsen. Zum Glück konnte man den Chef erreichen, der Englisch sprach. Am Telefon wurde dann ganz schnell klar, dass das alles kein Problem ist: Ich bin ja EU-Bürger. Im nächstem Dorf fand man das ganze auch sehr lustig, Grenspolizisten werden nicht allzu ernst genommen hier. Man erzählte mir, dass sehr viel illegaler Grenzverkehr über diese Berge geht, und lachte herzlich über die unvollständige Stempelsammlung in meinem Reisepass: Einreise Serbien, aber keine Ausreise (da ich über die Grenze des Kosovos ausgereist war, und die Grenze erkennen die Serbischen Autoritäten nicht an). Dann Einreisestempel vom Kosovo, aber natürlich kein Ausreisestempel, da Ich ja ‚illegal‘ in Montenegro eingereist war. Bald würde ich dann wieder einen Ausreisestempel kriegen.... Weiter ging es durch Montenegro, wo alles auf einmal viel sauberer war. Die Leute waren freundlich, und ich machte den Fehler um einen selbstgebrannten Slivoviche nicht abzuschlagen. Nur einen! Aber dann aus einem türkischem Teeglas. Ich fand ihn wirklich lecker, aber auf leerem Magen hat das einen ziemlichen Effekt. Ich fuhr etwas weiter, und legte mich dann unter einen Baum um drei Stunden zu schlafen; Fahrradfahren ging beinahe nicht mehr. Wieter ging es richtung dem Tare Canyon, wieder ein superschönes Gebiet. Hier hatte es vor einer Weile einen Waldbrand gegeben, man konnte es noch riechen wenn man durch den Wald fuhr. Sofort sieht man dann auch Anzeichen von Erosion. Der Tare Canyon war ein absolutes Highlight, wunderschön tief eingeschnitten, mit einem klarem Fluss. Während der Nacht, dass ich dort schlief, regnete es stark; das gab am nächsten morgen eine tolle Atmosphäre. Wirklich magisch. Danach ging es gleich weiter mit den landschaftlichen Highlights: Der Durmitor Nationalpark. Das fast Alpine Gebirge ist ein absoluter Knaller, die Strasse war ruhig. Mann, habe ich das genossen. Danach wurde es Zeit, um mal wieder an eine Rückreise zu denken. Die erste Stadt in der Nähe war Sarajevo. Also ging es bald Richtung Bosnien&Herzegowina, entlang einem tief eingeschnittenen Canyon mit einem Stausee, mit vielen Tunneln. Hier wünschte Ich mir eine funktionnierende Lichtanlage! Ich fand das hier auch toll: Zum Durmitor Nationalpark, einfach im Tunnel links! Der Stauwall war riesig und beeindruckend. Gross bauen konnten sie schon in der Yugoslawischen Zeit Montenegro war klein aber fein, voll von Landschaftlichen Leckerbissen, ruhiger und sauberer als die Umliegenden Länder. In Bosnien&Herzegowina wurde dann das Erbe des Bürgerkrieges ziemlich schnell deutlich: Minenfelder, und zerbombte Häuser sind hier überall entlang des Weges zu ‘bewundern’. Nicht zu Nahe treten, Blindgänger und Boobie-traps sind nicht überall geräumt... Ich begegnete noch zwei Franzosen, die Ihren Trip ganz anders machten als Ich: Sie hatten fast nichts dabei, und hatten sich in Podgorica zwei Fahrräder gekauft, für 160€ das Stück. Mit dem fuhren sie dann nach Zagreb. Dort wollten sie dann die Räder verkaufen oder verschenken. Es funktionierte ganz gut für sie, aber es ist klar dass man dann natürlich auf einem eingesessenen Brooks sitzt, und Duct-tape und Kabelbinder zu einem sehr wichtigem Teil der Ausrüstung gehören. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass sie mich ziemlich oft am Berg stehen haben lassen, obwohl ich nach mehr als einem Monat vielleicht mal fit sein sollte. Naja, ihr erster Gang war um einiges schwerer als meiner, und sie hatten nur minimalst-Gepäck dabei. Auf jeden Fall mal eine andere Art, mit dem Rad zu reisen. In Sarajevo nahm ich schon wieder Abschied von den Jungs, und schlug mein Kwartier auf einem Campingplatz auf. Am nächsten Tag ging es zum Busbahnhof. Ich wollte mich erkunden, wie ich nach Hause kommen könnte, ich finde im Internet noch immer keine gute Übersicht über die Routen von den verschiedenen Buslinien. Ich kam beim Busbahnhof an, und eine halbe Stunde später saß ich im Bus nach Utrecht. Unglaublich, wie viel glück ich da hatte! 