... und nun der sechste, kürzeste und letzte Teil (Tag 20 - Tag 21) ...





DER ZWANZIGSTE TAG (13.06. – 86 KM / 1300 M)

Um 7 Uhr fuhr ich von der Pension los. Ein COOP-Markt hatte schon offen, so dass ich mich für das Frühstück und Mittagessen eindecken konnte. Die ersten, die in Polen, der Slowakei und Tschechien – und das ist mir extrem aufgefallen – diese Geschäfte besuchen, scheinen überwiegend Männer zu sein, die Taschen gefüllt mit leeren Bier- und Schnapsflaschen anschleifen, um sie gegen die gleiche Menge voller Flaschen zu tauschen. Ich habe auf dieser Tour sehr viele stark alkoholisierte Männer gesehen und fand das doch recht erschreckend. Um etwa 8 Uhr erreichte ich die Fähre, die allerdings erst um 9 Uhr fahren sollte. Es wehte ein eisiger Wind, so dass ich mir eine windgeschützte Ecke am Fährhaus suchte, um mein Frühstück zu verzehren. Auf der Fähre war ich der einzige Mitfahrer. Gleich nach dem Stausee ging es steil hoch, aber Österreich war schnell erreicht.











Nach ein paar schlappen Steigungen war bald das Tal der Großen Mühl durchquert und die Grenze nach Deutschland hatte ich erst überfahren, ohne sie zu bemerken. Ich fuhr extra noch einmal ein paar Hundert Meter zurück, um diesen Übergang zu würdigen.















Noch ein paar Hügel und schon kam ich nach Obernzell. Und hier gingen diverse Gewitter los, die mich entlang der Donau bis Passau immer wieder etwas erfrischen sollten. Der Wasserpegel der Donau war sehr hoch, aber überschwemmt war noch nichts. In Passau wartete der letzte sehr steile Anstieg auf mich, da meine Schwester es vorzog, in sicherer Höhe über den Flüssen zu wohnen. Ein Essen in Familienkreis war die Belohnung.












DER EINUNDZWANZIGSTE TAG (14.06. – VIELLEICHT 30 KM / EHER KEINE M)

Um 7:17 Uhr sollte der Zug losgehen, der mich schließlich mit einiger Verspätung (Bundesbahn …) nach Bremen brachte. Von dort fuhr ich – natürlich gegen den Wind – die letzten 25 km entlang der Weser nachhause.






EIN SCHLUSSWORT

Der Bericht ist lang geworden – es war ja auch eine lange Tour. Obwohl ich den allergrößten Teil der Bilder aussortiert habe, sind es doch eine Menge Bilder geworden. Ich hoffe, der Bericht hilft auch bei der Entscheidung zur Planung Eurer nächsten Tour. Ich denke, dass anhand der Beschreibung klar werden sollte, was man zu erwarten hat, wenn man meinem Track nachfährt. Ich würde es wieder tun. Es war eine anstrengende Tour, was natürlich auch an den beachtlichen Tagesstrecken lag. Das kann man sicher „gemütlicher“ gestalten. Außerdem war es eine Tour, die eine sehr ausgewogene Mischung zwischen Natur und Kultur bot.

Ich hoffe, der Bericht hat Euch gefallen!


That’s the end my friend …

Tststs... wer fährt denn nach Budweis und trinkt dort nur Cappucino!

Gruß
Thoralf

Habe Tschechien wohl mit Italien verwechselt - das Wetter war so gut

Hallo Natalie,

auch meine ersten Reiseräder waren umfunktionierte Rennräder. Ich erinnere mich noch gut, wie ich damit das erste Mal den Splügenpass (zum Glück von der Nordseite her kommend) hoch geschnauft bin. Ich bin nur nicht abgestiegen, um zu schieben, da es fürchterlich kalt war und zu schneien begonnen hatte. Ausgerüstet war ich aber (jugendliche Unerfahrenheit) für die Mittelmeerküste (wo es ja dann auch sehr warm war), so dass ich einfach schnell oben sein wollte und möglichst zumindest von innen die Heizung am Laufen halten wollte. Bei der Abfahrt (zu schnell, ebenfalls jugendliche Unerfahrenheit) bin ich dann mit einem Salto gestürzt (Steinschlag). Zum Glück ist mir nichts Schlimmes passiert. Seitdem fahre ich die Pässe mit mehr Respekt und da mir das ja mit 19 passiert ist, hat es mich evtl. vor vielen weiteren Sturzmöglichkeiten bewahrt.

Die von mir durchfahrenen Bereiche der Slowakei kann ich tatsächlich nicht unvoreingenommen betrachten. Irgendwie ist es ein Teil meiner Heimat, auch wenn mein Vater uns Kindern leider nie Slowakisch beigebracht hat. Das ist schade. Meine Schwester hat deutlich mehr Sprachtalent und hat die Sprache später erlernt. Ich kann nur einzelne Brocken

Die Fotos der "tollen" Wegstrecke haben mich an unsere diesjährige Tour erinnert. Wir sind von Prag über Warschau und Minsk nach Vilnius geradelt und dabei öfters auch auf diesen netten Sandpisten gelandet...

Du hast Dir eine tolle Route ausgesucht! Vor allem der Abschnitt auf dem Iron Curtain Trail war sicher beeindruckend.

Eure Strecke ist auch sehr interessant. Ich hatte auch eine Zeit lang überlegt, ob ich durch Weißrussland fahren sollte, habe mich aber dann dagegen entschieden. Der Osten Polens war ein reizvolles Ziel und die Strecke passte auch gut von Länge und Wegführung zu meinem wichtigsten Vorhaben, dem Besuch in der Slowakei.

Natürlich sind die Sandwege immer wieder einmal ein "Hemmschuh" gewesen. Ich habe es aber nicht so tragisch genommen, da die meisten dieser Abschnitte auch durch besonders schöne Natur geführt haben. Jeder, der meine mittleren Tagesstrecken sieht, denkt immer, dass ich mit großem Tempo durch die Landschaft rase. Dem ist aber nicht so. Ich fahre nicht langsam, aber ich nehme mir die Zeit für Besichtigungen und Pausen. So bringt mich eine Schiebestrecke oder etwas "abgebremste" Fahrstrecke nicht aus dem Gleichgewicht - ich versuche das Beste daraus zu machen

Der Iron Curtain Trail ist eine gute Wahl für meine Strecke durch Tschechien gewesen. Du hast ja da noch umfangreichere Erfahrungen sammeln können.

Ich sehe an deinem Track, dass du von Narewka nach Białowieża durch den Wald gefahren bist. Wir war denn dieses Stück? Auf der Karte ist das als G4 (=Trampfelpfad) eingezeichnet.

Ich würde im nächsten Jahr dort lang wollen. Bin aber wenig scharf auf 20 km schieben...

Gruß
Thoralf

Definitiv sind es keine 20 km Schiebestrecke. Es handelt sich um den offiziellen Green-Velo-Radweg, was - wie ich ja mehrfach gezeigt habe - keine Garantie für sandfreie Wege darstellt . Echte Schiebestrecken gibt es aber zum Glück nur ab und zu. Die Strecke vor Białowieża habe ich als recht gut fahrbar in Erinnerung. G4-Charakter hätte ich dem Weg sicher nicht zugeordnet. Leider habe ich gerade von diesem Abschnitt nur ein recht unscharfes Bild. Der Weg geht wunderbar durch den Wald, aber für Fotos erschien mir dieser nicht so spannend.

Auch wenn es unscharf ist, zeige ich es Dir. Urteile selbst, ob Du das als G4 bezeichnen würdest ...



P.S. Es war eine Strecke, bei der meiner Erinnerung nach keine losen Sandstücke vorkamen. Auch das Holpern hielt sich in Grenzen.

Fein.