30 Stunden später stieg Ich gerädert aus dem Bus, und bald danach war ich wieder zuhause. Es war mal wieder eine tolle Reise! Mütter mögen es wohl nicht so, wenn die Söhne alleine durch den Balkan radeln, aber ich habe mich kein einziges mal bedroht gefühlt, ausser halt vom Verkehr im Kosovo. Die Türkische Gastfreundschaft hat mich vom Hocker gehauen. Die Türkei ist ein tolles Land für Radreisen, Ich würde auch wieder im Sommer dorthin fahren. Einmal durch würde mich sehr reizen. Der Balkan war auch grandios, die Unterschiede zwischen den Ländern waren sehr lehrsam. Ich habe in Gesprächen mit vielen Leuten dort einige neue Ideeën bekommen. Ich war überrascht um zu hören dass viele Leute hier der Demokratie um einiges kritischer gegenüberstehen als dass ich es in meinem Umfeld gewohnt bin. Ich habe die Reise sehr genossen, auch wenn die Hitze stark an meinen Reserven geknabbert hat, aber ich habe gemerkt, dass alleine Reisen in diesen Ländern schwieriger ist als erst gedacht. Nicht, weil die Leute gefährlich sind, sondern gerade weil die Leute so freundlich und offen sind. Man wird so oft am Tag angesprochen, und dann wurde mir oft klar, dass das einzige, was ich an so einem Tag gesagt hatte war: ‚Es tut mir leid, aber ich spreche deine Sprache nicht.‘ Nächstes mal, wenn ich alleine Reise, geht’s in ein Land, von dem Ich die Sprache spreche, oder in ein Land mit weniger Menschen. Trotzdem habe ich hier eine tolle Reise machen dürfen, und der Balkan hat ein spezielles Plätzchen in meinem Herz bekommen. Es ist einfach eine wunderschöne Region mit interessanten Menschen. Die Türkei lockt auch, dort will ich sicher nochmal hin. Wenn’s sein muss, im Sommer. Gute Reise! Benno
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#1002226 - 04.01.14 16:07
Re: Bulgarien
[Re: naero]
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Klasse Bericht mit schönem Humor einer tollen Tour.
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#1002286 - 04.01.14 17:43
Re: Bulgarien
[Re: naero]
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Danke nochmal für deinen schön bebilderten Bericht. Deine Bilder aus dem alpinen Montenegro zeigen mir, dass es doch von Vorteil ist, wenn man zu einem früheren Zeitpunkt reist, wenn die Almwiesen noch im rechten Saft stehen. Beeindruckend bleibt es trotzdem, weil diese Route durch viel Fels oder an panoramareichen Gipfelwelten vorbei führt.
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#1002318 - 04.01.14 19:32
Re: Antalya-Sarajevo im Sommer
[Re: naero]
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Danke für die Fertigstellung dieses fesselnden Reiseberichtes.
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Freundliche Grüße aus MVP Weniger macht frei | |
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#1002354 - 04.01.14 21:29
Re: Bulgarien
[Re: naero]
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Klasse! Deinen Bericht habe ich gerne gelesen. Gruss Thomas
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#1002421 - 05.01.14 08:39
Re: Bulgarien
[Re: naero]
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Also ich fahre in wenigen Wochen für 6 Monate nach China, aber dein Bericht macht nicht trotzdem ein wenig neidisch! Sehr schön und nett geschrieben. Danke!
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#1002675 - 05.01.14 19:52
Re: Bulgarien
[Re: naero]
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klasse Bericht mit interssanten Details und das in einer meiner Lieblingsregionen. Etliche Teile Deiner Strecke kommen mir schwer bekannt vor, nur war der Weg zu den Panzersperren zwischen Kosovo und Montenegro bei unserer Durchfahrt (die übrigens eine direkte Konfrontation mit der Grenzpolizei zu Folge hatte)noch nicht asphaltiert. Viele Deiner Eindrücke teile ich, allerdings habe ich den Insekten am Wegesrand bislang doch eine vergleichsweise bescheidene Aufmerksamkeit geschenkt, Dank Dir für diesen besonderen Blickwinkel.Genau der macht ja jede einzelne reise zu einer sehr individuellen und besonderen Geschichte.