Weißt du zufälligerweise, ob der Grenzübergang nach Belarus dort offen ist? Oder muss man außenrum fahren? Offiziell existiert der nicht. Bei Wikipedia (polnisch) steht, dass man zu Fuß oder mti dem eigenen Fahrrad drüber darf (die korrekten Papiere vorausgesetzt).

Gruß
Thoralf

Ich hatte lange überlegt, ob ich den Übergang nutzen sollte, habe mich dann aber dagegen entschieden. Allerdings hatte ich mich im Vorfeld erkundigt. Diese Seite hatte ich mir abgespeichert ...

Der Übergang kostet auf jeden Fall auch Geld, was mir aber egal gewesen wäre.

Ich wollte eigentlich aus der anderen Richtung (Minsk) kommen... Also nach Polen einreisen.

Was meinst du mit "kostet auf jeden Fall auch Geld"? Schmiergeld? Oder Geld für ein Visum? Wenn ich von Minsk aus komme, werde ich ohnehin ein Visum haben.

Danke für den Link, den habe ich beim Suchen echt nicht gefunden.

Gruß
Thoralf

Das Geld wäre für das Kurzzeitvisum fällig gewesen. In Deinem Fall sollten keine zusätzlichen Gebühren anfallen.

........ jetzt hab ich auch den letzten Teil deiner Reise gelesen. Was soll ich sagen?
"Ein typischer Arnulf"
Danke für die "neue Art" der Einleitung. Damit weiss nun jeder, auf was er sich einläßt, wenn er deinen Wegen folgt. Wie Du das geschafft hast, bleibt mir jedoch ein Rätsel.

Danke für deine sehr persönlichen Eindrücke einer mir völlig unbekannten Ecke Europas.
Jürgen

Irgendwie schaffe ich es nicht, weniger Strecke in meine Radreisen zu packen. Auch bei meiner neuen Planung sind es wieder mehr als 2000 km für die doch recht knappe Zeit. Bislang hat mir das aber auch so recht viel Spaß gemacht - ich habe immer sehr viel sehen können. Beim Erstellen des Berichts fällt mir immer auf, wie viel ich da wirklich erlebt habe. Man kann lange davon zehren.

Dieses Mal war die Tour ja für mich auch recht emotional. Es waren doch viele Erinnerungen an meinen Vater und an meine eigene Jugend, die im slowakischen Teil immer wieder hoch kamen.

Übrigens glaube ich durchaus, dass man sich nicht zu sehr von den schlechten Wegstücken abschrecken lassen sollte. Wenn man einfach weniger Strecke pro Tag zurücklegt, kann man durchaus auch diese Hindernisse überwinden. Die schöne Natur gleicht das wieder aus. Man muss nur eben wissen, dass man nicht nur geteerte Wege vor sich hat, wenn man z. B. den Green Velo in Polen fahren will.

Der Reisebericht gefällt mir sehr gut, vielen Dank für die Mühe. Habe zwar noch nicht alles gelesen, kenne aber die Gegend in Ostpolen ein wenig von einer unserer letzten Touren. Kurz noch mal zur Fähre über den Bug bei Niemirow, wir hatten damals ein ähnliches Problem. Der Fährmann ist gleichzeitig auch Landwirt. Es kostete uns etwas Zeit und Überredung, ihn von seinem Traktor zu locken um uns über den Fluss zu schippern. Der fühlte sich durch uns wirklich gestört. Hast du Grabarka, einige Kilometer vor Mielnik, bewusst ausgelassen? Das war, zumindest aus meiner Sicht, einer der schönsten und kraftvollsten Orte in dieser Region.
Gruß, Gatzek

Ich habe auch den Verdacht, dass die Fähre nicht wegen Niedrigwassers nicht besetzt war - das war nämlich nicht zu erkennen ...

Grabarka habe ich ausgelassen - wie wahrscheinlich viele andere Orte, da ich nicht wusste, dass außer dem Kloster der Ort selber auch noch sehenswert war. Zudem ist es einfach nicht möglich, alle Punkte anzufahren. Ich hatte ja letztes Jahr meinen geplanten Track zur Diskussion gestellt. Ich hoffe dann immer darauf, Hinweise auf Orte zu erhalten, die ich unbedingt einbauen sollte. Wie gesagt, alles ist nie möglich, aber wenn ich hier einen konkreten Hinweis erhalten hätte, hätte ich ihn vielleicht berücksichtigt, da ich ja sowieso fast durchgefahren bin. Ich denke, dass ich bei dieser Tour keinesfalls zu wenig gesehen habe.

P.S. Dieses Bild ist übrigens von der Kapelle vor dem Kloster:



Wenn Du die Kreuze meinst, so habe ich die gesehen - leider ist das Foto, welches ich davon gemacht habe, so unscharf geworden, dass ich es gelöscht hatte

Oder meinst Du wirklich die Ortschaft?

Ja, ist schon klar, man kann nicht alles sehen. Wir verbrachten damals mehrere Stunden in der Wallfahrtskirche, dem angrenzenden Klosterwald und auf dem Kreuzberg. Hatten allerdings auch einen ganzen Sommer Zeit für Polen. Schade, den Faden damals habe ich wohl nicht beachtet.
Gruß, Gatzek

Hallo, moin moin,

es sind ja schon einige Monate vergangen, dass Du den Bericht eingestellt hast, aber ich hab ihn auch jetzt, im Februar, mit großem Interesse gelesen. Sehr schöne Eindrücke, die mich überlegen lassen, ob ich nicht doch mal Osteuropa bereisen sollte. Vielen Dank fur`s mitnehmen, auch wenn es nur virtuell war.

Hallo Ingo,

es war eine schöne Tour - ganz anders als meine "Balkan-Tour" von 2015, aber ebenfalls absolut lohnenswert. Selbst der erste Teil, der mir bei der Planung als etwas "flach" erschien, war zum einen nicht wirklich flach und insbesondere nicht langweilig. Selbst die Begegnung mit zum Teil etwas "fordernden Wegstücken" trübt mein Bild nicht. Aber das würden andere Radler vielleicht anders beurteilen. Es gibt so viele schöne Gegenden, die man erradeln kann, aber viel zu wenig Zeit .

Kann mir jemand erklären, wie diese Querfurchen auf Wegen entstehen, wie man sie auf einem der Fotos oben sieht? War wegen diesem §$!"?$) in Litauen letztes Jahr mehrmals kurz davor, das Rad in den Graben zu werfen. Schleichen ist angesagt, ansonsten schaukelt sich das Rad sofort an.

Reifenabdrücke können es nicht sein, die Dinger gehen manchmal quer über die Fahrbahn, insb. auch genau in der Mitte.

Ja, diese Rillen habe es in sich. Schlimmer fand ich aber dennoch die weichen Sandpisten, wo Fahren vielleicht noch mit einem Fatbike ginge, aber nicht mit einem "normalen Reiserad".

Als Physiker verweise ich einmal auf entsprechende Forschungsergebnisse. Auf dieser Seite findest Du eine kurze Erklärung und die Links zu den wissenschaftlichen Untersuchungen.

P.S. Gerade fällt mir ein, dass der Link zur Originalpublikation nur wenigen helfen dürfte, da der Zugang zu der pdf-Datei nicht frei ist.

P.P.S. Offensichtlich wurde die Veröffentlichung frei gegeben. Der Link aus dem Wikipedia-Artikel führt zu der pdf-Datei und dieser Link zur deutschen Zusammenfassung.

Als Hochschulangehöriger hätte ich vermutlich sowieso drauf zugreifen können, aber vielen Dank, ich les mir das mal durch

Ein toller Bericht. Beides wunderschöne Städte, in denen ich schon war. Aber sie zu verbinden - und dann auch noch mit dem Fahrrad: genial!

Das Verbinden der Städte hat sich gelohnt. Dazwischen gab es viel schöne Natur und auf dieser Tour auch so etliche kulturelle Höhepunkte. Man weiß ja nie genau, was einem bei so einer langen Tour erwarten wird, aber bisher hatte ich eigentlich immer Glück gehabt - auch diesmal.