Gruß Nat
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#1002718 - 05.01.14 21:54
Re: Bulgarien
[Re: veloträumer]
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Hui, der Durmitor NP ist im Frühling noch schöner? Dann muss ich wohl sicher nochmal hin, fand's ja jetzt schon grandios!
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#1003077 - 06.01.14 22:29
Re: Bulgarien
[Re: naero]
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Es muss schon Sommer sein - wegen dem Schnee. In den Bergen fallen Frühling und Frühsommer mehr oder weniger zusammen - das ist auch in den Alpen so. Du wirst doch nicht meinen Sommer-Reisebericht verschmäht haben? Auf einem Bild siehst du ja, wie die Krokusse aus der gerade geschmolzenen Restschneedecke hervorlugen (das war auf einer der beiden Passhöhen).
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#1003701 - 09.01.14 07:50
Re: Bulgarien
[Re: veloträumer]
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Ich habe jetzt erst deinen Bericht gelesen. Super! Vor allem den 'soziologisch/politischen' Teil fand ich sehr interessant. Auch weil mir gerade die Einstellung der Leute in Montenegro sehr gefallen hat, und Ich dort gerade das Gefühl dass man dort einfach nicht so viel mit dem hektischen neuen Kapitalismus der Nachbarländer hat. Ich muss dazu aber auch sagen, dass ich fast immer wild gezeltet habe, und so doch nur Zufallsbegegnungen hatte, und wenig Kontakt mit 'Geschäftemachern'.
Grüsse, Benno
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#1007036 - 19.01.14 15:34
Re: Bulgarien
[Re: naero]
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Und hier noch ein paar nutzlose Fakten über Oppiliones: Auch die einheimischen Sorten haben sehr starkes Gift, dass manchmal genug sein könnte um einen Erwachsenen zur Strecke zu bringen. Keine Bange, denn die Giftzähne sind so klein, dass sie nicht durch die Haut eines Menschen kommen. Soweit ich weiß haben die überhaupt keine Giftzähne, sondern nur Stinkdrüsen zur Feindabwehr. Zu den Gurken: ich weiß zwar auch nicht, ob das eine Gurke war, aber Zierkürbisse z.B. sind auch extrem bitter, könnte also sein. Auf jeden Fall ein schöner Bericht.
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***************** Freundliche Grüße | |
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#1007063 - 19.01.14 17:23
Re: Bulgarien
[Re: naero]
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Hat richtig Spaß gemacht, den Bericht zu lesen und die Bilder zu betrachten. Auch, dass du den Fokus auf die kleinen Krabbeltiere gerichtet hast, fand ich sehr interessant. Danke!
Gruß Frank
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#1007124 - 19.01.14 19:19
Re: Antalya-Sarajevo im Sommer
[Re: naero]
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Viele meiner Foto's zeigen irgendwelche Viecher, die mir in der Mittagspause vor die Linse gelaufen sind, so wie diese Gottesanbeterin. Sie ist deshalb so besonders, weil Sie ihre Hinterbeine zum Springen benutzt. Das machen die meisten Gottesanbeterinnen nicht. Die kleine Gottesanbeterin befindet sich noch im Larvenstadium, deshalb ist es ganz normal, dass sie sich hüpfend fortbewegt Unterhaltsamer Bericht und schöne Bilder! Gruß, Bodo
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#1007232 - 20.01.14 06:03
Re: Antalya-Sarajevo im Sommer
[Re: zulu]
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Danke! So lernt man als Entomologe in einem Rad-Forum noch was über Krabbeltiere. Ich wusste nicht, dass Gottesanbeterinnen so ein abweichendes Nymphenstadium haben. Und das Opilliones scheinbar keine Giftzähne haben, finde Ich dann auch wieder lustig. Ich habe diese Geschichte über die Spinnen in einem zugegebenermassen nicht biologischem Buch aus den sechzigern gelesen, das brauch also auch nicht zu stimmen. Danke, Henning.
Grüsse, Benno
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#1008625 - 23.01.14 18:37
Re: Bulgarien
[Re: naero]
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Danke für diesen ineressanten Bericht. Landschaft, Pflanzen und Krabbeltiere, der Bericht war einfach klasse!!! Gruß Günther
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Besser Du schreibst Deine Pläne mit Bleistift, dann kannst Du radieren. | |
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